Kardinal Meisner, die „Pille danach“ und der „Kölsche Klüngel“


Joachim_Kardinal_Meisner_2010von Gün­ter Annen

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Von der Kehrt­wen­de Kar­di­nal Meis­ners bei der Beur­tei­lung der „Pil­le danach“ wur­den vie­le Katho­li­ken über­rascht. Hat­te er noch bis vor kur­zem das Prä­pa­rat als Mit­tel zur Früh­ab­trei­bung ein­ge­stuft, will er das so nicht mehr behaupten.
Bei sei­ner Ent­schei­dung beruft er sich auf „neue­ste, wis­sen­schaft­li­che For­schungs­er­geb­nis­se“, die aus­ge­rech­net von der Prä­si­den­tin des Inter­na­tio­na­len Ver­eins der Abtrei­bungs­ärz­te „FIAPAC“ (Inter­na­tio­nal Fede­ra­ti­on of Pro­fes­sio­nal Abor­ti­on and Con­tracep­ti­on Asso­cia­tes) stammen.

Die Kir­che dür­fe sich wis­sen­schaft­li­chen Erkennt­nis­sen nicht ver­schlie­ßen. Und die hät­ten erge­ben, daß es neue Prä­pa­ra­te mit unter­schied­li­chen Wirk­prin­zi­pi­en gäbe. Es gäbe Prä­pa­ra­te, die als Wirk­prin­zip die Ein­ni­stung der befruch­te­ten Eizel­le in die Gebär­mut­ter nicht ver­hin­de­re, son­dern nur den Eisprung so lan­ge ver­zö­ge­re, bis es nicht mehr zu einer Zeu­gung kom­men kön­ne. Damit sei­en die­se „Pil­len danach“ , z.B. nach einer Ver­ge­wal­ti­gung, ver­tret­bar. Doch sei zu beach­ten, daß die Kir­che mit ihrer soge­nann­ten „Pil­len-Enzy­kli­ka“ Hum­a­nae Vitae aus dem Jahr 1968 zwar auch die Ver­hü­tung ver­bo­ten habe, dabei aber vom Geschlechts­akt der ehe­li­chen Lie­be aus­ge­he. Davon sei natür­lich nicht eine „ver­bre­che­ri­sche Befruch­tung“ abge­deckt, von der man bei einer Ver­ge­wal­ti­gung spre­chen müsse.

Die angeb­lich so revo­lu­tio­nä­ren, neue­sten wis­sen­schaft­li­chen For­schungs­er­geb­nis­se, die alle frü­he­ren For­schun­gen über den Hau­fen wer­fen sol­len, wur­den in einer gemein­sa­men Stel­lung­nah­me der Deut­schen Gesell­schaft für Gynä­ko­lo­gi­sche Endo­kri­no­lo­gie und Fort­pflan­zungs­me­di­zin publi­ziert und bil­den die Grund­la­ge der Ent­schei­dung von Kar­di­nal Meis­ner. In die­sem Papier wird in der ent­schei­den­den Fra­ge nach der nida­ti­ons­hem­men­den und damit abtrei­ben­den Wir­kungs­wei­se der „Pil­le danach“ die Stu­die der Schwe­din Kri­sti­na Gem­zell Dani­els­son zitiert, die am Karo­lins­ka Insti­tut in Stock­holm forscht.

Frau Prof. Dr. Gem­zell Dani­els­son wur­de vor vier Jah­ren Prä­si­den­tin des Inter­na­tio­na­len Ver­bands der Abtrei­bungs­ärz­te „FIAPAC“, nach­dem der bekann­te Wie­ner Abtrei­ber Dr. Chri­sti­an Fia­la vom Prä­si­den­ten­amt zurück­ge­tre­ten war.
Zudem ist Frau Prof. Gem­zell Dani­els­son eng ver­bun­den mit der Deut­schen Gesell­schaft für Fami­li­en­pla­nung, Sexu­al­päd­ago­gik und Sexu­al­be­ra­tung „pro fami­lia“. In den Ein­rich­tun­gen der „pro fami­lia“ hal­ten sie und ande­re Abtrei­ber­kol­le­gen immer wie­der Vor­trä­ge und wer­den auch in eige­nen Publi­ka­tio­nen erwähnt. „pro fami­lia“ betreibt min­de­stens vier „medi­zi­ni­sche Zen­tren“ in Deutsch­land, in denen jähr­lich schät­zungs­wei­se 5.000 Kin­der im Mut­ter­leib getö­tet wer­den und 2.5000.000 Euro an Blut­geld ein­ge­nom­men wird. Über 80 % der soge­nann­ten Bera­tungs­schei­ne, die eine rechts­wid­ri­ge, aber den­noch straf­freie Abtrei­bung ermög­li­chen, sol­len von „pro fami­lia“ aus­ge­stellt werden.

Was ver­an­lasst nun Kar­di­nal Meis­ner für die­se unsäg­li­che „Pil­len­er­klä­rung“ , die zwar auf den ersten Blick kei­ne fal­schen Aus­sa­gen aber beim genaue­ren Hin­schau­en zumin­dest eini­ge Fra­gen auf­wirft. Unver­ständ­lich ist beson­ders, war­um man die Stu­die der Prä­si­den­tin des welt­weit arbei­ten­den Abtrei­ber­ver­eins FIAPAC als Beweis dafür her­an­zieht, daß die neue „Pil­le danach“ angeb­lich nur eine Ovu­la­ti­ons­hem­mung und nicht eine Nida­ti­ons­hem­mung verursacht.

War es der Druck der Mas­sen­me­di­en, die mög­li­cher­wei­se die Abwei­sung eines „Ver­ge­wal­ti­gungs­op­fers“ an katho­li­schen Kran­ken­häu­sern in Köln kon­stru­iert hat­ten? Oder zum ande­ren der Ein­fluß vom Katho­li­ken­aus­schuss, einer Ver­ei­ni­gung katho­li­scher Lai­en im Erz­bis­tum Köln, die die Libe­ra­li­sie­rung der Kir­che betrei­ben? Oder gar die Ärz­te­schaft der katho­li­schen Kli­ni­ken selbst, die zu 60 % aus Nicht­ka­tho­li­ken besteht und sich vom mah­nen­den Zei­ge­fin­ger der katho­li­schen Moral­leh­re nicht sel­ten bevor­mun­det fühlt? Oder hat­te der Kar­di­nal einen Bera­ter, wohl­mög­lich den Best­sel­ler­au­tor und ärzt­li­chen Direk­tor am katho­li­schen Ale­xia­ner Kran­ken­haus in Köln-Porz, Herrn Man­fred Lütz?

In Köl­ner Krei­sen mun­kelt man, er habe Kar­di­nal Meis­ner den Rat erteilt, sich bei sei­ner Ent­schei­dung auf neue­ste wis­sen­schaft­li­che Stu­di­en der FIA­PAC-Prä­si­den­tin zu stüt­zen, die eine abtrei­ben­de Wir­kung der „Pil­le danach“ leugnet.
Doch hät­te Kar­di­nal Meis­ner wis­sen müs­sen, daß sein Bera­ter schon im Jah­re 2011 in einem Inter­view gegen­über Radio Vati­kan das wis­sen­schaft­lich nach­ge­wie­se­ne Post-Abor­ti­on-Syn­drom, also die post­trau­ma­ti­sche Bela­stungs­stö­rung nach der Abtrei­bung eines Kin­des, als Wunsch­den­ken der Lebens­schüt­zer und als „letzt­lich naiv“ bezeich­net hat, was ihn als kirch­li­chen Bera­ter hät­te dis­qua­li­fi­zie­ren müs­sen. Kar­di­nal Meis­ner woll­te sicher ein Pro­blem lösen, doch merk­te er nicht, daß er viel­leicht in die Fal­le ging?

Gün­ter Annen ist Initia­tor der Initia­ti­ve Nie Wieder!

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