Liturgischer Rückschritt zu befürchten? – Keine falschverstandene Demut und Kollegialität, bitte


Franziskus I. erste heilige Messe, Wieder Volksaltar in Sixtinischer Kapelle(Rom) Der Kunst­kri­ti­ker Fran­ces­co Cola­femmi­na, einer der wort­ge­wal­tig­sten Ver­tre­ter der Tra­di­ti­on, kün­dig­te nach Bekannt­wer­den der Wahl Jor­ge Mario Berg­o­gli­os zum neu­en Papst an, sei­ne Inter­net­sei­te Fides et For­ma zu schlie­ßen: „Alles wofür wir bis­her gekämpft und was wir im vori­gen Pon­ti­fi­kat unter­stützt haben, war ver­ge­bens.“ Nahm Cola­femmi­na im Alter von 25 Jah­ren die Wahl Bene­dikts XVI. mit Begei­ste­rung auf, bringt er im Alter von 32 Jah­ren der Wahl Franz I. nur Ent­täu­schung ent­ge­gen. Die Stich­wor­te sei­ner Ent­täu­schung las­sen sich so zusammenfassen:

  • Mit Franz I. wur­de der Gegen­spie­ler Bene­dikts XVI. beim Kon­kla­ve von 2005 gewählt. Radi­ka­ler konn­ten die Kar­di­nä­le den Bruch nicht zum Aus­druck bringen.
  • Franz I. sprach in sei­ner ersten Anspra­che von sich nur als „Bischof von Rom“. („Und was ist mit uns ande­ren Katholiken?“)
  • Bei der Hul­di­gung durch die Kar­di­nä­le nach der Wahl, stand er demon­stra­tiv, statt auf dem Papst­thron zu sitzen
  • Franz I. rief die Men­schen auf, ihn zu seg­nen. („Eine net­te Geste, aber der Segen muß von oben kom­men, und er ist der erste, der ihn durch sei­ne Schlüs­sel­ge­walt für die Men­schen her­ab­fle­hen muß.“)
  • In der Six­ti­ni­schen Kapel­le wur­de der von Papst Bene­dikt XVI. ent­fern­te Volks­al­tar wie­der aufgestellt.
  • Das alles im Namen einer falsch­ver­stan­de­nen Kol­le­gia­li­tät? Und das Papst­tum? Zuviel Kol­le­gia­li­tät ver­dun­kelt Bedeu­tung, Rol­le und Amt des Petrus.
  • Falsch­ver­stan­de­ne Demut ist nur eine beson­ders ver­steck­te Form von Hoch­mut. Bit­te, weder falsch­ver­stan­de­ne Demut noch Kollegialität.
Anzei­ge

Cola­femmi­na wört­lich in sei­ner, nach eige­nen Wor­ten vor­erst letz­ten Stel­lung­nah­me („die Sei­te bleibt bestehen, es wird aber eine Zeit des Schwei­gens fol­gen, obwohl es viel zu sagen gäbe“):

Die Wie­der­her­stel­lung des Altars ad popu­lum in der Six­ti­ni­schen Kapel­le zer­stört mit einer simp­len Geste unse­ren gan­zen Ein­satz gegen die lit­ur­gi­schen Anpas­sun­gen. Es ist sinn­los zu leug­nen: vor­her konn­te man sich auf das Vor­bild des Pap­stes ver­las­sen. Heu­te nicht mehr: Der Papst ist ein ande­rer, das Vor­bild auch. Hun­der­te von Bischö­fen und Prie­stern, die Bene­dikt XVI. unge­hor­sam waren, die sein Lehr­amt und sein Zeug­nis igno­riert haben, jubeln. Heu­te blä­hen sie ihre Brust auf und bald wird eine neue iko­no­kla­sti­sche Ver­fol­gung beginnen.

Wie­vie­le Mil­lio­nen wur­den in den ver­gan­ge­nen 50 Jah­ren sinn­los ver­geu­det, um häß­li­che und vor allem völ­lig über­flüs­si­ge lit­ur­gi­sche Anpas­sun­gen durch schreck­li­che Altä­re und auf­dring­li­che Ambos durch­zu­füh­ren? Das ist der grund­le­gen­de Wider­spruch jener, die im Namen einer „armen, demü­ti­gen“, mit Geld sorg­sam umge­hen­den, nicht „ver­schwen­de­ri­schen“ Kir­che den lit­ur­gi­schen Bruch betreiben.

Eine demü­ti­ge Kir­che nutzt sorg­sam das, was vor­han­den ist. Ihre Ver­tre­ter wer­fen nicht Unmen­gen an Geld im Namen der „Spar­sam­keit“ zum Fen­ster hin­aus, indem sie einen ihrem lit­ur­gi­schen Ver­ständ­nis nicht mehr geneh­men Altar­raum um viel Geld in einen angeb­lich „demü­ti­gen“ im „Stil neu­er Schlicht­heit“ umbauen.

Wird man nun erneut Geld für neue Para­men­te aus­ge­ben? Wird man die Bischö­fe und Prie­ster anhal­ten, die soeben erst wie­der ent­staub­ten, vor­han­de­nen, aus­ge­zeich­net geeig­ne­ten und ange­mes­se­nen Meß­ge­wän­der wie­der ver­stau­ben zu las­sen? Im Namen von was? Ein­zig im Namen einer lit­ur­gi­schen Dis­kon­ti­nui­tät die auf „Schlicht­keit“ beruht?

Ich ken­ne Dut­zen­de von Prie­stern, die kei­ne Pro­ble­me damit haben, die alte Mes­se wenn nicht anders mög­lich, auch in einer bana­len Kasel zu zele­brie­ren und die kei­ne Grund­satz­fra­ge dar­aus machen, wenn es auch einen Volks­al­tar gibt. Ich ken­ne aber kei­ne über­zeug­ten Kon­zil­sprie­ster, die umge­kehrt imstan­de wären, das eine mit dem ande­ren zu ver­ein­ba­ren. Es han­delt sich lei­der um einen tief­ver­wur­zel­ten ideo­lo­gi­schen Irr­tum, der die ganz der Lit­ur­gie und damit der Anbe­tung Got­tes gewid­me­te Schön­heit mit einer „mon­dä­nen“ Schön­heit ver­wech­selt. Alles für Gott zu geben, dar­in zum Aus­druck zu brin­gen, daß die Schön­heit und der Reich­tum nicht dem Men­schen die­nen, aber jenen klei­den kön­nen, der in per­so­na Chri­sti han­delt, und allein der Anbe­tung Got­tes die­nen, war das inner­ste Bestre­ben aller gläu­bi­gen Gene­ra­tio­nen. Vie­le mei­ner Prie­ster­freun­de leben in abso­lu­ter Armut, man­che sogar in regel­rech­ter Not, aber in der Hei­li­gen Lit­ur­gie schen­ken sie alles Gott und der Kir­che. Das ist ein gro­ßes und schö­nes Zeug­nis. Nein zum welt­li­chen Blend­werk, ja zur lit­ur­gi­schen Schönheit.

Noch eine letz­te Anmer­kung. Posi­tiv sei ver­merkt, daß bei der Papst­mes­se die Knie­bän­ke für den Kom­mu­nion­emp­fang erhal­ten geblie­ben sind und daß alle Prie­ster die Mund­kom­mu­ni­on spen­de­ten. Nega­tiv auf­ge­fal­len ist mir, daß eini­ge Prie­ster die Kom­mu­ni­on auf die Hand ver­lang­ten. Das hät­ten sie unter Bene­dikt XVI. nicht getan. Auch das ein Zei­chen der Ver­än­de­rung. Der neue Papst ist so wie er ist und der alte hat nichts unter­nom­men, um sein Vor­bild zu einer für die gan­ze Welt ver­bind­li­chen Regel zu machen. Er ver­trau­te auf die Annah­me sei­nes Vor­bil­des durch die Bischö­fe und sei­ne Mit­ar­bei­ter. Ein Ver­trau­en, das ihm weder an der Kurie und noch weni­ger in den Diö­ze­sen ver­gol­ten wurde.

Kunst und Schön­heit wer­den unter dem neu­en Pon­ti­fi­kat wenig zäh­len. Und das alles, was am mei­sten ärgert, im Namen einer behaup­te­ten Schlicht­heit, Demut und Armut. So bleibt nur zu hof­fen, daß es zumin­dest bei ethi­schen Fra­gen und bei dem anhal­ten­den und sich nun neu ver­stär­ken­den Druck in der Fra­ge des Prie­ster­tums  und des Papst­tums zu kei­nem Nach­ge­ben kom­men wird. Sicher bin ich mir aber nicht.

Text: Fides et Forma/​Giuseppe Nardi
Bild: Fides et Forma

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!