Weltbildskandal – die Antwort der Bischöfe


(Augs­burg) Das Sor­ti­ment der Ver­lags­grup­pe Welt­bild GmbH, einer der größ­ten Buch­han­dels­un­ter­neh­men in Deutsch­land steht im kras­sen Gegen­satz zu dem, was sei­ne Eigen­tü­mer, die katho­li­schen Bischö­fe, pre­di­gen soll­ten. Im ver­gan­ge­nen Jahr wur­de die jahr­zehn­te­lan­ge Kri­tik wegen des Ver­kaufs por­no­gra­phi­scher und eso­te­ri­scher Bücher öffent­li­cher, als auch die Buch­han­dels­zeit­schrift Buch­re­port die Schein­hei­lig­keit the­ma­ti­sier­te. Kri­tik sei­tens katho­li­scher Medi­en oder besorg­te Schrei­ben von Katho­li­ken blie­ben regel­mä­ßig unbe­ant­wor­tet. So auch jüngst unse­re Fra­gen, die wir hier dokumentieren.

Anzei­ge

Welt­bild hat einen annä­hern­den Umsatz von 1,6 Mil­li­ar­den Euro und zählt nicht nur zu den größ­ten Buch­händ­lern, son­dern wie Bran­chen­ken­ner berich­ten, auch zu den größ­ten Por­no­händ­lern. Der deut­sche Buch­han­del wird von der Bun­des­prüf­stel­le für jugend­ge­fähr­den­de Medi­en so gut wie gar nicht berück­sich­tigt. Por­no­gra­phi­sche Druck­wer­ke, selbst in den abar­tig­sten Vari­an­ten, wer­den eben­so­we­nig wie gewalt­ver­herr­li­chen­de auf die Liste jugend­ge­fähr­den­de Medi­en gesetzt. Des­halb ist es Händ­lern wie Welt­bild mög­lich, por­no­gra­phi­sche Bücher unein­ge­schränkt zu bewer­ben und zu verkaufen.

Unse­re Fra­gen haben wir jedem ein­zel­nen Mit­ge­sell­schaf­ter von Welt­bild vor­ge­legt: Erz­bi­schof Rein­hard Joa­chim Marx (Erz­diö­ze­se Mün­chen und Frei­sing, 13,2 %), Bischof Dr. Felix Genn (Diö­ze­se Mün­ster, 2 %), Bischof Wil­helm Schraml (Diö­ze­se Pas­sau, 5,7 %), Diö­ze­san­ad­mi­ni­stra­tor Dom­propst Dr. Wil­helm Gegen­furt­ner (Diö­ze­se Regens­burg 5,7 %), Bischof Dr. Ste­phan Acker­mann (Diö­ze­se Trier 4,3 %), Bischof Dr. Fried­helm Hof­mann (Diö­ze­se Würz­burg, 5,7 %), Bischof Hein­rich Mus­sing­hoff (Diö­ze­se Augs­burg 11,7 %), Bischof Dr. Kon­rad Zdar­sa (Diö­ze­se Augs­burg 11,7 %), Erz­bi­schof Lud­wig Schick (Erz­diö­ze­se Bam­berg 5,7 %), Bischof Gre­gor Maria Han­ke (Diö­ze­se Eich­stätt, 3,4 %), Erz­bi­schof Dr. Robert Kar­di­nal Zol­lit­sch (Erz­diö­ze­se Frei­burg 2,7 %), Bischof Heinz Josef Alger­mis­sen (Diö­ze­se Ful­da 6,8 %), Bischof Dr. Franz-Josef Over­beck (Sol­da­ten­seel­sor­ge Ber­lin 4,3 %) und als größ­ter Anteils­eig­ner der Ver­band der Diö­ze­sen Deutsch­lands (VDD) mit 24,2 %, des­sen Vor­sit­zen­der Erz­bi­schofs Zol­lit­sch ist.

Ledig­lich aus einer ein­zi­gen Diö­ze­se kam eine mini­ma­li­sti­sche Ant­wort. Ein Mit­ar­bei­ter eines bischöf­li­chen Gene­ral­vi­ka­ri­ats teil­te mit: „Ich habe Ihre Anfra­ge an die Pres­se­stel­le der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz wei­ter­ge­lei­tet“. Doch auch vom Sekre­ta­ri­at der deut­schen Bischofs­kon­fe­renz kam kei­ne Ant­wort. Sekre­tär der Bischofs­kon­fe­renz ist Pater Dr. Hans Lan­gen­dör­fer SJ. Der Jesu­it sitzt selbst im Ver­wal­tungs­rat der Ver­lags­grup­pe Welt­bild und ist gleich­zei­tig Geschäfts­füh­rer des Ver­ban­des der Deut­schen Diö­ze­sen (VDD), der 24,2 Pro­zent der Welt­bild-Antei­le hält. Wegen der auf­tre­ten­den Pro­ble­me mit dem Ver­lags­kon­zern hat­ten in den ver­gan­ge­nen Jah­ren eini­ge Diö­ze­sen ihre Antei­le an den VDD abge­tre­ten. In den Hän­den des Mul­ti­funk­tio­närs Pater Lan­gen­dör­fer lau­fen die Fäden rund um die Welt­bild-Grup­pe zusam­men und machen ihn zur Schlüs­sel­fi­gur. Als der Welt­bild-Skan­dal vor einem Jahr einen Höhe­punkt erreich­te, muß­te Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­der Klaus Donau­bau­er zurück­tre­ten. Die Bischofs­kon­fe­renz gab in einer völ­lig unan­ge­mes­se­nen Über­re­ak­ti­on bekannt, sich voll­stän­dig von der Ver­lags­grup­pe zu tren­nen und ver­mit­tel­te damit den Ein­druck, daß ein christ­li­cher Buch­han­del heu­te nicht mehr mög­lich sei. Tat­säch­lich ist seit­her nichts gesche­hen. Eine Untä­tig­keit, für die Pater Lan­gen­dör­fer als ein­fluß­reich­ster Ent­schei­dungs­trä­ger ver­ant­wort­lich zu sein scheint. Als wich­tig­ster Eigen­tü­mer-Ver­tre­ter im Ver­wal­tungs­rat bestimmt er die Aus­rich­tung des Welt­bild-Kon­zerns. Als Sekre­tär der deut­schen Bischofs­kon­fe­renz blockt er kri­ti­sche Anfra­gen ab.

1) Wie wich­tig ist der Gewinn von Welt­bild für die deut­schen Bistümer?

2) Kran­ken­schwe­stern und Erzie­he­rin­nen müs­sen der katho­li­schen Kon­fes­si­on ange­hö­ren und ihr pri­va­tes Leben nach katho­li­schen Grund­sät­zen gestal­ten. Gel­ten die­se Grund­sät­ze auch für das Manage­ment der Ver­lags­grup­pe Weltbild?

3) Ist Ihnen bekannt, daß Welt­bild nach wie vor aktiv por­no­gra­phi­sche und eso­te­ri­sche Lite­ra­tur ver­kauft und bewirbt. Haben Sie Kennt­nis davon, wie hoch Umsatz und Gewinn aus dem Geschäft mit por­no­gra­phi­schen und eso­te­ri­schen Titeln ist?

4) Kun­den, die über welt​bild​.de und über den Welt­bild-eBook-Rea­der Lite­ra­tur erwer­ben, hin­ter­las­sen gespei­cher­te Daten. Ist Ihnen bekannt, ob die­se Daten für Mar­ke­ting­zwecke erfaßt und genutzt wer­den? Wer­den Kun­den die einen por­no­gra­phi­schen oder eso­te­ri­schen Titel erwor­ben haben, ande­re Titel aus dem sel­ben Gen­re zum Kauf vorgeschlagen?

5) Ist Ihnen die Äuße­rung von Prä­lat Micha­el Fuchs, stell­ver­tre­ten­der Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­der der Ver­lags­grup­pe Welt­bild GmbH, gegen­über der „Tages­post“ (24. Juli 2012) bekannt? Wur­de sie mit Ihnen abge­spro­chen? Wenn ja, ist sie als offi­zi­el­le Frei­ga­be für die Wie­der­auf­nah­me des Ver­triebs von por­no­gra­fi­scher Lite­ra­tur sei­tens der deut­schen Bischö­fe zu verstehen?

6) Wer­den Welt­bild von deut­schen Bis­tü­mern Adress­da­ten von Katho­li­ken zur Ver­fü­gung gestellt?

Text: Linus Schneider

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!