Gewalt gegen Kopten: 24 Tote und 212 Verletzte – Saudischer Plan zur Vernichtung der ägyptischen Christen?


(Kai­ro) Eine fried­li­che Kund­ge­bung kop­ti­scher Chri­sten in Ägyp­ten wur­de von mos­le­mi­schen Ban­den und dem Heer ange­grif­fen. Ein Mili­tär­fahr­zeug raste in die Kund­ge­bung. Die Chri­sten und gemä­ßig­te Mos­lems beschul­di­gen die ägyp­ti­sche Armee, die Isla­mi­sten zu unter­stüt­zen. In der Nacht auf heu­te wur­de eine Aus­gangs­sper­re ver­hängt. Die anti­christ­li­chen Gewalt­ex­zes­se gel­ten als „Wahl­wer­bung“ für die mos­le­mi­schen Extre­mi­sten für die Prä­si­dent­schafts­wah­len am 28. November.

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24 Tote und min­de­stens 212 Ver­letz­te ist die Bilanz eini­ger gewalt­sa­mer Zusam­men­stö­ße gestern abend zwi­schen Chri­sten und Sicher­heits­kräf­ten. Die Unru­hen bra­chen aus, als eine fried­li­che Kund­ge­bung der Kop­ten und ande­rer Ägyp­ter ange­grif­fen wur­de. Die Chri­sten pro­te­stier­ten mit ihrer Kund­ge­bung gegen einen Angriff mos­le­mi­scher Extre­mi­sten auf die Kir­che von Aswan und gegen die Untä­tig­keit der Poli­zei und des ört­li­chen Gouverneurs.

Mini­ster­prä­si­dent Essam Sha­raf besuch­te heu­te mor­gen den Ort des Mas­sa­kers. In einer Stel­lung­nah­me sag­te er: „Die größ­te Bedro­hung für die Sicher­heit der Nati­on ist die Mani­pu­la­ti­on und das Pro­vo­zie­ren einer Zwie­tracht zwi­schen Mos­lems und Chri­sten.“ Die Gewalt­ta­ten „gefähr­den die Bezie­hun­gen zwi­schen dem Volk und der Armee“.

Die Gewalt­ex­zes­se von Kai­ro haben ihren Ursprung in der Armee. Tau­sen­de Chri­sten, aber nicht nur, zogen mit ihrer Kund­ge­bung vom Bezirk Shub­ra zum Sitz des Staats­fern­se­hens und for­der­ten den Rück­tritt des Gou­ver­neurs von Aswan. Ihm wer­fen die Chri­sten vor, die Isla­mi­sten und deren anti­christ­li­che Aggres­sio­nen zu decken. Dem Staats­fern­se­hen war­fen sie vor, die anti­christ­li­che Het­ze zu fördern.

Plötz­lich wur­de der Demon­stra­ti­ons­zug ange­grif­fen. In Zivil geklei­de­te Angrei­fer war­fen Stei­ne auf die Demon­stran­ten und schos­sen in die Kund­ge­bung. Nach einer ersten Panik began­nen die christ­li­chen Demon­stran­ten, sich zu ver­tei­dig­ten und schleu­der­ten Stei­ne auf die Angrei­fer zurück. In die­sem Augen­blick griff das bereit ste­hen­de Mili­tär die Chri­sten an. Ein Mili­tär­fahr­zeug raste in die Men­ge. Meh­re­re Kund­ge­bungs­teil­neh­mer wur­den über­fah­ren und zer­drückt. Die Chri­sten setz­ten meh­re­re Fahr­zeu­ge der Poli­zei in Brand. Poli­zei und Heer schos­sen mit Gum­mi­ge­schos­sen und Trä­nen­gas auf die Christen.

Laut Anga­ben des Gesund­heits­mi­ni­ste­ri­ums befin­den sich unter den Ver­letz­ten 107 Zivi­li­sten und 84 Ord­nungs­kräf­te. Der Sturz von Staats­prä­si­dent Muba­rak durch die Kund­ge­bun­gen am Tah­r­ir-Platz in Kai­ro, wur­den von Chri­sten und Mos­lems gemein­sam erreicht. Seit­her haben die Angrif­fe gegen Chri­sten durch mos­le­mi­sche Extre­mi­sten immer mehr zuge­nom­men. Die Armee scheint nicht in der Lage, die anti­christ­li­che Gewalt ein­zu­däm­men. In jüng­ster Zeit scheint sie viel­mehr die angrei­fen­den Extre­mi­sten zu schüt­zen und zu unter­stüt­zen, statt die ange­grif­fe­nen Christen.

Die Chri­sten for­dern daher den Rück­tritt des Ober­sten Rats der Streit­kräf­te und sei­nes Prä­si­den­ten Gene­ral Moham­med Hus­sein Tan­ta­wi, der seit dem Sturz Muba­raks die Regie­rungs­ge­schäf­te Ägyp­tens führt.

Die sich häu­fen­den Gewalt­ta­ten gegen Chri­sten schei­nen Teil der Wahl­kam­pa­gne der isla­mi­sti­schen Par­tei­en für die Prä­si­dent­schafts­wah­len am 28. Novem­ber zu sein. Ägyp­ti­sche Quel­len bestä­tig­ten Asia­news, daß es ein sau­di-ara­bi­sches Pro­jekt gebe, die Chri­sten Ägyp­tens zu ver­nich­ten oder sie zumin­dest in den Sta­tus einer unter­wor­fe­nen Min­der­heit zu drücken.

Die Chri­sten Ägyp­tens stel­len die älte­ste Bevöl­ke­rungs­grup­pe des Lan­des dar, die sich auf die Abstam­mung von den alten Ägyp­tern beru­fen im Gegen­satz zur jün­ge­ren ara­bi­schen Ein­wan­de­rung. Sie stel­len nach fast 1400 Jah­ren mos­le­mi­scher Herr­schaft noch immer mehr als zehn Pro­zent der Bevöl­ke­rung. Mit sin­ken­der Ten­denz. Die Chri­sten des Lan­des erlei­den viel­fa­che Aus­gren­zung vor allem bei öffent­li­chen Stel­len, ihre Reli­gi­ons­frei­heit ist ein­ge­schränkt. Vie­le Kop­ten ver­su­chen, der isla­mi­sti­schen Bedro­hung durch Aus­wan­de­rung zu ent­ge­hen. Genau das aber, so Asia­news, sei will­kom­me­ner Teil der isla­mi­sti­schen Strategie.

Text: Asianews/​Giuseppe Nardi
Bild: Asianews

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