„Rom muß sich dem Himmel unterwerfen“ – Vier Punkte um Probleme mit dem Konzil zu überwinden


Radaelli Denker der Tradition Vier Voraussetzungen, um die Kirche wieder auf Kurs zu bringen und die Einigung mit der Piusbruderschaft zu erreichen(Rom) In sei­nem neu­en Buch, das am 20. Janu­ar in Mai­land vor­ge­stellt wur­de, zitiert Pro­fes­sor Enri­co Maria Radael­li, Phi­lo­soph, Theo­lo­ge und Schü­ler eines der größ­ten katho­li­schen Den­ker des 20. Jahr­hun­derts, des Schwei­zers Roma­no Ame­rio (1905–1997), drei Tex­te aus den unver­öf­fent­lich­ten Tage­bü­chern von Don Divo Bar­sot­ti (1914–2006) .

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In die­sen Tex­ten übt die­ser „genia­le und geschätz­te Mysti­ker und geist­li­che See­len­füh­rer“ (San­dro Magi­ster) har­te Kri­tik am Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil. Don Divo Bar­sot­ti war 1971 geru­fen wor­den, dem Papst und der Römi­schen Kurie die Fasten­ex­er­zi­ti­en zu pre­di­gen, wie es in die­sem Jahr Gian­fran­co Kar­di­nal Rava­si tun wird. Radael­li zitiert Don Bar­sot­ti mit den Worten:

Unveröffentlichte Kritik des „genialen Mystikers“ und päpstlichen Fastenpredigers am Konzil

Ich bin betrof­fen über das Kon­zil: die Über­fül­le der Doku­men­te, ihre Län­ge und häu­fig ihre Spra­che machen mir Angst. Es sind Doku­men­te, die mehr von mensch­li­cher Sicher­heit Zeug­nis geben als von schlich­ter Stand­fe­stig­keit im Glau­ben. Vor allem aber empört mich das Ver­hal­ten der Theologen.

Ein Kon­zil und die Aus­übung des höch­sten Lehr­am­tes sind nur durch eine höch­ste Not­wen­dig­keit gerecht­fer­tigt. Könn­te der gegen­wär­ti­ge, beäng­sti­gen­de Ernst der Lage der Kir­che nicht gera­de eine Fol­ge der Leicht­fer­tig­keit sein, mit der man den Herrn her­aus­for­dern und auf die Pro­be stel­len woll­te? Woll­te man viel­leicht Gott zum Spre­chen zwin­gen, obwohl es die­se höch­ste Not­wen­dig­keit nicht gab? Ist es viel­leicht so? Um ein Kon­zil zu recht­fer­ti­gen, das den Anspruch erhob, alles zu erneu­ern, muß­te man behaup­ten, daß alles schlecht lief, etwas, das andau­ernd gemacht wird, wenn nicht vom Epi­sko­pat, dann von den Theologen.

Nichts scheint mir schwer­wie­gen­der gegen die Hei­lig­keit Got­tes als der Hoch­mut der Kle­ri­ker, die mit einem Stolz, der nur dia­bo­lisch ist, glau­ben, die Wahr­heit mani­pu­lie­ren zu kön­nen, die sich ein­bil­den die Kir­che zu erneu­ern und die Welt zu ret­ten, ohne sich selbst zu erneu­ern. In der gesam­ten Kir­chen­ge­schich­te ist nichts mit dem letz­ten Kon­zil ver­gleich­bar, auf dem der katho­li­sche Epi­sko­pat glaub­te, ohne Bemü­hen um Hei­lig­keit, alles erneu­ern zu kön­nen, indem er allein sei­nem eige­nen Stolz gehorch­te und in einem so offe­nen Wider­spruch zum Gesetz des Evan­ge­li­ums, das uns gebie­tet zu glau­ben, daß das Mensch­sein Chri­sti ein Werk­zeug der All­macht der Lie­be war, die durch ihren Tod rettet.

Radaellis Buch über die Zukunft des Dogmas„Was an die­sen Wor­ten von Don Bar­sot­ti beein­druckt, sind zwei Ele­men­te. Erstens, daß die­se Kri­tik von jeman­dem kommt, der eine tie­fe theo­lo­gi­sche Sicht­wei­se hat, im Ruf der Hei­lig­keit steht und der Kir­che auf treue­ste Wei­se erge­ben war. Zwei­tens, daß sich die Kri­tik nicht gegen die Ver­ir­run­gen der Nach­kon­zils­zeit rich­ten, son­dern gegen das Kon­zil selbst“, so der Vati­ka­nist San­dro Magister.

Neues Buch des Philosophen und Theologen Enrico Maria Radaelli

Bei­des fin­det sich auch im neu­en Buch von Radael­li mit dem Titel Die Zukunft des Dog­mas – schreck­lich oder strah­lend? (Il doma­ni – ter­ri­bi­le o radio­so? – del dogma).

Dem Urteil Radael­lis nach, ist die der­zei­ti­ge Kri­se der Kir­che nicht die Fol­ge einer fal­schen Anwen­dung des Kon­zils, son­dern eine direk­te Fol­ge des Kon­zils selbst.

Die „Ursün­de“ des Kon­zils war es, die dog­ma­ti­sche Spra­che, die allen vor­he­ri­gen Kon­zi­li­en eigen war mit der Bekräf­ti­gung der Wahr­heit und der Ver­ur­tei­lung der Irr­tü­mer, auf­ge­ge­ben zu haben und durch eine vage neue „pasto­ra­le“ Spra­che ersetzt zu haben.

Radael­li weist dar­auf hin, daß auch die pro­gres­si­ven Gelehr­ten in die­ser pasto­ra­len Spra­che ein Unter­schei­dungs­merk­mal und eine ent­schei­den­de Neu­ig­keit des letz­ten Kon­zils erken­nen, wie in jüng­ster Zeit zum Bei­spiel der Jesu­it John O’Malley in sei­ner Arbeit What Hap­pen­ed at Vati­can II feststellte.

Wäh­rend O’Malley und die Pro­gres­si­ven die neue, vom Kon­zil gebrauch­te Spra­che in einem völ­lig posi­ti­ven Licht sehen, hat für Radael­li, Rober­to de Mat­tei und ande­re Ver­tre­ter des tra­di­tio­na­li­sti­schen Den­kens – wie bereits für Roma­no Ame­rio – die „pasto­ra­le“ Spra­che des Kon­zils das Stig­ma einer Wur­zel allen Übels.

Ihrer Mei­nung nach hat das Kon­zil unbe­fug­ter Wei­se den Anspruch erho­ben, daß der dem dog­ma­ti­schen Lehr­amt der Kir­che geschul­de­te Gehor­sam auch für die pasto­ra­le Spra­che zu gel­ten habe. Damit sei­en Aus­sa­gen und Behaup­tun­gen ohne wirk­li­che dog­ma­ti­sche Grund­la­ge zu einem nicht in Fra­ge zu stel­len­den „Super­dog­ma“ erho­ben wor­den, die hin­ge­gen einer legi­ti­men und zwin­gen­den Kri­tik zu unter­zie­hen wären.

Dogmatische vorkonziliare und „pastorale“ konziliare Sprache stehen für „fast zwei Kirchen“

In den bei­den gegen­sätz­li­chen Spra­chen, der dog­ma­ti­schen und der „pasto­ra­len“, sieht Radael­li sich „fast zwei Kir­chen“ her­aus­bil­den und trennen.

In die erste, jener der Tra­di­ti­on, schließt er auch die Lefeb­vria­ner mit ein, die völ­lig „katho­lisch nach Leh­re und Ritus“ und „dem Dog­ma gehor­sam“, wenn auch Unge­hor­sam gegen­über dem Papst sei­en, wes­halb sie seit 35 Jah­ren kir­chen­recht­li­chen Sank­tio­nen unter­lie­gen. Das ist die Kir­che, die aus Treue zur Glau­bens­leh­re „das Zwei­te Vati­ka­num als tota­len Bruch mit der Tra­di­ti­on verwirft“.

Der zwei­ten Kir­che rech­net er alle ande­ren zu, also fast alle Bischö­fe, Prie­ster und Gläu­bi­gen, ein­schließ­lich den regie­ren­den Papst. Es ist die Kir­che, die auf die dog­ma­ti­sche Spra­che ver­zich­tet hat und „sich in allem zum Kind des Zwei­ten Vati­ka­nums macht, indem sie erklärt – und das auch vom höch­sten Thron, ohne jedoch je Bewei­se dafür zu lie­fern – daß es in völ­li­ger Kon­ti­nui­tät mit der vor­kon­zi­lia­ren Kir­che steht, wenn auch im Kon­text einer bestimm­ten Reform“.

Wel­che Mög­lich­keit sieht Radael­li, die­sen Gegen­satz zu über­win­den, die zen­tri­fu­ga­len Kräf­te zu bin­den und wie­der in den für ihn ein­zig rich­ti­gen Strom zu len­ken, den der wah­ren Kon­ti­nui­tät in der Tra­di­ti­on? Sei­nem Urteil nach „ist es nicht das dem Dog­ma treue Modell der Kir­che, das sich dem Papst unter­wer­fen muß“, son­dern „viel­mehr ist es das dem Papst treue Modell, das sich dem Dog­ma unter­wer­fen muß“.

Mit ande­ren Worten:

„Es ist nicht Eco­ne [also die Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X.], das sich Rom unter­wer­fen muß, son­dern Rom dem Him­mel: jede Schwie­rig­keit zwi­schen Eco­ne und Rom wird sich nach der Rück­kehr der Kir­che zur ihr eige­nen dog­ma­ti­schen Spra­che lösen.“

Eine Schwä­che in Radael­lis Den­ken ist, daß er jenes drit­te Kir­chen­mo­dell der pro­gres­si­ven Tei­le der Kir­che unbe­rück­sich­tigt läßt, das sich seit dem Kon­zil nur nomi­nell dem Papst unter­wirft, aber eine ganz ande­re Kir­che will. Er scheint dar­in nur gra­du­el­le Unter­schie­de ein und des­sel­ben zwei­ten Kir­chen­mo­dells zu sehen, das von Papst Bene­dikt XVI. bis Hans Küng reicht. Eine Sicht­wei­se, die in die­sem Punkt zu kurz greift und wegen ihrer Unschär­fe wenig brauch­bar scheint.

Vier Punkte zur Überwindung des konziliaren Bruchs und Wiederherstellung der Kontinuität

Aber zurück zur Fra­ge, wel­che Mög­lich­keit der katho­li­sche Den­ker sieht, den zen­tra­len Gegen­satz zu über­win­den. Um die­ses Ziel zu errei­chen, setzt Radael­li zwei Din­ge voraus:

  • daß Rom den Pius­brü­dern das Recht garan­tiert, die Hei­li­ge Mes­se und die Sakra­men­te aus­schließ­lich nach dem Mis­sa­le des hei­li­gen Pius V. zu zelebrieren;
  • daß der dem Zwei­ten Vati­ka­num gegen­über gefor­der­te Gehor­sam in die Gren­zen sei­ner „falsch-pasto­ra­len“ Spra­che zurück­ge­führt wird und damit Kri­tik und Vor­be­hal­ten unter­wor­fen wird.

Um zum Erfolg zu gelan­gen, sei­en jedoch noch zwei wei­te­re For­de­run­gen zu erfül­len, so Radaelli:

  • die erste wur­de im Dezem­ber 2011 von Msgr. Atha­na­si­us Schnei­der, dem ruß­land­deut­schen Weih­bi­schof von Ast­a­na erho­ben: die Ver­öf­fent­li­chung eines neu­en „Syl­labus“ durch den Papst, mit dem „die heu­ti­gen Irr­tü­mer“ ver­ur­teilt werden;
  • die zwei­te wur­de dem höch­sten Lehr­amt der Kir­che vom Theo­lo­gen Msgr. Bru­ne­ro Gherar­di­ni, Kon­sul­tor der Hei­lig­spre­chungs­kon­gre­ga­ti­on und Kano­ni­kus am Peters­dom vor­ge­schla­gen, des­sen Schu­le auch der neue Vize-Prä­si­dent der Päpst­li­chen Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei, Kuri­en­erz­bi­schof Augu­sti­ne Di Noia ent­stammt: eine „Revi­si­on der Doku­men­te des Kon­zils und des Lehr­am­tes des ver­gan­ge­nen hal­ben Jahr­hun­derts im Licht der Tradition“.

Sind die vier Punk­te vor­ab zu erbrin­gen, scheint eine Eini­gung zwi­schen der Pius­bru­der­schaft und dem Hei­li­gen Stuhl der­zeit alles ande­re als leicht und unmit­tel­bar bevor­ste­hend. Der Still­stand der Gesprä­che seit dem Juni 2012 spricht eine deut­li­che Spra­che. Ande­re Wege sind denk­bar. Unklar ist in die­sem Zusam­men­hang, wel­che Aus­wir­kun­gen das Schrei­ben von Kuri­en­erz­bi­schof Di Noia haben wird und ob die Gesprä­che damit auf eine neue Ebe­ne geho­ben wer­den sol­len und kön­nen. Unklar ist in die­sem Zusam­men­hang auch, ob Di Noi­as Vor­stoß eben­so Gefahr läuft, gleich zu enden, wie die bis Juni des Vor­jah­res dau­ern­de Gesprächs­run­de, als sich Rom und Eco­ne, zumin­dest die Gesprächs­part­ner bei­der Sei­ten, bereits geei­nigt zu haben schie­nen, dann aber die eigent­li­chen Ent­schei­dungs­trä­ger, die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on zuerst und dann die­ser fol­gend auch der Papst die erziel­te Eini­gung wie­der verwarfen.

Im traditionsverbundenen Teil der Kirche macht sich Enttäuschung breit

Unter dem mit der Kir­che ver­bun­de­nen Teil der Tra­di­ti­on macht sich von Radael­li bis de Mat­tei und Gherar­di­ni eine gewis­se Ent­täu­schung über das der­zei­ti­ge Pon­ti­fi­kat breit, in das sie so viel Hoff­nung gesetzt hat­ten. Ihrer Über­zeu­gung nach kann nur eine ent­schie­de­ne Rück­kehr des Lehr­am­tes von Papst und Bischö­fen zu dog­ma­ti­schen Äuße­run­gen die Kir­che auf den rech­ten Weg zurück­füh­ren, dies ver­bun­den mit einer kon­se­quen­ten Kor­rek­tur der durch die „pasto­ra­le“ Spra­che des Kon­zils ver­brei­te­ten Irrtümer.

Irr­tü­mer, die Radael­li in sei­nem Buch auf­li­stet und als „wirk­li­che Häre­si­en“ bezeichnet:

Ekkle­sio­lo­gie, Kol­le­gia­li­tät, ein­zi­ge Quel­le der Offen­ba­rung, Öku­me­nis­mus, Syn­kre­tis­mus, Ire­nik (vor allem gegen­über Pro­te­stan­tis­mus, Islam und Juden­tum), Ver­än­de­rung der Leh­re von der Sub­sti­tu­ti­on der Syn­ago­ge durch die Kir­che in eine „Leh­re par­al­le­ler Heils­we­ge“, Anthro­po­zen­tris­mus, Ver­lust der novi­s­si­ma (der Letz­ten Din­ge und der Höl­le), der rich­ti­gen Theo­di­zee (dar­aus fol­gend viel Athe­is­mus als „Flucht vor einem schlech­ten Vater“), des Ver­ständ­nis­ses der Sün­de und der Gna­de, des Ver­ständ­nis­ses der Iko­no­lo­gie, lit­ur­gi­sche Ent­dog­ma­ti­sie­rung, Umsturz der Reli­gi­ons­frei­heit und nicht zuletzt die „Dis­lo­ka­ti­on der gött­li­chen Tri­ni­tät“, durch die die Frei­heit die Wahr­heit vom Thron stürzt.

Radael­li schließt sein Buch mit einem Appell „die Waf­fen nie­der­zu­le­gen“, der sich sowohl an die „Brü­der Neue­rer“ als auch an die „Brü­der Tra­di­tio­ni­sten“ (er zieht Tra­di­tio­nis­mus dem Begriff Tra­di­tio­na­lis­mus vor) richtet.

Enri­co Maria Radael­li: Il doma­ni – ter­ri­bi­le o radio­so? – del dog­ma. Mit einem Vor­wort des eng­li­schen Phi­lo­so­phen Roger Scrut­on und drei Kom­men­ta­ren von Msgr. Mario Oli­vero, Bischof von Alben­ga-Impe­ria, des Theo­lo­gen Bru­ne­ro Gherar­di­ni und der Publi­zi­sten Ales­san­dro Gnoc­chi und Mario Pal­ma­ro, Edi­zio­ne Pro Manu­scripto Aurea Domus, Mai­land 2013, S. 278, Euro 35,00

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: enri​co​ma​ri​a​radael​li​.it

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27 Kommentare

  1. „Unter dem mit der Kir­che ver­bun­de­nen Teil der Tra­di­ti­on macht sich von Radael­li bis de Mat­tei und Gherar­di­ni eine gewis­se Ent­täu­schung über das der­zei­ti­ge Pon­ti­fi­kat breit..“
    Ahja!? Nun, die soge­nann­ten Tei­le der Tra­di­ti­on, ins­be­son­de­re die FSSPX, haben ja auch nicht das Schwar­ze unter den Fin­ger­nä­geln getan, um den Hei­li­gen Vater in sei­nem muti­gen Kampf gegen die noch immer mäch­ti­gen Kon­zi­lia­ren zu unter­stüt­zen. Furcht­lo­ses, von Gott­ver­trau­en erfüll­tes, männ­li­ches Zupacken hat­te man sich erwar­tet. Statt­des­sen lei­ste­te es sich die FSSPX, auf die gol­de­nen Brücken des Pon­ti­fex mit Miss­trau­en, unrea­li­sti­schen For­de­run­gen und wei­ner­li­chem Opfer­rol­len­ge­tue zu reagie­ren. Dazu die inne­re Gespal­ten­heit. So ließ man alle, die im Vati­kan ihre Hoff­nun­gen auf die Tra­di­ti­on setz­ten, im Regen ste­hen, und dann ist man noch mit einem Pon­ti­fi­kat unzu­frie­den, das bis an die Gren­zen des der­zeit Mach­ba­ren ging, um der Tra­di­ti­on den Weg zu ebnen für das, was der Arti­kel for­dert, eine suk­zes­si­ve Über­win­dung des Kon­zils im Gei­ste der Tra­di­ti­on. Unzu­frie­den mit die­sem Pon­ti­fi­kant!? Was für ein unver­schäm­tes Ablen­ken vom EIGENEN Unver­mö­gen, nein, vom eige­nen Unwil­len, Rom zu Hil­fe zu eilen, des­sen bal­di­ges Ende man sich ja auch hier, in den Kom­men­ta­ren, ganz unver­blümt her­bei­sehnt und her­bei­wünscht. Die­ser in der Tra­di­ti­on weit ver­brei­te­te Pha­ri­säis­mus über­sieht jedoch eines: Rom ist und bleibt die Braut, die Chri­stus mit sei­nem Blut erkauft hat. Wer ihr die Hil­fe ver­wei­gert, ver­wei­gert sie Chri­stus selbst. Zu denen aber wird der Herr am Ende sagen: Hin­weg, ich ken­ne Euch nicht!

    • Lie­ber ‚hicest­ho­die‘, Ihre Selbst­si­cher­heit mit der Sie sagen, dass unser Hei­land den Pius­brü­dern, die Sie ja wohl mit Ihrem desa­strö­sen State­ment gemeint haben ( – soll­te ich das falsch ver­stan­den, haben bit­te ich Sie um Ent­schul­di­gung! –), sagen wird: ‚Hin­weg, ich ken­ne Euch nicht!‘ ist schon verblüffend.

      Wie­der ein­mal möch­te ich auf H.H.Pfarrer Milch hin­wei­sen, der die Hal­tung der Pius­brü­der voll geteilt hat und den Tod eines Mär­ty­rers der Näch­sten­lie­be gestor­ben ist. Ich stam­me aus sei­ner Pfar­rei und kann nur sei­ne gro­ße Lie­be zu unse­rem Hei­land und zu den Mit­men­schen bezeu­gen. Ihm soll unser Hei­land gesagt haben ‚Weg von mir; ich ken­ne dich nicht!‘?!

      Was H.H.Pfarrer Milch aber von einem Papst und von Bischö­fen denkt, die den Glau­ben der Kir­che, wie er vor dem II. Vati­ka­ni­schen Kon­zil defi­niert war, einen Glau­ben, auf den die Kir­che selbst alle Kle­ri­ker ab den höhe­ren Wei­hen mit einem Eid vor Gott mit der Hand auf das Evan­ge­li­um ein­ge­schwo­ren hat, näm­lich den ‚Anti­mo­der­ni­sten­eid‘ von dem Hl. Papst Pius X, kön­nen Sie in Herrn Pfar­rer Milch’s ‚Der Katho­li­sche Test‘ nach­le­sen. Ich stel­le ihn Ihnen und allen Kom­men­ta­to­ren auf mei­ner Home-Page: ‚www​.lamb​da​-bound​.de/​k​a​t​h​r​e​l​/​i​n​d​e​x​.​h​tml‘ zur Verfügung.

    • Als wei­te­re Hil­fe­stel­lung mach die­nen, was ich unter ‚Leit­fa­den für den katho­li­schen Glau­ben‘ aus ‚Die Neue Theo­lo­gie‘ von den ‚Amis de St. Fran­cois de Sales‘ zitie­rend zur Ver­fü­gung stelle.

      Was den Kada­ver­ge­hor­sam, den der Hl.Vater von der FSSPX ein­for­dert angeht, habe ich noch ein Zitat under dem Titel ‚Wür­de des Men­schen‘ in einem geson­der­ten Punkt vor­ge­stellt, das der Leh­re des von Rom aner­kann­ten Kon­zils von Frank­furt aus dem Jah­re 794 n.Chr. ent­nom­men ist, an dem 300 Bischö­fe der latei­ni­schen Kir­che mit zwei päpst­li­chen Dele­ga­ten zur Zeit Karls des Gro­ßen teil­ge­nom­men haben. Nach­dem die Wür­de des Men­schen so tief in der Leh­re der Kir­che ver­wur­zelt ist und vom II. Vati­ka­ni­schen Kon­zil noch­mal bestä­tigt wur­de, müß­ten die kon­zi­lia­re Amts­kir­che mehr Tole­ranz für Katho­li­ken wie die Pius­brü­der und die ihnen ver­bun­de­nen Gläu­bi­gen zei­gen, die sich aus ihrem Gewis­sen her­aus nicht anders kön­nen als dem Glau­ben der Kir­che treu zu blei­ben: ‚Tra­di­di vos quod et acce­pi‘ wie Sei­ne Exzel­lenz Msgr. Mar­cel Lefeb­v­re es aus­ge­drückt hat.

  2. Solan­ge Bene­dikt XVI. kei­ne tief­grei­fen­de Kri­tik am II. Vati­ka­num zulas­sen will, und das will er nicht, wird die Kri­se der Kir­che bis zur Selbst­zer­stö­rung wei­ter­ge­hen. Joseph Ratz­in­ger- Bene­dikt XVI. war Kon­zils­theo­lo­ge, und er wird es blei­ben, nach sei­nen eige­nen Worten.
    Wenn sie nicht zur kla­ren dog­ma­ti­schen Spra­che zurück­fin­det, ver­sinkt die katho­li­sche Kir­che im Kon­zils­sumpf. Auf den Kon­zils­tex­ten mit ihrer Weit­schwei­fig­keit, den Wider­sprü­chen, lässt sich kei­ne gesun­de katho­li­sche Theo­lo­gie aufbauen.
    „Rom muss sich dem Him­mel unter­wer­fen“, eine kla­re For­de­rung. „Rom muss sich bekeh­ren“, for­der­te Erz­bi­schof Lefeb­v­re. Sei­ne For­de­rung ist aktu­el­ler denn je. Die FSSPX kann zu die­ser Bekeh­rung nichts bei­tra­gen, wenn sie sich erst unter­wer­fen muss unter eine Theo­lo­gie, die den katho­li­schen Glau­ben zersetzt.

  3. „Nun, die soge­nann­ten Tei­le der Tra­di­ti­on, ins­be­son­de­re die FSSPX, haben ja auch nicht das Schwar­ze unter den Fin­ger­nä­geln getan, um den Hei­li­gen Vater in sei­nem muti­gen Kampf gegen die noch immer mäch­ti­gen Kon­zi­lia­ren zu unterstützen.“
    Und das bezweif­le ich. Er trickst. Bevor der Hahn zwei­mal kräht hat er den 2000 jäh­ri­gen Glau­ben schon drei­mal über den Tisch gezogen.
    Per Mari­am ad Christum.

    • Das mit dem über den Tisch zie­hen ist gut.
      Kar­di­nal Ratz­in­ger woll­te 1988 Erz­bi­schof Lefeb­v­re ein­deu­tig über den Tisch zie­hen. War­um nicht auch jetzt die FSSPX?

      • Hier ent­schie­de­ner Wider­spruch: Es war nicht Kar­di­nal Ratz­in­ger, der 1988 Erz­bi­schof Lefèbvre über den Tisch zie­hen woll­te, son­dern Karol Woj­ty­la. Kar­di­nal Ratz­in­ger war damals ledig­lich Die­ner sei­nes schlech­ten Herren.

  4. War­um soll­te Rom die FSSPX brau­chen? Es gibt genug alt­ri­tu­el­le Gemein­schaf­ten, die schon längst die Ärmeln auf­krem­peln hät­ten kön­nen und den ver­fah­re­nen Wagen aus dem Dreck zie­hen. Oder haben die­se Gemein­schaf­ten kei­ne Rech­te in der Amts­kir­che, müs­sen sie still hal­ten, um nicht in die Ecke gedrängt und aus den Diö­ze­se­nen gewor­fen zu wer­den? Die­se Eccle­sia Dei Gemein­schaf­ten haben bis heu­te kei­ne eige­nen Bischö­fe und sind völ­lig abhän­gig. Sie kön­nen nicht frei Kri­tik üben und dür­fen die wah­ren Pro­ble­me nicht ansprechen.
    Es ist völ­lig blau­äu­gig zu behaup­ten, dass man mit einer ange­schlos­se­nen Pius­bru­der­schaft die moder­nen Seil­schaf­ten wirk­sam bekämp­fen könn­te. Im Gegen­teil. Die Pius­bru­der­schaft ist klein, was soll­te sie groß­ar­tig bewir­ken können?

    • „Es ist völ­lig blau­äu­gig zu behaup­ten, dass man mit einer ange­schlos­se­nen Pius­bru­der­schaft die moder­nen Seil­schaf­ten wirk­sam bekämp­fen könn­te. Im Gegen­teil. Die Pius­bru­der­schaft ist klein, was soll­te sie groß­ar­tig bewir­ken können?“
      Die wol­len 2017 die Refor­ma­ti­on mit­fei­ern und da liegt ihnen die Pius­bru­der­schaft und der gesam­te katho­li­sche Glau­ben der letz­ten 2000 Jah­re wie ein Klotz vor ihren moder­ni­sti­schen welt­li­chen Mäu­lern. Was sie wohl mit der Mut­ter Got­tes und ihre Ver­eh­rung vor­ha­ben. Ich gehe mal davon aus das sie ihre Jung­frau­en­schaft irgend­wie in Miß­kre­dit brin­gen wer­den um sie ihren pro­te­stan­ti­schen Part­nern schmack­haft zu machen.
      Per Mari­am ad Christum.

    • Völ­lig rich­tig! Wenn in Rom ein Wil­le vor­han­den wäre, bräuch­te man die Pius­bru­der­schaft nicht zu bemü­hen. Des­halb muss man sich fra­gen, ob die Inten­ti­on Roms bei den Bemü­hun­gen um deren „Heim­ho­lung“ nicht eine ande­re ist, als den Kampf gegen den Moder­nis­mus zu ver­stär­ken. Und wenn man ganz vor­ur­teils­frei hin­hört und liest, was Rom (auch der Papst!) so von sich gibt, dann weiß man ja auch, dass es gar nicht dar­um geht, irgend­wo gegen den Moder­nis­mus zu kämp­fen, son­dern die Pius­bru­der­schaft end­lich mit dem Kon­zils­ein­heits­brei zu ver­ei­nen, der den inner­welt­li­chen Frie­den auf Erden anstrebt. Solan­ge die Pius­bru­der­schaft sich dem ver­wei­gert, ist sie aber mit dem wah­ren, dem stö­ren­den katho­li­schen Glau­ben eins, der eine unbe­que­me Wahr­heit über die Ver­wor­fen­heit der Welt zu pre­di­gen. – Ja, wäre Jesus nicht so dumm gewe­sen, stän­dig zu pola­ri­sie­ren, hät­te er doch noch fünf­zig Jah­re Gutes in der dama­li­gen Gesell­schaft wir­ken kön­nen, anstatt so früh am Kreuz umzukommen…

  5. Um das Kon­zil für alle Katho­li­ken ver­bind­lich zu machen, könn­te man es ja (zumin­dest teil­wei­se) dog­ma­ti­sie­ren. Aber kann man Geschwa­fel und Wider­sprü­che dog­ma­ti­sie­ren? Schwerlich.
    Außer­dem: Wer glaubt in Rom an Dog­mas, an unver­än­der­li­che Wahr­hei­ten? Nie­mand. Auch der Papst glaubt nicht an für alle Zei­ten fest­ste­hen­de Wahr­hei­ten: so wie sich die Zei­ten ändern, ändern sich auch die Ansich­ten und Erkennt­nis­se der Menschen.
    Erz­bi­schof Lefeb­v­re hat ein­mal zu Kar­di­nal Ratz­in­ger unge­fähr so gesagt: Emi­nenz, wenn sich die Wahr­heit über die Zeit ändert, dann war­te ich eben…

  6. Die FSSPX könn­te zur Bekeh­rung lei­der sicher­lich ohne­hin nichts bei­tra­gen, weil sie dazu gar nicht in der Lage wäre, da sie ihre Iden­ti­tät weni­ger aus ihren Glau­bens­über­zeu­gun­gen, als viel­mehr aus einer simp­len Gegen­er­schaft zu Rom bezieht. Wür­de die­se in vier­zig Jah­ren Indok­tri­na­ti­on auf­ge­bau­te Anti­po­de plötz­lich weg­fal­len, ent­stün­de ein nicht zu fül­len­des Vaku­um in den Köp­fen, wür­de sich das eini­gen­de Band auf­lö­sen, Gra­ben­kämp­fe auf­bre­chen und die Bru­der­schaft in ihre Bestand­tei­le zer­fal­len. Einen Vor­ge­schmack davon hat man ja trau­ri­ger­wei­se bereits erlebt. Viel­leicht ist des­halb die Bru­der­schaft auch zum „Drau­ssen­blei­ben“ ver­dammt. So rächt sich der in vier­zig Jah­ren Iso­la­ti­on (an der wie­der­um die FSSPX kei­ne Schuld trägt!) gezüch­te­te, fast manch­mal schon luzi­fe­risch anmu­ten­de Hoch­mut. Wenn Rom sich zunächst bekeh­ren muss, dann heißt die­se For­de­rung ja nichts ande­res, als dass Rom sich dem in der Wahr­heit ver­blie­be­nen Men­zin­gen unter­wer­fen müss­te, dass das wah­re Rom nicht in Rom, son­dern in Men­zin­gen zu fin­den sei. Es wäre gut, wenn man­che ihre Stamm­tisch­pa­ro­len auch ein­mal kon­se­quent zu Ende den­ken wür­den, um den dar­in ver­bor­ge­nen Wahn­witz zu erken­nen. – - Aber wie gesagt, an die­ser trau­ri­gen Ent­wick­lung trägt Rom eine gro­ße, die eigent­li­che Schuld. Ratz­in­ger hat das wohl erkannt. Es hat ihm kei­ne Ruhe gelas­sen. Des­halb ist er 2005 noch­mal in „den Ring“ gestie­gen. Ver­trau­end auf die rosa­ro­te Beur­tei­lung eini­ger FSSXP-Exper­ten woll­te er Wie­der­gut­ma­chung lei­sten, die FSSPX aus ihrer Iso­la­ti­on her­aus­füh­ren und sie zu einem wich­ti­gen Teil der kirch­li­chen Erneue­rung machen. Lei­der war und ist man damit aller­dings sei­tens der FSSPX über­for­dert. Das ist m. E. wohl im West­ent­li­chen die ganz bana­le Geschich­te des Schei­terns der Eini­gung. Bei Gott aber gibt es immer Hoffnung!

    • Also Sie glau­ben, dass ich mich an einer Geg­ner­schaft mit Rom erfreue? Da kann ich Sie beru­hi­gen. Ich wün­sche nichts sehn­lich­ster, als am Sonn­tag in die eige­ne Hei­mat­pfar­rei gehen zu kön­nen. Wenn Rom sich bekehrt, die Prie­ster wie­der den wah­ren Glau­ben haben, dann erüb­rigt sich die FSSPX. Das wäre für mich ein Freu­den­tag, wenn ich das erste(!) Mal in mei­nem Leben zu Hau­se zur hl. Mes­se gehen könnte.

    • @hicesthodie:

      Es war Don Bar­sot­ti, der 1971 n.Chr.(! , also 6 Jah­re nach Kon­zils­ab­schluß!) das 2.Vatikanum und die dem fol­gen­de Geist­lich­keit so scharf kritisierte.

      Und es ist der Theo­lo­ge Radael­li, der mei­nes Wis­sens NICHT der Pius­bru­der­schaft ange­hört, der die Nach­kon­zi­lia­ren zur Bekeh­rung auf­ruft: „Es ist nicht Eco­ne, das sich Rom unter­wer­fen muß, son­dern Rom dem Himmel“.

      Es ist somit lei­der Rom, das sich durch das 2.Vatikanum so fürch­ter­lich ver­irrt hat und sich des­we­gen bekeh­ren muß.

      Und es kann auch kei­ne Rede davon sein, daß Rom der Pius­bru­der­schaft eine Gol­de­ne Brücke gebaut habe. Die Prä­am­bel ist kei­ne Gol­de­ne Brücke, son­dern eine Unter­wer­fungs­for­de­rung. Die­se kann aber die Pius­bru­der­schaft unmög­lich anneh­men, wenn sie dem katho­li­schen Glau­ben treu blei­ben will.

  7. Die angeb­li­che Schwä­che in Radael­lis Den­ken über das „drit­te Kir­chen­mo­dell der pro­gres­si­ven Tei­le“ ist kei­ne, denn die­ses drit­te Kir­chen­mo­dell ist nicht katho­lisch und kann des­we­gen an die­ser Stel­le unbe­rück­sich­tigt bleiben.

    • Und das zwei­te ist eben so wenig katho­lisch. Es ist prin­zi­pi­ell nicht anders als das drit­te, nur inkon­se­quent oder weni­ger radi­kal in der Anwen­dung der unka­tho­li­schen Prin­zi­pi­en. S.a. unten.

  8. Also ich fin­de den Bericht über das Buch von Hr. Radael­li wirk­lich gut. Vie­len Dank an die Redaktion!

    Es ist schön, dass sol­che Infor­ma­tio­nen an die Öffent­lich­keit kom­men. Die Fak­ten, die gegen das Kon­zil spre­chen, wer­den immer offen­sicht­li­cher. Aus den obi­gen Aus­zü­gen kann ich ent­neh­men, dass das Buch seri­ös und lösungs­ori­en­tiert auf­ge­baut ist. Die Aus­sa­gen die­ses Don Divo Bar­sot­ti waren mir bis jetzt völ­lig unbe­kannt. Hof­fent­lich gibt es bald eine deut­sche Übersetzung.

  9. „Eine Schwä­che in Radael­lis Den­ken ist, daß er jenes drit­te Kir­chen­mo­dell der pro­gres­si­ven Tei­le der Kir­che unbe­rück­sich­tigt läßt…Er scheint dar­in nur gra­du­el­le Unter­schie­de ein und des­sel­ben zwei­ten Kir­chen­mo­dells zu sehen, das von Papst Bene­dikt XVI. bis Hans Küng reicht. Eine Sicht­wei­se, die in die­sem Punkt zu kurz greift und wegen ihrer Unschär­fe wenig brauch­bar scheint.“

    Nun, das ist kei­nes­wegs eine „Schwä­che“ Radael­lis, ein „zu kurz Grei­fen“ und „Unschär­fe“, die „unbrauch­bar“ macht.
    Ganz im Gegenteil.
    Radael­li hat voll­kom­men Recht (wie das auch Wil­liam­son und Tis­sier klar erkannt haben): Bei­de, drit­tes und zwei­tes Modell, fußen auf den glei­chen Prin­zi­pi­en, es gibt nur gra­du­el­le Unter­schie­de bzw. das zwei­te ist weni­ger radi­kal in der Anwen­dung (hat allen­falls noch mehr katho­li­sche Ein­spreng­sel bzw. macht Anlei­hen bei kath. Prin­zi­pi­en des ersten Modells).
    Es gibt kei­ne wesent­li­chen Unter­schie­de (wie das die Obe­ren der Bru­der­schaft, zumin­dest auf den Papst bezo­gen, geglaubt zu haben scheinen).

    Küng, Leh­mann, Kas­per, Schön­born, Can­tal­am­es­sa, Mül­ler, di Noia, und auch Bene­dikt-Ratz­in­ger den­ken ALLE von den glei­chen Prin­zi­pi­en her, kom­men aus dem glei­chen „Stall“ – nur in der Anwen­dung sind sie sehr unter­schied­lich (und zuge­ge­ben, Bene­dikt macht auch mehr Anlei­hen bei kath. Prin­zi­pi­en, es hat zumin­dest den Anschein – etwa in sei­nen JESUS-Büchern).

  10. „Küng, Leh­mann, Kasper,Schönborn, Can­tal­am­es­sa, Müler, die Noia, und auch Bene­dikt-Ratz­in­ger den­ken ALLE von den glei­chen Prin­zi­pi­en her“, ich kann dspecht nur zustim­men. Und wenn die Prin­zi­pi­en geän­dert wur­den gegen die Prin­zi­pi­en der 2000jährigen Tra­di­ti­on, dann muss vom BRUCH gespro­chen wer­den, der mit einer Her­me­neu­tik nicht zu hei­len ist.
    Was zur Ver­wir­rung bei­trägt ist die Tat­sa­che, dass die Anwe­nung der „neu­en Prin­zi­pi­en“ sehr unter­schied­lich erfolgt: Papst Bene­dikt gilt mit Recht als sehr kon­ser­va­tiv gegen­über Küng und auch Leh­mann. Was aber nichts dar­an ändert, dass alle der ‚glei­chen Schu­le‘ ange­hö­ren, dass für alle der Glau­be histo­risch ver­än­der­bar ist. Seit Paul VI. ist der Begriff des „leben­di­gen Lehr­amts“ ein­ge­führt, ein Lehr­amt des Pap­stes, das in gewis­ser Wei­se auto­nom ist gegen­über dem Lehr­amt der Ver­gan­gen­heit. Dann han­delt es sich um einen sich geschicht­lich ent­wickeln­den (Un-)Glauben, der ewig gül­ti­ge Wahr­hei­ten, bis in die wort­ge­treue For­mu­lie­rung, nicht mehr aner­kennt. Und das ist der Bruch, der unwei­ger­lich zu einer syn­kre­ti­sti­schen Kir­che führt. Was den Päp­sten recht ist, ist den Bischö­fen und Theo­lo­gen bilig…
    Man kann mit Tho­mas von Aquin sagen, dass ein Feh­ler am Anfang, dass fal­sche Prin­zi­pi­en, nie zu einem rich­ti­gen Ergeb­nis füh­ren kön­nen. Eigent­lich eine Selbstverständlichkeit.
    Die offen vor Augen liegt, wenn man den Blick auf das Erschei­nungs­bild der Kir­che richtet.

    • „Was zur Ver­wir­rung bei­trägt ist die Tat­sa­che, dass die Anwen­dung der „neu­en Prin­zi­pi­en“ sehr unter­schied­lich erfolgt: Papst Bene­dikt gilt mit Recht als sehr kon­ser­va­tiv gegen­über Küng und auch Leh­mann.“ – …„kon­ser­va­tiv“ ist also nur auf die Mit­tel zu bezie­hen, nicht auf die Prin­zi­pi­en. Ja genau so ist es: Joseph Ratz­in­ger gibt sich seit sei­ner Zeit in Tübin­gen, als er sei­nen per­sön­li­chen Schock durch die 68ger Revol­te erlitt, der Illu­si­on hin, dass man die not­wen­di­gen Ände­run­gen im Glau­ben auch auf einem sanf­ten Weg durch­füh­ren kön­ne, damit kein Sub­stanz­ver­lust ein­tritt. Er will den Kuchen (die Tra­di­ti­on) behal­ten und gleich­zei­tig auf­es­sen (den Glau­ben der Welt anpas­sen). Und so gibt er ledig­lich den fal­schen Mit­teln die Schuld am Schei­tern des Wegs ohne die Legi­ti­mi­tät des Zie­les jemals in Fra­ge zu stel­len. Vie­le Katho­li­ken fal­len auf die­ses Manö­ver her­ein, weil sie die­se Dif­fe­ren­zie­rung nicht machen (kön­nen).

      • So ist es. Amen.- Und somit ist die FSSPX nicht die erz­kon­ser­va­ti­ve oder ultra­kon­ser­va­ti­ve Vari­an­te die­ser theo­lo­gi­schen Schu­le mit den ver­schie­den­sten Aus­prä­gun­gen, son­dern sie vrtritt den über­lie­fer­ten Glau­ben der katho­li­schen Kirche.
        Lei­der blei­ben die Eccle­sia-Dei-Gemein­schaf­ten irgend­wie in einer „Sakri­stei-Glau­ben-Posi­ti­on.“ Ihre Prie­ster­amts­kan­di­da­ten wer­den in eige­nen tra­di­ti­ons­ori­en­tier­ten Semi­na­ren aus­ge­bil­det, doch offi­zi­ell dür­fen sie den über­lie­fer­ten Glau­ben nur ver­tei­di­gen, wenn die Ver­kehrt­heit der Mit­tel ins Auge springt, nicht prin­zi­pi­ell. Sie haben sich dazu verpflichtet.
        Das Wir­ken der ein­zel­nen Patres soll damit kei­nes­falls abge­wer­tet wer­den. Das wäre näm­lich das näch­ste Miss­ver­ständ­nis, wenn man die per­sön­li­che und die prin­zi­pi­el­le Ebe­ne verwechselt…

  11. Irgend­wie fin­de ich es höchst trau­rig, daß ich mit mei­ner Skep­sis zu Beginn des gegen­wär­ti­gen Pon­ti­fi­kats schein­bar doch recht behal­ten wer­de. Damals 2005 war ich alles ande­re als erfreut, Kar­di­nal Ratz­in­ger als Papst zu sehen. Ich muß­te damals an die Ver­hand­lun­gen zwi­schen Rom und dem Erz­bi­schof den­ken und das unver­ho­len War­ten auf eine „bio­lo­gi­sche“ Lösung für die Bru­der­schaft ( mehr­fach wur­den die Ernen­nung des vom Erz­bi­schof erbe­te­nen Bischof ver­scho­ben). Als er dann in äußer­ster Not vier sei­ner Prie­ster zu Weih­bi­schö­fen weih­te, war das Ent­set­zen in Rom natür­lich groß und es wur­de mit gro­ßer Här­te vor­ge­gan­gen (ent­ge­gen der son­sti­gen Praxis).
    Dann kam das Jahr 2007. Und es keim­te so etwas wie Hoffnung.
    Aber schon die Rück­nah­me der Exkom­mu­ni­ka­ti­on hät­te einen wie­der war­nen kön­nen, denn die­se wur­de als Gna­den­akt dar­ge­stellt. Die Wahr­heit wäre aller­dings gewe­sen, daß die­se Stra­fe unge­recht­fer­tigt war. Aber sei´s drum.
    Nun legt sich aller­dings wie­der Frost und Rauh­reif über die Tra­di­ti­on der Kir­che. Der Moder­nis­mus erfreut sich unge­hin­dert alter Stärke.
    Was aus Eccle­sia Dei und dem Motu Pro­prio wird, bleibt abzu­war­ten. Ich erwar­te nicht mehr sehr viel.
    Manch­mal ist es nicht schön, Recht zu behalten.
    „Wird der Men­schen­sohn noch Glau­ben fin­den, wenn er wie­der­kommt? (LK18,8)“
    Lang­sam ver­ste­he ich die­se Fra­ge immer besser.

    • Zur Ehren­ret­tung Bene­dikts XVI.: Er war damals nur der Mit­tels­mann zwi­schen Erz­bi­schof Lefèbvre und Karol Woj­ty­la. Der­je­ni­ge, der offen­sicht­lich auf die „bio­lo­gi­sche Lösung“ aus war, war Woj­ty­la, nicht der dama­li­ge Kar­di­nal Ratzinger.

      Es ist auch nicht genau so, daß die Bischofs­wei­hen für die Pius­bru­der­schaft ver­scho­ben wur­den. Woj­ty­la wähl­te einen nie­der­träch­ti­ge­ren Weg: Er lehn­te alle Vor­schlä­ge des Erz­bi­schofs für die Bischofs­wei­hen ab.
      Nicht ein­mal bei der Ernen­nung eines Diö­ze­san­bi­schofs ist eine der­ar­ti­ge päpst­li­che Ver­wei­ge­rung üblich, wie­viel weni­ger bei der blo­ßen Ernen­nung eines Weih­bi­schofs, der nicht ein­mal für eine Diö­ze­se ein­ge­setzt wer­den sollte!

      Mei­ner Mei­nung nach war es ein auf­rich­ti­ger Wunsch Bene­dikts XVI., eine Aus­söh­nung zwi­schen Rom und Ecône zu errei­chen. Wel­chen Anteil er dar­an hat, daß die Aus­söh­nungs­be­mü­hun­gen nun an einem toten Punkt ange­langt zu sein schei­nen, muß dahin­ge­stellt bleiben.

      Als Grund für sei­nen Aus­söh­nungs­wil­len sowie auch für die Ehren­ret­tung des außer­or­dent­lich wert­vol­len Ritus könn­te ich mir durch­aus vor­stel­len, daß der dama­li­ge Kar­di­nal Ratz­in­ger die Nie­der­träch­tig­kei­ten Woj­ty­las gegen­über Erz­bi­schof Lefèbvre unmit­tel­bar erleb­te und nun Unrecht gut­ma­chen wollte.

      Ähn­lich könn­te ich mir auch vor­stel­len, daß das unmit­tel­ba­re Mit­er­le­ben von Woj­ty­las lan­gem Siech­tum und der damit ver­bun­de­nen lan­gen prak­ti­schen Papst­lo­sig­keit der Kir­che Bene­dikt XVI. dazu bewog, so etwas unter kei­nen Umstän­den selbst zu bege­hen und lie­ber recht­zei­tig das so hohe und wich­ti­ge Papst­amt niederzulegen.

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