„Über den Glauben wird nicht verhandelt“ – Papst Franziskus, die Religionsfreiheit und der „unerhörte“ Anspruch die Welt zu verändern


Papst Franziskus und die unerwähnte Religionsfreiheit: "Über den Glauben wird nicht verhandelt"(Rom) Einen Monat nach sei­ner Wahl zum Papst gibt es ein Wort, das Jor­ge Mario Berg­o­glio noch nicht aus­ge­spro­chen hat: das Wort Reli­gi­ons­frei­heit. Dar­auf macht der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster auf­merk­sam. Papst Fran­zis­kus gebrauch­te das Wort, trotz der damit ver­bun­de­nen Erwar­tun­gen, auch nicht in sei­ner Rede am 22. März vor dem beim Hei­li­gen Stuhl akkre­di­tier­ten Diplo­ma­ti­schen Corps mit den Abge­sand­ten aus aller Welt.

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Ein ein­zi­ges Mal sprach er dar­über, aber ohne die Reli­gi­ons­frei­heit beim Namen zu nen­nen, und zwar am Sams­tag, den 6. April in sei­ner mor­gend­li­chen, impro­vi­sier­ten Kurz­pre­digt in der Kapel­le des vati­ka­ni­schen Gäste­hau­ses Domus Sanc­tae Mar­tae, wo er wohnt.

Papst Franziskus hat Religionsfreiheit noch nie erwähnt

Er tat dies aber in einer ganz beson­de­ren Form. Papst Fran­zis­kus sag­te weder ein Wort gegen die Chri­sten­ver­fol­ger noch gegen jene, die auf sub­ti­le­re Wei­se die Frei­heit der Gläu­bi­gen abzu­wür­gen versuchen.

Er stell­te sich in sei­ner kur­zen Betrach­tung auf die Sei­te der Ver­folg­ten: „Um Mär­ty­rer zu tref­fen muß man nicht in die Kata­kom­ben und ins Kolos­se­um gehen: Die Mär­ty­rer leben jetzt, in vie­len Län­dern. Die Chri­sten wer­den wegen ihres Glau­bens ver­folgt, heu­te, im 21. Jahr­hun­dert, unse­re Kir­che ist eine Märtyrerkirche.“

Dann iden­ti­fi­zier­te er sich mit den frü­hen Chri­sten, indem er die Wor­te von Petrus und Johan­nes zitier­te: „Wir kön­nen unmög­lich schwei­gen über das, was wir gese­hen und gehört haben“ [Apo­stel­ge­schich­te 4,20).

Kirche ist Märtyrerkirche, sie verhandelt nicht über den Glauben

Um dar­aus ohne wenn und aber eine Fest­stel­lung abzu­lei­ten: „Über den Glau­ben wird nicht verhandelt“.

Und wei­ter: „In der Geschich­te des Vol­kes Got­tes gab es immer die­se Ver­su­chung: einen Teil des Glau­bens weg­zu­las­sen, viel­leicht nicht ein­mal viel. Aber der Glau­ben ist so, wie wir ihn im Cre­do beken­nen. Die Ver­su­chung muß über­wun­den wer­den, es ein biß­chen so zu machen, wie es alle machen, es nicht so ganz ganz streng zu neh­men, weil genau dort beginnt ein Weg, der in der Apo­sta­sie endet. In der Tat, wenn wir begin­nen, ein Stück des Glau­bens weg­zu­schnei­den, den Glau­ben zu ver­han­deln, ihn dem Meist­bie­ten­den zu ver­kau­fen, betre­ten wir die Stra­ße der Apo­sta­sie, der Untreue zum Herrn.“

Für Papst Fran­zis­kus heißt Reli­gi­ons­frei­heit vor allem, „den Mut haben, Zeug­nis für den auf­er­stan­de­nen Herrn zu geben“. Eines unver­kürz­ten, öffent­li­chen Glau­bens. Eines Glau­bens, der den Anspruch erhebt, die Gesell­schaft und damit die Welt zu verändern.

Der „Anspruch“ die Welt zu verändern – Kritik an laizistischer Theorie des „neutralen“ Staates

„Der Anspruch“ lau­tet auch der Titel des vor weni­gen Tagen erschie­ne­nen Buches des Reli­gi­ons­so­zio­lo­gen Luca Dio­talle­vi. Dar­in übt der Autor har­te Kri­tik an den lai­zi­sti­schen Theo­rien. Theo­rien, die auch inner­halb der Kir­che weit­ver­brei­tet sind, wobei man sich miß­bräuch­lich auf das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil beruft. Kon­kret geht es um die Leug­nung eines direk­ten und untrenn­ba­ren Zusam­men­hangs zwi­schen dem Evan­ge­li­um und der Gesell­schafts­ord­nung, die mit einer behaup­te­ten „Neu­tra­li­tät“ des Staa­tes begrün­det wird.

Dem Para­dig­ma der Lai­zi­tät stellt Dio­talle­vi das Para­dig­ma der Reli­gi­ons­frei­heit ent­ge­gen, wie sie typisch für die angel­säch­si­sche Welt ist, aber mit einer theo­lo­gi­schen Grund­la­ge, die sich auf De Civi­ta­te Dei des Kir­chen­va­ters Augu­sti­nus und letzt­lich auf das Neue Testa­ment stützt.

Dem­nach ist das Sae­cu­lum zwi­schen der ersten und der zwei­ten Ankunft Chri­sti eine Begeg­nung zwi­schen Zeit und Ewig­keit, ein Kon­flikt zwi­schen Sün­de und Gna­de. An die­sem Kon­flikt neh­men auch die Für­sten, Thro­ne und Herr­schaf­ten teil, von denen das Neue Testa­ment spricht und die die Mäch­te die­ser Welt mei­nen. Es sind die rebel­li­schen Mäch­te, über die das Kreuz und die Auf­er­ste­hung Jesu den end­gül­ti­gen Sieg errun­gen haben. Ein Sieg, der jedoch noch nicht sei­ne Ent­fal­tung gefun­den hat. Im Sae­cu­lum schwan­ken die­se Mäch­te noch zwi­schen den Extre­men von Anar­chie und abso­lu­ter Herr­schaft, wäh­rend die Kir­che als Wäch­te­rin des Sie­ges stän­dig ver­sucht, sie von dem einen wie dem ande­ren Extrem fernzuhalten.

Diotallevi und die Geschichtstheologie Joseph Ratzingers

Nach Augu­sti­nus haben die­se neu­te­sta­ment­li­che Sicht der Geschich­te in unse­ren Tagen vor allem Oscar Cull­mann und Joseph Ratz­in­ger ent­wickelt, letz­te­rer auch in einer Geschichts­theo­lo­gie, die von Dio­talle­vi aus­führ­lich zitiert werden.

Der wirk­lich ori­gi­nä­re Teil des Buches ist jedoch jener, wo Dio­talle­vi mit der Zele­bra­ti­on der Eucha­ri­stie die Quel­le und den Höhe­punkt die­ses „Anspruchs“ des christ­li­chen Glau­bens auf die Gestal­tung der Gesell­schafts­ord­nung iden­ti­fi­ziert. Auch hier­in kann sich der Autor ganz in der Kon­ti­nui­tät mit Bene­dikt XVI. sehen.

„Die Eucha­ri­stie ist die Kir­che, die sicht­bar wird. Sie ist das sieg­haf­te Wir­ken Got­tes, das in die Geschich­te ein­bricht und sich dem Anblick des Men­schen anbie­tet. Sie ist der zwi­schen den Schä­chern ans Kreuz geschla­ge­ne Jesus, mit dem Zen­tu­rio, der ihn erkennt und der beben­den Erde“, so San­dro Magi­ster. Die gebil­de­ten Hei­den der ersten Jahr­hun­der­te irr­ten sich nicht, wenn sie von der Zele­bra­ti­on der Lit­ur­gie spra­chen, um das Chri­sten­tum zu beschreiben.

Bücher für Inter­es­sier­te (bis­her nur in ita­lie­ni­scher Ausgabe):
Luca Dio­talle­vi: La pre­te­sa. Qua­le rap­por­to tra van­ge­lo e ordi­ne socia­le? (Der Anspruch. Wel­ches ist die Bezie­hung zwi­schen Evan­ge­li­um und Gesell­schafts­ord­nung?), Rub­bet­ti­no, Sover­ia Man­nel­li, 2013, S. 140, Euro 12,00.

In die­sen Tagen erschien auch ein Buch des Erz­bi­schofs von Mai­land, Ange­lo Kar­di­nal Sco­la, über das Ver­hält­nis zwi­schen Staat und Reli­gi­ons­frei­heit, das sich eben­falls kri­tisch mit dem vor­herr­schen­den Modell der Lai­zi­tät auseinandersetzt:

Ange­lo Sco­la: Non dimen­ti­chi­am­o­ci di Dio (Ver­ges­sen wir Gott nicht), Riz­zo­li, Mai­land, 2013, S. 112, Euro 15,00.

Text: Set­ti­mo Cielo/​Giuseppe Nardi
Bild: Asianews

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31 Kommentare

  1. Der von Katho­li­sches so heiß gelieb­te Papst Bene­dikt hat ja ein­mal ein Inter­view gege­ben das „Gan­dalf“, das ist der unan­ge­neh­me Mensch von ****.net ins Netz gestellt hat, in dem Papst Bene­dikt betont wie sehr ihm die “ Reli­gons­frei­heit“ am Her­zen liegt. Ich habe Papst Johan­nes Paul II. ein­mal geschrie­ben, dass mich sein Getue um die Reli­gi­ons­frei­heit sehr erin­nert an den Göze­n­dienst von König Salo­mo der ihm und sei­nem gan­zen Reich so sehr zum Ver­der­ben gereich­te. Dem Hei­li­gen Vater wur­de das auch vor­ge­legt, und er hat unter Hin­weis auf LUMEN GENTIUM ant­wor­ten las­sen, dass das Heil allen ver­hei­ßen sei.

    • falsch, es hät­te statt Reli­gi­ons­frei­heit Öku­me­ne hei­ßen müs­sen, da pas­sier­te mir ein Fauxpas

  2. „… dass das Heil allen ver­hei­ßen sei“

    Allen wur­de das Heils­ge­schenk ange­bo­ten. Aber bei wei­tem nicht jeder nimmt die­ses Heils­ge­schenk an.

    • Woher wis­sen sie, dass die­ses Geschenk von jeman­den nicht ange­nom­men wird? Woher wis­sen sie, dass es „bei wei­tem nicht jeder“ annimmt?

      • Vin­cen­ti­us, die Ant­wort hat bereits Kon­rad­Ge­org unten gege­ben. Den­ken Sie doch an die vie­len Athe­isten, Agno­sti­ker, Ungläu­bi­gen und Schwach­gläu­bi­gen in die­ser Welt.

        • Ken­nen Sie den See­len­zu­stand der gan­zen Per­so­nen­grup­pen, die sie auf­ge­führt haben? Wohl nein. Ent­schei­dend kann der letz­te Augen­blick des Lebens sein – wenn da noch bereut wird, dann wird Gott begna­den? Wol­len Sie bezwei­feln, dass Gott in all die­sen Per­so­nen dank sei­ner All­macht und All­gü­te nicht doch Reue erwecken könn­te, ohne dass Sie und ich das bemerk­ten? Ich wage einen der­ar­ti­gen Fre­vel nicht zu denken!

          • Ich ver­traue auf Gott – Sie, lie­ber Giu­sep­pe, offen­bar auf Ihr unfehl­ba­res Urteil, dass ein Athe­ist ein Athe­ist, ein Agno­sti­ker ein Agno­sti­ker ist etc.

          • Nun gut, Sie haben ja durch­aus recht, dass man nicht behaup­ten soll, was man nur ver­mu­tet oder stark befürch­tet und was letzt­end­lich nur Gott allei­ne weiß! Ich möch­te über nie­man­den urtei­len. Nur: Ich fürch­te, bei wei­tem nicht jeder nimmt das ver­hei­ße­ne Heils­ge­schenk an.
            Im Grun­de genom­men woll­te ich nur dar­le­gen, dass „für vie­le“ in den Wand­lungs­wor­ten nicht das Glei­che ist, wie „für alle“, was Kar­di­nal Leh­mann mal behaup­tet hat­te. Die sog. Aller­lö­sungs­theo­lo­gie („Alle kom­men in den Him­mel“, „Die Höl­le ist leer.“) ist mir jeden­falls fremd. Wie es bei den ein­zel­nen in der letz­ten Lebens­se­kun­de ist, weiß nur Gott. Da haben Sie recht.

          • Sor­ry, aber Fol­gen­des ist kirch­li­che Lehre:

            Chri­stus Jesus Domi­nus Noster, sicut nul­lus homo est, fuit vel erit, cui­us natu­ra in illo assump­ta non fuerit, ita nul­lus est, fuit vel erit homo, pro quo pas­sus non fuerit; licet non omnes pas­sio­nis ejus myste­rio redi­man­tur (DH 624). Er ist für alle Mensch gewor­den, hat für alle gelit­ten, für alle sein Blut ver­gos­sen. Übri­gens: Bereits VOR 1962 hat es am Grün­don­ners­tag im ent­spre­chen­den Tages­ge­dächnt­nis des Hoch­ge­be­tes gehei­ßen, dass Jesus für alle gelit­ten hat. Und Bene­dikt XVI. legt klipp und klar dar, dass mit der Aus­sa­ge, dass das Blut pro mul­tis ver­gos­sen wur­de, gemeint ist, dass es FÜR ALLE ver­gos­sen wur­de. Da kom­men wir nicht umhin, ob wir wol­len oder nicht.

          • „[…] licet non omnes pas­sio­nis ejus myste­rio redi­man­tur“ – ja, sei­ner Inten­ti­on nach hat Er in der Tat ‚für alle‘ Sein Blut ver­gos­sen, jedoch nicht der Wir­kung nach. Es gibt die Mög­lich­keit der end­gül­ti­gen Zurück­wei­sung, des end­gül­ti­gen Schei­terns. – Ich neh­me an, genau das woll­te Herr Jovic sagen, und Sie selbst geben mit die­sem Zitat die Ant­wort auf Ihre Fra­ge an Herrn Jovic.

          • Aus der Mög­lich­keit folgt nicht die Wirk­lich­keit! Ich hof­fe dar­auf, dass Gott auch hier noch Wege des Aller­bar­mens fin­det. Er ist schließ­lich all­mäch­tig und gütig!

  3. Papst Wickerl,

    darf ich Sie dar­an erin­nern, daß es nicht unse­re Auf­ga­be ist, die Kir­che zu lei­ten, son­dern daß wir unse­re Stan­des­pflich­ten treu erfül­len und damit der Welt Zeug­nis geben.

    Nie­mand wird uns fra­gen, ob wir dem eigen­wil­li­gen Pfar­rer sowi­so die Mei­nung gegeigt haben, son­dern nur unser Tun ist ausschlaggebend.

    Jeder unse­rer Päp­ste ist erste Wahl des Hei­li­gen Gei­stes, John­nes Paul I. ein­ge­schlos­sen, obwohl wir zu dep­pert sind, die­ses kur­ze Pon­ti­fi­kat ange­mes­sen zu würdigen.

    Ich habe den lei­sen Ver­dacht, daß unser Papst Fran­zis­kus die logi­sche Nach­fol­ge von Sei­ner Heilg­keit Bene­dikt XVI. ist. Den neu­ka­tho­li­schen Arm­leuch­tern wer­den hof­fent­lich bald die Augen aufgehen.

    • @KonradGeorg:

      Ich hof­fe, Sie ver­ste­hen den Satz: „nur unser Tun ist aus­schlag­ge­bend“ nicht pela­gia­nisch. Unser Heil liegt NIE in unse­rem Tun, son­dern in der Gna­de Got­tes begründet!

  4. @ Filip Jovic,

    schon beim Kon­zil hat­ten Teil­neh­mer Schwie­rig­kei­ten, sich die „Schät­ze der Kir­che“, die Gna­den­schät­ze natür­lich, vorzustellen.

    Dabei ist es doch ganz ein­fach: Jesus hat für alle Men­schen sovie­le Gna­den erwor­ben, daß jeder mit Ziel­stre­big­keit ohne Umweg über das Feg­feu­er in den Him­mel kom­men könn­te. Weil aber all­zu­vie­le die­se Gna­den nicht nut­zen und wir ande­ren zu untä­tig sind, um sie die­sen durch Gebet und Opfer zu erwer­ben, des­halb bleibt Gott qua­si „auf Sei­nen Gna­den sit­zen“. Die­sen Schatz ver­wal­tet die Kir­che durch das Ange­bot der Abläs­se, ohne die genaue Zutei­lung bestim­men zu kön­nen. Das ist Sache Gottes.

    • Der Bischof von Trier hat den Hei­lig-Rock-Pil­gern die Abläs­se ver­wei­gert und so eigen­hän­dig und sehen­den Auges deren Auf­ent­halt im Pur­ga­to­ri­um verlängert.

  5. Beim Lesen der mei­sten Kom­men­ta­re auf die­ser Sei­te drängt sich unwei­ger­lich der Ein­druck auf, daß sich die mei­sten Kom­men­ta­to­ren noch im tief­sten „Mit­tel­al­ter“. Wie kann man denn ernst­haft glau­ben, daß ein Gott, des­sen unen­ed­li­che Lie­be immer wie­der sprach­los macht, ernst­haft wie ein pedan­ti­scher Buch­hal­ter Gna­de zuteilt – nach dem Mot­to „100g Gna­de für Herrn X, 570g Gna­de für Frau Y“ .Es ist trau­rig, was für ein Got­tes­bild bei vie­len Zeit­ge­nos­sen exi­stiert. Die­se Men­schen tun mir wirk­lich leid.

    • Viel­leicht haben Sie ja recht, wie aber sehen Sie dann die Fra­ge der Gerech­tig­keit? Und vor allem, wel­ches Got­tes­bild haben Sie?
      Gott ist auch kein Ham­pel­mann, der nach der Pfei­fe der Men­schen tanzt nach dem Mot­to. Es ist alles egal, Gott ist ja „barm­her­zig“. Wer ein sol­ches Got­tes­bild hat (ich mei­ne damit nicht Sie) glaubt letzt­lich an kei­nen Gott. Papst Fran­zis­kus zitier­te erstaun­li­cher­wei­se bei sei­nem ersten Ange­lus Leon Bloy. Bloy schrieb in mar­kan­ten Wor­ten über die rich­ten­de All­macht Got­tes und die für­bit­ten­de All­macht der Got­tes­mut­ter. Dar­in wird ein deut­lich dif­fe­ren­zier­te­res Bild der Barm­her­zig­keit Got­tes sicht­bar. Man soll­te es sich nicht zu ein­fach machen, es geht ja um das See­len­heil und dabei unter ande­rem auch dar­um (um nur ein Bei­spiel zu nen­nen), wie­viel ande­re Men­schen jemand in sei­nem Leben durch sein schlech­tes Vor­bild ins Unheil stürzt.

      • Um alle Men­schen zu ret­ten, hat sich Gott zum Ham­pel­mann gemacht – schau­en Sie nur auf das Kreuz, dann wis­sen Sie, dass die Römer Gekreu­zig­te der Lächer­lich­keit preis­ge­ge­ben haben!

    • Wenn man sich über­legt, dass unser natür­li­cher Zustand der der Ver­dam­mung ist, kann man sich nur übe r jedes Häpp­chen Gna­de, d as einem zuteil wird, freu­en. Im Mit­tel­al­ter, da haben Sie Recht, wur­de das noch kla­rer erkannt.

      • Komisch nur, daß Gott den Men­schen nach sei­nem Eben­bild geschaf­fen hat. Denn nach ihrer Logik wäre dann der natür­li­che Zustand Got­tes die Verdammung.

        • Ja, nach Sei­nem Eben­bild hat Er uns erschaf­fen. Ihre Anmer­kung sagt aber mehr dar­über aus, wie sehr wir Men­schen die­se unglaub­li­che Gna­de leich­fer­tig ver­spielt haben und immer neu ver­spie­len (oder glau­ben Sie, nur Adam und Eva hät­ten das geschafft, wir, Sie, ich, alle ande­ren, wir hät­ten den Sün­den­fall natür­lich nie provoziert?).

        • Die Eben­bild­lich­keit (ima­go dei) ist in der Tat unver­lier­bar. Die Ähn­lich­keit (simi­li­tu­do dei) ist aber dahin. Also leben wir als ver­bann­te Kin­der Evas in einem Tal der Tränen!

          • War­um denn als Kin­der Evas? Wenn schon, dann doch bit­te auch als Kin­der Adams.

            Es ist sehr scha­de für Sie, wenn Sie in einem Tal der Trä­nen leben müs­sen – aber woher wol­len Sie denn wis­sen, daß alle Men­schen dort leben? Das ist eine Behaup­tung – und sie ist falsch.

        • nun Huber, wenn Sie nicht in der Ver­dam­mung leben, son­dern im Him­mel Inter­net­an­schluss haben, dann Glückwunsch!

          • Ich den­ke, es geht dar­um, dar­auf hin­zu­wei­sen, daß jeder nur für sich selbst spre­chen kann und daß des­halb Ihre ver­all­ge­mei­nern­de Aus­sa­ge nicht rich­tig sein kann. Noch dazu in einem Bereich, in dem es um den per­sön­li­chen Glau­ben jedes ein­zel­nen und um die per­sön­li­che Bezie­hung jedes ein­zel­nen zu Gott geht.
            Inter­es­sant ist aller­dings die von Ihnen nicht beant­wor­te­te Fra­ge: War­um nicht auch Kin­der Adams?

          • tonas, bit­te erzäh­len Sie hier kei­nen Quatsch. Der Zustand der Ver­dam­mung, in dem wir hier leben, ist kei­ne per­sön­li­che Emp­fin­dung, son­dern glas­kla­re Leh­re der Kir­che. Beten Sie zum bes­se­ren Ver­ständ­nis der Wor­te „Ver­bann­te Kin­der Evas“ doch ein­fach mal das Sal­ve Regina!

          • Mit Ver­laub: Seit der Tau­fe ist die Erb­sün­de von uns abge­wa­schen – wir sind also prin­zi­pi­ell nicht im Tal der Trä­nen. Da wir im Pil­ger­stan­de sind, ist die Erlö­sung – für uns, nicht für Gott – noch nicht voll­endet. Aber in der Ver­dam­mung leben Chri­stin­nen und Chri­sten defi­ni­tiv nicht. Dan­ken wir Gott und sei­ner gra­tia gra­tum faci­ens, wel­che er uns im Sakra­ment de Tau­fe zuge­wen­det hat!

          • Und noch eine Prä­zi­si­on, liebe/​r Arrow:
            Von „Ver­dam­mung“ kann man nach kirch­li­cher Leh­re erst NACH dem par­ti­ku­la­ren Gericht (also mit Ein­tritt des Todes) oder NACH dem Uni­ver­sal­ge­richt (als am Letz­ten Tage) spre­chen. Da bei­des noch nicht ist, weil wir LEBEN, kann man nicht davon spre­chen, dass wir in Ver­dam­mung leben. Men­schen, die nach dem Tod/​nach dem Jüng­sten Gericht zur Höl­le ver­ur­teilt wer­den (was Gott ver­hin­dern möge), exi­stie­ren in Ver­dam­mung. Vgl. DH 1000 (Die Bul­le Bene­dic­tus Deus zur selig­ma­chen­den Gottesschau).

          • Vin­cen­ti­us, dass die Tau­fe uns nicht aus der Knecht­schaft der Sün­de befreit, son­dern ledig­lich unse­re See­le hin­sicht­lich Ihres Scha­dens durch die Erb­sün­de heilt, weiß man doch eigent­lich. Natür­lich haben wir hinie­den kei­ne blei­ben­de Statt und müs­sen sogar trotz Tau­fe noch mit dem eige­nen Tod für die Erb­sün­de büßen. Die Hin­weg­nah­me der Sün­de bedeu­tet ja nicht die Hin­weg­nah­me der Sün­den­stra­fe! Selbst für „Chri­stin­nen und Chri­sten“ soll das gel­ten, habe ich mal gehört. Auch Ihnen sei daher das Gebet des Sal­ve Regi­na wärm­stens empfohlen.

          • Liebe/​r Arrow,
            das ist lei­der nicht Kir­chen­leh­re. Das Triden­ti­num lehrt von der Tau­fe: „Si quis per Iesu Chri­sti Domi­ni nostri gra­ti­am, quae in bap­tis­ma­te con­fer­tur, rea­tum ori­gi­na­lis pec­ca­ti remit­ti negat; aut eti­am asse­rit non tol­li totum id quod veram et pro­pri­am pec­ca­ti ratio­nem habet; sed illud dicit tan­tum radi, aut non impu­t­a­ri; ana­the­ma sit. In rena­tis enim nihil odit Deus; quia nihil est dam­na­tio­nis iis, qui vere con­se­pul­ti sunt cum Chri­sto per bap­tis­ma in mortem“.

            Ein Säug­ling, der unmit­tel­bar nach der Tau­fe stirbt, gelangt unver­züg­lich zur visio bea­ti­fi­ca. D.h. er ist der Knecht­schafft der Sün­de ent­ris­sen, nur der fomes pec­ca­ti, die Hin­nei­gung zur Sün­de bleibt. Des­we­gen kann man, sofern man katho­lisch ist, nicht sagen, dass wir hier in Ver­dam­mung leben. Das Gebet „Sal­ve regi­na“, so ehr­wür­dig es sein mag, steht nicht im Ran­ge der Defi­ni­tio­nes des Triden­ti­num. Im Gebet waren schon immer grö­ße­re Frei­hei­ten des Aus­drucks erlaubt. In die­sem Forum aller­dings soll­ten wir bei der Prä­zi­si­on des Aus­drucks blei­ben! Für die Erb­sün­de gibt es übri­gens auch kei­ne – durch den Ablass erlass­ba­re – Sün­den­stra­fe, da das pec­ca­tum ori­gi­na­le kei­ne Sün­de im eigent­li­chen Sin­ne ist (der Erb­sün­de man­gelt es näm­lich am Cha­rak­ter der Wil­lent­lich­keit). Und selbst­ver­ständ­lich befreit uns die Tau­fe von der Knecht­schaft der Sünde:
            „Prae­ser­tim tran­si­tus Maris Rubri, vera Isra­el libe­ra­tio a ser­vi­tu­te Aegyp­ti, libe­ra­tio­nem a Bap­tis­mo perac­tam annuntiat:
            ‚Abra­hae fili­os per Mare Rubrum sic­co vesti­gio tran­si­re fecis­ti, ut plebs, a Pha­rao­nis ser­vi­tu­te libe­ra­ta, popu­lum bap­tiz­atorum praefiguraret ‚.“
            (vgl. Kate­chis­mus der Katho­li­schen Kir­che, v.a. Nr. 1221, dann auch: 1262–1284).

  6. Es bleibt fest­zu­hal­ten, daß Reli­gi­ons­frei­heit bereits in der Schöp­fung grunge­legt ist. Denn Gott ist wis­sen­schaft­lich nicht zwin­gend beweis­bar, Er hät­te sich in sei­ner All­macht aber einer sol­chen Beweis­füh­rung öff­nen kön­nen, wenn Er gewollt hät­te. Sein Untä­tig­keit in die­sem Punkt ist ein kla­rer Beweis, daß er kei­nen Zwang will, auch nicht den wis­sen­schaft­li­cher Logik. Gott will in Lie­be erkannt wer­den, und wer in in Lie­be erkennt, erkennt Ihn auch im täg­li­chen Leben, in der Wis­sen­schaft und in der gesam­ten Schöpfung!

    Wir sind als Eben­bil­der Got­tes erschaf­fen, und wir ver­wirk­li­chen die­se Eben­bild­lich­keit umso voll­kom­me­ner, so weit wir gleich Ihm aus inne­rer Frei­heit in Lie­be – oder nicht ganz deckungs­gleich for­mu­liert: primär,motiviert – handeln.

    Das alle bedeu­tet in kei­ner Wei­se eine Gleich­wer­tig­keit der Tex­te aller Reli­gio­nen, denn Gott läßt uns sogar die Frei­heit zur Sün­de, und das bedeu­tet in kei­ner Wei­se die Gleich­wer­tig­keit von Gut und Böse.

    Das alle Men­schen um Heil beru­fen sind, ergibt sich aus der Leh­re von der ani­ma natu­ra­li­ter chri­stia­na und der Geist­tau­fe (im Volks­mund auch Begier­de­tau­fe genannt).

    Zur Öku­me­ne – nicht zum Öku­me­nis­mus – sind wir durch die Abschieds­re­den des Hern verpflchtet.

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