Niedergang des Jesuitenordens – Der abwesende Gott des abwesenden Ordensgenerals


Jesuitengeneral Nicholas Pachon(Madrid) Was ist aus dem glor­rei­chen Jesui­ten­or­den gewor­den, aus der geist­li­chen Streit­macht Got­tes auf Erden, dem Orden, den sein Grün­der, der ehe­ma­li­ge spa­ni­sche Haupt­mann Igna­cio de Loyo­la wie ein Heer orga­ni­sier­te, das in geschlos­se­ner For­ma­ti­on kämpf­te und in dem jeder Sol­dat ein Ein­zel­kämp­fer ist?

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Der Orden war jahr­hun­der­te­lang gefürch­tet. Allein sei­ne Erwäh­nung löste in man­chen Krei­sen Reak­tio­nen aus, die denen um nichts nach­stan­den, wenn in katho­li­schen Krei­sen das Stich­wort Frei­mau­rer fiel.

Was wur­de aus dem Orden, der gan­ze Län­der mis­sio­nier­te oder für die Kir­che zurück­ge­wann und dem fast die Chri­stia­ni­sie­rung Chi­nas und Japans gelun­gen war?

Sei­ne gei­sti­ge Macht und damit sein Ein­fluß war so groß, daß sie den mäch­ti­gen Bour­bo­nen-Herr­schern in die Que­re kamen und das nicht nur, weil sie mit ihren India­ner-Reduk­tio­nen und ihrer Ver­tei­di­gung der Men­schen­wür­de der Indi­os den öko­no­mi­schen Inter­es­sen eini­ger Gran­den im Weg stan­den. Der Orden über­leb­te sein Ver­bot von 1773 bis 1814 im Unter­grund, offen nur im ortho­do­xen Rußland.

Die Aus­bil­dung eines Jesui­ten dau­ert viel län­ger als bei ande­ren Orden. Und dennoch!

Die Zei­chen des Ver­falls und der Erschöp­fung las­sen den größ­ten katho­li­schen Män­ner­or­den immer mehr zusam­men­schrump­fen. Ein Sprich­wort sagt: Es gibt nichts, wo nicht min­de­stens ein Jesu­it die Fin­ger im Spiel hat. So fin­den sich unter den Jesui­ten her­aus­ra­gen­de Ver­kün­der und Ver­tei­di­ger des katho­li­schen Glau­bens, aber seit eini­gen Jahr­zehn­ten auch kaum einen bizar­ren Abweg, den nicht auch irgend­ein Jesu­it beschrei­ten würde.

Die Lage in Spa­ni­en, dem Kern­land des Ordens ist dra­ma­tisch. 2014 wer­den die fünf histo­ri­schen Ordens­pro­vin­zen Spa­ni­ens zu einer ein­zi­gen Pro­vinz zusam­men­ge­schlos­sen. Der­zeit gibt es in Spa­ni­en zwar noch 1.393 Jesui­ten, eine gro­ße Zahl, doch ihr Durch­schnitts­al­ter liegt bei 70 Jah­ren. Vie­le kön­nen ihr Amt nicht oder nur mehr sehr ein­ge­schränkt aus­üben. In fünf Jah­ren erreicht der Orden in Spa­ni­en die Alters­gren­ze von 75 Jah­ren und wird wahr­schein­lich weni­ger als 1000 Ange­hö­ri­ge zäh­len. 2018 stößt der Orden damit an jene magi­sche Pen­sio­nie­rungs­schwel­le, die Papst Paul VI. einführte.

Der Orden wirkt füh­rungs­los. Der gro­ße Abwe­sen­de ist der „Schwar­ze Papst“ Adol­fo Nico­las Pachon, der als 30. Ordens­ge­ne­ral seit 2008 die Geschicke der Gesell­schaft Jesu lenkt. Er scheint nicht weni­ger abwe­send, wie Gott der gro­ße Abwe­sen­de in Nico­las jüng­ster Pre­digt am ver­gan­ge­nen Sonn­tag in Val­la­do­lid (voll­stän­di­ger Text) ist.
Laut der Pre­digt des Ordens­ge­ne­rals redu­ziert sich der Jesui­ten­or­den auf eine huma­ni­tä­re NGO, deren Zweck es ist, ande­ren zu hel­fen, nicht aber sie zu Gott zu füh­ren. Bemer­kens­wert, weil Papst Fran­zis­kus, der selbst dem Jesui­ten­or­den ange­hört, bereits mehr­fach die Rol­le der Kir­che als NGO zurück­ge­wie­sen hat. Bei sei­nem Ordens­ge­ne­ral schei­nen die Wor­te des Pap­stes und Mit­bru­ders nicht ange­kom­men zu sein. Für Pater Nico­las redu­ziert sich das geist­li­che Leben auf ein abso­lu­tes Mini­mum, viel­mehr auf ein Leben, in dem eigent­lich jeder macht, was er will, weil alles von Gott irgend­wie inspi­riert sei.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: La cigüeña de la torre

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24 Kommentare

  1. Wor­in bestehen die kon­kre­ten Ver­falls­er­schei­nun­gen außer der Über­al­te­rung, die fast alle klas­si­schen Orden kennzeichnet?

  2. Dazu fol­gen­der Witz: Auf einer Kon­fer­renz von Ordens­obe­ren beklagt ein Bene­dik­ti­ner­abt den feh­len­den Gehor­sam der Ordens­ju­gend und fragt den Jesui­ten­pro­vin­zi­al um Rat. Die­ser ant­wo­ter: „Das machen wir ganz ein­fach: wir fra­gen die jun­gen Leu­te, was sie wol­len, und genau­so ord­nen wir es an.“ Dar­auf ein Zister­zi­en­ser­abt: „Aber die die jun­gen Leu­te wis­sen doch oft nicht, was sie eigent­lich wol­len.“ Dar­auf der Jesui­ten­pro­vi­zi­al: „Die­se Leu­te machen wir dann zu Oberen.“

  3. Genau hier­in: „ein Leben, in dem eigent­lich jeder macht, was er will, weil alles von Gott irgend­wie inspi­riert sei.“
    Zuge­ge­ben, trifft auch auf alle ande­ren klas­si­schen Orden zu. All­ge­mei­ner Ver­fall des gesam­ten Ordens­le­bens in der Kon­zils­kir­che halt, nur bei den Jesui­ten ist es noch ver­schärf­ter, weil der ordens­cha­rak­te­ri­sti­sche Indi­vi­dua­lis­mus dort beson­ders bizar­re Blü­ten treibt.

  4. @ Vicen­ti­us,

    Ich habe den Ein­druck, daß Sie „den Jesui­ten“ gei­stig in deren Ver­falls­er­schei­nung sehr nahe ste­hen. Ideo­lo­gi­scher Total­scha­den durch den Geist des Kon­zils, der eben nicht mit dem Hei­li­gen Geist iden­tisch ist, hat nicht nur die Jesui­ten erfaßt.

    Mit der Ver­wei­ge­rung des Gehor­sams der dt. Jesui­ten gegen­über der Enzy­kli­ka Donum vitae begann nicht nur deren Nie­der­gang, son­dern auch aller ande­ren Orden und des katho­li­schen Vol­kes. Wach­set und meh­ret euch gilt nicht mehr und so wer­den bereits die Kon­zep­te durch­dacht, wie man die kin­der­lo­sen, bzw. kin­der­ar­men Alten der Zukunft kosten­gün­stig abser­viert. Der Fach­aus­druck dafür lau­tet Eutha­na­sie, den Sie aber nir­gends fin­den werden.

    Ihr Fach­wis­sen ist über­di­men­sio­niert, aber so wert­los wie der Inhalt eines Müll­ei­mers, wenn es nicht einem red­li­chen Glau­ben, son­dern nur dem Über­töl­pe­lung ein­fa­cher Gläu­bi­ger dient.

  5. Die Bril­le des Herrn da oben sagt doch alles über die Jesui­ten: im Zeit­geist der 70er Jah­re steckengeblieben. 😉

  6. Ver­hee­rend war der Ein­fluss zwei­er Jesui­ten auf das 2. Vati­ka­ni­sche Kon­zil: Teil­hard de Char­din und Karl Rahner.
    Teil­hard leb­te damals nicht mehr, gei­stig war er stän­dig anwe­send. Rah­ner war „Star-Peri­tus“, ein wirk­lich füh­ren­der Kon­zils­theo­lo­ge. Dass es kei­ne Tren­nung zwi­schen dem Kon­zil und dem angeb­lich los­ge­lö­sten ‚Geist des Kon­zils‘ danach geben kann, zeigt sei­ne theo­lo­gi­sche Kar­rie­re anschlie­ßend: Rah­ner, der Kir­chen­va­ter der Kon­zils­theo­lo­gie, der Kon­zils­kir­che. Hier gibt es eine lücken­lo­se Kontinuität.

    So wich­tig die auf­bau­en­de Lei­stung der Jesui­ten nach dem Kon­zil von Tri­ent war, so bedeu­tungs­voll ist ihre Rol­le wäh­rend und nach dem Kon­zil im Zer­stö­rungs­pro­zess. Dass die klas­si­sche katho­li­sche Erlö­sungs­leh­re in der katho­li­schen Theo­lo­gie kaum noch eine Rol­le spielt, geht gera­de auch auf Rah­ner zurück. Nicht auf ihn allein natür­lich, aber er ragt her­aus. Doch P. Hen­ri de Lubac S.J. und sein Ein­fluss vor, wäh­rend und nach dem Kon­zil darf in die­sem Zusam­men­hang nicht uner­wähnt bleiben.
    Inzwi­schen wir­ken die Jesui­ten eher banal. Doch selbst in ihrer Bana­li­tät haben sie noch gro­ßen Ein­fluss in der Kirche.
    So wie es sich für einen ehe­mals her­aus­ra­gen­den Orden gehört…

    • Das ist sehr gewagt zu behaup­ten. Der Ein­fluß von Peri­ti wie Ratz­in­ger und Con­gar auf das Gesche­hen auf dem und nach dem Kon­zil war viel höher als der Rah­ners, der stets so kom­pli­ziert sprach, daß ihn der Main­stream gar nicht ver­stan­den hat.

      Und bis auf Rah­ner sind die mei­sten „Star-Peri­ti“ spä­ter auf­grund ihrer Ver­dien­ste um die Kir­che zur Kar­di­nä­len ernannt wor­den: Ratz­in­ger, de Lubac, Con­gar, Bal­tha­sar u.a.

  7. Die mei­sten postings erge­hen sich in All­ge­mein­plät­zen und inhalts­lee­ren Anschul­di­gun­gen. Ich ken­ne kei­nen Jesui­ten, der die Tri­ni­tät ablehnt oder die Trans­sub­stan­tia­ti­on. Ich bit­te Sie also um Präzision.
    @ cup­pa: Sie wis­sen ja sehr genau über den Ein­fluss ein­zel­ner peri­ti Bescheid – aber bit­te was hat das mit dem Ver­fall der Orden zu tun? Und Rah­ner hat nach dem Kon­zil nur ein­mal den Lehr­stuhl gewech­selt. Was ist dar­an eine Karriere?

    • Mit­glie­der­ent­wick­lung des Jesuitenordens:

      1933 (22.936)
      1950 (29.032)
      1961 (35.086)
      1970 (33.828)
      1980 (27.082)
      1990 (25.594)
      2000 (21.490)
      2005 (19.850)
      2012 (17.637)
      „Das Durch­schnitts­al­ter der Jesui­ten in den drei deutsch­spra­chi­gen Pro­vin­zen beträgt etwa 64 Jah­re. Die Zahl der Mit­glie­der wird in den näch­sten Jah­ren wei­ter abneh­men, doch gibt es immer­hin – anders als bei vie­len ande­ren Orden [sic!]– kon­ti­nu­ier­li­chen Nach­wuchs, so dass der Orden die wich­tig­sten Auf­ga­ben und Ein­rich­tun­gen wei­ter­füh­ren wird, wenn auch mit ver­min­der­tem eige­nen Per­so­nal und mit ent­spre­chend mehr Unter­stüt­zung von Nicht­je­sui­ten.“ (Quel­le: http://​www​.jesui​ten​.org/​w​i​r​-​j​e​s​u​i​t​e​n​/​d​e​r​-​o​r​d​e​n​/​z​a​h​l​e​n​.​h​tml).

      Das blü­hen­de Leben! Toll ist, dass der Jesui­ten­or­den aus­drück­lich dar­auf­hin weist, dass ande­re Ordens­ge­mein­schaf­ten noch stel­ler aussterben.

      „Es geht auf­wärts… sag­te die Maus, als die Kat­ze sie die Kel­ler­trep­pe hinauftrug.“

      • Immer­hin, wir sind uns einig, der Jesui­ten­or­den ist, nach Ihren Wor­ten nicht erfolg­reich, nach mei­nem Wor­ten befin­det er sich im Sta­di­um des Ver­falls. Was mich wun­dert und betrübt ist der Umstand, dass Ihnen das irgend­wie egal zu sein scheint.

        Wie­so neh­men Sie eigent­lich eine sprach­li­che Anlei­he bei den Mus­li­men auf? Was soll die­ser Unsinn?

  8. In Kom­men­ta­ren muss man sich not­wen­di­ger­wei­se beschrän­ken. Die Hin­wei­se auf Prot­ago­ni­sten müs­sen in der Regel genü­gen. Und auch inhalt­li­che Hin­wei­se. Die anthro­po­lo­gi­sche Wen­de, das Leug­nen des Unter­schieds zwi­schen Natur und Über­na­tur, die Vor­stel­lung, die Mensch­heit ent­wick­le sich aus einem rein histo­ri­schen Ent­wick­lungs­pro­zess auf einen „kos­mi­schen Chri­stus“ zu, machen die Erlö­sung durch Jesus Chri­stus letzt­lich über­flüs­sig oder ver­zer­ren die Substanz.
    Beson­ders Karl Rah­ner wuss­te zu gut, wie man lehr­amt­li­chen Ver­ur­tei­lun­gen ent­geht: In der­ma­ßen gewun­de­nen Sät­zen, die sich in sei­nen Tex­ten auch noch wider­spre­chen, in einer Spra­che, die Kar­di­nal Siri tref­fend mit „lin­gu­isti­schem Wahn­sinn“ bezeich­net hat, hat er Häre­si­en ver­packt, die zunächst schwer zu durch­schau­en sind, weil die Spra­che erst ent­schlüs­selt wer­den muss.
    Zur Kar­rie­re: Sie wis­sen es selbst: Karl Rah­ner gilt als sakro­sankt. Wer sich kri­tisch mit sei­ner Theo­lo­gie aus­ein­an­der­setzt, hat kaum Chan­cen, einen aka­de­mi­schen Abschluss zu bekom­men. Wenn das kei­ne Kar­rie­re ist…

    • „Die Hin­wei­se auf Prot­ago­ni­sten müs­sen in der Regel genü­gen.“ Das nennt man ein argu­men­tum ad homi­nem. Spricht für sich.
      Sie wei­ter­hin nur Schlag­wor­te. Rah­ner leug­net den Unter­schied zwi­schen Natur und Über­na­tur doch gar nicht. Lesen Sie mal sei­nen Arti­kel dazu (Natur und Gna­de, in: K. Rah­ner, Schrif­ten zur Theo­lo­gie IV. Neue­re Schrif­ten, 1960, 209–236). Die Ent­wick­lung zum kos­mi­schen Chri­stus ist ein Gedan­ke, den Teil­hard ver­tre­ten hat, aller­dings über­haupt nicht als rein histo­ri­scher Ent­wick­lungs­pro­zess. Bei Rah­ner ist Chri­stus das Zen­trum des Glau­bens. Also Ihre Stich­punk­te über­zeu­gen mich noch nicht. Rah­ners Sät­ze sind lan­ge, aber prä­zi­se und inhalts­reich. Man muss sie nur lesen. Rah­ner gilt kei­nes­wegs als sakro­sankt. Man kann und konn­te ihn kri­ti­sie­ren. Immer­hin: Auch der Hei­li­ge Tho­mas wur­de als Ver­ur­teil­ter heiliggesprochen.

      • In Kom­men­ta­ren müs­sen Hin­wei­se auf Teil­hard, de Lubac, Rah­ner wirk­lich genü­gen. Wer sich ein­bil­det, die Theo­lo­gie die­ser Autoren in weni­gen Zei­len UMFASSEND wie­der­zu­ge­ben ist ent­we­der dilet­tan­tisch oder – verrückt.
        Schon mal was von ‚lite­ra­ri­schen Gat­tun­gen‘ gehört, Vincentius?
        Das The­ma ist aber nicht Karl Rah­ner. Es geht um den Nie­der­gang des Jesui­ten­or­dens, der sich offen­sicht­lich in der Pre­digt des Ordens­ge­ne­rals manifestiert.
        Der geist­li­che Nie­der­gang ist jedoch die Fol­ge eines Nie­der­gangs der Dok­trin. Und da haben Jesui­ten­theo­lo­gen maß­ge­bend mitgearbeitet.

    • „Beson­ders Karl Rah­ner wuss­te zu gut, wie man lehr­amt­li­chen Ver­ur­tei­lun­gen ent­geht: In der­ma­ßen gewun­de­nen Sät­zen, die sich in sei­nen Tex­ten auch noch wider­spre­chen, in einer Spra­che, die Kar­di­nal Siri tref­fend mit „lin­gu­isti­schem Wahn­sinn“ bezeich­net hat, hat er Häre­si­en ver­packt, die zunächst schwer zu durch­schau­en sind, weil die Spra­che erst ent­schlüs­selt wer­den muss.“

      Damit sagen Sie nicht weni­ger als daß die Anti­po­den Rah­ners wie Kar­di­nal Siri u.a. tra­gi­scher­wei­se zu schlicht waren, um die „Häre­si­en“, von denen I.E. Rah­ners Tex­te voll waren, zu „durch­schau­en“. Dann müs­sen sei­ne theo­lo­gi­schen Geg­ner aber arg schwa­che Theo­lo­gen gewe­sen sein.

      • Kar­di­nal Gui­sep­pe Siri hat sich sehr qua­li­fi­ziert, sehr ein­ge­hend mit der Theo­lo­gie Karl Rah­ners aus­ein­an­der­ge­setzt. Und sie argu­men­ta­tiv wider­legt. Unter „lin­gu­isti­schem Wahn­sinn“ ver­steht er, wenn Theo­lo­gen ein­deu­tig fest­ste­hen­den Begrif­fen eine neue Bedeu­tung ver­lei­hen in einer bewusst ver­schlei­ern­den Spra­che. Er bezieht sich dabei nicht nur auf Rah­ner, der jedoch ein Mei­ster in die­ser Hin­sicht war.
        Karl Rah­ner hat sich übri­gens offen dazu bekannt: Er forderte,auf kei­nen Fall das Cre­do wört­lich zu ver­än­dern, den ein­zel­nen Glau­bens­wahr­hei­ten jedoch einen neu­en Sinn zu ver­lei­hen, wie es der histo­ri­schen Ent­wick­lung entspricht.
        Gui­sep­pe Siri war Tho­mist. Er ging von der „Ewi­gen Logik der unend­li­chen Lie­be“ aus. Einem sol­chen Theo­lo­gen, wie jedem wahr­heits­lie­ben­den Men­schen, wider­strebt zutiefst die Vor­stel­lung, mani­pu­la­tiv mit der Spra­che umzu­ge­hen. Siri war auch Seel­sor­ger. Seel­sor­gern ist es nicht gleich­gül­tig, ob vie­le Gläu­bi­ge, Theo­lo­gen wie Lai­en, durch die­se Theo­lo­gie in die Irre geführt wer­den, die sie kaum durch­schau­en kön­nen. Gui­sep­pe Siri hat sie durchschaut.

        • Auch Rah­ner war – sehr im Unter­schied zum pla­to­ni­sie­ren­den Augu­sti­ni­ker Ratz­in­ger, der, wie er selbst öfters sag­te, mit Tho­mas wenig anfan­gen konn­te – Tho­mist. Tho­mist ist nicht gleich Tho­mist; Siri war es im Sinn der etwas ste­ri­len ratio­na­li­sti­schen Schul­theo­lo­gie des sog. „Neu­tho­mis­mus“, was eine, aber kei­nes­wegs die ein­zi­ge Les­art des Hl. Tho­mas ist.
          Und wenn Sie dar­auf ver­wei­sen, dass Siri als Bischof Seel­sor­ger war – war es Rah­ner etwa nicht? Es dürf­te kaum einen zwei­ten hoch­aka­de­mi­schen Theo­lo­gen geben, der ein fast unüber­seh­bar gro­ßes Oeu­vre an seel­sor­ger­li­chen, spi­ri­tu­el­len Schrif­ten hin­ter­las­sen hat. Man müß­te es nur mal zur Kennt­nis neh­men und, noch bes­ser, lesen.

    • „Karl Rah­ner gilt als sakro­sankt. Wer sich kri­tisch mit sei­ner Theo­lo­gie aus­ein­an­der­setzt, hat kaum Chan­cen, einen aka­de­mi­schen Abschluss zu bekom­men. Wenn das kei­ne Kar­rie­re ist…“
      Kön­nen Sie auch nur einen nam­haf­ten heu­te noch akti­ven Theo­lo­gen nen­nen, der rah­ner-Schü­ler oder zumin­dest ein ech­ter „Rah­ne­ria­ner“ ist? Ausser sei­nem längst eme­ri­tier­ten, heu­te sehr alten Schü­ler Vor­grim­ler fällt mir kei­ner ein…

  9. Ich habe jah­re­lang die Jesui­ten­zeit­schrift „Stim­men der Zeit“ gele­sen und dies dann auf­ge­ge­ben. In ihr fin­det man alles an Über­le­gun­gen, die der Leh­re nicht direkt, dafür aber um so mehr sophi­stisch wider­spre­chen. Es wer­den über­spann­te, aka­de­misch über­la­de­ne, selbst­ge­fäl­li­ge Sze­na­ri­en ent­wickelt, die – wie alles Ver­snob­te – schwer zu lesen sind und deren Ziel­set­zung nicht klar ist.
    Ein grau­en­vol­les Bei­spiel jesui­ti­schen Nie­der­gangs ist Pater Fried­helm Hengs­bach, der auf dem Mann­hei­mer alter­na­ti­ven Katho­li­ken­tag sei­ne ver­stie­ge­nen Reform­for­de­run­gen in Form einer „Brand­re­de“ hielt, die mög­li­cher­wei­se im Jah­re 1823 Leu­te über­rascht hät­te. Dass er sie so beti­tel­te, führt den Rea­li­täts­ver­lust des Paters vor Augen.
    Ich habe Kon­takt zur Kon­zils­ge­ne­ra­ti­on – Orden­leu­ten wie Lai­en – und kann nur bestä­ti­gen, dass Rah­ner „sakro­sankt“ ist, wenn das auch nie­mand aus­spricht. Wie er die Kon­zils­tex­te kom­men­tiert, das ist die rech­te Les­art! Wenn er von den „Zei­chen der Zeit“ gegrum­melt hat, die die Frau­en­or­di­na­ti­on abso­lut not­wen­dig machen, weil die Kir­che kei­ne 100 Jah­re mehr ohne größ­ten Scha­den dar­auf war­ten kön­ne, dann wird das bis dato von allen Pro­gres­si­sten so zitiert, als habe es der lie­be Gott per­sön­lich gesagt: es ist anschei­nend klar, dass Rah­ner es ganz genau wuss­te und eine pro­phe­ti­sche Schau hat­te. Und die­se alte Gar­de kommt nur schwer damit zurecht, das sie die Kir­che in Grund und Boden theo­lo­gi­siert hat und vor allem die Her­zen von uns Jün­ge­ren ihnen aus dem Ruder lau­fen – weg von Rah­ner und Co. und hin zu Jesus und Maria.
    Natür­lich ist nicht jeder Jesu­it ein Apo­stat – ich hat­te zum Bei­spiel sehr gute Patres als Leh­rer im Gym­na­si­um. Aber die­ser alte Typus ist nicht mehr all­zu häufig.
    Das aka­de­mi­sche Glas­per­len­spiel, das vor lau­ter Erb­sen­zäh­le­rei und intel­lek­tu­el­lem Hoch­mut die Lie­be Jesu abweist – uh!. Geschlif­fe­ne Werk­zeu­ge in der Hand von Men­schen, in denen alles, bloß nicht die Lie­be Jesu brennt – nichts kann mehr zerstören!

    • Klar, Sie kann­ten Karl Rah­ner so gut, daß Sie mit der Ihnen eige­nen sel­te­nen Gabe der Her­zens­schau mes­ser­scharf sehen konn­ten, daß Rah­ner nicht nur die Lie­be Jesu abwies, son­dern daß in ihm die­se Lie­be gar nicht brann­te. Es tut gut, daß wir das end­lich ein­mal ver­bind­lich erfah­ren dür­fen und Rah­ner damit ad acta legen können.

      • Ent­span­nen Sie sich und lesen Sie mei­nen letz­ten Satz noch mal: er war unper­sön­lich for­mu­liert – auf kei­nen bestimm­ten Men­schen bezogen.

        Es ist nicht mein Stil, per­sön­lich zu wer­den, Dun­kel­mann, das soll­ten Sie doch inzwi­schen wissen!

  10. Schau­en Sie doch mal im Inter­net nach unter „die Verr­bor­ge­ne Geschich­te der Jesuiten“

    Dort fin­den sich vie­le erstaun­li­che Aspekte.……

  11. Karl Rah­ner hat nur eine Auto­ri­tät nach sei­nen eige­nen Wor­ten aner­kannt: den Phi­lo­so­phen Heid­eg­ger. Er hat auch ver­sucht, zwi­schen Tho­mas von Aquin und Heid­eg­ger direk­te Ver­bin­dungs­li­ni­en zu zie­hen. Dass war Rah­ners Ver­such, sei­ne „Recht­gläu­big­keit“ unter Beweis zu stellen.Als Pseudo-Thomist.
    Mar­tin Heid­eg­ger ein ver­kapp­ter Tho­mist: Dar­über lachen die Phi­lo­so­phen. Dun­kel­ka­tho­lik jedoch kann es vor­aus­sicht­lich nachweisen.
    Macht nichts. Nach Hans Jonas war der spä­te Heid­eg­ger ein­fach nur ein Athe­ist. Ver­ge­bens hat er ver­sucht, dies Theo­lo­gen nach­zu­wei­sen. Ein Jesu­it gehör­te auch zu denen, die es nicht begrei­fen wollten.
    Kann man lesen in den Lebens­er­in­ne­run­gen von Hans Jonas. Lesen, Dun­kel­ka­tho­lik, kann nie schaden.

    • Das sagt der Rich­ti­ge. Und wenn „der spä­te Heid­eg­ger“ Heid­eg­ger Athe­ist war, so what? Seit wann ist es Katho­li­ken ver­bo­ten, auch athe­isti­schen Den­kern hohen Respekt ent­ge­gen­zu­brin­gen und sich mit ihnen pro­duk­tiv aus­ein­an­der­zu­set­zen? Kar­di­nal Ratz­in­ger hat mit den bedeu­ten­den athe­isti­schen Den­ken Haber­mas und Flo­res d’Ar­cais dis­pu­tiert und ihnen sei­nen tie­fen Respekt bekun­det. Aber das ist für Sie wahr­schein­lich auch schon ein „Skan­dal“ gewesen.

      Ari­sto­te­les übri­gens, von dem der Tho­mas sich so ziem­lich alles geholt hat, war m.W. auch kein Christi. 🙂

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