(Rom/Econe) Am 7. Oktober tagten am italienischen Distriktsitz in Albano Laziale die Oberen der Priesterbruderschaft St. Pius X., um über die „Doktrinelle Präambel“ zu beraten, die von Kardinal William Levada am 14. September dem Generaloberen der Bruderschaft, Msgr. Bernard Fellay im Vatikan übergeben worden war. Von ihrer Annahme hängt das künftige Verhältnis zwischen der katholischen Kirche und der Piusbruderschaft ab.
Die 28 Oberen (Bischöfe, Seminarleiter und Distriktobere aus der ganzen Welt) bekräftigten den Willen zur Einheit und ihre Entschlossenheit, den katholischen Glauben ungekürzt und vollinhaltlich im Sinne ihres Gründers, Erzbischof Marcel Lefebvre zu bewahren.
Der knappen Presseerklärung und weiteren Hintergrundinformationen läßt sich entnehmen, daß die Oberen die Linie des Generaloberen Msgr. Fellay gestärkt hat.
Msgr. Richard Williamson, einer der vier Bischöfe der Piusbruderschaft, der als einziger nicht am Treffen der Oberen teilnahm, scheint innerhalb der Bruderschaft an den Rand gedrängt. Rorate caeli berichtet, daß aus Williamsons Umfeld auf Nachfrage bestätigt wurde, daß seine Abwesenheit nicht einem Hinderungsgrund geschuldet war. Unklar ist, ob er die Teilnahme verweigerte, gar nicht eingeladen war oder beides zusammen.
Die Presseerklärung von Albano Laziale enthält keinen Hinweis auf eine mögliche Ablehnung der „Doktrinellen Präambel“. Bereits in einem Fernsehbericht für pius.tv sprach ein Sprecher der Bruderschaft lediglich von einer möglichen Annahme oder eventuellen Nachbesserungen in der Formulierung der „Präambel“. „Eine Feststellung von großer Bedeutung“, wie Messa in Latino schreibt, da die Piusbruderschaft allgemein schnell und eindeutig erklärt, „was für sie inakzeptabel ist“. Die Verhandlungen zwischen Rom und Econe gehen weiter, da beide Seiten bereits in den vergangenen Wochen betonten, daß es sich bei der „Präambel“ um einen Vorschlag handelt, der Möglichkeiten zu angemessenen Änderungen, Klärungen, Ergänzungen oder Streichungen läßt.
Die in Albano Laziale versammelten Oberen übertrugen dem Generalrat eine uneingeschränkte Verhandlungs- und Entscheidungsbefugnis. Der Generalrat setzt sich aus dem Generaloberen Msgr. Fellay und seinen beiden Assistenten, Pater Niklaus Pfluger und Pater Alain Marc Nely zusammen. Die Oberen der Bruderschaft bekräftigten damit dem Generaloberen, der bekannt dafür ist, in Fragen der Glaubenslehre um keinen Millimeter von der Linie der Bruderschaft abzuweichen, ihr volles Vertrauen.
Die Gespräche mit Rom liegen damit in der Hand des Generaloberen, der am 1. Oktober in Villepreux eine ausgesprochen „römische“ Ansprache hielt. Die radikalen Kräfte, die einer Einigung mit Rom kategorisch skeptisch gegenüberstehen, wurden zurückgedrängt.
Nach Abschluß der Verhandlungen ist die Ratifizierung durch das 40-köpfige Generalkapitel der Bruderschaft vorgesehen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Messa in Latino