(Jerusalem) Für Pater Pierbattista Pizzaballa, den Kustos der franziskanischen Kustodie des Heiligen Landes wurde eine „rote Linie“ überschritten. Mit einem Schreiben an den israelischen Staatspräsidenten Schimon Peres protestierte er gegen die beleidigenden und brutalen jüdischen Schmierschriften gegen christliche Kirchen und christliche Gemeinschaften in Israel. An den Mauern des Abendmahlssaals in Jerusalem, einer baptistischen Kirche, eines griechisch-orthodoxen Klosters und eines christlichen Friedhofs am Zionsberg wurden jüdische Schmierschriften angebracht, die zur Gewalt gegen Christen aufrufen. Die Parolen lauten unter anderem: „Tod den Christen“, „Wir werden euch kreuzigen“, „Christus ist tot“, Tötet die Christen“ und „Maria war eine Prostituierte.“
Der franziskanische Kustos des Heiligen Landes forderte den israelischen Staatspräsidenten auf, die Angriffe gegen die Kirchen und die Christen zu stoppen. Die Schmierschriften verletzten die Gefühle der Christen in Israel, der Heilig-Land-Pilger und der Christen auf der ganzen Welt.
Einige antichristliche Schmierschriften waren auch auf Autos angebracht worden, die in der Nähe der christlichen Gemeinschaften parkten.
Diese Form des Haß-Vandalismus, als „Price Tag“ (Preisschild) bezeichnet, ist in Israel sehr verbreitet. Sie wird von israelischen Extremisten gegen Moscheen, arabische Versammlungsorte, israelische Pazifisten und auch gegen Christen eingesetzt. Die israelische Polizei versucht im Zusammenhang mit den antichristlichen Haßparolen abzuwiegeln. Sie meint, daß es sich nicht um jüdische Extremisten oder Kolonisten, sondern möglicherweise um Einzeltäter handeln könnte. In den christlichen Gemeinschaften hält man sich mit Spekulationen zurück, hegt jedoch Zweifel an der Darstellung der Polizei.
Pater Pizzzabella macht Israels Staatspräsidenten Peres in seinem Schreiben aufmerksam, daß es sich bei den Schmierschriften um Formen von „Rassismus“ und „Haß“ handelt. Bereits 2009 waren von Juden antichristliche Schmierereien am Abendmahlssaal in Jerusalem aufgetaucht. In Israel tätige Priester berichten immer wieder von Aggressionen, denen sie durch jüdische Talmud-Schüler ausgesetzt sind, die sie auf offener Straße anspucken, beschimpfen und beleidigen. Wie die Priester berichten, handelt es sich bei den Aggressoren meist um Studenten der Jeschiwots, der jüdischen Ausbildungsstätten für das Tora- und das Talmud-Studium.
„Da diese Aktionen noch zu keiner Verhaftung geführt haben, aber ein schmerzliches Beispiel einer ganzen Reihe von ähnlichen Aktionen ist, die in jüngster Zeit zügellos durchgeführt wurden“, wandte sich der Kustos der franziskanischen Kustodie des Heiligen Landes an den israelischen Staatspräsidenten Schimon Peres. „Wie Sie wissen, ist es an sich nicht meine Art, solche Briefe zu schreiben“, so Pater Pizzaballa. „Die verschiedenen christlichen Gemeinschaften leben in Ruhe und Frieden in Israel mit Respekt und Wohlwollen und guten Beziehungen mit den Juden und den Moslems […]. Leider mußten wir im Lauf der Jahre lernen, die Provokationen zu ignorieren und unser tägliches Leben fortzusetzen. Es scheint jedoch, daß dieses Mal eine rote Linie überschritten wurde, weshalb wir nicht Schweigen können. Diese erstaunlichen Parolen, die an die Gebetsstätten der Christen geschmiert wurden, vor allem in Jerusalem, verletzten die Gefühle aller Christen in Israel, welcher Konfession sie auch immer angehören, und ebenso die Gefühle von Hunderttausenden von Pilgern, die Jerusalem und das Heilige Land besuchen und von Millionen von Christen auf der ganzen Welt.“
„Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie alle Ihre Macht und Ihren Einfluß bei den Behörden geltend machen könnten, um diesen gefährlichen Aktionismus abzustellen und diese Aktionen zu stoppen, bevor sie zu einer alltäglichen Erscheinung für das Leben der Christen in Israel werden“, so Pater Pizzaballa, der Kustos der franziskanischen Kustodie des Heiligen Landes.
Text: Asianews/Giuseppe Nardi
Bild: Asianews