(Rom) In einem Interview für El Pais bietet der ehemalige päpstliche Zeremonienmeister Kurienerzbischof Piero Marini Einblick in seine Gedankenwelt. Und läßt seiner gekränkten Eitelkeit für seine Entlassung als Zeremoniär durch Papst Benedikt XVI. freien Lauf. Von 1987 bis 2007 war Msrg. Piero Marini der „Designer“ der päpstlichen Liturgien von Papst Johannes Paul II. Benedikt XVI. wartete das Auslaufen von Marinis Mandat ab, um ihn durch Msgr. Guido Marini zu ersetzen, der die liturgische Erneuerung Benedikts XVI. umsetzte.
Msgr. Piero Marini ist seither auf eigenen Wunsch Präsident des Päpstlichen Komitees für die Eucharistischen Kongresse. Was sagte Piero Marini dem Vatikanisten am vergangenen Samstag? Zuallererst machte er seinem Ruf Ehre, die Interessen der Homo-Lobby im Vatikan zu vertreten.
„Es ist notwendig Verbindungen zwischen gleichgeschlechtlichen Personen anzuerkennen, es gibt viele Paare, die darunter leiden, daß ihre bürgerlichen Rechte nicht anerkannt werden. Was nicht anerkannt werden kann ist, daß diese Partnerschaft eine Ehe ist“, so Piero Marini am Rande des IV. Nationalen Eucharistischen Kongresses in Costa Rica. Konkret ging es um die Laizität des Staates.
Der 70 Jahre alte Piero Marini erzählte in dem Interview über seine Erfahrungen mit Johannes Paul II. und dem Pontifikat von Benedikt XVI. Zum neuen Pontifikat von Papst Franziskus sagte Marini: „Man atmet Frischluft. Er ist ein Fenster, das sich dem Frühling und der Hoffnung öffnet. Bisher haben wir die schlechte Luft sumpfig-stickiger Gewässer geatmet, mit einer Angst vor allem und Problemen wie Vatileaks und der Pädophilie. Mit Franziskus spricht man nur über positive Dinge.“ Mit dem neuen Papst, so Marini weiter, „atmet man eine neue Freiheitsluft, eine Kirche, die den Armen näher und weniger problembeladen ist“.
Der ehemalige päpstliche Zeremonienmeister erklärte, daß “die Priester ein gemäßigtes und einfaches Lebensbeispiel geben“ und „das Leben und den Glauben mit der Gemeinde teilen müssen“. Marini äußert auch Zweifel über die Nützlichkeit von Twitter und dessen Gebrauch durch den Papst. „Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich es nicht genützt“, aber Benedikt XVI. „haben sie es geraten“. „Die Kirche darf nicht antiquiert sein, aber man muß ein bißchen aufpassen“, so Marini.
Piero Marini greift in seiner Stellungnahme Positionen auf, die vor zwei Monate bereits Kurienerzbischof Vincenzo Paglia, der Präsident des Päpstlichen Rats für die Familie geäußert hatte: Nein zur Anerkennung der Homo-Ehe und des Adoptionsrechts für Homosexuelle, aber Anerkennung von Rechten für Homosexuelle. Msgr. Paglia war es, der sich für eine Aufweichung der Sonntagsruhe aussprach, um dem Öffnungsdrang von Unternehmern entgegenzukommen, die ihre Angestellten unter Druck setzen, wenn sie nicht auch sonntags bereit sind, zu arbeiten.
Piero Marini, geboren 1942 in der norditalienischen Stadt Pavia, trat 1960 in das Priesterseminar seiner Heimatdiözese ein, für die er 1965 zum Priester geweiht wurde. Anschließend wurde er Sekretär von Annibale Bugnini, seit 1967 für die päpstlichen Liturgien zuständig, mit dem er auch an der Kongregation für die Sakramentenordung tätig war und an maßgeblicher Stelle an der Liturgiereform von 1969/1970 mitwirkte. Der Unterschied zwischen Piero Marini und seinem Nachfolger als päpstlicher Zeremonienmeister Guido Marini wurde am deutlichsten an den Meßgewändern sichtbar.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Messa in Latino