(Rom) „Die Kindheitsgeschichten“ von Papst Benedikt XVI., der dritte Band seines dreibändigen Werks Jesus von Nazareth befinden sich seit ihrem Erscheinen in den verschiedensten Ländern auf Platz 1 der Bestseller-Listen der meistverkauften Bücher. Der Vatikanist Sandro Magister machte jüngst auf einen Übersetzungsfehler aufmerksam, der sich in die italienische, spanische und französische Ausgabe eingeschlichen hat. Papst Benedikt XVI. verfaßte sein Werk in seiner deutschen Muttersprache. Aus dem Deutschen wurde der Text in die verschiedenen anderen Sprachen übersetzt. Magister fiel der Übersetzungsfehler in der italienischen Ausgabe auf, wo er sich auf Seite 136 findet und fragte sich, wie genau derselbe Fehler Eingang in verschiedene Ausgaben finden konnte.
Benedikt XVI. führt in der deutschen Ausgabe (Seite 124) aus, daß in dem für Jesus gebrauchte Epitheton Nazoräer auch das Wort nezer mitzuhören ist, „das im Mittelpunkt von Jesaja 11,1 steht“. Dort heißt es in der Heiligen Schrift: „Aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Spross (nezer) hervor.“ Der Papst schreibt dazu: „Ja, wir dürfen mit gutem Recht annehmen, dass Matthäus im Namen Nazareth das Prophetenwort vom „Spross“ (nezer) mitgehört hat und in der Bezeichnung Jesu als Nazoräer die Erfüllung der Verheißung angedeutet fand, dass Gott aus dem abgestorbenen Baumstumpf Isais einen neuen Trieb schenken werde, auf dem der Geist Gottes liegen solle.“
In der italienischen Ausgabe heißt es: „[…], dass Gott aus dem abgestorbenen Baumstamm Jesajas einen neuen Trieb schenken werde, […].“
„Aus dem Baumstamm Jesajas?“, fragt Magister. Jesaja, der Vater Davids, aus dessen Linie Jesus entstammte. Wenige Zeilen zuvor heißt es im deutschen Original und in der italienischen Übersetzung korrekt: „Das Besondere an dieser Verheißung ist es, dass sie über David hinweg auf den Stammvater Isai zurückgreift. Aus dem schon abgestorben scheinenden Baumstumpf lässt Gott ein neues Reis sprießen.“ Im Original werden Jesaja (Jes) und Isai (Genitiv Isais) selbstverständlich richtig gebraucht. Im Italienischen heißt Jesaja Isaia und Isai Jesse. Die Ähnlichkeiten laden zu Verwechslungen geradezu ein. Und tatsächlichen gerieten die Namen in der italienischen Ausgabe an dieser Stelle durcheinander.
Die italienische Übersetzung und Herausgabe wurde von Ingrid Stampa, der ehemaligen Haushälterin des Papstes, von 1991 bis 2005 während seiner Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation gemacht und betreut. Auf sie dürfte derselben Fehler auch in der französischen und spanischen Ausgabe zurückgehen, wie Magister vermutet. Daß ein und derselbe Fehler in drei verschiedenen Übersetzungen auftrete, sei „statistisch sehr unwahrscheinlich“, so der Vatikanist.
In der französischen Ausgabe, die im Verlag Flammarion erschienen ist, heißt es, die Übersetzung sei „aus dem Deutschen“ erfolgt und wurde von Mutter Marie des Anges Cayeux vom Dominikanerinnenorden, vom Lazzaristenpater Jean Landousies und von Msgr. Jean-Marie Speich erstellt. Die spanische Übersetzung machte der Augustinerpater Fernando del Rào.
In der französischen Ausgabe lautet die Stelle fehlerhaft „de la souche morte d’Isaï e“ (richtig müßte es heißen: de Jessé). In der spanischen Ausgabe lautet die Stelle ebenso falsch „del tronco muerto de Isaàas“ (statt richtig „de Jesé“).
Bereits der Genitiv Isais im deutschen Original konnte zur fehlerhaften Übersetzung verleiten. Offensichtlich gebrauchten die Übersetzer der spanischen und französischen Ausgaben jedoch neben dem deutschen Original auch die fehlerhafte italienische Übersetzung von Ingrid Stampa und schon hatte sich der eine, kleine, aber nicht unwesentliche Fehler verdreifacht.
Stampas Übersetzung lag hingegen, wie es scheint, nicht den anderen Ausgaben in englischer, polnischer und portugiesischer Sprache zugrunde, in denen die Stelle dem deutschen Original entsprechend richtig übertragen wurde.
Text: Settimo Cielo/Giuseppe Nardi
Mir wird es nicht auffallen, weil ich die Bücher nicht kaufen werden, der Papst schuldet die kostenlose Verkündigung des Evangeliums