Volksrepublik China: 400 Millionen Abtreibungen in 30 Jahren


(Peking) In den ver­gan­ge­nen 30 Jah­ren wur­den in der Volks­re­pu­blik Chi­na 400 Mil­lio­nen Kin­der im Mut­ter­leib getö­tet. Das kom­mu­ni­sti­sche Regime eli­mi­nier­te aus ideo­lo­gi­schen und poli­ti­schen Grün­den eine Kin­der­zahl, die der Gesamt­be­völ­ke­rung der Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka ent­spricht. Dies gab nun ein Ver­tre­ter des chi­ne­si­schen Regimes bekannt.

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Am 25. Sep­tem­ber 1980 trat in der Volks­re­pu­blik Chi­na die “Ein-Kind-Poli­tik“ in Kraft. Das Regime zwingt seit­her per Gesetz und unter schwe­rer Stra­fe den chi­ne­si­schen Paa­ren auf, daß sie nur ein Kind haben dür­fen. In Abstän­den streut das Regime Nebel­schwa­den, was die Gül­tig­keit des Geset­zes anbe­langt. Tat­säch­lich ist es jedoch nach wie vor unein­ge­schränkt in Kraft samt Abtrei­bungs­zwang, der zum Teil gewalt­sam und unter Poli­zei­ein­satz erfolgt.

Seit Jah­ren ver­sucht der Demo­graph Ste­ven W. Mos­her, Vor­sit­zen­der des Popu­la­ti­on Rese­arch Insti­tu­te das Aus­maß die­ser Ein-Kind-Poli­tik zu errech­nen. Da die chi­ne­si­schen Sta­ti­sti­ken gezielt ver­schlei­ert und unüber­sicht­lich sind, waren ihm bis­her nur unge­fäh­re Schät­zun­gen mög­lich. Zu Gebur­ten­ra­ten, Kin­der­sterb­lich­keits­ra­ten und Sterb­lich­keits­ra­ten all­ge­mein lie­gen für das immense chi­ne­si­sche Ter­ri­to­ri­um mit sei­nen gro­ßen Unter­schie­den kei­ne wirk­lich siche­ren Daten vor. Volks­zäh­lun­gen unter­lie­gen der staat­li­chen Zen­sur. Deren Ergeb­nis­se wer­den nur bruch­stück­haft durch die Pro­pa­gand­astel­len bekanntgemacht.

Mos­her kam bei sei­ner jah­re­lan­gen Arbeit auf eine Schät­zung von 350 bis 450 Mil­lio­nen getö­te­ten unge­bo­re­nen Kin­dern auf der Grund­la­ge von durch­schnitt­lich 10–15 Mil­lio­nen Abtrei­bun­gen, die das Regime jähr­lich sei­ner Bevöl­ke­rung auf­zwingt. Wie sich nun her­aus­stell­te, lag er damit sehr genau. Nun wur­de offi­zi­ell bekannt, daß die Ein-Kind-Poli­tik bis­her 400 Mil­lio­nen Men­schen­le­ben kostete.

Auf eine direk­te Fra­ge des repu­bli­ka­ni­schen US-Abge­ord­ne­ten und Lebens­recht­lers Timo­thy Huels­kamp ant­wor­te­te Gao Qiang, zwei Jah­re lang poli­ti­scher Kom­mis­sar des chi­ne­si­schen Gesund­heits­mi­ni­ste­ri­ums und Stell­ver­tre­ter des Mini­sters, unum­wun­den, daß die chi­ne­si­sche Bevöl­ke­rung heu­te durch die Ein-Kind-Poli­tik der Regie­rung 400 Mil­lio­nen Men­schen weni­ger zählt. Gao füg­te nicht ohne Stolz hin­zu, daß die­se Zahl wesent­lich höher ist als die gesam­te Bevöl­ke­rung der USA mit der­zeit 312 Mil­lio­nen Einwohnern.

„Daß die Appa­rat­schik der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei Chi­nas wei­ter­hin als ‚Erfolg‘ fei­ern, was sie durch ihr bru­ta­les System der Bevöl­ke­rungs­kon­trol­le erzielt haben, indem sie mas­sen­haft Men­schen eli­mi­nie­ren, beweist die tota­le Ver­ach­tung der inter­na­tio­na­len Men­schen­rech­te“, so Ste­ven W. Mos­her. „Die­se hor­ren­den Zah­len wur­den nur erreicht, weil die jun­gen Frau­en zur Abtrei­bung gezwun­gen wur­den, man­che sogar bis in die letz­ten Schwan­ger­schafts­mo­na­te. Das Nürn­ber­ger Kriegs­ver­bre­cher­tri­bu­nal ver­ur­teil­te das als Ver­bre­chen gegen die Menschheit.“

Nach der nun erfolg­ten offi­zi­el­len Bestä­ti­gung des von Mos­her errech­ne­ten Geno­zids, macht der ame­ri­ka­ni­schen Demo­gra­phi­ker auf eine „Tra­gö­die in der Tra­gö­die“ auf­merk­sam: die selek­ti­ve Abtrei­bung, inzwi­schen auch als Gen­dero­zid bekannt. Die Ein-Kind-Poli­tik führ­te sofort mit ihrer Ein­füh­rung zum Phä­no­men einer geziel­ten Abtrei­bungs­se­lek­ti­on, die sich gegen Mäd­chen rich­tet. In vie­len Fami­li­en soll das ein­zi­ge vom Staat erlaub­te Kind ein Jun­ge sein. Dies ent­spricht nicht nur einer ver­brei­te­ten kul­tu­rel­len Sicht. Der Staat selbst erwar­tet sich von den Müt­tern, daß sie Söh­ne zur Welt brin­gen, weil die­se als „Arbeits­kraft“ dem Land mehr bräch­ten. Die Geburt eines Mäd­chens als ein­zi­ges Kind einer Fami­lie wird von den Behör­den als eine Form der Sabo­ta­ge regi­striert. „Die Volks­re­pu­blik Chi­na ist ein Land, in dem die unge­bo­re­nen Mäd­chen selek­tiv und syste­ma­tisch getö­tet wer­den. Aus die­sem Grund fin­den die bei die­ser Selek­ti­on über­le­ben­den Jun­gen im Erwach­se­nen­al­ter kei­ne Frau mehr, was wie­der­um einen eben­so schreck­li­chen wie inten­si­ven Men­schen­han­del aus dem Aus­land aus­ge­löst hat, mit dem Frau­en ins Land geschafft wer­den sol­len“, so Mos­her. Die Ein-Kind-Poli­tik habe zu einer radi­ka­len Gering­schät­zung der Frau in Chi­na bei­getra­gen. Wenn Mäd­chen als ein­zi­ges Kind gebo­ren wer­den, lau­fen sie Gefahr nach­träg­lich getö­tet, aus­ge­grenzt, aus­ge­sto­ßen oder sogar dem Meist­bie­ten­den ver­kauft zu werden.

Die prä­na­ta­le Selek­ti­on brin­ge die gesam­te „natür­li­che Bevöl­ke­rungs­ent­wick­lung ins rut­schen und in eine gefähr­li­che Schief­la­ge“, so Mos­her. Die Abtrei­bungs- und Selek­ti­ons­po­li­tik des Lan­des ent­spricht der Logik eines Regimes, das von den Fami­li­en der zum Tode Ver­ur­teil­te ver­langt, die Kugel zu bezah­len, mit der ihr Ange­hö­ri­ger hin­ge­rich­tet wird.

Text: BQ/​Giuseppe Nardi
Bild: Bus­so­la Quotidiana

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