Zu Christus konvertierte Moslems von der Umma verfolgt, von den Christen ignoriert – Der Appell eines Konvertiten


(Paris) Ver­fol­gung durch die isla­mi­sche Gemein­schaft, Ver­le­gen­heit und Gleich­gül­tig­keit durch die christ­li­che Gemein­schaft, das ist zumeist die Situa­ti­on, in der sich vie­le ehe­ma­li­ge Mos­lems befin­den, die zum Chri­sten­tum kon­ver­tiert sind. Sie sind in ihren Hei­mat­län­dern iso­liert und eben­so in Euro­pa, wo nie­mand ihre Gewis­sens­frei­heit ver­tei­digt, son­dern von star­ken poli­ti­schen, gesell­schaft­li­chen und media­len Grup­pen vor allem die Mos­lems ver­tei­digt wer­den und deren Frei­heit, den Islam zu beken­nen. Zum Chri­sten­tum bekehr­te Mos­lems erfah­ren meist Ableh­nung von Mos­lems und Chri­sten. Sie bekla­gen, daß vie­le Chri­sten sie nicht wirk­lich anneh­men, weil sie nicht in das gewünsch­te Bild pas­sen. Die Einen, weil sie grund­sätz­lich Frem­de aus bestimm­ten Her­kunfts­ge­bie­ten ableh­nen, die ande­ren, weil sie die­ses Frem­de sosehr über­hö­hen, daß ihre Dia­log­fi­xiert­heit Kon­ver­ti­ten zum Chri­sten­tum zum uner­wünsch­ten Stör­fak­tor wer­den läßt. Moham­med Chri­sto­phe Bilek, ein zum Chri­sten­tum kon­ver­tier­ter Alge­ri­er, rich­tet mit einem Brief an Asia­news einen Appell an die Chri­sten Europas.

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Moh Chri­sto­phe Bilek, gebo­ren 1950 in Alge­ri­en, lebt seit 1961 in Frank­reich, er ließ sich 1970 tau­fen, nahm den Tauf­na­men Chri­sto­phe an  und wur­de in die katho­li­sche Kir­che auf­ge­nom­men. Er  ist Autor zwei­er Bücher: Un algé­ri­en pas trà¨s catho­li­que (Ein nicht beson­ders katho­li­scher Alge­ri­er), Saint Augu­stin racon­té à  ma fil­le (Der hei­li­ge Augu­sti­nus mei­ner Toch­ter  erzählt) und zahl­rei­cher Arti­kel sowie der 2012 erschie­ne­nen Klein­schrift Le rà´le des con­ver­tis de l’is­lam dans l’Eg­li­se? (Wel­che Rol­le haben mos­le­mi­sche Kon­ver­ti­ten in der Kir­che?). Sei­ne Bücher wur­den in ver­schie­de­ne Spra­chen über­setzt, aber noch nicht ins Deut­sche. Seit den 90er Jah­ren ist Moh Chri­sto­phe Bilek für die Inter­net­sei­te Not­re Dame de Kaby­lie ver­ant­wort­lich, die sich der Evan­ge­li­sie­rung von Mos­lems und dem christ­lich-isla­mi­schen Dia­log widmet.

Liebe Freunde,

wenn Ver­fol­gung das Schick­sal vie­ler Chri­sten ist, was gilt dann erst für die Mos­lems, die Chri­sten wer­den wol­len? Sie sind wie unge­bo­re­ne Kin­der, denen man das Lebens­recht verweigert!

Die­se Woche sag­te ein zu Ostern getauf­ter Alge­ri­er zu mir: „Die­se [isla­mi­sche] Gemein­schaft macht mich krank, die­se Umma, die aus mir ihren Skla­ven machen will! Es ist nicht Allah, der mich zu sei­nem Skla­ven macht, wie sie for­dern, son­dern sie tun es … im Namen Allahs! Ich will kein Gefan­ge­ner eines Dog­mas sein, ich will nicht in der Lüge leben! Ganz im Gegen­teil, Allah [Gott] ruft mich zur Wahr­heit des Evan­ge­li­ums, das befreit. Ich zwin­ge mei­nen Glau­ben nie­man­dem auf, auch nicht mei­ner Toch­ter … War­um will man mir den Islam aufzwingen?“

Ja, mei­ne Freun­de, jene, die sich heu­te dafür ent­schei­den, Jesus Chri­stus zu fol­gen, so wie ich es schon seit mehr als 40 Jah­ren tue, müs­sen sich aus Angst vor Gewalt und Ver­gel­tung durch die Fami­lie oder die Umma auch in Euro­pa ver­stecken, auch in Frank­reich. Stellt Euch erst das Leben unse­rer Brü­der vor, die nicht die Mög­lich­keit haben, in einem Land zu leben, das die Gewis­sens­frei­heit respek­tiert, die ver­steckt in Marok­ko oder in Tune­si­en leben, um nur zwei Bei­spie­le zu nennen.

Sie bit­ten uns, sie fle­hen Euch an, für sie zu beten und sie nicht zu ver­ges­sen. Aber es ist not­wen­dig mehr zu tun und sie zu ver­tei­di­gen gegen frei­heits­zer­stö­ren­de Geset­ze, die von Men­schen kom­men und nicht von Gott, wenn dies auch jene behaup­ten, die sie ihnen auf­zwin­gen wollen.

Wie kann man sie ver­tei­di­gen? Mit den Waf­fen? Sicher nicht. Viel­mehr mit den Waf­fen des Evan­ge­li­ums: jenen der Gerech­tig­keit, der Wahr­heit, der Lie­be und der Brüderlichkeit.

Gerech­tig­keit und Wahr­heit wer­den ihnen weit­hin ver­wei­gert: wir Chri­sten sind in der gan­zen mos­le­mi­schen Welt, weil wir Chri­sten sind, unse­rer Rech­te und unse­rer Frei­heit beraubt. Man den­ke allein an das Apo­sta­sie­ge­setz, das mit der Scha­ria ein­ge­führt wur­de und in zahl­rei­chen Staa­ten wie Sau­di Ara­bi­en oder Iran ange­wandt wird.

Laßt mich Euch fra­gen: Hat Jesus Chri­stus Sein Gesetz auf­ge­zwun­gen? Obwohl es ein Gesetz der Lie­be ist, hat Er je jeman­den gezwun­gen, es anzu­neh­men? Exkom­mun­ziert die katho­li­sche Kir­che jene oder erläßt Fat­was gegen jene, die sie ver­las­sen, um Mos­lems zu wer­den? Droht sie mit Blit­zen und Höl­len­fahrt, damit sich jemand tau­fen läßt?

Sicher nicht. Und war­um? Weil der Glau­be eine frei­wil­li­ge Ent­schei­dung für Gott ist. Ihm muß jeder Rechen­schaft geben.

War­um wird die­ses Recht, das Chri­sten­tum auf­zu­ge­ben den Kon­ver­ti­ten zum Islam zuer­kannt, nicht aber jenen, die den Islam ver­las­sen wol­len, um Jesus Chri­stus nach­zu­fol­gen? Wol­len wir nicht end­lich den Mos­lems ehr­lich sagen: Zeigt Euch groß­zü­gi­ger und akzep­tiert die­se Gleich­heit vor Gott, dem ein­zi­gen und end­gül­ti­gen Rich­ter! Sagt es öffent­lich, zumin­dest hier in Frank­reich, in Euro­pa, wo Ihr Eure Rech­te ein­for­dert. Seid kon­se­quent und glaub­wür­dig, indem ihr die glei­chen Men­schen­rech­te Euren Brü­dern gewährt, die sich für einen ande­ren Weg ent­schie­den haben!

Was die christ­li­che Brü­der­lich­keit angeht, kann ich nur erneut die Wor­te jenes Alge­ri­ers zitie­ren: „Die Mos­lems machen mich krank, das ist eine Tat­sa­che, weil sie sich in mein Innen­le­ben ein­mi­schen wol­len, das allein Gott betrifft; jene, die mich töten, sind aber jene christ­li­chen Brü­der, die mit den Mos­lems schwät­zen, aber nicht ein­mal den klei­nen Fin­ger rüh­ren, um uns zu hel­fen. Hal­ten sie uns denn für Lüg­ner? Ich fra­ge mich: Sind wir für sie fal­sche Brü­der oder Brü­der zwei­ter Klasse?“

Der alge­ri­sche Freund hat recht: Wie kann man an die Ehr­lich­keit die­ser Chri­sten, ob über­zeugt oder nicht, glau­ben, die hier in Frank­reich, hier in Euro­pa nur Wor­te wie „Islam­feind­lich­keit“, „Stig­ma­ti­sie­rung der Mos­lems“ im Mund füh­ren, aber schwei­gen zu den Lei­den oder sogar bewußt weg­schau­en bei den Dis­kri­mi­nie­run­gen, die die Chri­sten erlei­den, denen ver­wei­gert wird, ihren Glau­ben in ihren Hei­mat­län­dern zu leben und in den Län­dern ihres Exils? Erst gar nicht zu reden vom Ras­sis­mus, den vie­le ger­ne vor­brin­gen. Prak­ti­zie­ren sie nicht auch eine Segre­ga­ti­on zwi­schen uns und ihnen? Sie hal­ten sich für gerecht, pran­gern aber nur bestimm­te Unge­rech­tig­kei­ten an.

Zusam­men­fas­send möch­te wir hier vor Gott für jene, die Ohren haben zum Hören, jene Wor­te bekräf­ti­gen die eine gro­ße Toch­ter Frank­reichs sag­te:  Wir haben nicht die Auf­ga­be, Euch zu über­zeu­gen, denn in Über­ein­stim­mung mit Johan­na von Orleans sind wir über­zeugt, daß unser Dienst an erster Stel­le unse­rem Herrn gebührt, und da unse­re See­le Gott gehört, wie der hei­li­ge Augu­sti­nus sagt, bezeu­gen wir öffent­lich, daß heu­te Jesus Chri­stus in unse­ren christ­li­chen Brü­dern und Schwe­stern ver­folgt wird, die der mos­le­mi­schen Tra­di­ti­on entstammen.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Asianews

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