Offener Brief von Bischof Richard Williamson


Lon­don, 19 Okto­ber 2012.

Anzei­ge

Exzel­lenz:

Dan­ke für Ihren Brief vom 4. Okto­ber, in dem Sie mir die „Fest­stel­lung“, „Erklä­rung“ und „Ent­schei­dung“ von Ihnen selbst, vom Gene­ral­rat und vom Gene­ral­ka­pi­tel mit­tei­len, dass ich kein Mit­glied der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. mehr bin. Die Grün­de für Ihre Ent­schei­dung, Euren Die­ner aus­zu­schlie­ßen, lau­ten: er hat wei­ter­hin die „Elei­son­kom­men­ta­re“ ver­öf­fent­licht; er hat die Auto­ri­tä­ten der Bru­der­schaft attackiert; er hat­te ein unab­hän­gi­ges Apo­sto­lat; er hat Ver­wir­rung unter den Gläu­bi­gen ange­rich­tet; er hat sei­ne Rebel­len­kol­le­gen unter­stützt; er war in for­ma­ler Wei­se unge­hor­sam, stur und „hart­näckig“; er unter­wirft sich kei­ner Autorität.

Las­sen sich die­se Grün­de nicht sämt­lich als Unge­hor­sam zusam­men­fas­sen? Sicher­lich hat Euer Die­ner im Lau­fe der ver­gan­ge­nen zwölf Jah­re sich mit unan­ge­mes­sen und über­trie­ben Wor­ten und Taten gegen­über Gott schul­dig gemacht, aber ich den­ke, es wäre ange­bracht, ihn dar­auf jeweils hin­zu­wei­sen, damit er sich ent­schul­di­gen kann, gemäß der Wahr­heit und Gerech­tig­keit. Aber wir stim­men wahr­schein­lich über­ein, dass das wesent­li­che Pro­blem nicht in den Details liegt son­dern sich in einem Wort resü­mie­ren lässt: Ungehorsam.

Nun, neh­men Sie zunächst zur Kennt­nis, wie vie­len mehr oder weni­ger unan­ge­neh­men Anord­nun­gen Euer Die­ner tadel­los gehorcht hat. Im Jahr 2003 ver­ließ er ein wich­ti­ges und frucht­ba­res Apo­sto­lat in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten, um nach Argen­ti­ni­en zu gehen. Im Jahr 2009 ver­ließ er sei­ne Posi­ti­on als Direk­tor des Semi­nars und ver­ließ Argen­ti­ni­en im Aus­tausch für einen schim­me­li­gen Dach­bo­den in Lon­don, ohne Wor­te, ohne bischöf­li­chen Dienst, weil ihm dies ver­bo­ten war. Ihm blieb vir­tu­ell nichts ande­res übrig als der Dienst der „Elei­son­kom­men­ta­re“. Die Wei­ge­rung, die­sen ein­zu­stel­len, stellt den über­wie­gen­den Teil des „Unge­hor­sams“ dar, des­sen er beschul­digt wird. Und seit 2009 war es den Obe­ren der Bru­der­schaft erlaubt, ihn zu dis­kre­di­tie­ren und zu belei­di­gen soviel sie woll­ten, und in der gan­zen Welt haben sie die Mit­glie­der der Bru­der­schaft, die so woll­ten, ermu­tigt, das­sel­be zu tun. Euer Die­ner hat sehr wenig reagiert und das Schwei­gen skan­da­lö­sen Kon­fron­ta­tio­nen vor­ge­zo­gen. Man könn­te sagen, er war zu stur, um unge­hor­sam zu sein. Aber las­sen wir das, denn das wirk­li­che Pro­blem liegt woanders.

Wo liegt nun das wirk­li­che Pro­blem? Um das zu beant­wor­ten, sei dem Ange­klag­ten erlaubt, einen kur­zen Über­blick über die Geschich­te der Bru­der­schaft zu geben, die dabei ist, sich zu spal­ten. Das zen­tra­le Pro­blem liegt näm­lich lan­ge zurück.

Seit der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on Ende des 18. Jahr­hun­derts begann sich in vie­len einst­mals christ­li­chen Staa­ten eine neue Welt­ord­nung zu eta­blie­ren, die von den Fein­den der Kir­che geplant war, um Gott aus sei­ner Schöp­fung zu ver­trei­ben. Man fing damit an, das alte System, wo der Thron den Altar unter­stütz­te, durch die Tren­nung von Kir­che und Staat zu erset­zen. Das Resul­tat ist eine Gesell­schafts­struk­tur, die radi­kal neu ist, und für die Kir­che schwie­rig, weil der Staat, der nun impli­zit athe­istisch ist, sich schließ­lich mit all sei­ner Kraft der Reli­gi­on Got­tes wider­setzt. Tat­säch­lich wol­len die Frei­mau­rer die wah­re Anbe­tung Got­tes durch ihre Anbe­tung der Frei­heit erset­zen, im neu­tra­len Staat ist die Reli­gi­on nur ein Werk­zeug. So beginnt in den moder­nen Zei­ten ein uner­bitt­li­cher Krieg zwi­schen der Reli­gi­on Got­tes, von der Kir­che ver­tei­digt, und der neu­en Reli­gi­on des Men­schen, die von Gott befreit und libe­ral ist. Die­se zwei Reli­gio­nen sind so unver­söhn­bar wie Gott und der Teu­fel. Man muss zwi­schen Katho­li­zis­mus und Libe­ra­lis­mus wählen.

Aber den Mensch will den Gro­schen und den Wecken. Er will bei­des haben. Daher erfin­det Féli­ci­té de Lamen­nais in der Nach­re­vo­lu­ti­ons­zeit den katho­li­schen Libe­ra­lis­mus, und seit­dem wird die Ver­ein­ba­rung des Unver­ein­ba­ren zum All­tag in der Kir­che. Wäh­rend 120 Jah­ren schenkt die Barm­her­zig­keit Got­tes sei­ner Kir­che eine Rei­he von Päp­sten, Gre­gor XVI. bis Pius XII., von denen die mei­sten klar und fest ste­hen, aber eine ste­tig wach­sen­de Zahl an Gläu­bi­gen lehnt sich in Rich­tung Unab­hän­gig­keit von Gott, hin zu mate­ri­el­len Freu­den, deren Zugang der libe­ra­le Katho­li­zis­mus erleich­tert. Eine fort­schrei­ten­de Kor­rup­ti­on erreicht schließ­lich die Bischö­fe und Prie­ster, und dann erlaubt Gott schließ­lich, das sie die ihnen geneh­me Art von Päp­sten wäh­len, näm­lich sol­che, die nur vor­ge­ben, katho­lisch zu sein, die tat­säch­lich aber Libe­ra­le sind, die nach rechts reden aber nach links han­deln, die sich durch Wider­sprüch­lich­keit, Mehr­deu­tig­keit und Hegel­sche Dia­lek­tik aus­zeich­nen, kurz gesagt, durch Lüge. Dies ist die Neu­kir­che des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Konzils.

Es kam, wie es kam. Nur ein Traum kann Unver­ein­ba­res ver­ei­nen. Aber Gott – Wort des hl. Augu­stin – ver­lässt kei­ne See­len, die ihn nicht ver­las­sen wol­len, und hilft dem klei­nen Rest an katho­li­schen See­len, die nicht der wei­chen Apo­sta­sie des II. Vati­ka­num fol­gen. Er erwählt einen Erz­bi­schof, der dem Ver­rat der kon­zi­lia­ren Prä­la­ten wider­steht. Der Erz­bi­schof respek­tiert die Wirk­lich­keit, er sucht nicht das Unver­ein­ba­re zu ver­ei­nen, er wei­gert sich, zu träu­men. Er spricht mit Klar­heit, Kon­si­stenz und Wahr­heit, so dass die Scha­fe die Stim­me des gött­li­chen Mei­sters erken­nen. Die Prie­ster­bru­der­schaft, die er grün­det, um wah­re katho­li­sche Prie­ster aus­zu­bil­den, beginnt klein, weist aber die kon­zi­lia­ren Irr­tü­mer und ihre Grund­la­ge, den libe­ra­len Katho­li­zis­mus, bestimmt zurück. Sie zieht an, was an wah­ren Katho­li­ken in der Welt noch übrig ist, und ist das Rück­grat all jener Bewe­gun­gen in der Kir­che, die Tra­di­tio­na­lis­mus genannt werden.

Indes ist die­se Bewe­gung den Män­nern der Neu­kir­che uner­träg­lich, die den Katho­li­zis­mus durch den libe­ra­len Katho­li­zis­mus erset­zen wol­len. Unter­stützt von Medi­en und Regie­run­gen tun sie alles, um den muti­gen Erz­bi­schof zu dis­kre­di­tie­ren, zu ent­eh­ren und zu ver­ban­nen. Im Jahr 1976, Paul VI., „Sus­pen­si­on a divi­nis“, im Jahr 1988, Johan­nes Paul II. „Exkom­mu­ni­ka­ti­on“. Die­ser Erz­bi­schof ver­är­gert sou­ve­rän die kon­zi­lia­ren Päp­ste, weil sei­ne Stim­me der Wahr­heit ihr Lügen­ge­we­be effek­tiv rui­niert, und ihren Ver­rat gefähr­det. Unter ihrer Ver­fol­gung und „Exkom­mu­ni­ka­ti­on“ bleibt er stand­haft, zusam­men mit den vie­len Prie­stern der Bru­der­schaft. Die­se Treue zur Wahr­heit Got­tes erlangt der Bru­der­schaft zwölf Jah­re inne­ren Frie­dens und äußer­li­chen Wohl­stands. 1991 stirbt der gro­ße Erz­bi­schof, aber sein Werk geht in Treue zu den anti­li­be­ra­len Prin­zi­pi­en wei­ter, auf denen er gebaut hat­te. Was also wer­den die kon­zi­lia­ren Römer tun, um die­sen Wider­stand zu bre­chen? Sie wer­den den Stock durch die Mohr­rü­be ersetzen.

Im Jahr 2000 demon­striert eine gro­ße Wall­fahrt der Bru­der­schaft anläss­lich des Jubi­lä­ums­jahrs in den Basi­li­ken und die Stra­ßen von Rom die Fröm­mig­keit und Stär­ke der Bru­der­schaft. Die Römer sind sich selbst zum Trotz beein­druckt. Ein Kar­di­nal lädt die vier Bischö­fe zu einem reich­hal­ti­gen Mit­tag­essen bei ihm zuhau­se ein, eine Ein­la­dung, die von drei von ihnen ange­nom­men wird. Unmit­tel­bar nach dem sehr brü­der­li­chen Mit­tag­essen wer­den die Kon­tak­te zwi­schen Rom und der Bru­der­schaft, die seit gut 12 Jah­ren abge­kühlt waren, wie­der auf­ge­nom­men, und mit ihnen beginnt die mäch­ti­ge Ver­füh­rung durch schar­lach­ro­te Knöp­fe und mar­mor­ne Fußböden.

Die Kon­tak­te erwär­men sich so schnell, dass bereits am Ende des Jah­res vie­le Prie­ster und Gläu­bi­ge der Tra­di­ti­on eine Ver­söh­nung zwi­schen der katho­li­schen Tra­di­ti­on und dem libe­ra­len Kon­zil befürch­ten. Die­se Ver­söh­nung klappt vor­erst nicht, aber die Spra­che des Haupt­quar­tiers der Bru­der­schaft in Men­zin­gen beginnt sich zu ändern, und in den zwölf bevor­ste­hen­den Jah­ren wird sie sich weni­ger feind­lich gegen­über Rom und freund­li­cher gegen­über den Auto­ri­tä­ten der Kon­zils­kir­che, den Medi­en und ihrer Welt zei­gen. Und schritt­wei­se, wäh­rend die Ver­söh­nung des Unver­söhn­ba­ren sich im Haupt der Bru­der­schaft vor­be­rei­tet, beginnt die Hal­tung im Kör­per der Bru­der­schaft, bei den Prie­stern und Lai­en Schritt für Schritt wohl­wol­len­der gegen­über den kon­zi­lia­ren Päp­sten und der kon­zi­lia­ren Kir­che zu wer­den, gegen­über allem, was welt­lich und libe­ral ist. Ist schließ­lich die moder­ne Welt um uns her­um über­haupt so schlimm, wie man uns glau­ben machen wollte?

Die­ser Vor­stoß des Libe­ra­lis­mus in das Inne­re der Bru­der­schaft, von einer Min­der­heit an Prie­stern und Lai­en bemerkt, aber offen­bar unwahr­nehm­bar für die Mehr­heit, kam im Früh­ling die­ses Jah­res zum Vor­schein, als nach dem Schei­tern der dok­tri­nä­ren Dis­kus­sio­nen im Herbst 2011 die katho­li­sche Poli­tik „Kein prak­ti­sches Abkom­men ohne dok­tri­nel­le Über­ein­stim­mung“ von einem Tag auf den ande­ren durch die libe­ra­le Poli­tik „Kei­ne dok­tri­nel­le Über­ein­stim­mung also prak­ti­sches Abkom­men“ ersetzt wur­de. Und Mit­te April bie­tet der Gene­ral­obe­re Rom als Grund­la­ge für ein Abkom­men einen mehr­deu­ti­gen Text an, der offen die­se „Her­me­neu­tik der Kon­ti­nui­tät“ unter­stützt, bei der es sich um das von Bene­dikt XVI. gelieb­te Rezept han­delt, um genau das Kon­zil und die Tra­di­ti­on zu ver­söh­nen! „Wir brau­chen ein neu­es Den­ken“ sagt der Gene­ral­obe­re im Mai zu den Prie­stern des öster­rei­chi­schen Distrikts. Anders gesagt, der Füh­rer der Bru­der­schaft, die 1970 gegrün­det wur­de, um den Neue­run­gen des Kon­zils zu wider­ste­hen, schlägt eine Ver­söh­nung mit dem Kon­zil vor. Heu­te ver­söhn­lich! Mor­gen gänz­lich konziliar!

Es ist kaum zu glau­ben, dass die Grün­dung von Erz­bi­schof Lefeb­v­re ange­lei­tet wur­de, die Prin­zi­pi­en zu ver­ges­sen oder bei­sei­te­zu­le­gen, auf denen sie errich­tet wur­de. Aber das ist die Macht ver­füh­re­ri­scher Phan­ta­sien unse­rer gott­lo­sen, moder­ni­sti­schen und libe­ra­len Welt. Nichts­de­sto­trotz kann die Wirk­lich­keit nicht durch Phan­ta­sien beein­flusst wer­den, und es ist ein Teil der Wirk­lich­keit, dass man die Prin­zi­pi­en eines Grün­ders nicht besei­ti­gen kann, ohne die Grün­dung zu zer­stö­ren. Ein Grün­der besitzt spe­zi­el­le Gna­den, die kei­ner sei­ner Nach­fol­ger hat. Es ist, wie Pater Pio geschrie­ben hat, als die Obe­ren sei­ner Kon­gre­ga­ti­on zu „erneu­ern“ began­nen, gemäß dem neu­en Den­ken des gera­de been­de­ten Kon­zils: „Was macht ihr aus dem Grün­der?“ Der Gene­ral­obe­re, der Gene­ral­rat und das Gene­ral­ka­pi­tel der FSSPX haben Msgr. Lefeb­v­re schön als Mas­kott­chen behal­ten, pfle­gen jedoch ein neu­es Den­ken, das die gra­vie­rend­sten Grün­de bei­sei­te­schiebt, aus denen er die Bru­der­schaft gegrün­det hat. Sie füh­ren sie daher durch einen Ver­rat in den Ruin, zumin­dest objek­tiv, voll­stän­dig par­al­lel zum Fall des II. Vatikanums.

Aber, um fair zu sein und nicht zu über­trei­ben. Seit dem Beginn die­ses lang­sa­men Falls der Bru­der­schaft, gab es immer Prie­ster und Gläu­bi­ge, die das Licht gese­hen haben und die getan haben, was sie konn­ten, um die­sem Fall zu wider­ste­hen. Im Früh­jahr die­ses Jah­res hat die­ser Wider­stand eini­ge Kon­si­stenz und Grö­ße erlangt, so dass das Gene­ral­ka­pi­tel im Monat Juli ein Hin­der­nis auf­ge­stellt hat, auf dem fal­schen Weg des Ral­li­e­ment. Aber wird die­ses Hin­der­nis hal­ten? Es ist zu befürch­tet, dass nicht. Vor etwa vier­zig Prie­stern der Bru­der­schaft, die sich zu prie­ster­li­chen Exer­zi­ti­en in Ecà´ne im Monat Sep­tem­ber tra­fen, räum­te der Gene­ral­obe­re sich auf sei­ne römi­sche Poli­tik bezie­hend ein: „Ich habe mich geirrt“. Wes­sen Schuld ist das? „Die Römer haben mich getäuscht.“ Auch resul­tie­re aus die­ser schwe­ren Kri­se im Früh­ling „ein gro­ßes Miss­trau­en in der Bru­der­schaft“ das „durch Taten und nicht durch Wor­te beho­ben wer­den kann“, aber wes­sen Schuld ist das? Bis­lang zei­gen sei­ne Taten seit Sep­tem­ber, ein­schließ­lich dem Brief vom 4. Okto­ber, dass er gegen Prie­ster und Lai­en vor­geht, die sich nicht in der Lage sehen, ihm, ihrem Anfüh­rer zu ver­trau­en. Nach dem Kapi­tel scheint es nach wie vor, dass er kei­ne Oppo­si­ti­on gegen sei­ne ver­söh­nen­de und und kon­zi­lia­re Poli­tik duldet.

Und da haben wir den Grund, war­um der Gene­ral­obe­re meh­re­re Male die strik­te Anwei­sung gege­ben hat, die „Elei­son­kom­men­ta­re“ ein­zu­stel­len. In der Tat haben die­se „Kom­men­ta­re“ wie­der­holt die ver­söhn­li­che Poli­tik der Auto­ri­tä­ten der Bru­der­schaft gegen­über Rom kri­ti­siert, und sie damit impli­zit ange­grif­fen. Wenn es im Rah­men die­ser Kri­tik und bei die­sen Angrif­fen einen Man­gel an gebüh­ren­der Ach­tung des Amtes oder der Per­so­nen gege­ben haben soll­te, bit­te ich, wo nötig, froh um Ver­ge­bung, aber ich den­ke es reicht, ein­fach nur die betrof­fe­nen Num­mern der „Kom­men­ta­re“ durch­zu­ge­hen, um fest­zu­stel­len, dass die Kri­tik und die Angrif­fe in der Regel unper­sön­lich geblie­ben sind, weil es um viel mehr als nur Per­so­nen geht.

Und was das viel grö­ße­re Pro­blem angeht, betrach­ten wir die gro­ße Ver­wir­rung, die der­zeit in der Kir­che und der Welt herrscht, und die das ewi­ge Heil zahl­lo­ser See­len in Gefahr bringt. Ist es nicht die Pflicht eines Bischofs, die wah­ren Wur­zeln die­ser Ver­wir­rung zu iden­ti­fi­zie­ren und öffent­lich anzu­pran­gern? Wie vie­le Bischö­fe in der Welt sehen klar, wie Erz­bi­schof Lefeb­v­re klar sah, und stel­len Aus­bil­dung zur Ver­fü­gung die die­ser Deut­lich­keit ent­spricht? Wie­vie­le von ihnen leh­ren über­haupt noch katho­li­sche Leh­re? Sind es nicht weni­ge? Ist es also Zeit, einen Bischof zum Schwei­gen zu brin­gen, der das tut, was durch die Anzahl an See­len bewie­sen wird, die sich an den „Kom­men­ta­ren“ wie an einer Ret­tungs­lei­ne fest­hal­ten? Und wie will ein ande­rer Bischof die „Kom­men­ta­re“ schlie­ßen, der sei­nen Prie­stern gegen­über zuge­ben muss­te, dass er in bezug auf die­sel­ben gro­ßen Fra­gen sich hat zum Nar­ren hal­ten las­sen, und das vie­le Jah­re lang?

Glei­cher­ma­ßen, wenn dem wider­spen­sti­gen Bischof – zum ersten mal in fast vier Jah­ren – ein unab­hän­gi­ges Apo­sto­lat effek­tiv gege­ben wird, wie kann er dafür kri­ti­siert wer­den, eine Ein­la­dung ange­nom­men zu haben, unab­hän­gig von der Bru­der­schaft, zu fir­men und das Wort der Wahr­heit zu pre­di­gen? Ist das nicht die eigent­li­che Funk­ti­on eines Bischofs? Sei­ne Rede in Bra­si­li­en war kei­ne „Ver­wir­rung“ außer für jene, die dem oben­ge­nann­ten Irr­tum folgen.

Und wenn er seit Jah­ren von der Bru­der­schaft getrennt scheint, dann ist das wahr, aber getrennt von der ver­söhn­li­chen Bru­der­schaft und nicht von der, die von Erz­bi­schof Lefeb­v­re gegrün­det wur­de. Und wenn er sich auf­säs­sig zeigt gegen­über der Aus­übung der Auto­ri­tät von­sei­ten des Chefs der Bru­der­schaft, dann ist das wahr, aber nur betreffs der Anord­nun­gen, die gegen den Zweck gehen, zu dem die Bru­der­schaft gegrün­det wur­de. Gegen wel­che ande­ren Anord­nun­gen, außer die „Kom­men­ta­re“ ein­zu­stel­len, kön­nen wir sagen, dass er des „for­ma­len, stu­ren und hart­näcki­gen“ Unge­hor­sams schul­dig ist? Gibt es einen ande­ren? Erz­bi­schof Lefeb­v­res war nicht unge­hor­sam außer gegen sol­che Akte der Auto­ri­tät der Kir­che, deren Natur auf die Zer­stö­rung der Kir­che aus­ge­ri­chet war, sein Unge­hor­sam war mehr schein­bar als real. Glei­cher­ma­ßen ist der „Unge­hor­sam“ des­je­ni­gen, der die „Kom­men­ta­re“ nicht ein­stel­len woll­te, eher schein­bar als real.

Weil die Geschich­te sich wie­der­holt, und der Teu­fel immer wie­der an sei­ne Auf­ga­be geht. So wie gestern das Kon­zil ver­sucht hat, die katho­li­sche Kir­che mit der moder­nen Welt zu ver­söh­nen, so scheint es jetzt, dass Bene­dikt XVI. und der Gene­ral­obe­re bei­de die katho­li­sche Tra­di­ti­on mit dem Kon­zil ver­söh­nen wol­len; so wer­den mor­gen, wenn Gott nicht zwi­schen­zeit­lich ein­schrei­tet, die Füh­rer des katho­li­schen Wider­stands die Ver­söh­nung mit der nun­mehr kon­zi­lia­ren Tra­di­ti­on suchen.

Kurz gesagt, lie­ber Vater Gene­ral­obe­rer, Sie kön­nen nun fort­fah­ren, mich aus­zu­schlie­ßen, denn mei­ne Argu­men­te wer­den Sie sicher nicht über­zeu­gen, aber die­ser Aus­schluß wird eher schein­bar als real sein. Ich bin Mit­glied der Bru­der­schaft von Msgr. Lefeb­v­re als mei­ne Lebens­auf­ga­be. Ich bin seit 36 Jah­ren einer sei­ner Prie­ster. Ich bin einer sei­ner Bischö­fe, wie Sie, fast ein Vier­tel­jahr­hun­dert lang. Ein Feder­strich löscht das nicht aus, und daher blei­be ich ein Mit­glied der Bruderschaft.

Wären Sie sei­nem Erbe treu geblie­ben und wäre ich erkenn­bar untreu, dann aner­kenn­te ich fröh­lich Ihr Recht, mich aus­zu­schlie­ßen. Aber Din­ge sind wie sie sind. Ich hof­fe, nicht man­geln­den Respekt Ihrem Amt gegen­über zu zei­gen, wenn ich dar­auf hin­wei­se, dass Sie zur Ehre Got­tes und um des Heils von See­len wil­len, um des inne­ren Frie­dens der Bru­der­schaft wil­len und um Ihres eige­nen Heils wil­len, lie­ber als Gene­ral­obe­rer zurück­tre­ten als mich aus­schlie­ßen soll­ten. Möge Gott Ihnen die Gna­de schen­ken, das Licht und die benö­tig­te Kraft, solch einen außer­ge­wöhn­li­chen Akt der Beschei­den­heit und Hin­ga­be zum Woh­le aller.

Nun, wie ich so oft die Brie­fe been­det habe, die ich über die Jah­re an Sie gerich­tet habe,

Domi­nus tecum

+Richard Wil­liam­son

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