„Der Teufel kommt oft als Engel verkleidet, heimtückisch“ – Die Spontaneität von Papst Franziskus


Erzengel Michael besiegt den Teufel AlbrechtDürer(Vati­kan) Papst Fran­zis­kus hat eine lei­se Stim­me. Ihm direkt zu fol­gen, ist in sprach­li­cher Hin­sicht zunächst gewöh­nungs­be­dürf­tig, dürf­te aber nie all­zu leicht wer­den. Die Über­set­zun­gen in Hör­funk und Fern­se­hen über­la­gern sei­ne Stim­me. Man muß sich auf das Gesag­te ver­las­sen. Den Jour­na­li­sten wer­den vor­ab mit Ver­öf­fent­li­chungs­frist auto­ri­sier­te Über­set­zun­gen in den ver­schie­de­nen Spra­chen über­ge­ben. Wäh­rend sich Papst Bene­dikt XVI. mit Genau­ig­keit an sei­nen Pre­digt­text hielt, impro­vi­siert Papst Fran­zis­kus ger­ne und spon­tan. Der Nach­teil ist, daß die Jour­na­li­sten, die bei Direkt­über­tra­gun­gen die vor­be­rei­te­ten Tex­te vor­le­sen, viel­fach die Zusät­ze nicht mer­ken oder der Über­ra­schung wegen nicht spon­tan eigen­stän­dig mit­über­set­zen kön­nen. Die Über­set­zun­gen kön­nen auf der offi­zi­el­len Vati­kan­sei­te erst mit eini­ger Ver­spä­tung ver­öf­fent­licht wer­den, um die spon­ta­nen Tei­le der Pre­digt ein­bau­en zu können.

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So geschah es auch am Palm­sonn­tag, die inzwi­schen ver­öf­fent­li­che Fas­sung ist voll­stän­dig. Der Papst sprach erneut über den Teu­fel. Doch in vie­len Direkt­über­tra­gun­gen und erst recht in den Zei­tungs­re­dak­tio­nen wur­de die Pas­sa­ge unter­schla­gen. Es han­del­te sich nicht um Absicht. Den Teu­fel schob Papst Fran­zis­kus spon­tan in sei­ne Pre­digt ein. Nach­fol­gend die ent­spre­chen­de Stel­le sei­ner Pre­digt vom Palm­sonn­tag. Die spon­ta­nen Ein­schü­be sind unterstrichen.

Zu Beginn der Mes­se haben auch wir es wie­der­holt. Wir haben unse­re Pal­men geschwenkt Auch wir haben Jesus emp­fan­gen; auch wir haben die Freu­de zum Aus­druck gebracht, ihn zu beglei­ten, ihn nahe zu wis­sen, in uns und unter uns gegen­wär­tig als ein Freund, als ein Bru­der, auch als König, das heißt als leuch­ten­der Bezugs­punkt unse­res Lebens. Jesus ist Gott, doch er hat sich ernied­rigt, unse­ren Weg mit­zu­ge­hen. Er ist unser Freund, unser Bru­der. Hier gibt er uns Licht auf unse­rem Weg. Und so haben wir ihn heu­te empfangen.

 

Und dies ist das erste Wort, das ich euch sagen möch­te: Freu­de! Seid nie­mals trau­ri­ge Men­schen: ein Christ darf das nie­mals sein! Lasst euch nie­mals von Mut­lo­sig­keit über­wäl­ti­gen! Unse­re Freu­de ent­springt nicht aus dem Besit­zen vie­ler Din­ge, son­dern dar­aus, einer Per­son begeg­net zu sein: Jesus, der in unse­rer Mit­te ist; sie ent­springt aus dem Wis­sen, dass wir mit ihm nie­mals ein­sam sind, selbst in schwie­ri­gen Momen­ten nicht, auch dann nicht, wenn der Lebens­weg auf Pro­ble­me und Hin­der­nis­se stößt, die unüber­wind­lich schei­nen, und davon gibt es vie­le! Und in die­sem Moment kommt der Feind, kommt der Teu­fel, oft­mals als Engel ver­klei­det, und heim­tückisch sagt er uns ein Wort. Hört nicht auf ihn! Fol­gen wir Jesus! Wir beglei­ten, wir fol­gen Jesus, aber vor allem wis­sen wir, dass er uns beglei­tet und uns auf sei­ne Schul­tern lädt: dar­in liegt unse­re Freu­de, die Hoff­nung, die wir in die­se unse­re Welt tra­gen müs­sen. Und bit­te lasst euch die Hoff­nung nicht neh­men! Lasst nicht zu, dass die Hoff­nung geraubt wird! Jene, die Jesus uns schenkt. […]

 

Jesus zieht nicht in die Hei­li­ge Stadt ein, um die Ehren zu emp­fan­gen, die den irdi­schen Köni­gen, den Macht­ha­bern, den Herr­schern vor­be­hal­ten sind; er zieht ein, um gegei­ßelt, beschimpft und geschmäht zu wer­den, wie Jesa­ja in der ersten Lesung ankün­digt (vgl. Jes 50,6); er zieht ein, um eine Dor­nen­kro­ne, einen Stock und einen Pur­pur­man­tel zu erhal­ten, sein König­tum wird Gegen­stand des Spot­tes sein; er zieht ein, um mit einem Bal­ken bela­den zum Kal­va­ri­en­berg hin­auf­zu­ge­hen. Und da haben wir das zwei­te Wort: Kreuz. Jesus zieht nach Jeru­sa­lem ein, um am Kreuz zu ster­ben. Und genau hier erstrahlt sein König­sein im Sin­ne Got­tes: Sein Königs­thron ist das Holz des Kreu­zes! Ich den­ke an das, was Bene­dikt XVI. zu den Kar­di­nä­len sag­te: Ihr seid Für­sten – aber die eines gekreu­zig­ten Königs. Das ist der Thron Jesu. Jesus nimmt auf sich… war­um das Kreuz?  Weil Jesus das Böse, den Schmutz, die Sün­de der Welt – auch unse­re Sün­de, unser aller Sün­de! – auf sich nimmt, und er wäscht es, wäscht es mit sei­nem Blut, mit der Barm­her­zig­keit, mit der Lie­be Got­tes. Schau­en wir uns um: Wie vie­le Wun­den schlägt das Böse der Mensch­heit! Krie­ge, Gewalt­ta­ten, Wirt­schafts­kon­flik­te, die die Schwä­che­ren tref­fen; Geld­gier – und kei­ner kann es doch mit­neh­men; man muss es zurück­las­sen! Mei­ne Groß­mutter sag­te zu uns Kin­dern: Das Toten­hemd hat kei­ne Taschen –, Lie­be zum Geld, Macht­stre­ben, Kor­rup­ti­on, Spal­tun­gen, Ver­bre­chen gegen das mensch­li­che Leben und gegen die Schöpfung!

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Erz­engel Micha­el besiegt den Teu­fel von Albrecht Dürer

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