(Rom) Nachdem Bischöfe von Apulien nach ihrem Ad-limina-Besuch bei Papst Franziskus öffentlich bekanntmachten, was ihnen der Papst gesagt hatte (Katholisches.info berichtete), steht das Verhältnis des neuen Kirchenoberhauptes zur überlieferten Form des Römischen Ritus unerwartet im Mittelpunkt des Interesses.
Wegen der Bedeutung des Themas dokumentieren wir einige Stimmen. Hier der Beitrag von Matteo Matzuzzi, des neuen Vatikanisten der Tageszeitung Il Foglio. Zuletzt veröffentlichten wir einen Beitrag des traditionsverbundenen Blogs Messainlatino.
Das Verhältnis von Papst Franziskus zur überlieferten Messe war überraschend Thema einer Audienz für italienische Bischöfe, als diese vom Papst die Rücknahme des Motu proprio Summorum Pontificum wollten. Sie fanden jedoch nicht die erwartete Unterstützung des Papstes. Aus den Worten des Papstes an die Bischöfe geht hervor, daß er vielmehr von diesen zweierlei erwartet: Erstens die überlieferte Liturgie nicht zu behindern, sondern vielmehr die Voraussetzungen zu schaffen, daß sie gleichberechtigt neben der neuen existieren kann. Zweitens, daß auch die Bischöfe für sich selbst, Nutzen aus dem alten Ritus ziehen sollen.
„Alte Messe wird nicht angerührt“ – Der Jesuitenpapst überrascht erneut alle
Wer dachte, daß mit dem südamerikanischen Jesuiten Jorge Mario Bergoglio auf dem Stuhl des Petrus die lateinische Messe in ihrer außerordentlichen Form für immer der Vergangenheit angehören werde, hat sich verschätzt. Ratzingers Motu proprio Summorum Pontificum von 2007 wird nicht angerührt und das Missale von 1962 von Johannes XXIII. (die letzte Ausgabe des tridentinischen Missale des hl. Papstes Pius V.) ist gerettet. Dieser Ritus mit dem Gott und nicht dem Volk zugewandten Zelebranten und den Altarschranken, die die Bänke der Gläubigen vom Altarraum trennen, ist kein Gerümpel und kein Plunder, der zum Verstauben in irgendein Museum zu verfrachten ist. Das sagte der regierende Papst, als er vor wenigen Tagen im Apostolischen Palast die Bischöfe Apuliens empfing, die zum Besuch ad limina apostolorum nach Rom gekommen waren, wie dies der gesamte Weltepiskopat alle fünf Jahre tut.
Wie der Vatikanist Sandro Magister schrieb, waren die apulischen Bischöfe anschließend die gesprächigsten gegenüber Klerus und Journalisten. Vergangene Woche erzählte Luigi Martella, der Bischof der Diözese Molfetta, daß Franziskus bereit wäre, noch vor Jahresende die Enzyklika über den Glauben zu unterzeichnen, die Benedikt XVI. in der Stille des Klosters Mater Ecclesiae fertigstellen würde. Er fügte sogar hinzu, daß Bergoglio bereits an sein zweites Pastoralschreiben denke, das der Armut gewidmet und den Titel Beati pauperes tragen werde. Erklärungen, die den Heiligen Stuhl zwangen, zu dementieren und richtigzustellen mit Pater Federico Lombardi, der dazu einlud „an eine Enzyklika nach der anderen“ zu denken.
Priorität für apulische Bischöfe: Abschaffung von Summorum Pontificum – Unterschwellige Botschaften
Dann war Domenico Padovano, der Bischof von Conversano-Monopoli an der Reihe, der dem Klerus seiner Diözese erzählte, daß die Bischöfe der Region der apulischen Platte ihre Priorität darin sahen, dem Papst zu erklären, daß die Messe im alten Ritus große Spaltung in der Kirche verursache. Die unterschwellige Botschaft lautete: Summorum Pontificum ist aufzuheben oder zumindest stark einzuschränken. Doch Franziskus sagte Nein.
Und es war immer Msgr. Padovano, der berichtete, daß Franziskus ihnen geantwortet hat, über extreme Positionen bestimmter traditionalistischer Gruppen zu wachen, aber gleichzeitig nahelegte, aus der Tradition Nutzen zu ziehen und die Voraussetzungen zu schaffen, damit diese neben dem Neuen existieren kann. In diesem Zusammenhang, wie Magister berichtet, habe Bergoglio sogar vom Druck erzählt, der nach der Wahl auf ihn ausgeübt wurde, um den päpstlichen Zeremonienmeister, jenen Guido Marini, der beim Papst als Traditionalist angeschwärzt wurde, zu entfernen und wieder nach Genua zurückzuschicken, in jene Stadt, die er 2007 im Gehorsam gegenüber Benedikt XVI. schweren Herzens verlassen hatte, der ihn in Rom an seiner Seite haben wollte. Auch in diesem Fall lehnte Papst Franziskus jede Veränderung im Amt für die päpstlichen Liturgien ab. Und er tat dies „um sich seine traditionelle Formung zunutze zu machen“, und um umgekehrt dem sanften und sich ganz zurücknehmenden Marini die Möglichkeit zu geben, „meine stärker neuere Formung“ kennenzulernen.
Kulturelle Unterschiede
Der kulturelle Unterschied könnte nicht größer sein. Der Jesuit, der aus ignatianischer Tradition nec rubricat nec cantat, findet sich unerwartet inmitten einer Realität wieder, in der in den vergangenen acht Jahren langsam, Schritt um Schritt liturgische Elemente wiedergewonnen wurden, die in den vergangenen 30–40 Jahren aufgegeben worden waren und damit jene bestätigt wurden, die im Konzil auch einen Bruch im Bereich der Liturgie sahen. Der rote Faden in den benediktinischen Zeremonien läßt sich mit feierlicher Würde definieren: die Rückkehr der Kerzenleuchter und des Kreuzes auf den Altar, wie es nicht mehr nur in Rom der Fall ist, sondern auf der ganzen Welt schrittweise Nachahmung findet, oder die Hinweise während der heiligen Liturgie nicht zu applaudieren, um nur zwei Beispiel zu nennen. Und dann das Latein, die Sprache der Kirche, die nicht mehr nur bei den Zelebrationen in Rom verwendet wird, sondern schritweise in jedem Winkel der Erde, einschließlich Afrika. Nicht wenige, die an jenem Märzabend den ernsten Gesichtsausdruck Marinis sahen, als Bergoglio sich erstmals auf der Loggia des Petersdoms zeigte, mit dem einfachen weißen Talar, ohne Mozetta und ohne Stola, sahen seine baldige Entlassung voraus. Aber Franziskus weiß, daß Rom nicht Buenos Aires ist, daß Papstsein auch die Bewahrung eines Gerüsts von Symbolen bedeutet, die in der tausendjährigen Geschichte und Tradition der katholischen Kirche verankert sind.
Benedikts XVI. Wiederherstellung der Kontinuität gefiel vielen nicht, auch hinter den Leoninischen Mauern
Die Kontinuität, die Benedikt XVI. während seines Pontifikats wiederherzustellen versuchte, gefiel vielen nicht, auch hinter den Leoninischen Mauern. Msgr. Sergio Pagano, der Präfekt des Vatikanischen Geheimarchivs erklärte am vergangenen 7. Mai bei der Vorstellung einer originalgetreuen Nachbildung der handgeschriebenen Konstitution Humanae salutaris, mit der Papst Johannes XXIII. am 25. Dezember 1961 das Zweite Vatikanische Konzil einberief: „Wenn ich heute auf gewissen Altären der Basilika diese Bronzekerzenleuchter sehe, die das Kreuz überragen, dann scheint mir, daß noch wenig von der Liturgiekonstitution Sacrosanctum Concilium verstanden wurde“.
Deshalb auch ließ jemand, wie der Bischof von Cerignola-Ascoli Satriano, Msgr. Felice di Molfetta, der schon immer eine Unvereinbarkeit der überlieferten Form des Römischen Ritus mit dem Missale Pauls VI. behauptete, die Gläubigen seiner Diözese wissen, daß er es nicht verabsäumt habe, Papst Franziskus „zu seinem Zelebrationsstil zu gratulieren: einem von ‚edler Einfachheit‘ gekennzeichneten Stil, wie ihn das Konzil beschlossen hat“. Und wiederum war auch in diesen schmeichelnden Worten die unterschwellige Botschaft unüberhörbar, auf die der Papst jedoch eine andere Antwort erteilte.
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Il Foglio