Vatikan fordert Rücktritt des Erzbischofs von San Juan auf Puerto Rico


Gonzalez Nieves Erzbischof San Juan auf Puerto Rico: Vatikan fordert Rücktritt: vier Anschuldigungen zu den Themen: Pädophile Priester, Politik, Homo-Rechte, Amtsmißbrauch(San Juan) Zwi­schen dem Erz­bi­schof von San Juan auf der Kari­bik­in­sel Puer­to Rico und dem Vati­kan hängt der Segen schief. Gegen den Fran­zis­ka­ner Rober­to Octa­vio Gon­za­lez Nie­ves wird von einem Päpst­li­chen Visi­ta­tor ermit­telt. Rom ver­langt von dem im US-Bun­des­staat New Jer­sey gebo­re­nen Erz­bi­schof den sofor­ti­gen Rück­tritt. Gegen ihn wur­den ver­schie­de­ne Anschul­di­gun­gen erho­ben, die im Vati­kan so ernst genom­men wur­den, daß ein Son­der­er­mitt­ler ent­sandt wur­de. Gon­za­lez Nie­ves scheint jedoch nicht an Rück­tritt zu den­ken. Er beharrt auf sei­ner Unschuld und will die­se auch beweisen.

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Das Tau­zie­hen zwi­schen dem Vati­kan und dem Prä­la­ten geht schon eini­ge Jah­re dahin. Der Prä­fekt der Bischofs­kon­gre­ga­ti­on, Marc Kar­di­nal Ouel­let woll­te die Ange­le­gen­heit am ver­gan­ge­nen 15. Dezem­ber im Rah­men eines Tref­fens klä­ren, an dem auch der Sekre­tär der Kon­gre­ga­ti­on, Kuri­en­erz­bi­schof Loren­zo Bal­dis­se­ri teil­nahm. Die Begeg­nung ver­lief rauh und gespannt. Am Ende for­der­te Kar­di­nal Ouel­let von Erz­bi­schof Gon­za­lez Nie­ves den Rücktritt.

Als Ant­wort erhielt die Kon­gre­ga­ti­on statt des­sen einen lan­gen Brief, mit dem der puer­to­ri­ca­ni­sche Metro­po­lit alle Anschul­di­gun­gen zurück­wies. Mit dem Schrei­ben vom 20. Febru­ar an Kar­di­nal Ouel­let ver­schaff­te der Kari­bik-Erz­bi­schof sei­nem Ärger Luft.

Anschuldigungen: von pädophilen Priestern über Forderung nach Homo-Rechten bis politische Einmischung

Auf sechs Sei­ten geht Gon­za­lez Nie­ves auf die vier Ankla­ge­punk­te ein. Ihm wird vor­ge­wor­fen, pädo­phi­le Prie­ster gedeckt zu haben, ohne Zustän­dig­keit Ermitt­lun­gen gegen einen Prie­ster ein­ge­lei­tet zu haben, sich für eine Aner­ken­nung homo­se­xu­el­ler Part­ner­schaf­ten aus­ge­spro­chen zu haben und in der Kathe­dra­le einen „Vater­land­sal­tar“ errich­tet zu haben.

Der Apo­sto­li­sche Nun­ti­us in der Domi­ni­ka­ni­schen Repu­blik, Erz­bi­schof Jozef Weso­low­ski infor­mier­te Rom über die schwer­wie­gen­den Vor­wür­fe gegen den Erz­bi­schof von Puer­to Rico und dräng­te auf des­sen sofor­ti­ge Ent­fer­nung. Die Berich­te Weso­low­skis ver­an­laß­ten die Kle­rus­kon­gre­ga­ti­on, eine Apo­sto­li­sche Visi­ta­ti­on in der Erz­diö­ze­se San Juan ein­zu­lei­ten. Als Apo­sto­li­scher Visi­ta­tor wur­de am 25. Okto­ber 2012 der ecua­do­ria­ni­sche Erz­bi­schof Anto­nio Arre­gui Yar­za von Gua­ya­quil ein­ge­setzt, des­sen Ermitt­lungs­tä­tig­keit noch im Gan­ge ist.

Unter­des­sen hol­te die Kle­rus­kon­gre­ga­ti­on bei der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on Infor­ma­tio­nen dar­über ein, ob es in der Erz­diö­ze­se Fäl­le von Pädo­phi­lie gege­ben und wel­che Hal­tung der Erz­bi­schof dazu ein­ge­nom­men habe.

Erzbischof Gonzalez Nieves wegen „Vaterlandsaltar“ ein Separatist?

Gegen Gon­za­lez Nie­ves spricht vor allem sein Vor­schlag, ein Gesetz zu erlas­sen, das homo­se­xu­el­len Paa­ren bestimm­te Rech­te ein­räumt, ohne sie der Ehe gleich­zu­stel­len. Eben­so in man­chen Krei­sen der „Vater­land­sal­tar“ in der Kathe­dra­le von San Juan. Der Erz­bi­schof hat­te einer Kapel­le sei­ner Bischofs­kir­che die­sen Namen gege­ben. Kir­chen­in­tern bestehen theo­lo­gi­sche Zwei­fel an einer sol­chen Namens­ge­bung. Der „Vater­land­sal­tar“ ist in Puer­to Rico jedoch vor allem poli­tisch umstrit­ten. Die öffent­li­che Mei­nung ist geteilt zwi­schen den Unio­ni­sten, die den Anschluß der Insel als 51. Bun­des­staat an die USA for­dern und den Indi­pen­den­ti­sten, die eine voll­stän­di­ge Unab­hän­gig­keit Puer­to Ricos anstreben.

Die seit der Ent­deckung Ame­ri­kas zu Spa­ni­en gehö­ren­de Kari­bik­in­sel war 1898 von US-Trup­pen besetzt wor­den. 1917 erhiel­ten die Puer­to­ri­ca­ner die Bür­ger­rech­te der USA. Demo­kra­ti­sche Wah­len wur­den ihnen erst 1952 zuge­stan­den. Als nicht-inkor­po­rier­tes Gebiet dür­fen sie nicht an den Prä­si­dent­schafts­wah­len und den Kon­greß­wah­len der USA teil­neh­men. Im Par­la­ment der Ver­ei­nig­ten Staa­ten ist Puer­to Rico durch einen nicht stimm­be­rech­tig­ten Dele­gier­ten vertreten.

Am 6. Novem­ber 2012 spra­chen sich 54 Pro­zent der Puer­to­ri­ca­ner in einem Dop­pel-Refe­ren­dum für eine Ände­rung des Insel­sta­tus aus. 61 Pro­zent votier­ten für die Aner­ken­nung Puer­to Ricos als 51. Bun­des­staat. Ein ent­spre­chen­des Ansu­chen wur­de am 11. Dezem­ber 2012 an die USA gerichtet.

Durch die Errich­tung eines „Vater­land­sal­tar“, so die Kri­ti­ker, habe Erz­bi­schof Gon­za­lez Nie­ves sich auf die Sei­te der Unab­hän­gig­keits­be­we­gung gestellt und poli­tisch Par­tei ergriffen.

Obwohl der Vati­kan, nicht zuletzt zum Schutz des Beschul­dig­ten, abso­lu­te Dis­kre­ti­on in der Ange­le­gen­heit ver­lang­te, nahm Erz­bi­schof Gon­za­lez Nie­ves Kon­takt mit ver­schie­de­nen puer­to­ri­ca­ni­schen Bischö­fen, dar­un­ter Felix Laza­ro Mar­ti­nez von Pon­ce und Alva­ro Cor­ra­da del Rio von Maya­guez, den US-ame­ri­ka­ni­schen Kar­di­nä­len Ber­nard Law, Wil­liam Joseph Leva­da, Sean O’Malley und Timo­thy Dolan sowie dem hon­du­ra­ni­schen Kar­di­nal à“scar Rodrà­guez Mara­dia­ga Kon­takt auf, um ihnen sei­ne Posi­ti­on zu schil­dern. Seit­her ist der Fall öffent­lich bekannt.

Gon­za­lez Nie­ves war von 2000 bis 2007 Vor­sit­zen­der der puer­to­ri­ca­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz. In Rom geht man daher davon aus, daß er die Unter­stüt­zung aller Bischö­fe der Insel genießt, was die Ange­le­gen­heit nicht erleich­tert. In den kom­men­den Wochen wird Erz­bi­schof Weso­low­ski als Apo­sto­li­scher Dele­gat erneut Puer­to Rico besu­chen. Dem vati­ka­ni­schen Diplo­ma­ten steht eine schwie­ri­ge Mis­si­on bevor.

Text: Vati­can Insider/​Giuseppe Nardi
Bild: ACIPrensa

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4 Kommentare

  1. Da es nach den jüng­sten Bischofs­er­nen­nun­gen so aus­sieht, als sei die Bischofs­kon­gre­ga­ti­on ohne­hin nicht mehr von­nö­ten, der Herr Erz­bi­schof von San Juan den rich­ti­gen Stall­ge­ruch und einen zukünf­ti­gen Bera­ter des Pap­stes als sei­nen Anwalt vor­zu­wei­sen hat, zudem auf der ange­sag­ten Hom­o­an­er­ken­nungs­wel­le im Vati­kan mit­rei­tet, wird Emi­nenz Ouel­let einen schwe­ren Stand mit sei­ner Rück­tritts­for­de­rung haben. Außer­dem dient sein Vater­land­sal­tar den unter­drück­ten Puer­to­ri­ca­nern, damit bewegt er sich doch nur auf die Rän­der der Gesell­schaft zu. Nun­ja, und was die Pädo­phi­lie­ver­dun­ke­lungs­vor­wür­fe betrifft, so scheint die­ses The­ma ja seit dem Rück­tritt von Papst Bene­dikt XVI. auch nicht mehr die iner­kirch­li­che Bri­sanz zu besitzen.

    • Ange­sichts einer so undurch­sich­ti­gen cau­sa ist mit Pole­mik auch nie­man­dem geholfen.

    • Jenes Pro­blem besitzt nicht nur kei­ner­lei Bri­sanz mehr, son­dern es wur­de, wie Mari­ni (der mit P natür­lich) ja so lieb insi­nu­ier­te, durch Fran­zens Fen­ster­öff­nung mit­samt der sticki­gen Luft ein­fach … weggeweht 😀 !

  2. Aso ich ken­ne wohl die­sen Bischof nicht, aber was gibt es da noch zu mau­len? Frü­her also vor den VK II galt ja der Grundsatz:
    „Roma locu­ta cau­sa fini­ta“ aber mit die­sen Zei­ten scheint es nun ent­gül­tig vor­bei zu sein (sie­he die Ver­hält­nis­se die im deutsch­spra­chi­gen Raums herr­schen) , den für mich ist aus dem Arti­kel ja schon fasst eine Macht­lo­sig­keit des Vati­kans her­aus zuhö­ren, die ihres­glei­i­chen in Füh­rungs­ebe­nen sucht, so nach dem Motto:
    „Bit­te Bischof da du vom Glau­ben an Gott dem Herrn und sei­ner Kir­che abge­fal­len bist, BITTE sei doch so lieb und tritt zurück, aber anson­sten haben wir uns ja alle LIEB“

    Got­tes und Mari­ens Segen auf allen Wegen

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