(Vatikan) Heute nachmittag werden die neuen Schweizergardisten vereidigt. 35 junge Schweizer stehen im Damasushof des Apostolischen Palastes bereit, um in einer ebenso prächtigen, wie alten Zeremonie ihren Eid zu leisten, „treu, redlich und ehrenhaft zu dienen dem regierenden Papst“. Die Gardisten, ausnahmslos Schweizer Staatsbürger, stammen zum Teil aus Deutschschweizer Familien des Oberwallis, in denen es eine über Generationen reichende Tradition gibt, daß ein Familienangehöriger in der Garde dem Papst dient. Ihren Eid leisten sie heute nachmittag auf die neue Fahne, die bereits das Wappen von Papst Franziskus trägt. 28 der neuen Gardisten sind Deutschschweizer, sechs Welschschweizer und einer stammt aus dem italienischsprachigen Kanton Tessin. Mit Simon und David Geisser aus dem Kanton Zürich werden heute gleichzeitig auch zwei Brüder ihren Eid ableisten.
Die Eidesformel 2013 lautet:
„Ich schwöre, treu, redlich und ehrenhaft zu dienen dem regierenden Papst Franziskus und seinen rechtmäßigen Nachfolgern, und mich mit ganzer Kraft für sie einzusetzen, bereit, wenn es erheischt sein sollte, selbst mein Leben für sie hinzugeben. Ich übernehme dieselbe Verpflichtung gegenüber dem Kollegium der Kardinäle während der Sedisvakanz des Apostolischen Stuhls. Ich verspreche überdies dem Herrn Kommandanten und meinen übrigen Vorgesetzten Achtung, Treue und Gehorsam. Ich schwöre, alles das zu beobachten, was die Ehre meines Standes von mir verlangt.“
Die Vereidigung der Rekruten findet stets am 6. Mai statt um an die 147 Schweizergardisten zu erinnern, die am 6. Mai 1527 beim Sacco di Roma, bei der Verteidigung des Papstes ums Leben kamen. An der feierlichen Zeremonie wird auch der Schweizer Bundespräsident Ueli Maurer teilnehmen, der am Vormittag von Papst Franziskus in Audienz empfangen wird. Als Vertreter des Papstes wird der Substitut des Staatssekretariats, Kurienerzbischof Angelo Becciu die Ehrerbietung der 1506 errichteten päpstlichen Leibwache abnehmen und der Vereidigung der jungen Rekruten beiwohnen.
Die Schweizer Gardisten sind ein Augenfang für Millionen von Pilgern und Touristen, die den Vatikan besuchen oder den Papst auf seinen Pastoralreisen sehen. Ihnen ist mit anderen Sicherheitskräften der Schutz des Papstes anvertraut. Im Gegensatz zu den anderen Einheiten, sind sie nicht eine Garde des Vatikans oder der Kirche allgemein, sondern des Papstes. Am Abend des denkwürdigen und erschütternden 28. Februar zogen daher die Schweizer Gardisten um 20 Uhr aus Castel Gandolfo ab, als die Sedisvakanz eintrat und es keinen Papst mehr gab. Den Schutz der päpstlichen Sommerresidenz und Benedikts XVI. übergaben sie der vatikanischen Gendarmerie. Während der Sedisvakanz hatten die Schweizergardisten die Kardinäle zu schützen, die sich zur Wahl eines neuen Papstes versammelten.
Mit der neuen Bundesverfassung verbot die Schweiz 1848 Schweizer Bürgern den Militärdienst für ausländische Staaten. Um diese Regelung nicht auf die Päpstliche Schweizergarde auszudehnen, erkennt die Eidgenossenschaft seither den Einsatz der Schweizergarde als Polizeidienst an.
Vor wenigen Tagen nahmen auf Wunsch des Papstes mehrere Gardisten an der im Domus Sanctae Martae von Franziskus zelebrierten Messe teil. Zwei Gardisten verrichteten für den Papst den Altardienst. Dabei sagte ihnen Franziskus: „Die Kirche hat euch sehr gerne, auch ich“.
Das neue Pontifikat bringt neue Herausforderungen für die Garde. Papst Franziskus zieht es weiterhin vor, im Gästehaus des Vatikans zu leben. Da der Papst den Apostolischen Palast für einen Großteil der Audienzen nützt, ist nun zu diesem auch das Gästehaus zu sichern. Eine besondere Herausforderung, die diskret und möglichst unauffällig geregelt werden muß, ist der direkte, physische Kontakt zu den Menschen, den der Papst sucht. Papst Franziskus „geht auf die Menschen zu“, so der Kommandant der Schweizergarde Oberst Daniel Anrig.
Auf Journalistenfragen, ob es stimme, daß der neue Papst dem vor seiner Tür diensttuenden Schweizergardisten einen Stuhl angeboten habe, oder einem anderen einen Kaffee gemacht und wieder einem anderen ein belegtes Brot gebracht habe, ist dem Kommandanten keine Antwort zu entlocken.
Oberst Arnig ist der 34. Kommandant der Garde. 1998 sorgte die päpstliche Leibwache für weltweite Schlagzeile als deren 31. Kommandant Alois Estermann, wenige Stunden nach seiner Ernennung durch Papst Johannes Paul II. von einem Unteroffizier aus Rachsucht erschossen wurde.
Die weltweit bekannte und wegen ihrer Einzigartigkeit beliebte Truppe sorgt in der Regel für überhaupt keine Schlagzeilen. Sie verrichtet ihren Dienst „still und diskret“. Jüngst war es eine besonders erfreuliche Schlagzeile, mit der die Garde von sich reden machte. Ein ehemaliger Gardist bereitet sich auf das Priestertum vor.
Die Gardisten müssen katholische, männliche, unverheiratete, wehrtaugliche Schweizer Staatsbürger sein, zwischen 19 und 30 Jahre alt sein, mehre Eignungstests bestehen, sich auf eine mindestens zweijährige Dienstzeit verpflichten.
Informationen zur Schweizergarde finden sich auf deren Internetseite und auf Facebook.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Giuseppe Nardi/Wikicommons