(Antarktis) Im ewigen Eis der Antarktis haben Forscher ein Wegkreuz errichtet. Der Ort, wo die Holztafel mit einem Kruzifix und einem Marienbild aufgestellt wurde, nennt sich Unsere Liebe Frau von den Gletschern. „Ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde“ (Apostelgeschichte 1,8). Die Worte, die Jesus in seiner Abschiedsrede zu den Jüngern sagte, wurde von einer Gruppe von Wissenschaftlern umgesetzt. Sie haben an der unwirtlichsten Stelle der Erde, inmitten der Antarktis ein Wegkreuz errichtet. Die Forscher sind auf der französisch/italienischen Station Dome Concordia tätig, die auf einem riesigen Hochplateau in der Ostantarktis liegt. Die auf einer Höhe von 3233 Metern über dem Meeresspiegel gelegene Station, die in der Kurzfassung Dome C genannt wird, befindet sich rund 1000 Kilometer von der nächsten Küste entfernt. Die Station ist Teil des von der Europäischen Kommission und der Europäischen Wissenschaftsstiftung finanzierten Antarktisforschungsprojekts EPICA.
Der Chefarzt der Forschungsteams, Vincenzo Di Giovanni erzählt in einem Brief, wie zwei Mitgliedern der Expedition die Idee zur Errichtung des Wegkreuzes kam und wie sie von den anderen begrüßt wurde. Aus Holz errichteten sie auf einer Säule eine Holztafel mit einem kleinen Schutzdach und brachten auf der Tafel ein Kruzifix und ein Marienikone mit Jesukind an und zwischen den beiden die Aufschrift „Beschütze uns“.
Das Wegkreuz errichteten die Forscher zwischen der Forschungsstation und dem Eisfeld, auf dem die Flugzeuge landen. Inzwischen nennen die Wissenschaftler untereinander ihre Station nicht mehr Concordia, sondern nach der Jungfrau und Gottesmutter Maria „Mutter der ewigen Gletscher“.
Am vergangenen 8. Dezember zogen einige Mitarbeiter der Forschungsstation in einer Prozession zum Wegkreuz, um dort zum Hochfest Maria Unbefleckte Empfängnis gemeinsam zu beten. Wie der Arzt Di Giovanni weiter schreibt, wird das Wegkreuz auch „von einem moslemischen Wissenschaftler geschätzt und von den agnostischen oder atheistischen Forschern respektiert“.
„Hier an diesem extremen Punkt der Erde brauchen wir Gottes Beistand und wollen seinen Auftrag erfüllen“, so Di Giovanni in seinem Schreiben von einem Ort, an dem die Temperatur bei 80 Grad unter Null liegt. Ein Ort, an dem im Sommer für sechs Monate die Sonne nie untergeht und in der extremen Polarnacht vier Monate lang ewige Dunkelheit herrscht.
Auf der religiösen Topographie der Antarktis finden sich neben dem Wegkreuz Unserer Lieben Frau von den Gletschern noch weitere christliche Orte. Bereits seit 1976 gibt es auf der argentinischen Forschungsstation Esperanza (Hoffnung) die erste katholische Kapelle der Antarktis, die dem heiligen Franz von Assisi geweiht ist. 2003 wurde auf Wunsch des Patriarchen von Moskau bei der russischen Antarktisstation Bellingshausen auf den Süd Shetland Inseln eine russisch-orthodoxe Dreifaltigkeitskirche errichtet.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Religion en Libertad/Wikicommons