ein Kommentar von Giuseppe Nardi
Die schmuddelige Hetz-Seite Kreuz.net ist nicht mehr erreichbar. Für viele kein Verlust, auch nicht für mich, für den kreuz.net nie zum Lektüreprogramm gehörte. Man mußte die Seite ja schließlich nicht lesen. Kreuz.net selbst ist mir keine Zeile wert. Es scheint jedoch notwendig, etwas tiefer zu gehen und die Hintergründe der Phantomjagd mit skurrilen Zügen der vergangenen Wochen zu beleuchten und in einen größeren Zusammenhang zu stellen.
Kreuz.net war nie eine katholisch anerkannte Seite. Es hätte genügt, wenn die Bischofskonferenz dies klargestellt hätte, um zu verdeutlichen, daß man damit nichts zu tun hatte. Im Internet darf bekanntlich ja jeder mehr oder weniger schreiben, was er will, wie auch die zahlreichen spöttischen, haßerfüllten, gotteslästerlichen Internetseiten zur Genüge unter Beweis stellen. Niemandem käme es aber in den Sinn, schon gar nicht der katholischen Kirche, gegen diese zum Halali zu blasen.
Nun ist die denkbar ungünstige Optik entstanden, als würde Deutschlands Kirche nach der Pfeife der Homosexuellenverbände tanzen. Diesen war kreuz.net wohl schon immer ein Dorn im Auge. Als die Seite schließlich noch das Doppelleben des katholischen Religionslehrers und Theologen David Berger aufdeckte, fand sich eine seltsame Allianz mit dem Bruno Gmünder Verlag zusammen, um eine Treibjagd gegen die Phantomseite zu starten. Wer sich die Mühe macht, die Internetseite des Bruno Gmünder Verlags zu besuchen, braucht als Christ einen wirklich guten Magen, um soviel Abstoßendes zu ertragen.
Umso befremdlicher ist es, daß die deutsche Bischofskonferenz durch den Mund ihres Sekretärs sofort in dasselbe Jagdhorn blies, als die Homo-Aktivisten David Berger und Bruno Gmünder dort vorstellig wurden und sich über die Schmuddelseite empörten.
Im Gegensatz zu anderen europäischen ist der deutsche Sprachraum Meister des Distanzierungskultes. Der katholischen Kirche nördlich der Alpen kann nur empfohlen werden, sorgsam, sehr sorgsam zu prüfen, von wem sie sich distanziert und mit wem sie – und sei es auch nur indirekt – ins selbe Boot steigt.
Die wegen kreuz.net wildgewordenen Homosexuellenaktivisten haben mit der katholischen Kirche und der katholischen Glaubenswahrheit nichts am Hut. Ihr Kampf gegen kreuz.net ist letztlich ein Kampf gegen die katholische Morallehre. Dies nicht zu erkennen, ist die bedenklichste Begleiterscheinung der jüngsten Treibjagd. Wer meint, daß die Jagdgesellschaft durch die erlegte Trophäe milde gestimmt werden könnte, macht die Rechnung ohne den Wirt.
Jene, die sich heute am lautesten über kreuz.net empören, werden morgen nicht mit der Wimper zucken, mit denselben Methoden und Parolen samt Kopfgeld dieselbe Treibjagd gegen den Papst zu inszenieren oder einen beliebigen Bischof oder ein katholisches Medium, wenn diese es wagen sollten, die katholische Lehre zur Sünde der Homosexualität in Erinnerung zu rufen.
Die jüngsten Ereignisse lassen ein gesellschaftspolitisches Projekt erkennen, in dem die Jagd zum Erlegen von kreuz.net nur eine Etappe bei dem Versuch darstellt, sukzessive ein Homo-Diktat durchzusetzen. Ein Meinungszwang, der gegen mißliebige Meinungen genauso mit dem Strafrecht arbeitet, wie mit sozialer und gesellschaftlicher Ächtung. Der schon seit längerem in diesem Zusammenhang erzeugte Druck auf die katholische Kirche in Deutschland ist unübersehbar. Erzbischof Woelki von Berlin kann ein Lied davon singen. Kaum im Amt wurde er von den Medien bei jeder Gelegenheit nur zum Homo-Thema befragt. Mit welchem Ziel? Die Kirche zu einer Richtungsänderung zu zwingen. Die Kirche soll, so die Absicht der zahlenmäßig kleinen Homo-Verbände und ihres allerdings großen politischen, medialen und gesellschaftlichen Unterstützerumfeldes in die Knie gezwungen werden. Kreuz.net bot mit seiner untragbaren Art eine Steilvorlage für einen Frontalangriff. Das darf in der Kirche aber niemanden darüber hinwegtäuschen, daß dieser Angriff nur vordergründig dieser Schmuddelseite im Internet gilt, in Wirklichkeit aber die katholische Kirche meint.
Auch ein Wort zu Pfarrer Jolie, dem bisher ungerechterweise einzigen Opfer der Treibjagd. Er scheint der umstrittenen Internetseite, ohne jeden direkten Kontakt, Material zugespielt zu haben, wie man dies bei jedem Medium tun kann. Offenbar ging es um völlig harmlose Themen. Er hat sich das falsche Medium ausgesucht, bestimmt. Ein Verbrechen ist das allerdings noch lange keines. Dennoch wird an ihm nun ein Exempel statuiert. Unschwer erkennbar zwang ihn die Diözese zu einem öffentlichen Mea culpa. Obwohl das zuständige Ordinariat großzügig erklärte, er könne aber im Pfarrdienst bleiben, warf man ihn dadurch ohne Not Kräften zum Fraß vor, die wirklich nicht als Kirchenfreunde bezeichnet werden können. Seine führende Mitarbeit im wichtigen Priesternetzwerk mußte er natürlich aufgeben und in den kommenden Jahren wird er sich wohl kaum mehr öffentlich zu Wort melden. Den Rest erledigen nun schon die anonymen Homo-Aktivisten mit Bomben- und Morddrohungen gegen ihn und die linksliberale Presse, die wie eine Meute über ihn herfallen wird.
Das Aus von kreuz.net ist kein Verlust, vielmehr ein Nutzen für die Kirche, deren Positionen dort vielfach nur in einer häßlichen Verzerrung vorkamen. Der Abschuß von Pfarrer Jolie aber ist ein großer Verlust für die katholische Kirche in Deutschland. Eine tragische und bedauerliche Entwicklung, die in keinem Verhältnis zu dem steht, was dieser Streiter Gottes getan hat.
Auch hier bleibt ein bitterer Eindruck, daß die Kirche nicht zu den Ihren steht, sondern sie dem Zeitgeist vorwirft, wenn dieser dies fordert.
Die Freude, die einige katholische Medien- und Kirchenvertreter nun über das Aus von kreuz.net an den Tag legen, hat deshalb etwas von einer gespenstischen Naivität an sich. Der Wunsch einer vom dominanten Zeitgeist immer stärker marginalisierten Position, und das ist unsere katholische Glaubensüberzeugung, einmal auch zur „Mehrheit“ gehören zu wollen, ist menschlich verständlich. Nun nach dem Motto „Seht her ihr Liberalen, Atheisten, Agnostiker, Gleichgültigen, Homos, wir sind auch gegen kreuz.net“ zu rufen, heißt, sich vom Nicht-Katholischen-Zeitgeist das Handeln und die Meinung diktieren zu lassen und dessen Spiel zu fördern.
Und was fällt am Ende auf? Daß es bei all dem doch recht überzogenen Wirbel und bedenklichen Köpferollen zwar ständig um die Homosexualität geht, aber medial so gut wie nie die katholische Position zur Homosexualität durchdringt und offenbar sich die deutschen Oberhirten auch kaum bemühen, dieser wirklich Gehör zu verschaffen. Dabei scheint dieses Thema ja gerade eine besondere Herausforderung unserer Zeit zu sein.