Der Kampf des Exorzisten gegen das Böse – 837 Exorzismen in vier Jahren


(Padua) Sechs Men­schen wur­den in den zurück­lie­gen­den vier Jah­ren von dämo­ni­scher Beses­sen­heit befreit. Zehn hart­näcki­ge Fäl­le wer­den gera­de dem in sol­chen Fäl­len lang­wie­ri­gen Pro­ze­de­re eines Exor­zis­mus unter­wor­fen. Mon­si­gno­re San­te Babol­in führ­te in den ver­gan­ge­nen 48 Mona­ten 837 Exor­zis­men durch. Durch­schnitt­lich alle zwei Wochen kommt ein neu­er Fall hin­zu. Jede Woche ste­hen meist fünf Exor­zis­men in sei­nem Ter­min­ka­len­der. Die hohe Zahl ergibt sich wegen der bei har­ten Fäl­len ech­ter Beses­sen­heit not­wen­di­gen Wie­der­ho­lung des Exor­zis­mus. Beim letz­ten Fall waren gan­ze 64 Exor­zis­men notwendig.

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Msgr. San­te Babol­in (75) ist Exor­zist der nord­ita­lie­ni­schen Diö­ze­se Padua. Der 1962 zum Prie­ster Geweih­te war Ordi­na­ri­us für Phi­lo­so­phie unter ande­rem an den Päpst­li­chen Uni­ver­si­tä­ten Gre­go­ria­na und Urba­nia­na in Rom. Ins­ge­samt lehr­te er 33 Jah­re an ver­schie­de­nen Hoch­schu­len. Seit sei­ner Eme­ri­tie­rung im Jahr 2006 ist er Exor­zist. Der Bischof von Padua, Msgr. Anto­nio Mat­tiaz­zo beauf­trag­te den in sei­ne Hei­mat­diö­ze­se zurück­ge­kehr­ten Gelehr­ten mit der neu­en Aufgabe.

An drei Orten der Diö­ze­se fei­ert er monat­lich einen Hei­lungs­got­tes­dienst. Im Anschluß ste­hen die Men­schen vor der Sakri­stei Schlan­ge, um mit Don San­te spre­chen zu kön­nen. In der Regel erfolgt so der erste Kon­takt. Nach sei­ner Beauf­tra­gung zeig­te sich schnell sei­ne gro­ße Fähig­keit, das Leid der bela­de­nen Men­schen anzu­hö­ren und ihnen Trost zu spen­den, vor allem aber die beson­de­re Gabe der Unterscheidung.

„Mei­ne erste Auf­ga­be besteht dar­in, Men­schen zu beglei­ten und sie geist­lich zu stär­ken. Ein see­li­sches Lei­den kann vie­le Ursa­chen haben: gesund­heit­li­che, fami­liä­re, zwi­schen­mensch­li­che, exi­sten­ti­el­le und patho­lo­gi­sche“, so Msgr. Babol­in. Wer von einem oder meh­re­ren sol­cher Ursa­chen beson­ders gezeich­net ist, gelan­ge manch­mal zur Annah­me, er könn­te von einem Dämon beses­sen sein. „Fast immer ist das nicht der Fall“, prä­zi­siert der Padua­ner Exor­zist. Meist hand­le es sich um nicht ver­heil­te Ver­let­zun­gen und Trau­ma­ta. „Bei sol­chem Lei­den bemü­he ich mich zuzu­hö­ren und bie­te den Betrof­fe­nen eine geist­li­che Betreu­ung an. Wenn not­wen­dig, zie­he ich ärzt­li­che Hil­fe hin­zu. Von hun­dert Per­so­nen, die sich an mich wen­den mit dem Ver­dacht, beses­sen zu sein, sind in Wirk­lich­keit ledig­lich zwei bis drei Situa­tio­nen unter die­sem Gesichts­punkt zu ver­tie­fen“, so Msgr. Babolin.

Auch in die­sen Fäl­len begin­ne er nicht sofort mit dem Ritus des Exor­zis­mus. „Mei­ne Auf­ga­be beginnt erst nach einer psych­ia­tri­schen Unter­su­chung. Der­zeit betreue ich zehn aku­te Fäl­le von Beses­sen­heit. Bei jedem ein­zel­nen Fall ist es ein har­ter Kampf gegen den Bösen. Die Betrof­fe­nen erle­ben die­se Beses­sen­heit und lei­den sehr darunter.“

Die Kir­chen sind bei den Hei­lungs­got­tes­dien­ste meist über­füllt, die Msgr. Babol­in ein­mal im Monat in Este, in Vil­lafran­ca Pado­va­na und in Padua zele­briert. Der eme­ri­tier­te Uni­ver­si­täts­pro­fes­sor erklärt sich das mit dem „ein­fa­chen Wunsch, ein Wort Got­tes zu fin­den, das ins Herz dringt“.

In Padua, der Stadt des hei­li­gen Anto­ni­us, zele­briert Msgr. Babol­in an jedem drit­ten Don­ners­tag in der Peters­kir­che, wo sich das Grab der seli­gen Eustochio (1444–1469) befin­det. Die Bene­dik­ti­ner­non­ne des 15. Jahr­hun­derts mit welt­li­chem Namen Lucre­zia Bel­li­ni ver­starb bereits im Alter von 25 Jah­ren. Sie wird gegen jede Art von Ver­su­chung, dämo­ni­scher Um- oder Beses­sen­heit, gegen Ver­leum­dung und Unge­rech­tig­kei­ten ange­ru­fen. Man hört von Hei­lungs­wun­dern von psy­chi­schen und phy­si­schen Krank­hei­ten wäh­rend der Fei­er des hei­li­gen Meß­op­fers. Selbst hart­näcki­ge Sym­pto­me sol­len wäh­rend der Hei­li­gen Mes­se nach­las­sen, wie die Tages­zei­tung Il Gaz­zet­ti­no berich­te­te. „Vie­le sagen mir, daß sie in die­ser Kir­che das Wort Got­tes fin­den, das ins Herz dringt“, so Don San­te. „Dar­in liegt kein Ver­dienst von mir. Es ist allein die Gna­de Got­tes. Wir haben hier mit der seli­gen Eustochio eine star­ke Für­spre­che­rin, an die sich gera­de auch jun­ge Men­schen wen­den kön­nen.“ In der Kir­che San Pie­tro in Padua liegt ein Büch­lein auf mit dem Titel: „Seli­ge Euchtochio. Eine gegen den Teu­fel sieg­rei­che Nonne“.

2006 war es der Dom­pfar­rer Msgr. Pie­tro Lie­vore, der den gera­de eme­ri­tier­ten Pro­fes­sor anreg­te, in Padua als Exor­zist zu wir­ken. „Mei­ne Welt war die aka­de­mi­sche, aber ich merk­te sofort, daß die­se Anre­gung ein uner­war­te­ter Wink war“, so Msgr. Babol­in. „Der Bischof von Padua beauf­trag­te mich mit dem Exor­zi­sten­amt für die Diö­ze­se. Es kom­men immer vie­le Gläu­bi­ge zu den Got­tes­dien­sten am Grab der seli­gen Eustochio, auch im Win­ter, obwohl das Got­tes­haus nicht geheizt ist.“ Die Peters­kir­che in der gleich­na­mi­gen Via San Pie­tro in Padu­as Alt­stadt stammt aus dem 9. Jahr­hun­dert und ist nor­ma­ler­wei­se geschlossen.

Die Exor­zis­men führt der Exor­zist in der Mari­en­wall­fahrts­kir­che von Vil­lafran­ca Pado­va­na durch. Dort befin­det sich auch sein Büro. Sei­ne Hel­fer, aus­schließ­lich Män­ner, bil­de­te Msgr. Babol­in sel­ber aus. „Sie müs­sen gläu­big und geist­lich wie psy­chisch gefe­stigt sein. Vor allem brau­chen sie auch Kör­per­kraft. Da sie mir fehlt, brau­che ich die Mus­keln die­ser Män­ner.“ Bei die­sen Wor­ten schmun­zelt der Mon­si­gno­re ein biß­chen, um dann gleich ernst hin­zu­zu­fü­gen: „Die Dämo­nen ver­lei­hen den Beses­se­nen manch­mal über­mensch­li­che Kraft, blan­ke phy­si­sche Kraft.“

Gab es in den vier Jah­ren einen Fall von Beses­sen­heit, wo die Befrei­ung vom Dämon nicht gelang? „Nein. Die Dämo­nen sind hart­näckig und ver­lo­gen, aber sie müs­sen wei­chen. Es braucht aller­dings oft viel Geduld. Beim letz­ten Fall von Befrei­ung, muß­te der Exor­zis­mus ins­ge­samt 64 Mal durch­ge­führt wer­den“, so Don San­te, der Prie­ster auch für den Dienst als Exor­zi­sten aus­bil­det, so zum Bei­spiel im Juni im Rah­men einer Stu­di­en­wo­che der Erz­diö­ze­se Chi­hua­hua in Mexiko.

Msgr. San­te Babol­in ist auch Prä­si­dent der ita­lie­ni­schen Sek­ti­on des inter­na­tio­na­len päpst­li­ches Hilfs­werks Kir­che in Not.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikimedia

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