Papstkritische Wölfe nun „glückliche Lämmer“ – Rücktritt weder „mutiger“ noch „demütiger“ Schritt sondern verheerender Präzedenzfall


Papst Benedikt XVI. Rücktritt macht kirchenkritische Wölfe zu glücklichen Lämmern, ein verheerender PräzedenzfallKom­men­tar von Fran­ces­co Colafemmina*

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Ein Staats­se­kre­tär, der den Papst stän­dig auf­for­dert, ein “Rück­tritts­pro­to­koll“ zu unter­schrei­ben. Eine von den inne­ren Fein­den zer­stör­te Kir­che. Der Pädo­phi­lie­skan­dal mit einem sei­ner Zen­tren in der Diö­ze­se Cen­tu­ry City (Los Ange­les). Inter­na­tio­na­le Kräf­te, die dar­an inter­es­siert sind, das Lehr­amt der Kir­che zum Schwei­gen zu brin­gen und das Papst­tum zu schwä­chen. Ein Papst, der unter dem Druck der Bau­mei­ster der Neu­en Welt­ord­nung zurück­tre­ten muß.

Nein, das ist nicht die Rea­li­tät die­ser Tage, son­dern die schau­er­li­che Geschich­te des 1999 ver­stor­be­nen, umstrit­te­nen Jesui­ten Malachi Mar­tin, die er in sei­nem außer­ge­wöhn­li­chen Roman Winds­wept Hou­se, Broad­way Books, New York, 2001 [Erst­aus­ga­be 1996], erzählt.

Eini­ge knap­pe Stich­wör­ter will auch ich zum Rück­tritt Bene­dikts XVI. als Gedan­ken nie­der­schrei­ben, wobei klar sein soll­te, daß wir zual­ler­erst und vor allem für den Papst zu beten haben.

Melas­se

Bit­te, machen wir Schluß mit die­ser Melas­se! Zum Rück­tritt des Pap­stes wird ton­nen­wei­se Melas­se gegos­sen. Melas­se von allen Sei­ten, von rechts, von links, vom Zen­trum, von oben, von unten, inter­na­tio­na­le Melas­se, mul­ti­kul­tu­rel­le und mul­ti­re­li­giö­se Melas­se. Wie wäre es mit etwas weni­ger süßen Stel­lung­nah­men? Als Imker kann ich ver­si­chern, daß selbst die Bie­nen über eine so mas­si­ve Dosis Glu­ko­se wenig begei­stert wären.

Krank­heit

Der Papst hat ver­zich­tet. Er hat es offi­zi­ell nicht wegen gesund­heit­li­cher Pro­ble­me getan. So hat es sogar Pater Lom­bar­di bestä­tigt. Er beklag­te statt­des­sen all­ge­mein sein Alter und das Bewußt­sein, die Kir­che in den ver­gan­ge­nen Mona­ten nicht gut gelenkt zu haben. Wenn es sich um Krank­heit han­deln wür­de, hät­ten wir alle Ver­ständ­nis … bis zu einem bestimm­ten Punkt, aber wir hät­ten Ver­ständ­nis. Und wir hät­ten uns um ihn geschart. Der Papst ist kein Akti­vist, kein Mann, der immer gei­stig und kör­per­lich top­fit sein muß: er ist ein Mann, der sein Kreuz bis zum Ende annimmt (wie es im ver­gan­ge­nen Jahr­hun­dert Leo XIII. und Pius XII. gesche­hen ist, den – neben­bei gesagt – Bene­dikt nicht selig­ge­spro­chen hat; wenn es mutig ist, zurück­zu­tre­ten, weil man die gei­sti­ge Fri­sche ver­liert, waren dann die­se Päp­ste etwa zu wenig mutig?). Und wenn das Pro­blem die Regie­rung der Kir­che jen­seits der geist­li­che Dimen­si­on und damit der Bewah­rung des Glau­bens ist, wozu gibt es dann Mitarbeiter …

Mit­ar­bei­ter

Wer wählt sie aus? Sicher nicht ich und sicher nicht Sie. Es ist der Papst, der sich sei­ne Mit­ar­bei­ter aus­wählt. Der Papst hat Kar­di­nal Ber­to­ne gewählt und an ihm fest­ge­hal­ten, trotz der umfang­rei­chen Bele­ge für des­sen Regie­rungs­un­fä­hig­keit, Freun­derl­wirt­schaft und Geschäf­te­ma­che­rei. Er ernann­te ihn sogar zum Käm­me­rer des Kar­di­nals­kol­le­gi­ums und sprach ihm immer wie­der das Ver­trau­en aus, löste ihn aber nie in einer Funk­ti­on ab. Der Papst behielt sogar den Dekan der päpst­li­chen Zere­mo­niä­re an sei­ner Sei­te, der sich von Ange­lo Bal­duc­ci 280.000 Euro lei­hen ließ um in Mari­no eine Vil­la zu kau­fen und dar­aus den Sitz einer „frei­mau­re­ri­schen Ver­ei­ni­gung“ zu machen.

Must resign!

Wo sind die gan­zen glü­hen­den Katho­li­ken geblie­ben, die sich 2010 allen ent­ge­gen­stell­ten, die mit­ten im Pädo­phi­lie-Skan­dal den Rück­tritt des Pap­stes for­der­ten? War­um soll das, was 2010 eine Kapi­tu­la­ti­ons­er­klä­rung gewe­sen wäre, heu­te ein „muti­ger“ Schritt sein? Von der New York Times bis zur Washing­ton Post, von Ali Agca über den Homo-Akti­vi­sten Peter Tat­chell bis zur Sän­ge­rin Sinead O’Connor. Das war im März 2010… dann erschien im Win­ter das Gesprächs-Buch des Pap­stes und der Traum vie­ler hat­te sich in eine rea­li­sti­sche Mög­lich­keit ver­wan­delt. Heu­te sind die Ver­fech­ter des „must resign!“ glück­li­che Läm­mer: Sie schwa­dro­nie­ren sicht­lich zufrie­den von einem „muti­gen Schritt“ und einem „Akt der Demut“. Viel­leicht haben sie die Wor­te Bene­dikts XVI. ver­ges­sen, die er auf dem Peters­platz  am Mor­gen eines April­ta­ges aus­sprach, als er noch jün­ger war: „Betet für mich, daß ich nicht furcht­sam vor den Wöl­fen flie­he“?

Ver­wal­ter einer Wohnanlage

Auch ich habe einen Haus­ver­wal­ter in der Wohn­an­la­ge. Manch­mal macht er sich rar und zieht es vor, den Haus­herrn machen zu las­sen. Jetzt, da der Papst zurück­tre­ten wird, ist es viel­leicht ver­ständ­lich. Die Vor­stel­lung ver­wirrt den­noch, daß sein Rück­tritt nicht sofort wirk­sam wird, son­dern erst zum Monats­en­de 20 Uhr wenn die Büros schlie­ßen und die Ämter ver­fal­len. Ein Papst, der sich in den blo­ßen Haus­ver­wal­ter der vati­ka­ni­schen Wohn­an­la­ge ver­wan­delt? Wo ist die Auto­ri­tät des Stell­ver­tre­ters Chri­sti? Hat sie ein Ver­falls­da­tum? Unter­des­sen gibt es bis zum 28. lan­ge Schlan­gen in der Römi­schen Kurie … Beför­de­run­gen, Ernen­nun­gen, rau­chen­de Reiß­wöl­fe, ein­schließ­lich Resets für Mails und Computer.

Respekt­lo­sig­keit

In die­sen Stun­den wirft man mir Respekt­lo­sig­keit und Stil­ver­lust vor. Ehr­lich gesagt, lie­be katho­li­sche Brü­der und Schwe­stern, ich bin eine gewis­se über­zo­ge­ne Bigot­te­rie leid und auch ein unter­schieds­los bemüh­tes „über­na­tür­li­ches“ Ana­ly­se­kri­te­ri­um, um die Geschich­te einer Beur­tei­lung zu ent­zie­hen. Sicher, die Geschich­te wird von Gott gelenkt, wie auch die Kir­che. Aber des­halb ist noch lan­ge nicht alles, was in der Kir­che und in der Welt pas­siert, Got­tes Werk oder/​und dient der Bewah­rung des Glau­bens. Man erin­ne­re sich an Fati­ma: „Das Dog­ma des Glau­bens wird in Por­tu­gal bewahrt wer­den“. Trotz mei­ner gro­ßen Zunei­gung und tie­fen Bewun­de­rung für Papst Bene­dikt, kann ich die­se bene­dik­t­i­ni­sche dimi­nu­tio, die­ses alles auf hal­bem Weg las­sen (Jahr des Glau­bens, Enzy­kli­ka, Hei­lig­spre­chun­gen, Ernen­nun­gen usw.), um sich ins Gebet zurück­zu­zie­hen, nicht als einen Akt posi­ti­ven Mutes und demü­ti­gen Glau­bens sehen. Ich sage nicht, daß es das Gegen­teil davon ist. Ich erlau­be mir nur die Respekt­lo­sig­keit, dar­auf hin­zu­wei­sen, daß die­ser ver­hee­ren­de Abgang an sich nichts Gutes ist. Päp­ste tre­ten nicht zurück. Punkt! Als es die Fein­de der Kir­che mit lau­ter Stim­me for­der­ten, haben wir es mutig bekräf­tigt, war­um soll­ten wir heu­te Über­zeu­gung ändern?

Ich sto­ße auf mein Gewis­sen an und dann auf den Papst!

New­man zitie­rend hat der Papst zuerst auf sein Gewis­sen ange­sto­ßen und dann auf den Papst bzw. auf sei­ne Auto­ri­tät. Es war zu erwar­ten, zum Don­ner­wet­ter! Ratz­in­ger sag­te 1991: „Das Gewis­sen wird als Schutz­wall der Frei­heit gegen die von der Auto­ri­tät auf­er­leg­ten Daseins­be­schrän­kun­gen dar­ge­stellt. In die­sem Zusam­men­hang wer­den zwei Kon­zep­te des Katho­lizi­mus in Gegen­satz gestellt: auf der einen Sei­te ein erneu­er­tes Ver­ständ­nis sei­ner Essenz, die den christ­li­chen Glau­ben von der Frei­heit aus­ge­hend und als Grund­satz der Frei­heit erklärt, und auf der ande­ren Sei­te ein über­hol­tes, „vor­kon­zi­lia­res“ Modell, das die christ­li­che Exi­stenz der Auto­ri­tät unter­wirft, die das Leben durch Nor­men bis in die intim­sten Berei­che regelt und auf die­se Wei­se ver­sucht eine Kon­troll­macht über die Men­schen zu behal­ten.“  Und für Ratz­in­ger hat­te New­man recht, weil er das Gewis­sen an die Wahr­heit knüpf­te und die Wahr­heit hat Vor­rang vor der Auto­ri­tät. Des­halb erklär­te er die Ent­schei­dung zum Ver­zicht getrof­fen zu haben, „nach­dem ich wie­der­holt mein Gewis­sen vor Gott geprüft habe“.

Ingra­ve­s­cen­tem aetatem

Das ist der Hin­weis auf sein Alter, mit dem der Papst sei­nen Ver­zicht auf die Gna­de des Fischer­rings und das Pal­li­um bekannt­gab. So beginnt aber auch das Motu pro­prio von Paul VI., mit dem er den Kar­di­nä­len eine Alters­gren­ze auf­er­leg­te. Bene­dikt XVI. voll­zieht also viel mehr als nur einen ein­fa­chen Ver­zicht. Er schafft einen unheil­vol­len Prä­ze­denz­fall: den eines aus Alter­grün­den in den Ruhe­stand zu schicken­den Pap­stes. Und hier tritt uns wie­der das für die post­kon­zi­lia­re Zeit typi­sche Nega­tiv­bei­spiel ent­ge­gen. Paul VI. legt die Tia­ra ab und ver­wen­det das hor­ren­de Pasto­ra­le von Fazzini. Johan­nes Paul I. führt die Tia­ra nicht mehr ein, behält aber das stil­lo­se Kreuz von Fazzini. Johan­nes Paul II. schafft die Sedia gest­a­to­ria ab, nimmt aber das stil­lo­se Kreuz von Fazzini. Bene­dikt XVI. tilgt die Tia­ra aus sei­nem Wap­pen und tritt aus Alters­grün­den ab (offi­zi­ell – und das ist, was zählt, um einen Prä­ze­denz­fall zu schaf­fen – nicht aus beson­de­ren Grün­den, son­dern nur wegen des Alters!)

Wird ihm sein Nach­fol­ger dar­in folgen?

Dolan

Ich hof­fe auf Dolan. Möge der Herr uns bei­ste­hen und vor allem auch dem zurück­tre­ten­den Papst!

* Fran­ces­co Cola­femmi­na, Jahr­gang 1980, Alt­phi­lo­lo­ge, Kunst- und Kul­tur­kri­ti­ker, tra­di­ti­ons­ver­bund­e­rer Initia­tor eines von Mar­tin Mose­bach und Nikos Sali­na­gros unter­stütz­ten Appells an Papst Bene­dikt XVI. für eine „wirk­lich authen­ti­sche katho­li­sche Kunst“, das Vati­can Maga­zin wid­me­te ihm im Janu­ar 2010 die Titelgeschichte.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Fides et Forma

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24 Kommentare

  1. Der Autor hat recht. Ich kann ihm nur zustim­men. Eine begin­nen­de Alz­hei­mer-Erkran­kung wäre ein nach­voll­zieh­ba­rer Rück­tritts­grund oder eine ande­re Hirn­lei­stungs­stö­rung, die den Papst teil­wei­se ent­schei­dungs­un­fä­hig und/​oder mani­pu­lier­bar macht. Oder eine ande­re Krank­heit, die ihn so schwächt, dass kla­res Den­ken als Vor­aus­set­zung für Ent­schei­dun­gen nicht mehr gege­ben ist. Doch eine Erkran­kung wur­de aus­drück­lich dementiert.
    In Zukunft kann jeder alte Papst, der eini­gen Seil­schaf­ten unbe­quem wird, mit dem Bei­spiel Ratz­in­ger-Bene­dikt XVI. unter Druck gesetzt wer­den mit „güti­ger Mit­hil­fe“ der Medien.
    Soll­te der „Alt­papst“ noch eini­ge umfang­rei­che­re theo­lo­gi­sche Schrif­ten ver­fas­sen, dann wäre es fatal. Dann hät­te Bene­dikt XVI. das Petrus­amt gründ­lich relativiert.
    Mir sind die Lobes­hym­nen unver­ständ­lich. In einer gera­de­zu bedroh­li­chen Glau­bens­kri­se ist – war – er nicht in der Lage, eine Enzy­kli­ka über den Glau­ben zu ver­fas­sen, er bricht nach den Enzy­kli­ken über die Lie­be und die Hoff­nung ein­fach ab. Auch die Her­me­neu­tik der Reform in der Kon­ti­nui­tät bringt er for­dernd in den theo­lo­gi­schen Dis­kurs ein, klärt sie aber nicht lehr­amts­mä­ßig als Papst.
    Der katho­li­sche Glau­be erstickt im Gestrüpp der Häre­si­en, doch die Auf­merk­sam­keit rich­tet sich zum Schluss strikt auf die zah­len­mä­ßig klei­ne Pius­bru­der­schaft, deren Prie­ster den katho­li­schen Glau­ben häre­sie­frei ver­kün­den und ver­mit­teln, was in unse­ren Brei­ten­gra­den nicht mehr die Regel ist. Das wich­tig­ste Pro­blem scheint zu sein, die­sen Prie­stern eine voll­um­fäng­li­che Zustim­mung zum II. Vati­ka­num abzufordern.
    Dann der für einen frei­wil­li­gen Rück­tritt unver­ständ­li­che Ter­min: Hof­fent­lich haben wir vor der Kar­wo­che einen Papst!

  2. Indem der Autor im Zusam­men­hang der r.-k. Kir­che vom „Katho­li­zis­mus“ spricht, bekun­det er sel­ber, dass er das Kon­zil ent­we­der ver­schla­fen oder aus son­sti­gen Grün­den nicht zur Kennt­nis genom­men hat.

    Denn den Katho­li­zis­mus gibt es erst seit dem 19. Jahr­hun­dert, in dem er, wie die ande­ren Ideo­lo­gien (Sozia­lis­mus, Kom­mu­nis­mus, Kapi­ta­lis­mus, Lie­be­ra­li­mus, Huma­nis­mus, Ratio­na­lis­mus usw.) mit Aus­na­me der 68er Ideo­lo­gie ent­stan­den ist.

    Der Katho­li­zis­mus ist die ideo­lo­gi­sche Aus­ga­be der Katho­li­zi­tät. „Wo Chri­stus ist, ist die katho­li­sche Kir­che“, so sagt der Apo­stel­schü­ler Igna­ti­us von Antio­chi­en. Damit sind „katho­lisch“ und „chrst­lich“ ursprüng­lich deckungs­glei­che Begrif­fe und wer­den im Osten auch heu­te noch so ver­stan­den. Erst im Rah­men der Auf­klä­rung bekam „katho­lisch“ sei­ne (ver­eng­te) rein kon­fes­sio­nel­le Bedeu­tung, aller­dings aus­schließ­lich im Abendland.

    Es war ja gera­de ein Ziel von VATII, die Kir­che aus er ideo­lo­gi­schen Enge des Katho­li­zis­mus her­aus­zu­füh­ren in die ursprüng­li­che Wei­te ihrer Katho­li­zi­tät, wie sich zwin­gend aus den Dekre­ten über Reli­gons­frei­heit und Öku­me­ne ergibt, die bei­de jede ideo­lo­gi­sche Fes­sel sprengen.

    Es ist eine unüber­seh­ba­re Tra­gik , daß in die vom Katho­li­zis­mus hin­ter­las­se­ne gei­sti­ge Lücke die 68er Ideo­lo­gie ein­ge­drun­gen ist und der Kir­che so gut wie jede Dyna­mik nimmt. Wir dür­fen hof­fen, daß der näch­ste Papst aus einer noch blü­hen­den außer­eu­ro­päi­sche Kir­che kommt und den gan­zen Ideo­lo­gi­schen Balast kom­pro­miß­los entsorgt.

    Da in den Ent­wick­lungs­län­dern zum gro­ßen Teil weit stren­ge­re Sit­ten herr­schen, als bei uns, wird die 68erbedingt immer noch fröh­li­che Urständ fei­ern­de Sex­oro­man­tik den drin­gend not­wen­di­gen Dämp­fer bekommen.

    • Im Ita­lie­ni­schen gibt es die Aus­drücke „cat­to­li­ci­tà“ und „cat­to­li­ce­si­mo“ (kaum gebraucht hin­ge­gen die Form „cat­to­li­ci­mo“). Die Aus­drücke wer­den weit­ge­hend als Syn­ony­me gebraucht. Die im Deut­schen bekann­te Ismus-Kri­tik, die eine Unter­schei­dung zwi­schen Ideo­lo­gien auf der einen Sei­te und der Reli­gi­on als Welt­an­schau­ung auf der ande­ren, ist dem Ita­lie­ni­schen unbe­kannt. Die Über­set­zung folgt dem Ori­gi­nal, ist ange­sichts der berech­tig­ten Anmer­kung aber sicher als „Katho­li­zi­tät“ zu lesen.

      • Herz­li­chen Dank für den Hin­weis! Das führt natür­lich bei Über­set­zun­gen ins deut­sche häu­fig zu Miß­ver­ständ­nis­sen, weil wir eben hier genau unter­schei­den. Mir scheint den mei­sten Über­set­zern der Unter­schied nicht bewußt zu sein.

        Dafür sind wir in ande­ren Din­gen wie­der unge­nau­er: wir haben nur ein Wort für Him­mel, wohin­ge­gen der Eng­län­der zwi­schen hea­ven­und sky sowie der Latei­ner zwi­schen cae­lum und fir­ma­men­tum unterscheidet.

  3. uu cup­pa:

    Die Pius­brü­der ver­kün­den eben nicht den rei­nen katho­li­schen Glauben,wie sich aus deren Ableh­nung von wesent­li­chen Aus­sa­gen von VATTII ergibt: Able­hung der Dekre­te zur Reli­gi­ons­frei­heit und zur Öku­me­ne. Sie sind lei­der in der Enge des vor­kon­zi­lia­ren Katho­li­zis­mus verblieben.

    Da die Pius­brü­der, wenn der Schein nicht trügt, eine ganz erheb­li­che Glau­bens­kraft haben, könn­ten sie nach Abkehr von Katho­li­zis­mus und Hin­wen­dung zur Katho­li­zi­tät eine heil­sa­me Wir­kung für die von der 68er Ideo­lo­gie gelähm­te Kir­che haben.

  4. Die FSSPX ver­kün­det wohl den unver­kürz­ten Glau­ben und sie erkennt die Aus­sa­gen des Vati­ka­nums II. inso­fern die­se im Sin­ne der Tra­di­ti­on sind. Zwei­deu­ti­ge Aus­sa­gen sind auch im Sin­ne der Tra­di­ti­on aus­zu­le­gen und Aus­sa­gen, die der bis­he­ri­gen Leh­re und Tra­di­ti­on der Kir­che und Päp­ste bis Pius XII wider­spre­chen kön­nen wohl nicht ange­nom­men wer­den. Es ist ein Wider­spruch der Leh­re, wenn man alle Reli­gio­nen auf eine Stu­fe stellt. In der Bibel selbst sagt Chri­stus ja: „Nie­mand kommt zum Vater, denn durch Mich!“ Also kön­nen weder Islam noch Juden­tum Wege zum Heil sein, den sie Leug­nen die Gott­heit Jesu („Ich und der Vater sind eins. Wer mich sieht, sieht den Vater“ steht eben­falls in der Hl. Schrift.) Als der seli­ge Johan­nes XXIII. das Kon­zil ein­be­ru­fen hat­te, sag­te er aus­drück­lich, die­ses soll ein pasto­ral Kon­zil sein und es soll nie­man­den ver­ur­tei­len. Jetzt auf­ein­mal will man das II. Vati­ka­num als dog­ma­tisch hin­stel­len und die, die treu der Tra­di­ti­on fol­gen im Namen die­ses Kon­zils verpflichten???
    Das allei­ne ist schon ein Wider­spruch an sich.

    • Die Pius­brü­der ver­kün­den des­we­gen nicht den unver­kürz­ten Glau­ben, weil sie die Kon­zils­de­kre­te über Reli­gi­ons­frei­heit und Öku­me­ne ableh­nen. Es han­delt sich hier d. h. bei den genannt­gen Dekre­ten nicht um einen Tra­di­ti­ons­bruch, son­dern um eine Fort­ent­wick­lung der Tra­di­ti­on. Es geht hier um die Fra­ge: Tra­di­ti­on oder Tra­di­tio­na­lis­mus. Für die Tra­di­tio­na­li­sten ist jede Fort­ent­wick­lung ein Trad­ti­ons­bruch, Wohin­ge­gen die Tra­di­ti­ons­elbst lebt und wächst.

      Daß es in ande­ren Spra­chen kei­nen Unter­schied zwi­schen Wirk­lich­keit und Ideo­lo­gie gibt, wie von der Redak­ti­on dan­kens­wer­ter­wei­se zur Klar­stel­lung ange­merkt, erschwert die Aus­ein­an­der­set­zung grundlegend.

      Wie unten beschrie­ben, bedeu­tet Reli­gi­ons­frei­heit eben kei­ne Gleich­stel­lung der Reli­gio­nen, son­dern aus­schließ­lich eine Bestä­ti­gung der vom Schöp­fer­selbst in die Schöp­fung grund­ge­leg­te Freiheit.

  5. Wenn Sie den Glau­ben der katho­li­schen Kir­che bis 1962 „eng“ nen­nen, Jörg Gut­ten­ber­ger, dann ist das Ihre per­sön­li­che Mei­nung. Dage­gen wer­de ich nicht argumentieren.
    Doch es ist histo­risch nicht rich­tig, die 68er für die Fehl­ent­wick­lun­gen ver­ant­wort­lich zu machen.
    Die Kar­di­nä­le Bea, Alf­rink, Sue­n­ens, Frings, Döpf­ner, König, um eini­ge Prot­ago­ni­sten zu nen­nen, waren älter, sie gehör­ten frü­he­ren Jahr­gän­gen an.
    Eben­falls die Theo­lo­gen Con­gar, Rah­ner, de Lubac, der schon ver­stor­be­ne Teil­hard de Char­din mit sei­nem theo­lo­gi­schen Ein­fluss, die Theo­lo­gen Chenu, Schil­le­be­eckz, um auch nur eine Aus­wahl zu tref­fen. Sie und ihr Gefol­ge mit Hil­fe der Päp­ste haben den Gang des Kon­zils bestimmt. Sie waren bereits vor dem Kon­zil ein­fluss­reich, sie haben mit Hil­fe der Mas­sen­me­di­en auch nach dem Kon­zil die Ent­wick­lung bestimmt. Die Kul­tur­re­vo­lu­ti­on von 1968 mit dem Auf­stand gegen fast alle bis­he­ri­gen Auto­ri­tä­ten wirk­te unge­mein ver­stär­kend, aber nicht ursächlich.
    Glau­ben Sie im Ernst, „Gau­di­um et spes“ wird von Sozio­lo­gen, Phi­lo­so­phen an Uni­ver­si­tä­ten in irgend­ei­ner Form gewür­digt? Vor allem jun­ge Moder­ne-Kri­ti­ker fin­den die Theo­rie, dass die Mensch­heit sich mora­lisch ana­log zum tech­ni­schen Fort­schritt wei­ter­ent­wickelt, gera­de­zu lächerlich.
    Der nai­ve Fort­schritts­glau­be sowohl der Kon­zil­s­päp­ste als auch der Kon­zils­do­ku­men­te ist an Uni­ver­si­tä­ten – außer theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten – obsolet.
    Was den Öku­me­nis­mus und die Reli­gi­ons­frei­heit, die alle Reli­gio­nen auf eine Stu­fe stellt, anbe­trifft, so gilt: Es gibt in der katho­li­schen Kir­che kei­ne Ent­wick­lung gegen die Ver­gan­gen­heit. Der Maß­stab für die Recht­gläu­big­keit ist die Tra­di­ti­on. Der Hei­li­ge Geist hat die Kir­che davor bewahrt, dass auf dem II. Vati­ka­num ein Dog­ma for­mu­liert wur­de. Das Pasto­ral­kon­zil hat kei­nen dog­ma­ti­schen Rang. Das haben die bei­den Päp­ste zu Beginn und zum Ende betont, damit wur­den die kon­ser­va­ti­ven Kon­zils­vä­ter wäh­rend des Kon­zils beruhigt
    Zum Glück ist alles dokumentiert..

    • Ant­wort auf meh­re­re Einwände:

      Reli­gi­ons­frei­heit ist in der Schöp­fung selbst grunfge­legt. Das ergibt sich aus der wis­sen­schaft­lich nicht zwin­gen­den Beweis­bar­keit Got­tes. Er hät­te sich in sei­ner All­macht durch­aus einer wis­sen­schaft­lich zwin­gen­den Beweis­füh­rung öff­nen kön­nen, wenn wer gewollt hät­te. Das er es nicht getan hat, ist ein zwin­gen­der Beweis, daß er es nicht gewollt hat und nicht will.

      In sei­ner alles Begrei­fen über­stei­gen­den Sou­ve­rä­ni­tät räumt uns Gott so die vol­le Frei­heit einer Ent­schei­dung für oder gegen sich ein. Jeder Mensch und jede mensch­li­che Ein­rich­tung, die sich so selbst infra­ge stel­len las­sen wür­de, wäre zum Schei­tern ver­ur­teilt. Hit­ler und Sta­lin hat­ten kei­ner­lei Sou­ve­rä­ni­tät, wie sich aus deren kom­pro­miß­lo­sen Frei­heits­un­ter­drückung ergibt.

      Wenn uns Gott also vol­le Frei­heit schenkt, heißt das doch nicht, dass alle unse­re Ent­schei­dun­gen gleich gut und gleich rich­tig sind. Das gilt auch für die Ent­schei­dung für oder gegen Reli­gi­on gund­sätz­lich und für wel­che Reli­gi­on. Nichts ande­res bedeu­tet das Dekret über Reli­gi­ons­frei­heit: Aner­ken­nung der Frei­heit, die Gott selbst uns geschenkt und in der Schöp­fung grund­ge­legt hat, und nicht Aner­ken­nung der Aus­sa­gen ande­rer Reli­gio­nen als gleich­wer­tig der christlichen.

      „Gott ist die Lie­be, und wer in der Lie­be bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm“. Gott will also nicht wis­sen­schaft­lich zwin­gend bewie­sen, son­dern in Lie­be erkannt wer­den. Wer Gott in Lie­be erkennt, der erkennt ihn auch im All­tag, in der Wis­sen­schaft und in der gesam­ten Schöpfung. –

      Die genann­ten Autoren: Teil­hard de Char­din, Kard. Bea usw. haben die Tra­di­ti­on nicht abge­bro­chen, son­dern fort­ent­wickelt. Denn Ent­wick­lung voll­zieht sich immer im Spannngs­feld von Inno­va­ti­on und Tra­di­ti­on. Able­hung der Inno­va­ti­on führ zum Tra­di­tio­na­lis­mus, also der ideo­lo­gi­schen Aus­ga­be der Tra­di­ton, bis hin zum Epigonismus.

      Für die Fehl­ent­wick­lun­gen sind allei­ne die 68er ver­ant­wort­lich. Sie tuen den genann­ten Autoren gro­ßes Unrecht!

    • Wenn Sie ein­mal die Katho­li­zi­tät in ihrer gesam­ten Aus­formng ken­nen ler­nen, wer­den sie mer­ken, daß katho­lisch weit mehr ist, als das, was wir (vor dem Kon­zil) im Reli­gi­ons­un­ter­richt gelernt haben. Es geht eben nicht um ein preu­ßi­sches Marsch­tritt­chri­sten­tum, son­dern um Feiheit.

      Da Gott den Men­schen laut Gene­sis als sein Eben­bild erschaf­fen hat, hat er ihm auch die Frei­heit gegeben.

      Die Ver­bin­dung von Tech­nik mit mensch­lich-geist­li­chem-mora­li­schem Fort­schritt, gibt es in der Tat nicht, zumin­dest nicht auto­ma­tisch, weil der Mensch die neu gewon­ne­ne Frei­heit auch miß­brau­chen kann und mißbraucht.

      Daß Reli­gi­ons­frei­heit nicht alle Reli­gio­nen als gleich­wer­tig und gleich­rich­tig setzt, habe ich unten bereits festgestellt.

  6. wenn B16 die Stu­fen hoch läuft wie ein jun­ger Mann, obwohl er einen Herz­schritt­ma­cher hat, ist ihm gewährt, das Ende zu wählen.

  7. Sehr geehr­te Herren

    „Er beklag­te statt­des­sen all­ge­mein sein Alter und das Bewußt­sein, die Kir­che in den ver­gan­ge­nen Mona­ten nicht gut gelenkt zu haben.“ so schreibt oben der Autor, begrün­de der Papst unter ande­rem den Rück­tritt. Nun bit­te ich den Autor, mich auf eine Quel­le zu ver­wei­sen, wo dies Papst Bene­dikt XVI. so aus­spricht.… Soviel ein­mal zur Red­lich­keit des Autors! Sehr gut Schlag­wort beschla­gen nen­ne ich den Rest, doch zeugt es nicht wirk­lich von der Rea­li­tät… Über­all in Euro­pa kämpft man um tie­fes Ren­ten­al­ter. Ja man strei­tet sich um 65 oder 63 Jah­res­be­schrän­kun­gen usw…
    Alle begrün­den das Limit mit der Gebrech­lich­keit die das Arbei­ten ver­un­mög­li­chen würden.
    Im Text oben aber spre­chen wir von einer Per­son, die schon bereits das 85 Altrers­jahr über­schri­ten hat, also schon 20 Jah­re über das Pen­si­ons­al­ter arbei­tet. Dann wil ich ja den obi­gen Autor ein­mal in der wei­ssen Sou­ta­ne arbei­ten sehen. Wie stell­te er sich den das Petrus­amt in Rom vor? Nun, hier wäre es viel­leicht ein­mal an der Zeit, den obi­gen Autor dar­auf hin­zu­wei­sen, das der Papst nicht mehr im Bööt­chen sitzt und alle 2 Stun­den die Angel neu aus­wirft, wie es Petrus vor sei­ner Beru­fung dazu­mal auch gemacht hat. Ich möch­te den Autor ein­fach dazu auf­ru­fen, ein­mal den Arbeits­tag eines Pap­stes zu stu­die­ren. Um 6 Uhr mor­gens klin­gelt der Wecker und am Abend um 2200 endet der Arbeits­tag des Pap­stes. Jeden Tag dut­zen­de von Audi­en­zen von Bischö­fen, Prä­la­ten, Staats­ober­häu­tern, Bot­schaf­ter usw. Über­all muss er lächeln und Anspra­chen halten.…dazwischen 1 Stun­de Mit­tags­zeit und eine Stun­de Abend­essen. Aus­ge­rech­net ergibt das etwa 14 – 15 Stun­den Arbeit am Tag, also fast das dop­pel­te von einem nor­ma­len Arbei­ter und das mit 86 Jah­ren. Soviel ein­mal zur Bür­de eines sol­chen Amtes, geschwei­ge denn die Ver­ant­wor­tung und die Sor­gen die jeder ein­zel­ne Bischof ihm vor­trägt. es sol­len gegen 800 Bischö­fe jedes Jarhr sein, die Anspruch auf eine Pri­vat­au­di­enz beim Papst haben. Vort­set­zung folgt.…

  8. Fort­set­zung:
    War der Ent­schluß zum Ver­zicht auf das Papst­amt, gera­de im Zusam­men­hang zur heu­ti­gen Kri­se, rich­tig? Wir hal­ten die­sen Ent­schluß jeden­falls für legi­tim. Der Papst ist Sou­ve­rän — einer der letz­ten der Welt; er darf die­sen Schritt set­zen. Punkt…um ein­mal in der Spra­che des obi­gen Autors zu sprechen.
    „Ich habe dies in vol­ler Frei­heit zum Wohl der Kir­che getan, nach­dem ich lan­ge gebe­tet und vor Gott mein Gewis­sen geprüft habe. Ich bin mir des Ern­stes die­ses Aktes sehr bewußt, aber ich bin mir eben­so bewußt, nicht mehr in der Lage zu sein, das Petrus­amt mit der dafür erfor­der­li­chen Kraft aus­zu­üben. Mich trägt und erleuch­tet die Gewiß­heit, daß es die Kir­che Chri­sti ist und der Herr es ihr nie an sei­ner Lei­tung und Sor­ge feh­len las­sen wird.“
    Wie man dies aus die­ser Erklä­rung, die der Hei­li­ge Vater an sei­ner Gene­ral­au­di­enz nach sei­nem Rück­tritt abgab, sieht, spricht hier ein Mann, der sein Gewis­sen vor Gott geprüft hat und der sei­ne Kir­che wirk­lich liebt. Aus sei­nen letz­ten Wor­ten, „dass ihn die Gewiss­heit erleuchte,dass die Kir­che Chri­sti ist und es der Herr nie­mals an sei­ner Lei­tung und Sor­ge feh­len liess, erse­hen wir einenen hei­li­gen Mann, der sich hier demü­tig sei­ner Schwach­heit und Gebrech­lich­keit bekennt. Wahr­lich, einer, der sich in sei­ner Lie­be so um sei­ne Kir­che sorgt, lässt sie nicht ein­fach so… im Stich. War­ten wir es doch ein­mal ab: Manch­mal zeigt sich Chri­sti Macht gera­de in der Schwach­heit sei­nes gröss­ten Die­ners. Was sicher inn­ter­es­sant ist: Kann es sein, dass es für die kom­men­de Zeit einen Beter mehr braucht, der sich still in sei­ner Kam­mer Gott als ein Lie­bes­op­fer darbringt?

    Nun wün­sche ich dem obi­gen Autor noch eine gna­den­rei­che Fasten­zeit und ein Alter ohne Herzschrittmacher.

  9. Eini­ge Anmerkungen:
    1) @ Jörg Gut­ten­ber­ger: Es ist offen­sicht­lich. Wir gehö­ren zwar for­mal einer Kir­che an, nur haben wir einen ver­schie­de­nen Glau­ben. Der BRUCH ist nicht mehr zu leug­nen. Und des­we­gen bin ich dank­bar, dass die­ses Pon­ti­fi­kat am Abend des 28. 2. 2013 zu Ende geht: Weil der regie­ren­de Papst die­sen Bruch leug­net, durch die „Her­me­neu­tik der Kon­ti­nui­tät“ ver­schlei­ert. Das nebu­lö­se Eti­kett ist zwar wei­ter­hin da, auch die Vor­gän­ger haben den BRUCH geleug­net, aber bei Bene­dikt XVI. war der Wider­spruch beson­ders deut­lich: Mit sei­nem Her­zen lieb­te er die Tra­di­ti­on, er „litt “ aber „unter einem moder­ni­sti­schen Ver­stand“ (Bischö­fe Fel­lay, Tis­sier de Mal­ler­ais). Die­ser Wider­spruch ist bei­spiel­haft abzu­le­sen an sei­nem Ver­hält­nis zur Pius­bru­der­schaft: Er will sie fast zwang­haft in die Kir­che inte­grie­ren, aber sie gleich­zei­tig ent­ker­nen, ihrer Iden­ti­tät berauben.
    2) Wenn Benedkt XVI. die Tra­di­ti­on so sehr liebt, er hät­te der Petrus­bru­der­schaft einen von den Bischö­fen unab­hän­gi­gen kir­chen­recht­li­chen Sta­tus ver­lei­hen kön­nen mit einem eige­nen Bischof.
    3) ‚Das geht nicht, er bekommt zu viel Ärger mit den Bischofs­kon­fe­ren­zen‘, höre ich gera­de­zu die Antwort.
    4) Dann kann er der Pius­bru­der­schaft, durch die die „Tra­di­ti­on pur“ ver­kör­pert wird, auch kei­nen kir­chen­recht­li­chen Sta­tus ver­lei­hen, der sie vor der Will­kür von moder­ni­sti­schen Bischö­fe der Kon­zils­kir­che schützt.
    5) Nicht dass er es nicht kann, kri­ti­sie­re ich,denn durch das Kol­le­gia­li­täts­prin­zip des II: Vati­ka­num ist die päpst­li­che Auto­ri­tät ent­schei­dend geschwächt, son­dern dass er den Ein­druck erweckt, die FSSPX kön­ne sich in der Kon­zils­kir­che ent­fal­ten, wenn sie das nur wol­le. Die­ser Ein­druck ist falsch, mich stört die Doppelzüngigkeit.
    6) Schluss­end­lich füh­ren die völ­lig über­zo­ge­nen Reak­tio­nen der „Bene­dikt-Ver­eh­rer“, die ihn zum Hei­li­gen erhe­ben, ihn auf den Thron eines Kir­chen­leh­rers hie­ven, schon jetzt, dazu, dass Gegen­re­ak­tio­nen erfol­gen. Die­ses Pon­ti­fi­kat wirkt in mehr­fa­cher Hin­sicht fragmentarisch.

    • Der Ver­gleich zwi­schen Johan­nes Paul II. und Papst Bene­dikt XVI. zeigt eben nur, daß es von Theo­lo­gen, die das Kon­zil rund­weg anneh­men und die­ses auch von ande­ren erwar­ten, kei­ne Hei­li­gen geben kann Joseph Ratz­in­ger ist eben der Kir­chen­leh­rer der pro­gres­si­sti­schen Kräf­te schlecht­hin gewe­sen und die­ses zieht sich lei­der durch sein gan­zes Pon­ti­fi­kat: Wie kann man einen Neu­ro­phy­sio­lo­gen und Kogni­ti­ons­for­scher, der ein Wis­sen­schaft­li­chen Bei­rat einer zutiefst athe­isti­schen Stif­tung (Giord­a­no Bru­bo-Stif­tung) sitzt und der Huma­ni­sti­sche Uni­on ange­hört – Wolf Sin­ger, in die päpst­li­che Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten beru­fen? Die­ser Schritt hat Papst Bene­dikt schon 2005 unternommen.
      Das ein­zi­ge, was nach innen zu einer gewis­sen Klä­rung geführt hat, war die bereit­wil­li­ge Offen­ba­rung des „strugg­le in the inner most cir­cle of church“ (John Allen, Washing­ton Post).
      Was man schließ­lich ja auch ein­mal sagen darf: Papst Bene­dikt XVI hat sehr viel Arbeit aus der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on in das pon­ti­fi­kat mit­ge­nom­men und sei­nem Nach­fol­ger nur die Pädo­phi­lie-Skan­da­le und die Skan­da­le um lehr­un­ge­hor­sa­me Ordens­leu­te gelas­sen. Der Rest hat dann Ber­to­ne über das Kar­di­nal­staat­s­e­kre­ta­ri­at erle­digt, bis­hin zur Über­prü­fung kirch­li­cher Doku­men­te, eine Auf­ga­be, die man eher bei der Apo­sto­li­schen Signa­tur, als bei der pol­ti­sche Behör­de, des Kar­di­nal­staats­se­kre­ta­ri­ats gelas­sen hät­te. So wären dann nicht expli­zit fal­sche Über­set­zun­gen wie bei „Uni­ver­sae Eccle­siae“ und „Omni­um in Men­tem“ ver­öf­fent­licht wor­den. Papst Bene­dikt XVI woll­te einen tra­di­tio­nel­le­ren Abschnitt der Kir­chen­ge­schich­te enlei­ten, aber zur Tra­di­ti­on zurück, sie als ewig gül­tig aner­ken­nen, das konn­te er als Pro­gres­sist nie tun.

  10. Fort­set­zung:
    Ich kann für mei­ne Per­son sagen: Wäre der regie­ren­de Papst nicht bereits von sei­nen Ver­eh­rern zum Kir­chen­leh­rer „ernannt“ wor­den, ich hät­te zu die­sem Zeit­punkt gar nicht auf die feh­len­de Enzy­kli­ka zum Glau­ben hin­ge­wie­sen. Noch sein wider­sprüch­li­ches Ver­hält­nis zur Tra­di­ti­on jetzt, zu die­sem Zeit­punkt, the­ma­ti­siert. Mei­ne Kom­men­ta­re jetzt zum Papst­rück­tritt bezie­hen sich auch auf die völ­lig über­stei­ger­ten Lobes­hym­nen, die ich so nicht nach­voll­zie­hen kann und will.
    Dass der frü­he­re Papst einen geseg­ne­ten Lebens­abend ver­bringt, wün­sche ich ihm von Herzen.

  11. Ich ver­fol­ge schon seit Jah­ren die­se Sei­te und auch die Kom­men­ta­re fragmentarisch.
    An „Cup­pa“ gerich­tet: eines wür­de mich inter­es­sie­ren: sind Sie eine Frau oder ein Mann und wie schaf­fen Sie es eigent­lich sich so viel Zeit für Ihre oft­mals umfang­rei­chen Kom­men­ta­re zu nehmen?

    • Bene­dikt, hier geht es aus­schließ­lich um Inhal­te, und des­halb hat Ihre Fra­ge kei­nen Sinn.

  12. Lie­be cuppa:

    Wie­der ein­mal Zustim­mung zu allen ihren Kom­men­ta­ren hier, mit sehr kla­ren Ana­ly­sen und Schluss­fol­ge­run­gen. Dan­ke und GOTTbefoheln!

    • Dan­ke, D.Specht. Ich bemü­he mich um Klar­heit, sonst hät­ten Kom­men­ta­re kei­nen Sinn. Doch was die Lei­tungs­ebe­ne der FSSPX anbe­trifft, nei­ge ich mit­un­ter zu Illu­sio­nen. Sie und ande­re Kom­men­ta­to­ren wei­sen dann den Weg in die Rea­li­tät. Des­halb mein Dank an Sie und die anderen…

  13. Einen Bruch ver­mag ich beim besten Wil­len nicht zu erkennen!

    Natür­lich hat VATII zu neu­en Ent­wick­lun­gen, wie Reli­gi­ons­frei­heit und Öku­me­ne geführt, aber wie­so soll das ein Bruch sein? War­um wird das nicht als Fort­ent­wick­lung dr Tra­di­ti­on gese­hen? Schließ­lich bewegt sich die Eng­wick­lng aus kon­ser­va­ti­ver Sicht immer im Span­nungs­feld von Inno­va­ti­on und Tra­di­ti­on. Wir soll­ten auf kei­nen Fall dem Tra­di­tio­na­lis­mus, also der ideo­lo­gi­schen Aus­ga­be der Tra­di­ti­on verfallen.

    Es waren immer die Tra­di­tio­na­li­sten, die nach Kon­zi­li­en zu Kir­chen­spal­tung geführt haben: nach dem 2. Kon­zil die Ost­sy­rer („Nesto­ria­ner“), obwohl wir heu­te wis­sen, daß dem Nesto­ri­us gro­ßes Unrecht gesche­hen ist, und er letzt­lich das­selb woll­te, wie das Kon­zil. Es gab daher in 1994 einen Frie­dens­schluß zwi­schen der ost­sy­ri­schen Kir­che und Rom.

    Nach dem 3. Kon­zil haben sich die Alt­ori­en­ta­len wegen angeb­li­chem Mono­phy­se­tisms abge­setzt. Auch hier wis­sen wir heu­te, daß es geau­so, wie bei den Osty­re­ren Über­set­zug­ns­pro­ble­me vom grie­chi­schen ins semi­ti­sche waren, die zu Miß­ver­ständ­nis­sen geführt haben. Aber immer­hin haben die dama­li­gen Abspal­ter die Fort­ent­wick­lung der Tra­di­ti­on ver­wei­gert, wie heu­te die Piusbrüder.

    Die Wie­der­ein­glie­de­rung der Pius­brü­der in die katho­li­sche Kir­che ist berech­tig­tes Anlie­gen von BXVI, er stützt sich aiuf die Erfah­rung der rus­sisch-ortho­do­xen Kir­che (ROK), die ein ähn­li­ches Pro­blem mit ihren Alt­gläu­bi­gen hat, die eben­falls die Fort­ent­wick­lung der Tra­di­ti­on – im Wesent­li­chen wegen Gar­de­ro­be­fra­gen – ver­wei­gert hat. Vor weni­gen Jahr­zehn­ten hat die ROK den Alt­gläu­bi­gen eine bedin­gungs­lo­se Wie­der­auf­nah­me der vol­len Kir­hen­ge­mein­schaft ange­bo­ten, doch letz­te­re – inzwi­schen in meh­re­re Grup­pen auf­ge­teilt, ähn­lich unse­rer Sedis­va­kan­ti­sten, haben nicht gewollt.

    Be den Pis­brü­der geht es über­haupt nicht um „Ent­ker­nung“, son­dern – jeden­falls im Wesent­li­chen – um Annah­me der Kon­zils­de­kre­te über Reli­gi­ons­frei­heit und Ökumene.

    • Das ist mir aber jetzt ganz neu, dass immer die Tra­di­tio­na­li­sten für die Kir­chen­spal­tun­gen nach Kon­zi­li­en ver­ant­wort­lich waren. Ich sehe es genau umgekehrt.

      Die Mono­phy­si­ten glau­ben, dass Jesus nur eine gött­li­che Natur hat. Die Katho­li­ken glau­ben, dass Jesus eine gött­li­che und eine mensch­li­che Natur hat. Waren nun die Mono­phy­si­ten Pro­gres­si­sten oder Tra­di­tio­na­li­sten? Haben sie etwas neu­es erfun­den oder haben sie etwas altes bewahrt? Ich den­ke eher, dass die Ver­tre­ter der Zweina­tu­renleh­re die Über­lie­fe­rung bewahrt haben und daher die Tra­di­tio­na­li­sten waren.

      Sie ver­mi­schen da eini­ges, wenn sie die Bemü­hun­gen Bene­dikt XVI. mit der rus­sisch-ortho­do­xen Kir­che ver­glei­chen. Die ROK ist von Rom getrennt und sie sind für uns Häre­ti­ker. Die Fra­ge der FSSPX auf eine Klei­der­fra­ge zu beschrän­ken, ist etwas ein­fach. Dann müss­ten sie auch in Fra­ge stel­len, war­um Bene­dikt XVI. die Her­me­lin­mo­zet­ta wie­der einführte.

      • Es hat, wie seit etwa 60 Jah­ren bekannt, nie Mono­phy­si­ten gege­ben. Der Begriff ist Fol­ge, wie bemerkt, eines Miß­ver­ständ­nis­ses bei der Über­set­zung vom Grie­chi­schen ins Semi­ti­sche. Mir hat bereits in 1982 ein (arme­ni­scher) Mechi­ta­rist mit allem Nach­druck klar gemacht, daß die alt­ori­en­ta­li­schen Arme­ni­er kei­ne Mono­phy­si­ten sind.

        Das 3. Kon­zil hat ein­deu­tig die zwei Natu­ren in Chri­stus form­liert, und zum Dog­ma erho­ben, weil die­se Aus­sa­ge inner­halb der Kir­che strit­tig war. Es waren eben die Alt­ori­en­ta­len, die als Reak­tio­nä­re und Tra­di­to­na­li­sten, wenn auch auf­grund eines Miss­ver­ständ­nis­ses, auf ihrer bis­he­ri­gen Mei­nung beharrt haben und die neu for­mu­ier­te Leh­re nicht ange­nom­men haben.

        Der Ver­gleich mit der ROK Kir­che ist natür­lich in Ordnng. Es waren ähn­li­che Pro­ble­me mit den alt­gläu­bi­gen, wie wir Kathol­ken mit den Pius­brü­dern haben. Das kei­ne vol­le KMir­chen­ge­mein­schaft zwi­schen Rom und Mos­kau besteht, berührt die­ses Pro­blem über­haupt nicht.

        Es gibt zwar zwi­schen der ROK und den Alt­gläu­bi­gen noch mehr, als Gar­de­r­a­be­un­ter­schie­de, die aber eben­so ohne Bedeu­tung sind, so z. B. die Hal­tung der Fin­ger beí der Bekreutzigung.

        Die Mei­nungs­un­ger­schie­de mit den Pius­brü­dern gehen in der Tat tie­fer, wie sich aus der Ableh­nung der Kon­zils­de­kre­te über Reli­gi­ons­fei­heit und Öku­me­ne (nicht etwa Ökme­nis­mus) ergibt. BXVI hat jedoch aus der Geschich­te der ROK gelernt und will die Spal­tung über­win­den, ehe sich dort ein eige­nes Kir­chen­be­wußt­sein ent­wickelt hat und die Grä­ben dadurch tie­fer und damit unüber­weind­ba­rer werden.

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