Schwere Meinungsverschiedenheiten zwischen Piusbruderschaft und Williamson – Ausschlußverfahren eingeleitet?


(Econe/​London) Auf der Inter­net­sei­te von Mau­rice Pinay (mau​rice​pinay​.blog​spot​.com ) wur­de ein Brief ver­öf­fent­licht, der die Unter­schrift von Bischof Ber­nard Fel­lay, dem Gene­ral­obe­ren der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. trägt. Der Brief ist an Bischof Richard Wil­liam­son, einen der ande­ren Bischö­fe der Bru­der­schaft, gerich­tet, der 2009 wegen einer Leug­nung von Gas­kam­mern für inter­na­tio­na­les Auf­se­hen gesorgt hatte.

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Der Ton des Schrei­bens ist ent­schlos­sen und scharf. Es war bereits auf­ge­fal­len, daß Msgr. Wil­liam­son nicht am Tref­fen der Obe­ren der Pius­bru­der­schaft ver­gan­ge­ne Woche in Alba­no Lazia­le teil­nahm. Grund waren offen­sicht­lich gro­ße Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten, wie das Schrei­ben belegt. Eine Bestä­ti­gung des Schrei­bens durch die Bru­der­schaft ist noch nicht erfolgt. Eine Stel­lung­nah­me Msgr. Wil­liam­sons läßt aller­dings wenig Zwei­fel an der Authen­ti­zi­tät des­sen Echt­heit. Dar­in beklagt sich Msgr. Wil­liam­son, daß der Brief von jeman­dem ver­öf­fent­licht wur­de, dem er ihn ver­trau­lich zur Kennt­nis gebracht hatte.

Mau­rice Pinay steht den Posi­tio­nen von Msgr. Wil­liam­son nahe. Auf sei­nem Blog kri­ti­siert er die Füh­rung der Pius­bru­der­schaft immer wie­der scharf.

Es ist ein offe­nes Geheim­nis, daß das Ver­hält­nis zwi­schen dem Gene­ral­obe­ren und Msgr. Wil­liam­son seit län­ge­rem stark unter­kühlt ist. Nun scheint er am Gefrier­punkt ange­langt. Bischof Fel­lay droh­te Msgr. Wil­liam­son bereits mit dem Aus­schluß, als sich die­ser im Pro­zeß gegen die Leug­nung von Gas­kam­mern von einen bekann­ten Rechts­extre­mi­sten ver­tei­di­gen las­sen woll­te. Das Schrei­ben von Msgr. Fel­lay ist mit 23. Sep­tem­ber 2011 datiert.

“Ich wür­de Sie ger­ne zum Tref­fen der Obe­ren der FSSPX ein­la­den, das Anfang Okto­ber in Alba­no statt­fin­den wird […], eben­so: “Ich wäre froh Ihnen den Text von Rom [die Dok­tri­nel­le Prä­am­bel] zukom­men las­sen, auf die sie eine Ant­wort wol­len. Ich sehe mich jedoch gezwun­gen, an jeden die­ser Punk­te Bedin­gun­gen zu knüpfen.

An erster Stel­le bezüg­lich des Tex­tes, ver­lan­ge ich von Ihnen ein schrift­li­ches Ver­spre­chen, daß Sie nie­man­dem weder den Text noch den betref­fen­den Inhalt mit­tei­len. Zu oft haben Sie es in der Ver­gan­gen­heit an Dis­kre­ti­on man­geln las­sen, so bin ich gezwun­gen, Sie die­ser Pro­ze­dur zu unter­wer­fen, wor­über ich nicht glück­lich bin.

An zwei­ter Stel­le bezüg­lich der Ver­samm­lung der Obe­ren in Alba­no kann ich Sie nur unter der Bedin­gung ein­la­den, daß Sie auf­hö­ren die Ver­öf­fent­li­chung der Kom­men­ta­re Elei­son [News­let­ter von Msgr. Wil­liam­son, Anm. katho​li​sches​.info] zu ver­öf­fent­li­chen. Ihnen wur­den bereits mehr­fach die Grün­de dafür genannt, eben­so mehr­fach die Anord­nung erteilt, sie ein­zu­stel­len. Sie waren der Mei­nung, daß sie dem im Inter­es­se der Ver­kün­di­gung und der Ver­tei­di­gung des Glau­bens kei­ne Beach­tung schen­ken müß­ten, mit der Behaup­tung, nie­mand habe das Recht, einen Bischof bei der Aus­übung sei­ner Pflicht den Glau­ben zu ver­kün­di­gen und zu ver­tei­di­gen, zu stop­pen. Die­se Ver­kün­di­gung und die Ver­tei­di­gung des Glau­bens sind jedoch in einen kla­ren Rah­men gebet­tet, die sehr wohl die Vor­ge­setz­ten ermäch­ti­gen, ein­zu­grei­fen. Abge­se­hen davon ver­öf­fent­licht kein ande­rer Bischof der FSSPX ein Rund­schrei­ben und ohne sich des­halb dar­an gehin­dert zu füh­len, sich selbst auszudrücken.

Im Übri­gen sind die Kon­se­quen­zen Ihres Ver­hal­tens schäd­lich für die FSSPX: Sie ver­brei­ten Miß­trau­en gegen die Füh­rung der Bru­der­schaft und den Gene­ral­obe­ren. Sie kön­nen sich nicht zurück­hal­ten, die­se Sen­sa­ti­on jenen mit­zu­tei­len, die Sie umge­ben. Kei­ne Revo­lu­ti­on könn­te eine bes­se­re Arbeit lei­sten, um die Auto­ri­tät zu unter­gra­ben … und das tun Sie im Namen eines unter­stell­ten, mög­li­chen Ver­rats durch den Gene­ral­obe­ren … Die Sache ist sehr ernst.

Vor allem wenn eine gewis­se Anzahl von Hin­wei­sen zeigt, daß Ihre Akti­on sich nicht nur auf die Theo­rie beschränkt.

  1. Einem argen­ti­ni­schen Prie­ster Novus Ordo, der Sie um Rat ersucht, emp­feh­len Sie, sich nicht der FSSPX anzuschließen.
  2. Einem ame­ri­ka­ni­schen Lai­en schrei­ben Sie, die Apo­sta­sie der offi­zi­el­len Kir­che ist noch wei­ter fort­ge­schrit­ten als jene der FSSPX. Wie kann man sol­che fal­schen und unge­rech­ten Din­ge schrei­ben, gegen die Bru­der­schaft, deren Mit­glied Sie noch sind?
  3. Es gibt in den angel­säch­si­schen Krei­sen ein Netz von in die FSSPX Ein­ge­schleu­sten, die eine Spal­tung vor­be­rei­ten. Die­se schie­ben Sie als Chef die­ser Bewe­gung vor, weil Sie mit deren Anfüh­rern befreun­det sind, und Sie spie­len deren Spiel.

Und dann beschul­di­gen Sie uns, dop­pel­zün­gig zu sein! Und was die Ein­heit der FSSPX betrifft, sind Sie, Exzel­lenz, gera­de der, der sie am mei­sten gefähr­det! Immer im Namen des Glau­bens. In einem so schwie­ri­gen Moment, in dem wir uns mit dem Hei­li­gen Stuhl kon­fron­tie­ren, des­sen Ergeb­nis für unse­re Zukunft ent­schei­dend und für die gesam­te Kir­che nicht ohne Fol­gen sein wird, for­de­re ich Sie daher ein­mal mehr auf, bis auf neue Anwei­sun­gen zu schwei­gen. Soll­ten Sie sich die­ser Anord­nung ver­wei­gern, wür­de dies bedeu­ten, daß Sie nicht zum Tref­fen nach Alba­no ein­ge­la­den sind und daß das kano­ni­sche Ver­fah­ren für Ihren Aus­schluß aus der FSSPX ein­ge­lei­tet wird. Inzwi­schen erwar­te ich Ihre Antwort.

Dies alles ist äußerst trau­rig und hat nichts mit den von mir erwähn­ten Ver­hand­lun­gen [mit Rom. Anm. katho​li​sches​.info] zu tun, was auch immer Sie dar­über den­ken. Der Ver­lust eines ihrer Bischö­fe ist eine der schlimm­sten Din­ge, die der FSSPX pas­sie­ren könn­ten. Es hängt ein­zig und allein von Ihnen ab, ihr ein sol­ches Unglück zu erspa­ren.  Glau­ben Sie, Exzel­lenz, an mein bren­nen­des Gebet zum Hei­lig­sten Her­zen Jesu,

Msgr. Ber­nard Fellay

Stel­lung­nah­me von Msgr. Richard Wil­liam­son an Mau­rice Pinay vom 14. Okto­ber 2011:

Lie­ber Mau­rice Pinay,

Ich ersu­che Sie auf dem­sel­ben Blog, auf dem Sie das Schrei­ben vom 23. Sep­tem­ber des Bischofs Fel­lay ver­öf­fent­licht haben, fol­gen­de Stel­lung­nah­me zu veröffentlichen:

Der an mich gerich­te­te Brief von Msgr. Fel­lay vom 23. Sep­tem­ber, wie er auf dem Blog Mau­rice Pinays ver­öf­fent­licht wur­de, ist echt, er wur­de aber ohne mein Wis­sen und ohne mei­ne Erlaub­nis ins Inter­net gestellt. Ich habe eine Kopie an Freun­de geschickt, um sie zum ihren Rat zu bit­ten oder um ihnen zu sagen, war­um ich nicht an der Ver­samm­lung in Alba­no teil­ge­nom­men habe, aber ich woll­te auf kei­nen Fall, daß die­se Kopie öffent­lich gemacht wird. Ich habe kei­ne Ahnung, wer das getan hat und fra­ge mich das auch gar nicht.

Msgr. Richard Wil­liam­son, Lon­don, 14. Okto­ber 2011

Der Rund­brief Elei­son mit den Kom­men­ta­ren von Msgr. Wil­liam­son erscheint auch nach Zustel­lung die­ses Ulti­ma­tums und wird inhalt­lich „immer deli­rie­ren­der“ so Mes­sa in Lati­no. Ob die Pius­bru­der­schaft das Aus­schluß­ver­fah­ren gegen Msgr. Wil­liam­son, wie ange­kün­digt, bereits ein­ge­lei­tet hat, ist der­zeit nicht bekannt.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Jens Falk, Die­ter Vol­kerts, Mon­ta­ge Katholisches

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