(Moskau) So ändern sich Zeiten und Bilder. Die Weltpresse berichtete über den Mannschaftswechsel in der Internationalen Raumstation ISS. Bei der Videodirektübertragung von der ISS, bei der die Kosmonauten über ihre Erfahrung berichteten, waren im Hintergrund deutlich zwei Bilder zu sehen. Ein Bild des ersten Russen im Weltall, Juri Gagarin, und die Ikone der Gottesmutter von Kazan.
Die Mariendarstellung von Kazan gehört zu den von den orthodoxen Russen meistverehrten Ikonen. Die Darstellung der Gottesmutter war im vergangenen März vom Moskauer Patriarchen Kyrill I. dem damaligen Direktor der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Anatoli Perminow geschenkt worden. „Ich hoffe, daß die Ikone mit an Bord des Raumschiffs genommen wird, das anläßlich des 50. Jahrestag der ersten bemannten Raumfahrt seine Reise antritt“, sagte der Patriarch mit Bezug auf die Raumfahrtmission der Sojus TMA-24, die am 30. März startete. 50 Jahre vorher war Juri Gagarin der erste Mensch im All. Patriarch Kyrill sagte im März auch, daß die Kosmonauten „neben ihren ebenso wichtigen wie schwierigen Pflichten“ mit der Ikone auch eine „geistliche Mission“ erfüllen werden.
So ändern sich die Zeiten: Erklärte Andrijan Nikolajew, der als dritter sowjetischer Kosmonaut ins Weltall flog, nach seiner Rückkehr 1962 ganz im Sinne kommunistischer Propaganda: „Ich habe keinen Gott und keine Engel gesehen“, ist nun eine Marienikone „Co-Pilot“ bei der Reise durch das All.
Es ist nicht das erste Mal, daß eine Ikone der Gottesmutter Maria im Weltall reist. Bereits 2009 war eine Mariendarstellung mit dem Raumschiff Sojus TMA-16 zur ISS unterwegs.
Die Mission der Sojus TMA-22 endete am 16. November mit ihrer Rückkehr zur Erde. Vor ihrem Start war das Raumschiff auf dem Kosmodrom Baikonur in Kasachstan von einem russisch-orthodoxen Priester gesegnet worden. Seit die NASA ihre Shuttles zurückzog, sind die Sojus-Raumschiffe die einzige Verbindung zur ISS. Die Besatzung der Weltraumstation besteht derzeit aus drei russischen, zwei amerikanischen und einem japanischen Astronauten.
Text: Asianews/Giuseppe Nardi
Bild: Asianews