(Rom) In seinem neuen Buch, das am 20. Januar in Mailand vorgestellt wurde, zitiert Professor Enrico Maria Radaelli, Philosoph, Theologe und Schüler eines der größten katholischen Denker des 20. Jahrhunderts, des Schweizers Romano Amerio (1905–1997), drei Texte aus den unveröffentlichten Tagebüchern von Don Divo Barsotti (1914–2006) .
In diesen Texten übt dieser „geniale und geschätzte Mystiker und geistliche Seelenführer“ (Sandro Magister) harte Kritik am Zweiten Vatikanischen Konzil. Don Divo Barsotti war 1971 gerufen worden, dem Papst und der Römischen Kurie die Fastenexerzitien zu predigen, wie es in diesem Jahr Gianfranco Kardinal Ravasi tun wird. Radaelli zitiert Don Barsotti mit den Worten:
Unveröffentlichte Kritik des „genialen Mystikers“ und päpstlichen Fastenpredigers am Konzil
Ich bin betroffen über das Konzil: die Überfülle der Dokumente, ihre Länge und häufig ihre Sprache machen mir Angst. Es sind Dokumente, die mehr von menschlicher Sicherheit Zeugnis geben als von schlichter Standfestigkeit im Glauben. Vor allem aber empört mich das Verhalten der Theologen.
Ein Konzil und die Ausübung des höchsten Lehramtes sind nur durch eine höchste Notwendigkeit gerechtfertigt. Könnte der gegenwärtige, beängstigende Ernst der Lage der Kirche nicht gerade eine Folge der Leichtfertigkeit sein, mit der man den Herrn herausfordern und auf die Probe stellen wollte? Wollte man vielleicht Gott zum Sprechen zwingen, obwohl es diese höchste Notwendigkeit nicht gab? Ist es vielleicht so? Um ein Konzil zu rechtfertigen, das den Anspruch erhob, alles zu erneuern, mußte man behaupten, daß alles schlecht lief, etwas, das andauernd gemacht wird, wenn nicht vom Episkopat, dann von den Theologen.
Nichts scheint mir schwerwiegender gegen die Heiligkeit Gottes als der Hochmut der Kleriker, die mit einem Stolz, der nur diabolisch ist, glauben, die Wahrheit manipulieren zu können, die sich einbilden die Kirche zu erneuern und die Welt zu retten, ohne sich selbst zu erneuern. In der gesamten Kirchengeschichte ist nichts mit dem letzten Konzil vergleichbar, auf dem der katholische Episkopat glaubte, ohne Bemühen um Heiligkeit, alles erneuern zu können, indem er allein seinem eigenen Stolz gehorchte und in einem so offenen Widerspruch zum Gesetz des Evangeliums, das uns gebietet zu glauben, daß das Menschsein Christi ein Werkzeug der Allmacht der Liebe war, die durch ihren Tod rettet.
„Was an diesen Worten von Don Barsotti beeindruckt, sind zwei Elemente. Erstens, daß diese Kritik von jemandem kommt, der eine tiefe theologische Sichtweise hat, im Ruf der Heiligkeit steht und der Kirche auf treueste Weise ergeben war. Zweitens, daß sich die Kritik nicht gegen die Verirrungen der Nachkonzilszeit richten, sondern gegen das Konzil selbst“, so der Vatikanist Sandro Magister.
Neues Buch des Philosophen und Theologen Enrico Maria Radaelli
Beides findet sich auch im neuen Buch von Radaelli mit dem Titel Die Zukunft des Dogmas – schrecklich oder strahlend? (Il domani – terribile o radioso? – del dogma).
Dem Urteil Radaellis nach, ist die derzeitige Krise der Kirche nicht die Folge einer falschen Anwendung des Konzils, sondern eine direkte Folge des Konzils selbst.
Die „Ursünde“ des Konzils war es, die dogmatische Sprache, die allen vorherigen Konzilien eigen war mit der Bekräftigung der Wahrheit und der Verurteilung der Irrtümer, aufgegeben zu haben und durch eine vage neue „pastorale“ Sprache ersetzt zu haben.
Radaelli weist darauf hin, daß auch die progressiven Gelehrten in dieser pastoralen Sprache ein Unterscheidungsmerkmal und eine entscheidende Neuigkeit des letzten Konzils erkennen, wie in jüngster Zeit zum Beispiel der Jesuit John O’Malley in seiner Arbeit What Happened at Vatican II feststellte.
Während O’Malley und die Progressiven die neue, vom Konzil gebrauchte Sprache in einem völlig positiven Licht sehen, hat für Radaelli, Roberto de Mattei und andere Vertreter des traditionalistischen Denkens – wie bereits für Romano Amerio – die „pastorale“ Sprache des Konzils das Stigma einer Wurzel allen Übels.
Ihrer Meinung nach hat das Konzil unbefugter Weise den Anspruch erhoben, daß der dem dogmatischen Lehramt der Kirche geschuldete Gehorsam auch für die pastorale Sprache zu gelten habe. Damit seien Aussagen und Behauptungen ohne wirkliche dogmatische Grundlage zu einem nicht in Frage zu stellenden „Superdogma“ erhoben worden, die hingegen einer legitimen und zwingenden Kritik zu unterziehen wären.
Dogmatische vorkonziliare und „pastorale“ konziliare Sprache stehen für „fast zwei Kirchen“
In den beiden gegensätzlichen Sprachen, der dogmatischen und der „pastoralen“, sieht Radaelli sich „fast zwei Kirchen“ herausbilden und trennen.
In die erste, jener der Tradition, schließt er auch die Lefebvrianer mit ein, die völlig „katholisch nach Lehre und Ritus“ und „dem Dogma gehorsam“, wenn auch Ungehorsam gegenüber dem Papst seien, weshalb sie seit 35 Jahren kirchenrechtlichen Sanktionen unterliegen. Das ist die Kirche, die aus Treue zur Glaubenslehre „das Zweite Vatikanum als totalen Bruch mit der Tradition verwirft“.
Der zweiten Kirche rechnet er alle anderen zu, also fast alle Bischöfe, Priester und Gläubigen, einschließlich den regierenden Papst. Es ist die Kirche, die auf die dogmatische Sprache verzichtet hat und „sich in allem zum Kind des Zweiten Vatikanums macht, indem sie erklärt – und das auch vom höchsten Thron, ohne jedoch je Beweise dafür zu liefern – daß es in völliger Kontinuität mit der vorkonziliaren Kirche steht, wenn auch im Kontext einer bestimmten Reform“.
Welche Möglichkeit sieht Radaelli, diesen Gegensatz zu überwinden, die zentrifugalen Kräfte zu binden und wieder in den für ihn einzig richtigen Strom zu lenken, den der wahren Kontinuität in der Tradition? Seinem Urteil nach „ist es nicht das dem Dogma treue Modell der Kirche, das sich dem Papst unterwerfen muß“, sondern „vielmehr ist es das dem Papst treue Modell, das sich dem Dogma unterwerfen muß“.
Mit anderen Worten:
„Es ist nicht Econe [also die Priesterbruderschaft St. Pius X.], das sich Rom unterwerfen muß, sondern Rom dem Himmel: jede Schwierigkeit zwischen Econe und Rom wird sich nach der Rückkehr der Kirche zur ihr eigenen dogmatischen Sprache lösen.“
Eine Schwäche in Radaellis Denken ist, daß er jenes dritte Kirchenmodell der progressiven Teile der Kirche unberücksichtigt läßt, das sich seit dem Konzil nur nominell dem Papst unterwirft, aber eine ganz andere Kirche will. Er scheint darin nur graduelle Unterschiede ein und desselben zweiten Kirchenmodells zu sehen, das von Papst Benedikt XVI. bis Hans Küng reicht. Eine Sichtweise, die in diesem Punkt zu kurz greift und wegen ihrer Unschärfe wenig brauchbar scheint.
Vier Punkte zur Überwindung des konziliaren Bruchs und Wiederherstellung der Kontinuität
Aber zurück zur Frage, welche Möglichkeit der katholische Denker sieht, den zentralen Gegensatz zu überwinden. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt Radaelli zwei Dinge voraus:
- daß Rom den Piusbrüdern das Recht garantiert, die Heilige Messe und die Sakramente ausschließlich nach dem Missale des heiligen Pius V. zu zelebrieren;
- daß der dem Zweiten Vatikanum gegenüber geforderte Gehorsam in die Grenzen seiner „falsch-pastoralen“ Sprache zurückgeführt wird und damit Kritik und Vorbehalten unterworfen wird.
Um zum Erfolg zu gelangen, seien jedoch noch zwei weitere Forderungen zu erfüllen, so Radaelli:
- die erste wurde im Dezember 2011 von Msgr. Athanasius Schneider, dem rußlanddeutschen Weihbischof von Astana erhoben: die Veröffentlichung eines neuen „Syllabus“ durch den Papst, mit dem „die heutigen Irrtümer“ verurteilt werden;
- die zweite wurde dem höchsten Lehramt der Kirche vom Theologen Msgr. Brunero Gherardini, Konsultor der Heiligsprechungskongregation und Kanonikus am Petersdom vorgeschlagen, dessen Schule auch der neue Vize-Präsident der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei, Kurienerzbischof Augustine Di Noia entstammt: eine „Revision der Dokumente des Konzils und des Lehramtes des vergangenen halben Jahrhunderts im Licht der Tradition“.
Sind die vier Punkte vorab zu erbringen, scheint eine Einigung zwischen der Piusbruderschaft und dem Heiligen Stuhl derzeit alles andere als leicht und unmittelbar bevorstehend. Der Stillstand der Gespräche seit dem Juni 2012 spricht eine deutliche Sprache. Andere Wege sind denkbar. Unklar ist in diesem Zusammenhang, welche Auswirkungen das Schreiben von Kurienerzbischof Di Noia haben wird und ob die Gespräche damit auf eine neue Ebene gehoben werden sollen und können. Unklar ist in diesem Zusammenhang auch, ob Di Noias Vorstoß ebenso Gefahr läuft, gleich zu enden, wie die bis Juni des Vorjahres dauernde Gesprächsrunde, als sich Rom und Econe, zumindest die Gesprächspartner beider Seiten, bereits geeinigt zu haben schienen, dann aber die eigentlichen Entscheidungsträger, die Glaubenskongregation zuerst und dann dieser folgend auch der Papst die erzielte Einigung wieder verwarfen.
Im traditionsverbundenen Teil der Kirche macht sich Enttäuschung breit
Unter dem mit der Kirche verbundenen Teil der Tradition macht sich von Radaelli bis de Mattei und Gherardini eine gewisse Enttäuschung über das derzeitige Pontifikat breit, in das sie so viel Hoffnung gesetzt hatten. Ihrer Überzeugung nach kann nur eine entschiedene Rückkehr des Lehramtes von Papst und Bischöfen zu dogmatischen Äußerungen die Kirche auf den rechten Weg zurückführen, dies verbunden mit einer konsequenten Korrektur der durch die „pastorale“ Sprache des Konzils verbreiteten Irrtümer.
Irrtümer, die Radaelli in seinem Buch auflistet und als „wirkliche Häresien“ bezeichnet:
Ekklesiologie, Kollegialität, einzige Quelle der Offenbarung, Ökumenismus, Synkretismus, Irenik (vor allem gegenüber Protestantismus, Islam und Judentum), Veränderung der Lehre von der Substitution der Synagoge durch die Kirche in eine „Lehre paralleler Heilswege“, Anthropozentrismus, Verlust der novissima (der Letzten Dinge und der Hölle), der richtigen Theodizee (daraus folgend viel Atheismus als „Flucht vor einem schlechten Vater“), des Verständnisses der Sünde und der Gnade, des Verständnisses der Ikonologie, liturgische Entdogmatisierung, Umsturz der Religionsfreiheit und nicht zuletzt die „Dislokation der göttlichen Trinität“, durch die die Freiheit die Wahrheit vom Thron stürzt.
Radaelli schließt sein Buch mit einem Appell „die Waffen niederzulegen“, der sich sowohl an die „Brüder Neuerer“ als auch an die „Brüder Traditionisten“ (er zieht Traditionismus dem Begriff Traditionalismus vor) richtet.
Enrico Maria Radaelli: Il domani – terribile o radioso? – del dogma. Mit einem Vorwort des englischen Philosophen Roger Scruton und drei Kommentaren von Msgr. Mario Olivero, Bischof von Albenga-Imperia, des Theologen Brunero Gherardini und der Publizisten Alessandro Gnocchi und Mario Palmaro, Edizione Pro Manuscripto Aurea Domus, Mailand 2013, S. 278, Euro 35,00
Text: Giuseppe Nardi
Bild: enricomariaradaelli.it
„Unter dem mit der Kirche verbundenen Teil der Tradition macht sich von Radaelli bis de Mattei und Gherardini eine gewisse Enttäuschung über das derzeitige Pontifikat breit..“
Ahja!? Nun, die sogenannten Teile der Tradition, insbesondere die FSSPX, haben ja auch nicht das Schwarze unter den Fingernägeln getan, um den Heiligen Vater in seinem mutigen Kampf gegen die noch immer mächtigen Konziliaren zu unterstützen. Furchtloses, von Gottvertrauen erfülltes, männliches Zupacken hatte man sich erwartet. Stattdessen leistete es sich die FSSPX, auf die goldenen Brücken des Pontifex mit Misstrauen, unrealistischen Forderungen und weinerlichem Opferrollengetue zu reagieren. Dazu die innere Gespaltenheit. So ließ man alle, die im Vatikan ihre Hoffnungen auf die Tradition setzten, im Regen stehen, und dann ist man noch mit einem Pontifikat unzufrieden, das bis an die Grenzen des derzeit Machbaren ging, um der Tradition den Weg zu ebnen für das, was der Artikel fordert, eine sukzessive Überwindung des Konzils im Geiste der Tradition. Unzufrieden mit diesem Pontifikant!? Was für ein unverschämtes Ablenken vom EIGENEN Unvermögen, nein, vom eigenen Unwillen, Rom zu Hilfe zu eilen, dessen baldiges Ende man sich ja auch hier, in den Kommentaren, ganz unverblümt herbeisehnt und herbeiwünscht. Dieser in der Tradition weit verbreitete Pharisäismus übersieht jedoch eines: Rom ist und bleibt die Braut, die Christus mit seinem Blut erkauft hat. Wer ihr die Hilfe verweigert, verweigert sie Christus selbst. Zu denen aber wird der Herr am Ende sagen: Hinweg, ich kenne Euch nicht!
Lieber ‚hicesthodie‘, Ihre Selbstsicherheit mit der Sie sagen, dass unser Heiland den Piusbrüdern, die Sie ja wohl mit Ihrem desaströsen Statement gemeint haben ( – sollte ich das falsch verstanden, haben bitte ich Sie um Entschuldigung! –), sagen wird: ‚Hinweg, ich kenne Euch nicht!‘ ist schon verblüffend.
Wieder einmal möchte ich auf H.H.Pfarrer Milch hinweisen, der die Haltung der Piusbrüder voll geteilt hat und den Tod eines Märtyrers der Nächstenliebe gestorben ist. Ich stamme aus seiner Pfarrei und kann nur seine große Liebe zu unserem Heiland und zu den Mitmenschen bezeugen. Ihm soll unser Heiland gesagt haben ‚Weg von mir; ich kenne dich nicht!‘?!
Was H.H.Pfarrer Milch aber von einem Papst und von Bischöfen denkt, die den Glauben der Kirche, wie er vor dem II. Vatikanischen Konzil definiert war, einen Glauben, auf den die Kirche selbst alle Kleriker ab den höheren Weihen mit einem Eid vor Gott mit der Hand auf das Evangelium eingeschworen hat, nämlich den ‚Antimodernisteneid‘ von dem Hl. Papst Pius X, können Sie in Herrn Pfarrer Milch’s ‚Der Katholische Test‘ nachlesen. Ich stelle ihn Ihnen und allen Kommentatoren auf meiner Home-Page: ‚www.lambda-bound.de/kathrel/index.html‘ zur Verfügung.
Als weitere Hilfestellung mach dienen, was ich unter ‚Leitfaden für den katholischen Glauben‘ aus ‚Die Neue Theologie‘ von den ‚Amis de St. Francois de Sales‘ zitierend zur Verfügung stelle.
Was den Kadavergehorsam, den der Hl.Vater von der FSSPX einfordert angeht, habe ich noch ein Zitat under dem Titel ‚Würde des Menschen‘ in einem gesonderten Punkt vorgestellt, das der Lehre des von Rom anerkannten Konzils von Frankfurt aus dem Jahre 794 n.Chr. entnommen ist, an dem 300 Bischöfe der lateinischen Kirche mit zwei päpstlichen Delegaten zur Zeit Karls des Großen teilgenommen haben. Nachdem die Würde des Menschen so tief in der Lehre der Kirche verwurzelt ist und vom II. Vatikanischen Konzil nochmal bestätigt wurde, müßten die konziliare Amtskirche mehr Toleranz für Katholiken wie die Piusbrüder und die ihnen verbundenen Gläubigen zeigen, die sich aus ihrem Gewissen heraus nicht anders können als dem Glauben der Kirche treu zu bleiben: ‚Tradidi vos quod et accepi‘ wie Seine Exzellenz Msgr. Marcel Lefebvre es ausgedrückt hat.
Dazu kann man nur sagen:
„Ubi Petrus ibi ecclesia, et ibi ecclesia vita eterna.“
Solange Benedikt XVI. keine tiefgreifende Kritik am II. Vatikanum zulassen will, und das will er nicht, wird die Krise der Kirche bis zur Selbstzerstörung weitergehen. Joseph Ratzinger- Benedikt XVI. war Konzilstheologe, und er wird es bleiben, nach seinen eigenen Worten.
Wenn sie nicht zur klaren dogmatischen Sprache zurückfindet, versinkt die katholische Kirche im Konzilssumpf. Auf den Konzilstexten mit ihrer Weitschweifigkeit, den Widersprüchen, lässt sich keine gesunde katholische Theologie aufbauen.
„Rom muss sich dem Himmel unterwerfen“, eine klare Forderung. „Rom muss sich bekehren“, forderte Erzbischof Lefebvre. Seine Forderung ist aktueller denn je. Die FSSPX kann zu dieser Bekehrung nichts beitragen, wenn sie sich erst unterwerfen muss unter eine Theologie, die den katholischen Glauben zersetzt.
„Nun, die sogenannten Teile der Tradition, insbesondere die FSSPX, haben ja auch nicht das Schwarze unter den Fingernägeln getan, um den Heiligen Vater in seinem mutigen Kampf gegen die noch immer mächtigen Konziliaren zu unterstützen.“
Und das bezweifle ich. Er trickst. Bevor der Hahn zweimal kräht hat er den 2000 jährigen Glauben schon dreimal über den Tisch gezogen.
Per Mariam ad Christum.
Das mit dem über den Tisch ziehen ist gut.
Kardinal Ratzinger wollte 1988 Erzbischof Lefebvre eindeutig über den Tisch ziehen. Warum nicht auch jetzt die FSSPX?
Hier entschiedener Widerspruch: Es war nicht Kardinal Ratzinger, der 1988 Erzbischof Lefèbvre über den Tisch ziehen wollte, sondern Karol Wojtyla. Kardinal Ratzinger war damals lediglich Diener seines schlechten Herren.
Warum sollte Rom die FSSPX brauchen? Es gibt genug altrituelle Gemeinschaften, die schon längst die Ärmeln aufkrempeln hätten können und den verfahrenen Wagen aus dem Dreck ziehen. Oder haben diese Gemeinschaften keine Rechte in der Amtskirche, müssen sie still halten, um nicht in die Ecke gedrängt und aus den Diözesenen geworfen zu werden? Diese Ecclesia Dei Gemeinschaften haben bis heute keine eigenen Bischöfe und sind völlig abhängig. Sie können nicht frei Kritik üben und dürfen die wahren Probleme nicht ansprechen.
Es ist völlig blauäugig zu behaupten, dass man mit einer angeschlossenen Piusbruderschaft die modernen Seilschaften wirksam bekämpfen könnte. Im Gegenteil. Die Piusbruderschaft ist klein, was sollte sie großartig bewirken können?
„Es ist völlig blauäugig zu behaupten, dass man mit einer angeschlossenen Piusbruderschaft die modernen Seilschaften wirksam bekämpfen könnte. Im Gegenteil. Die Piusbruderschaft ist klein, was sollte sie großartig bewirken können?“
Die wollen 2017 die Reformation mitfeiern und da liegt ihnen die Piusbruderschaft und der gesamte katholische Glauben der letzten 2000 Jahre wie ein Klotz vor ihren modernistischen weltlichen Mäulern. Was sie wohl mit der Mutter Gottes und ihre Verehrung vorhaben. Ich gehe mal davon aus das sie ihre Jungfrauenschaft irgendwie in Mißkredit bringen werden um sie ihren protestantischen Partnern schmackhaft zu machen.
Per Mariam ad Christum.
Völlig richtig! Wenn in Rom ein Wille vorhanden wäre, bräuchte man die Piusbruderschaft nicht zu bemühen. Deshalb muss man sich fragen, ob die Intention Roms bei den Bemühungen um deren „Heimholung“ nicht eine andere ist, als den Kampf gegen den Modernismus zu verstärken. Und wenn man ganz vorurteilsfrei hinhört und liest, was Rom (auch der Papst!) so von sich gibt, dann weiß man ja auch, dass es gar nicht darum geht, irgendwo gegen den Modernismus zu kämpfen, sondern die Piusbruderschaft endlich mit dem Konzilseinheitsbrei zu vereinen, der den innerweltlichen Frieden auf Erden anstrebt. Solange die Piusbruderschaft sich dem verweigert, ist sie aber mit dem wahren, dem störenden katholischen Glauben eins, der eine unbequeme Wahrheit über die Verworfenheit der Welt zu predigen. – Ja, wäre Jesus nicht so dumm gewesen, ständig zu polarisieren, hätte er doch noch fünfzig Jahre Gutes in der damaligen Gesellschaft wirken können, anstatt so früh am Kreuz umzukommen…
Um das Konzil für alle Katholiken verbindlich zu machen, könnte man es ja (zumindest teilweise) dogmatisieren. Aber kann man Geschwafel und Widersprüche dogmatisieren? Schwerlich.
Außerdem: Wer glaubt in Rom an Dogmas, an unveränderliche Wahrheiten? Niemand. Auch der Papst glaubt nicht an für alle Zeiten feststehende Wahrheiten: so wie sich die Zeiten ändern, ändern sich auch die Ansichten und Erkenntnisse der Menschen.
Erzbischof Lefebvre hat einmal zu Kardinal Ratzinger ungefähr so gesagt: Eminenz, wenn sich die Wahrheit über die Zeit ändert, dann warte ich eben…
Die FSSPX könnte zur Bekehrung leider sicherlich ohnehin nichts beitragen, weil sie dazu gar nicht in der Lage wäre, da sie ihre Identität weniger aus ihren Glaubensüberzeugungen, als vielmehr aus einer simplen Gegenerschaft zu Rom bezieht. Würde diese in vierzig Jahren Indoktrination aufgebaute Antipode plötzlich wegfallen, entstünde ein nicht zu füllendes Vakuum in den Köpfen, würde sich das einigende Band auflösen, Grabenkämpfe aufbrechen und die Bruderschaft in ihre Bestandteile zerfallen. Einen Vorgeschmack davon hat man ja traurigerweise bereits erlebt. Vielleicht ist deshalb die Bruderschaft auch zum „Draussenbleiben“ verdammt. So rächt sich der in vierzig Jahren Isolation (an der wiederum die FSSPX keine Schuld trägt!) gezüchtete, fast manchmal schon luziferisch anmutende Hochmut. Wenn Rom sich zunächst bekehren muss, dann heißt diese Forderung ja nichts anderes, als dass Rom sich dem in der Wahrheit verbliebenen Menzingen unterwerfen müsste, dass das wahre Rom nicht in Rom, sondern in Menzingen zu finden sei. Es wäre gut, wenn manche ihre Stammtischparolen auch einmal konsequent zu Ende denken würden, um den darin verborgenen Wahnwitz zu erkennen. – - Aber wie gesagt, an dieser traurigen Entwicklung trägt Rom eine große, die eigentliche Schuld. Ratzinger hat das wohl erkannt. Es hat ihm keine Ruhe gelassen. Deshalb ist er 2005 nochmal in „den Ring“ gestiegen. Vertrauend auf die rosarote Beurteilung einiger FSSXP-Experten wollte er Wiedergutmachung leisten, die FSSPX aus ihrer Isolation herausführen und sie zu einem wichtigen Teil der kirchlichen Erneuerung machen. Leider war und ist man damit allerdings seitens der FSSPX überfordert. Das ist m. E. wohl im Westentlichen die ganz banale Geschichte des Scheiterns der Einigung. Bei Gott aber gibt es immer Hoffnung!
Also Sie glauben, dass ich mich an einer Gegnerschaft mit Rom erfreue? Da kann ich Sie beruhigen. Ich wünsche nichts sehnlichster, als am Sonntag in die eigene Heimatpfarrei gehen zu können. Wenn Rom sich bekehrt, die Priester wieder den wahren Glauben haben, dann erübrigt sich die FSSPX. Das wäre für mich ein Freudentag, wenn ich das erste(!) Mal in meinem Leben zu Hause zur hl. Messe gehen könnte.
@hicesthodie:
Es war Don Barsotti, der 1971 n.Chr.(! , also 6 Jahre nach Konzilsabschluß!) das 2.Vatikanum und die dem folgende Geistlichkeit so scharf kritisierte.
Und es ist der Theologe Radaelli, der meines Wissens NICHT der Piusbruderschaft angehört, der die Nachkonziliaren zur Bekehrung aufruft: „Es ist nicht Econe, das sich Rom unterwerfen muß, sondern Rom dem Himmel“.
Es ist somit leider Rom, das sich durch das 2.Vatikanum so fürchterlich verirrt hat und sich deswegen bekehren muß.
Und es kann auch keine Rede davon sein, daß Rom der Piusbruderschaft eine Goldene Brücke gebaut habe. Die Präambel ist keine Goldene Brücke, sondern eine Unterwerfungsforderung. Diese kann aber die Piusbruderschaft unmöglich annehmen, wenn sie dem katholischen Glauben treu bleiben will.
Die angebliche Schwäche in Radaellis Denken über das „dritte Kirchenmodell der progressiven Teile“ ist keine, denn dieses dritte Kirchenmodell ist nicht katholisch und kann deswegen an dieser Stelle unberücksichtigt bleiben.
Und das zweite ist eben so wenig katholisch. Es ist prinzipiell nicht anders als das dritte, nur inkonsequent oder weniger radikal in der Anwendung der unkatholischen Prinzipien. S.a. unten.
Also ich finde den Bericht über das Buch von Hr. Radaelli wirklich gut. Vielen Dank an die Redaktion!
Es ist schön, dass solche Informationen an die Öffentlichkeit kommen. Die Fakten, die gegen das Konzil sprechen, werden immer offensichtlicher. Aus den obigen Auszügen kann ich entnehmen, dass das Buch seriös und lösungsorientiert aufgebaut ist. Die Aussagen dieses Don Divo Barsotti waren mir bis jetzt völlig unbekannt. Hoffentlich gibt es bald eine deutsche Übersetzung.
„Eine Schwäche in Radaellis Denken ist, daß er jenes dritte Kirchenmodell der progressiven Teile der Kirche unberücksichtigt läßt…Er scheint darin nur graduelle Unterschiede ein und desselben zweiten Kirchenmodells zu sehen, das von Papst Benedikt XVI. bis Hans Küng reicht. Eine Sichtweise, die in diesem Punkt zu kurz greift und wegen ihrer Unschärfe wenig brauchbar scheint.“
Nun, das ist keineswegs eine „Schwäche“ Radaellis, ein „zu kurz Greifen“ und „Unschärfe“, die „unbrauchbar“ macht.
Ganz im Gegenteil.
Radaelli hat vollkommen Recht (wie das auch Williamson und Tissier klar erkannt haben): Beide, drittes und zweites Modell, fußen auf den gleichen Prinzipien, es gibt nur graduelle Unterschiede bzw. das zweite ist weniger radikal in der Anwendung (hat allenfalls noch mehr katholische Einsprengsel bzw. macht Anleihen bei kath. Prinzipien des ersten Modells).
Es gibt keine wesentlichen Unterschiede (wie das die Oberen der Bruderschaft, zumindest auf den Papst bezogen, geglaubt zu haben scheinen).
Küng, Lehmann, Kasper, Schönborn, Cantalamessa, Müller, di Noia, und auch Benedikt-Ratzinger denken ALLE von den gleichen Prinzipien her, kommen aus dem gleichen „Stall“ – nur in der Anwendung sind sie sehr unterschiedlich (und zugegeben, Benedikt macht auch mehr Anleihen bei kath. Prinzipien, es hat zumindest den Anschein – etwa in seinen JESUS-Büchern).
„Küng, Lehmann, Kasper,Schönborn, Cantalamessa, Müler, die Noia, und auch Benedikt-Ratzinger denken ALLE von den gleichen Prinzipien her“, ich kann dspecht nur zustimmen. Und wenn die Prinzipien geändert wurden gegen die Prinzipien der 2000jährigen Tradition, dann muss vom BRUCH gesprochen werden, der mit einer Hermeneutik nicht zu heilen ist.
Was zur Verwirrung beiträgt ist die Tatsache, dass die Anwenung der „neuen Prinzipien“ sehr unterschiedlich erfolgt: Papst Benedikt gilt mit Recht als sehr konservativ gegenüber Küng und auch Lehmann. Was aber nichts daran ändert, dass alle der ‚gleichen Schule‘ angehören, dass für alle der Glaube historisch veränderbar ist. Seit Paul VI. ist der Begriff des „lebendigen Lehramts“ eingeführt, ein Lehramt des Papstes, das in gewisser Weise autonom ist gegenüber dem Lehramt der Vergangenheit. Dann handelt es sich um einen sich geschichtlich entwickelnden (Un-)Glauben, der ewig gültige Wahrheiten, bis in die wortgetreue Formulierung, nicht mehr anerkennt. Und das ist der Bruch, der unweigerlich zu einer synkretistischen Kirche führt. Was den Päpsten recht ist, ist den Bischöfen und Theologen bilig…
Man kann mit Thomas von Aquin sagen, dass ein Fehler am Anfang, dass falsche Prinzipien, nie zu einem richtigen Ergebnis führen können. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit.
Die offen vor Augen liegt, wenn man den Blick auf das Erscheinungsbild der Kirche richtet.
„Was zur Verwirrung beiträgt ist die Tatsache, dass die Anwendung der „neuen Prinzipien“ sehr unterschiedlich erfolgt: Papst Benedikt gilt mit Recht als sehr konservativ gegenüber Küng und auch Lehmann.“ – …„konservativ“ ist also nur auf die Mittel zu beziehen, nicht auf die Prinzipien. Ja genau so ist es: Joseph Ratzinger gibt sich seit seiner Zeit in Tübingen, als er seinen persönlichen Schock durch die 68ger Revolte erlitt, der Illusion hin, dass man die notwendigen Änderungen im Glauben auch auf einem sanften Weg durchführen könne, damit kein Substanzverlust eintritt. Er will den Kuchen (die Tradition) behalten und gleichzeitig aufessen (den Glauben der Welt anpassen). Und so gibt er lediglich den falschen Mitteln die Schuld am Scheitern des Wegs ohne die Legitimität des Zieles jemals in Frage zu stellen. Viele Katholiken fallen auf dieses Manöver herein, weil sie diese Differenzierung nicht machen (können).
So ist es. Amen.- Und somit ist die FSSPX nicht die erzkonservative oder ultrakonservative Variante dieser theologischen Schule mit den verschiedensten Ausprägungen, sondern sie vrtritt den überlieferten Glauben der katholischen Kirche.
Leider bleiben die Ecclesia-Dei-Gemeinschaften irgendwie in einer „Sakristei-Glauben-Position.“ Ihre Priesteramtskandidaten werden in eigenen traditionsorientierten Seminaren ausgebildet, doch offiziell dürfen sie den überlieferten Glauben nur verteidigen, wenn die Verkehrtheit der Mittel ins Auge springt, nicht prinzipiell. Sie haben sich dazu verpflichtet.
Das Wirken der einzelnen Patres soll damit keinesfalls abgewertet werden. Das wäre nämlich das nächste Missverständnis, wenn man die persönliche und die prinzipielle Ebene verwechselt…
Amen, amen!
Irgendwie finde ich es höchst traurig, daß ich mit meiner Skepsis zu Beginn des gegenwärtigen Pontifikats scheinbar doch recht behalten werde. Damals 2005 war ich alles andere als erfreut, Kardinal Ratzinger als Papst zu sehen. Ich mußte damals an die Verhandlungen zwischen Rom und dem Erzbischof denken und das unverholen Warten auf eine „biologische“ Lösung für die Bruderschaft ( mehrfach wurden die Ernennung des vom Erzbischof erbetenen Bischof verschoben). Als er dann in äußerster Not vier seiner Priester zu Weihbischöfen weihte, war das Entsetzen in Rom natürlich groß und es wurde mit großer Härte vorgegangen (entgegen der sonstigen Praxis).
Dann kam das Jahr 2007. Und es keimte so etwas wie Hoffnung.
Aber schon die Rücknahme der Exkommunikation hätte einen wieder warnen können, denn diese wurde als Gnadenakt dargestellt. Die Wahrheit wäre allerdings gewesen, daß diese Strafe ungerechtfertigt war. Aber sei´s drum.
Nun legt sich allerdings wieder Frost und Rauhreif über die Tradition der Kirche. Der Modernismus erfreut sich ungehindert alter Stärke.
Was aus Ecclesia Dei und dem Motu Proprio wird, bleibt abzuwarten. Ich erwarte nicht mehr sehr viel.
Manchmal ist es nicht schön, Recht zu behalten.
„Wird der Menschensohn noch Glauben finden, wenn er wiederkommt? (LK18,8)“
Langsam verstehe ich diese Frage immer besser.
Auch hier: Amen, ita est!
Zur Ehrenrettung Benedikts XVI.: Er war damals nur der Mittelsmann zwischen Erzbischof Lefèbvre und Karol Wojtyla. Derjenige, der offensichtlich auf die „biologische Lösung“ aus war, war Wojtyla, nicht der damalige Kardinal Ratzinger.
Es ist auch nicht genau so, daß die Bischofsweihen für die Piusbruderschaft verschoben wurden. Wojtyla wählte einen niederträchtigeren Weg: Er lehnte alle Vorschläge des Erzbischofs für die Bischofsweihen ab.
Nicht einmal bei der Ernennung eines Diözesanbischofs ist eine derartige päpstliche Verweigerung üblich, wieviel weniger bei der bloßen Ernennung eines Weihbischofs, der nicht einmal für eine Diözese eingesetzt werden sollte!
Meiner Meinung nach war es ein aufrichtiger Wunsch Benedikts XVI., eine Aussöhnung zwischen Rom und Ecône zu erreichen. Welchen Anteil er daran hat, daß die Aussöhnungsbemühungen nun an einem toten Punkt angelangt zu sein scheinen, muß dahingestellt bleiben.
Als Grund für seinen Aussöhnungswillen sowie auch für die Ehrenrettung des außerordentlich wertvollen Ritus könnte ich mir durchaus vorstellen, daß der damalige Kardinal Ratzinger die Niederträchtigkeiten Wojtylas gegenüber Erzbischof Lefèbvre unmittelbar erlebte und nun Unrecht gutmachen wollte.
Ähnlich könnte ich mir auch vorstellen, daß das unmittelbare Miterleben von Wojtylas langem Siechtum und der damit verbundenen langen praktischen Papstlosigkeit der Kirche Benedikt XVI. dazu bewog, so etwas unter keinen Umständen selbst zu begehen und lieber rechtzeitig das so hohe und wichtige Papstamt niederzulegen.
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