Rückgang der Christen im Nahen Osten – Ursachen und Hilferuf: Menschenrechte in Gefahr


Christen im Nahen Osten im Rückzug aufgerieben zwischen entchristlichtem Westen, radikalisierten Moslems und dem Israel-Konflikt Kopten Gottesdienst(Rom) Die Zahl der Chri­sten im Nahen Osten wird immer klei­ner. Dies sag­te am Sonn­tag der bekann­te ara­bi­sche Jesu­it Pater Samir Kha­lil Samir auf Radio Vati­kan. Anfang des 20. Jahr­hun­derts mach­ten die Chri­sten noch mehr als 20 Pro­zent der Bevöl­ke­rung des gesam­ten Nahen Ostens aus. Heu­te sind es höch­stens zehn Pro­zent. Die Chri­sten ver­las­sen wegen der bewaff­ne­ten Kon­flik­te der letz­ten Jahr­zehn­te ihre Hei­mat­län­der und wan­dern aus.

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In Jeru­sa­lem und in Naza­reth stel­len Chri­sten heu­te nur mehr zwei Pro­zent der Bewoh­ner. Die im Ver­hält­nis stärk­ste christ­li­che Gemein­schaft lebt nach wie vor im Liba­non. Aller­dings ist ihr Anteil an der Bevöl­ke­rung auch dort seit den 70er Jah­ren rück­läu­fig. Waren 1935 noch 63 Pro­zent der Liba­ne­sen Chri­sten, beken­nen sich heu­te nur mehr 35 Pro­zent der Liba­ne­sen zu Christus.

Zum Ver­gleich dazu stell­ten die Chri­sten vor einem Jahr­hun­dert rund 30 Pro­zent der Bevöl­ke­rung im heu­ti­gen Irak und noch 1914 fast die Hälf­te der Ein­woh­ner Kon­stan­ti­no­pels, dem heu­ti­gen Istan­bul. 1945, vor Errich­tung des Staa­tes Isra­el und dem Aus­bruch der jüdisch-palä­sti­nen­si­schen Krie­ge, waren fast ein Drit­tel der Bewoh­ner des Hei­li­gen Lan­des Chri­sten, heu­te sind es nur mehr 2,8 Pro­zent: im israe­lisch besetz­ten West­jor­dan­land 8,6 Pro­zent, in Isra­el nur mehr 2,1 Pro­zent (unter den israe­li­schen Ara­bern 8,3 Pro­zent) und im Gaza-Strei­fen nur mehr 0,7 Prozent.

„Je mehr Chri­sten ihre Hei­mat ver­las­sen, je mehr die Chri­sten zu einer klei­nen Min­der­heit wer­den, desto mehr gehen zen­tra­le Grund­sät­ze wie zum Bei­spiel die Men­schen­rech­te ver­lo­ren“, so der aus Ägyp­ten stam­men­de Vati­kan-Exper­te für den Nahen Osten. „Mit dem Rück­gang der Chri­sten erlebt nicht nur die Wirt­schaft einen Rück­schritt, son­dern noch mehr die Poli­tik und vor allem alles, was mit den Grund­rech­ten des Men­schen zu tun hat: die Lage der Frau, die Reli­gi­ons­frei­heit, die Frei­heit ins­ge­samt, der sozia­le Fort­schritt, sozia­le Gerech­tig­keit für die Ärm­sten und Schwächsten.“

„Auch aus die­sem Grund hören wir auch von Mos­lems, nicht nur den Intel­lek­tu­el­len, son­dern auch der Mit­tel­schicht: ‚Bit­te, geht nicht! Bleibt! Wir haben seit Jahr­hun­der­ten zusam­men­ge­lebt!‘“ Das höre man von Ägyp­ten bis Syri­en, so Pater Samir.

Zum Zusam­men­le­ben zwi­schen Chri­sten und Mos­lems in den Län­dern des Nahen Ostens bemerk­te der Jesu­it, daß es „fast immer ein Unbe­ha­gen“ gab, aber „das, was wir heu­te in der gan­zen isla­mi­schen Welt erle­ben, ist eine fort­schrei­ten­de Radi­ka­li­sie­rung des Pro­tests gegen die Welt­macht, die sich als Westen bezeich­net – und der Westen wird von den Mos­lems irri­ger­wei­se als christ­lich wahr­ge­nom­men, wenn er in Wirk­lich­keit auch immer ent­christ­lich­ter ist, und das hat schwer­wie­gen­de Fol­gen für die christ­li­chen Gemein­schaf­ten im Nahen Osten gebracht“, so der Nah­ost-Exper­te Pater Samir Kha­lil Samir.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Internetica

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