(Paris) Die Goldene Palme des 66. Filmfestivals von Cannes wurde dem Film La vie d’Adà¨le des marokkanischen Regisseurs Abdellatif Kechiche verliehen. Der Film erzählt die Geschichte einer lesbischen Beziehung zwischen einem 15jährigen Mädchen und einer erwachsenen Frau. Von einer „überwältigenden Liebesgeschichte“ mit „leidenschaftlichen Sexszenen“ schwärmt Spiegel Online. „Die Geschichte scheint eine geschickter Vorwand, um in allen ‚pikanten‘ Details, ein widernatürliches Verhalten als Normalität darzustellen“ wie Corrispondenza Romana (CR) in ihrer Filmkritik schrieb.
Die Handlung des Films ist von bescheidener Originalität, die Fülle expliziter Sexszenen und die Minderjährigkeit einer der beiden Hauptdarstellerinnen ist nicht mehr als das Grundgerüst eines beliebigen schmuddeligen, pädopornographischen Films mit homosexuellem Hintergrund. „Ein Film, der in einem wirklich zivilisierten Land zumindest unter Jugendschutz fallen, geschweigedenn auf einem Festival öffentlich ausgezeichnet würde“, so CR.
Doch ein bestimmter Teil des Kulturbetriebs tickt anders. Für die von Steven Spielberg angeführte Jury des bekannten Filmfestivals an der Cote d’Azur ist der Film so „wertvoll“, daß er die höchste Anerkennung verdient. Um diese Entscheidung zu verstehen, muß aber die heikle Phase mitbedacht werden, die Frankreich derzeit durchlebt. Die vom sozialistischen Staatspräsidenten Francoise Hollande angeführte Linksregierung setzte soeben ein Gesetz zur Legalisierung der „Homo-Ehe“ durch. Dagegen erhob sich ein unerwartet heftiger Volksprotest. Ein Widerstand, der sich ausdrücklich auf die Resistance im Zweiten Weltkrieg beruft, der nicht nur von katholischer Seite kommt, sondern so breit gefächtert ist, daß er die Regierung in ernsthafte Schwierigkeiten bringt. Auf den Straßen aller wichtigen Städten folgt seit mehr als einem halben Jahr ein Massenprotest nach dem anderen gegen Privilegien für Homosexuelle. In Paris fanden bereits drei Manif pour tous mit Millionenbeteiligung statt. Entsprechend gereizt reagiert die Regierung. Das Innenministerium versucht mit harter Repression gegen die Veranstalter und Teilnehmer vorzugehen. Die Mittel reichen von Einschüchterung bis offener Verfolgung, von Einschränkung der Versammlungsfreiheit bis zur Einschränkung der Meinungsfreiheit.
Die Verleihung der Goldene Palme an einen schändlichen Schmuddel-Homo-Film wird vor diesem Hintergrund verständlich. In Frankreich wird nicht ausgeschlossen, daß die Verleihung von oben angeordnet wurde, um der ins Wanken geratenen französischen Regierung Hollandes zu Hilfe zu kommen. Die Veranstalter in Cannes hängen finanziell am Pariser Tropf und die in diesem Jahr ausgesuchten Juroren, stehen der Regierungsposition so nahe, daß sie sich gegen die Zuerkennung des Preises nicht allzu sehr gesträubt, wahrscheinlich eher darin ihren Beitrag zu einer kulturpolitischen Mission gesehen haben werden.
Der starke Anti-Regierungswiderstand scheint von der Preisverleihung jedenfalls nicht beeindruckt worden zu sein.