Krupp: Pius XII. rettete mehr Juden als alle anderen Staatsmänner zusammen – Schwarze Legende um Pius XII. ist am Ende


(Vati­kan) Nach sechs Jah­ren der For­schun­gen über Papst Pius XII. und des­sen Rol­le wäh­rend der Juden­ver­nich­tung, die zur Ent­deckung und Aus­wer­tung von Ori­gi­nal­ak­ten im Umfang von mehr als 75.000 Sei­ten führ­ten, zur Anhö­rung und Über­prü­fung von zahl­rei­chen Augen­zeu­gen mit Bei­trä­gen von zahl­rei­chen inter­na­tio­nal renom­mier­ten Histo­ri­kern gab der ame­ri­ka­ni­sche Jude Gary Krupp erste Ergeb­nis­se bekannt. Krupp ist zuver­sicht­lich, daß die Ver­leum­dung von Pius XII. ihrem Ende zugeht. „Wir gewin­nen zwei­fel­los, dar­über gibt es abso­lut kei­nen Zwei­fel“, sag­te Krupp zur Nach­rich­ten­agen­tur Zenit in die­sen Tagen in Rom. „Jedes­mal, wenn wir die Suche ver­tie­fen, fin­den wir einen Dia­man­ten. Es ist unglaub­lich, aber es gibt nichts auf der Gegen­sei­te, weil es für kei­ne ihrer Ankla­gen in den Akten eine Grund­la­ge gibt.“

Der Jude Gary Krupp ist ein entschiedener Verteidiger von Pius XII. – „Das war nicht immer so.“

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Gary Krupp ist der Grün­der von „Pave the Way Foun­da­ti­on“, einer Orga­ni­sa­ti­on, die sich für den Dia­log zwi­schen den Reli­gio­nen ein­setzt, vor allem aber für gute Bezie­hun­gen zwi­schen Juden und Katho­li­ken. Er ist inzwi­schen bekannt als ent­schie­de­ner Ver­tei­di­ger von Papst Pius XII., wenn es um des­sen Ver­hält­nis zu den Juden geht. „Das war nicht immer so“, wie er selbst betont. Doch die Beschäf­ti­gung mit dem Papst der katho­li­schen Kir­che änder­te sei­ne Meinung.

Krupp ist selbst Jude und denkt auch nicht an Kon­ver­si­on zur katho­li­schen Kir­che, obwohl dies in den ver­gan­ge­nen 2000 Jah­ren vie­le Juden taten: „Ich spü­re, daß ich Brü­der und Schwe­stern in der Kir­che habe, aber ich wür­de nie den Gedan­ken in Betracht zie­hen, zu kon­ver­tie­ren. Ich bin sehr stolz dar­auf, Jude zu sein und glau­be, daß dies der Weg ist, den Gott für mich woll­te.“ Der Jude aus New York wuchs, wie Krupp bekennt, wie vie­le sei­ner Gene­ra­ti­on im Haß gegen Pius XII. auf, der als Anti­se­mit dar­ge­stellt wur­de, der gegen­über dem tra­gi­schen Schick­sal der Juden wäh­rend der NS-Zeit und beson­ders des Zwei­ten Welt­krie­ges völ­lig gleich­gül­tig gewe­sen sei.

Juden wachsen mit Haß auf Pius XII. auf – „Völlig zu Unrecht“

Krupp woll­te irgend­wann die­ses Haß­ob­jekt genau­er ken­nen­ler­nen und stieß auf Erstaun­li­ches. Er muß­te fest­stel­len, daß die­ser Papst kein Anti­se­mit war. Als erst ein­mal Zwei­fel an dem Bild auf­ge­tre­ten waren, das er so lan­ge als Gewiß­heit mit sich her­um­ge­tra­gen hat­te, woll­te er es genau wis­sen. Stück um Stück zer­brach so auch die behaup­te­te Gleich­gül­tig­keit von Pius XII. gegen­über den um das Über­le­ben rin­gen­den Juden. Der Drang nach Wahr­heit und Gerech­tig­keit lie­ßen ein umfang­rei­ches For­schungs­pro­jekt ent­ste­hen, das Krupp vor­an­trieb und das, wovon er über­zeugt ist, das Bild von Pius XII. revo­lu­tio­nie­ren wird.

„Kein seriöser Historiker“ kann Verleumdung von Pius XII. aufrecht erhalten – Ergebnisse im Internet

Krupp und sein For­schungs­team kön­nen heu­te das genaue Gegen­teil behaup­ten. Anhand der Archiv­be­stän­de, die sie ans Licht brach­ten, wer­de künf­tig „jeder seriö­se Histo­ri­ker“, die Gestalt und die Ent­schei­dun­gen Pius XII. in einem neu­en Licht sehen müs­sen. Pius XII., Papst von März 1939 bis zu sei­nem Tod im Okto­ber 1958 habe, so Krupp, wäh­rend und nach dem Zwei­ten Welt­krieg alles in sei­ner Macht ste­hen­de getan, um die Juden zu schüt­zen und zu ver­tei­di­gen. Die nun vor­lie­gen­den Doku­men­te spre­chen eine ein­deu­ti­ge Spra­che, so Krupp. Auf der Inter­net­sei­te der Pave the Way Foun­da­ti­on (www​.ptwf​.org) kann die aktu­el­le Doku­men­ta­ti­on ein­ge­se­hen werden.

Nach Reichskristallnacht bemühte sich Kardinal Pacelli um Visa für 200.000 deutsche Juden

Ein erst jüngst ent­deck­tes Doku­ment ist ein Schrei­ben von Kar­di­nal Pacel­li aus dem Jahr 1939, in dem er sich nach der Reichs­kri­stall­nacht dar­um bemüh­te, in Latein­ame­ri­ka Ein­rei­se­vi­sa für 200.000 noch in Deutsch­land leben­de Juden zu erhal­ten. „Es gelang ihm nicht, die Visa zu erhal­ten, aber er hat  es ver­sucht. Und der sprin­gen­de Punkt ist, daß er es nicht aus dem siche­ren Washing­ton oder Lon­don ver­such­te. Er tat es, obwohl er von feind­li­chen Kräf­ten und Spit­zeln umge­ben war. Und den­noch ist es ihm gelun­gen, mehr Juden das Leben zu ret­ten, als alle Staats­män­ner der Welt zusammen.“

Pius XII. rettete mehr Juden als alle Staatsmänner der Welt zusammen

Ande­re Doku­men­te bewei­sen sei­nen Ein­satz zugun­sten der Juden von Rom, von denen vie­le in Abtei­en, Klö­stern und Pri­vat­häu­sern von Katho­li­ken über­leb­ten. „Alle die­se Doku­men­te bewei­sen, daß Pius XII. per­sön­lich an der Ret­tung der Juden betei­ligt war. Anti­se­mi­ten ver­hal­ten sich nicht so“, wie Gary Krupp gegen­über Zenit betonte.

„Schwarze Legende“ eine Propagandaerfindung der Sowjets, ein deutscher Schriftsteller ihr Sprachrohr

Laut Krupp han­delt es sich bei der „Schwar­zen Legen­de“ um Pius XII. um eine sowje­ti­sche Pro­pa­gan­da­er­fin­dung der Nach­kriegs­zeit und des (damit in Zusam­men­hang ste­hen­den?) 1963 ver­öf­fent­lich­ten Thea­ter­stücks „Der Stell­ver­tre­ter“ des deut­schen Autors Rolf Hoch­huth. Die­se Ver­leum­dungs­kam­pa­gne zei­ti­ge noch immer ihre Aus­wir­kun­gen und sei trotz der histo­ri­schen Fak­ten weit ver­brei­tet, auch an den ame­ri­ka­ni­schen Uni­ver­si­tä­ten, wie Krupp bedau­ert. Ver­leum­dun­gen sei­en leicht in die Welt zu set­zen, aber schwer aus­zu­mer­zen. An den Uni­ver­si­tä­ten gesche­he die Ver­brei­tung die­ser Ver­leum­dung unter dem Stich­wort „aka­de­mi­sche Frei­heit“, so Krupp.

Krupp empört über römische Juden: „Ihr verachtet den, der euch das Leben gerettet hat. Das ist eine Sünde.“

Empört ist Gary Krupp nicht nur über die­se Unwis­sen­schaft­lich­keit, son­dern auch über die Israe­li­ti­sche Kul­tus­ge­mein­de von Rom und jene, die wider bes­se­res Wis­sen die „Schwar­ze Legen­de“ am Leben erhal­ten. „Der Groß­teil der römi­schen Juden von heu­te, ver­ach­tet Pius XII., obwohl sie vor weni­gen Jah­ren ein Denk­mal zu sei­nen Ehren errich­tet haben, weil er ihr Leben geret­tet hat. Heu­te atmet ihr, weil er euer Leben geret­tet hat, und ihr ver­ach­tet ihn? Das ist eine Sün­de. Eine Sün­de für die Juden“, so Gary Krupp.

Aus eini­gen der vom Histo­ri­ker­team von Krupps Stif­tung ent­deck­ten Doku­men­ten geht her­vor, daß Pius XII. seit dem Jahr 1917 der Errich­tung eines Juden­staa­tes posi­tiv gegenüberstand.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Vati­can Insider

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1 Kommentar

  1. Dem Wir­ken von Gary Krupp und sei­ner Orga­ni­sa­ti­on gegen­über kann ich nur Respekt und Dank­bar­keit emp­fin­den. Auch wenn ich mir nicht vor­zu­stel­len ver­mag, dass er kurz- bis mit­tel­fri­stig die all­ge­mei­ne Ver­leum­dung gegen Papst Pius XII. umdre­hen kann, der Dienst an der Wahr­heit ist es immer wert, getan zu werden.
    Doch ist es nicht auch mehr als beschä­mend, dass katho­li­sche Kir­chen­für­sten, füh­ren­de Ver­tre­ter der Hier­ar­chie, kaum etwas getan haben, die­sen Papst wirk­sam in der Öffent­lich­keit zu ver­tei­di­gen? Und damit die Kir­che, die in nicht weni­gen Leit­me­di­en inzwi­schen fast selbst­ver­ständ­lich zur Kom­pli­zin der ver­bre­che­ri­schen Nazi-Ideo­lo­gie erklärt wird, im Stich lassen.

    Doch von der post­kon­zi­lia­ren Kir­che mit ihrem zutiefst unge­klär­ten Ver­hält­nis zur Tra­di­ti­on, zur Zeit bis 1962, ist wohl kaum etwas zu erwar­ten. Gary Krupp dürf­te mit sei­ner Orga­ni­sa­ti­on ein ein­sa­mer Rufer in der Wüste sein.

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