Die entführten koptischen Mädchen und jungen Frauen Ägyptens – 500 Fälle seit Sieg des „Arabischen Frühlings“


Christenverfolgung in Ägypten(Kai­ro) Wäh­rend Ägyp­tens Staats­prä­si­dent Mur­si den Sala­fi­sten und der Gamaa Isla­mi­ja sie­ben von 27 Gou­ver­ne­ments über­trägt und damit die Macht der Isla­mi­sten jen­seits sei­ner eige­nen Mus­lim­bru­der­schaft wei­ter stärkt, bleibt das Pro­blem der Ent­füh­rung jun­ger kop­ti­scher Mäd­chen ein unge­lö­stes Pro­blem. Die jun­gen Chri­stin­nen wer­den in den mei­sten Fäl­len Opfer von Zwangs­ehen durch Islamisten.

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Der Ver­ein Asso­cia­ti­on of Vic­tims of Abduc­tion and Forced Dis­ap­pear­ance (AVAFD) ver­sucht den Opfern die­ser bru­ta­len Pra­xis eine Stim­me zu geben. Die Ent­füh­rung jun­ger Kop­tin­nen hat seit dem Sturz von Staats­prä­si­dent Muba­rak immer mehr zugenommen.

„Der Ver­ein hat 45 Anzei­gen beim Gene­ral­staats­an­walt ein­ge­reicht und der Mili­tär­re­gie­rung wäh­rend der Über­gangs­zeit ein detail­lier­tes Memo­ran­dum zukom­men las­sen, zusätz­lich zu den Berich­ten, die wir an das Innen­mi­ni­ste­ri­um geschickt haben“, so der Grün­der von AVAFD. Der Ver­ein führ­te eine Rei­he von Tref­fen und Gesprä­chen mit füh­ren­den Per­sön­lich­kei­ten durch, um sie auf das Phä­no­men auf­merk­sam zu machen, dar­un­ter mit Hossam El-Ghe­ria­ny, den Vor­sit­zen­den des ägyp­ti­schen Men­schen­rechts­rats, aber auch mit ande­ren Mit­glie­dern des Rats, eben­so mit Mit­glie­dern des Schura-Rats, des ägyp­ti­schen Oberhauses.

Die von AVAFD vor­ge­leg­ten Zah­len sind beein­druckend. Der Ver­ein hat allein seit der „Revo­lu­ti­on“ und dem Sturz Muba­raks rund 500 Fäl­le von kop­ti­schen Mäd­chen regi­striert, die ent­führt wur­den. In min­de­stens einem Fall, der von einem fran­zö­si­schen Jour­na­li­sten bezeugt wird, wur­den der ent­führ­ten Chri­stin, die 60 Tage in der Hand der Ent­füh­rer war, das ein­tä­to­wier­te Kreuz herausgeätzt.

Das Phä­no­men Mäd­chen und jun­ge Frau­en zu ent­füh­ren und sie zwangs­wei­se zu isla­mi­sie­ren, ist in Ägyp­ten recht ver­brei­tet, vor allem seit der Macht­über­nah­me isla­mi­scher Par­tei­en, und fin­det in der Öffent­lich­keit kaum Inter­es­se. Der Fall der 14jährigen Sarah hat den­noch die öffent­li­che Mei­nung auf­ge­schreckt. Die jun­ge Chri­stin Sarah Ishaq Abdel­ma­lek befand sich am 30 Sep­tem­ber des Vor­jah­res in el-Dabaa gemein­sam mit ihrer Cou­si­ne Miri­am auf dem Weg zur Schu­le. Gemein­sam betra­ten sie eine Buch­hand­lung. Miri­am ging dann wei­ter, wäh­rend Sarah noch wei­te­re Bücher anschau­en woll­te. Seit­her hat sie nie­mand mehr gese­hen. Der Vater gab bei der Poli­zei eine Ver­miß­ten­an­zei­ge auf. Kurz dar­auf erhielt er einen Anruf, in dem ihm mit­ge­teilt wur­de, daß er sei­ne Toch­ter nie wie­der sehen würde.

Bischof Anba Pacho­mi­us erteilt Pater Bigem, dem Vor­ste­her der Kir­chen in der Gegend von el-Dabaa Anwei­sung, eine Peti­ti­on an Staats­prä­si­dent Mur­si zu rich­ten. Dar­in infor­mier­te der kop­ti­sche Prie­ster das Staats­ober­haupt von der Ent­füh­rung und beschul­dig­te Maho­moud Selim Abdel Gawad, den Besit­zer der Buch­hand­lung nahe der Schu­le von Sarah. Abdel Gawad ist der Sohn eines Sala­fi­sten­füh­rers der Gegend. „Die Sicher­heits­kräf­te wis­sen, wo sich das Mäd­chen befin­det und sie haben mir ver­spro­chen, die Sache zu lösen, aber es sind lee­re Wor­te“, erklär­te Pater Bigem.

Men­schen­rechts­grup­pen und ande­re Orga­ni­sa­tio­nen wur­den für Sarah aktiv und for­der­ten öffent­lich die Frei­las­sung des Mäd­chens. Die Sala­fi­sten warn­ten die Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen, vor allem den ägyp­ti­schen Frau­en­rat, davor, wei­ter­hin etwas zu unter­neh­men, um Sarah zurück­zu­ho­len. Sie habe sich zum Islam bekehrt und einen Mos­lem gehei­ra­tet. In der Erklä­rung wur­de gleich­zei­tig bekannt­ge­ge­ben, daß die jun­ge Chri­stin „die Puber­tät erreicht hat und damit der Ehe mit ihren Fol­gen und ihrer Ver­ant­wor­tung ent­spre­chen kann“.

Im Gegen­satz zu vie­len ande­ren ähn­li­chen Fäl­len, wird über Sarah in der Öffent­lich­keit noch gespro­chen. Bei der AVAFD ist man der Mei­nung, inter­na­tio­na­le Gerich­te anzu­ru­fen, da die isla­misch kon­trol­lier­ten Behör­den nicht gewillt schei­nen, das Gesetz gegen sala­fi­sti­schen Angrif­fe zu verteidigen.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Vati­can Insider

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1 Kommentar

  1. Das ist alles sehr tra­gisch, aber eines dür­fen wir nicht ver­ges­sen, seit Johan­nes Paul II. ‑aus­ge­wei­tet und “ ver­stärkt“ durch Papst Benedikt‑, ist die Kir­che zu einem Par­tei­gän­ger Isra­els ver­kom­men, Papst Bene­dikt benütz­te sogar für sei­ne Fahrt vom Jor­dan (Jeri­cho) nach Jeru­sa­lem, die den Juden vor­be­hal­te­ne und den Urein­woh­nern Palä­sti­nas ver­bo­te­ne Auto­bahn nach Jeru­sa­lem. Dass das den ori­en­ta­li­schen Chri­sten auf den Kopf fal­len muss , war mir klar, und ich habe es auch nach Rom geschrie­ben, sehr zeit­nah, fand dort aber kei­ner­lei Interesse.

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