Neue katholische Universität in Jordanien für 8000 Studenten – „Der katholische Beitrag zum arabischen Frühling“


(Amman) In Mad­a­ba, einer jor­da­ni­schen Stadt rund 35 Kilo­me­ter von der Haupt­stadt Amman ent­fernt, wur­de die Imma­tri­ku­la­ti­ons­mög­lich­keit an der neu­en katho­li­schen Uni­ver­si­tät eröff­net. Die katho­li­sche Hoch­schu­le, die mit­ten in den ara­bi­schen Umbrü­chen der letz­ten Mona­te ent­steht, wur­de vor allem vom latei­ni­schen Patri­ar­chat von Jeru­sa­lem und Papst Bene­dikt XVI. gewollt. Dem Patri­ar­chen unter­ste­hen die Katho­li­ken Jor­da­ni­ens. Papst Bene­dikt XVI. leg­te bei sei­ner Pil­ger­fahrt ins Hei­li­ge Land 2009 den Grund­stein zur Uni­ver­si­tät, die den Namen Ame­ri­can Uni­ver­si­ty of Mad­a­ba trägt wegen einer Part­ner­schaft mit der Uni­ver­si­tät von New Hamp­shire, die die Neu­grün­dung unterstützt.

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Die neue Uni­ver­si­tät wur­de vom jor­da­ni­schen Staat als voll­wer­ti­ge aka­de­mi­sche Aus­bil­dungs­stät­te aner­kannt, die das Recht besitzt, aka­de­mi­sche Titel zu ver­lei­hen. Bereits 2005 hat­te der Staat dem latei­ni­schen Patri­ar­chen die Erlaub­nis zur Errich­tung einer Uni­ver­si­tät erteilt, die nun ver­wirk­licht wer­den konn­te. Im Okto­ber nimmt die Uni­ver­si­tät, die für bis zu 8000 Stu­den­ten ange­legt ist, ihren Stu­di­en­be­trieb auf.

„Ver­schie­de­ne Sei­ten möch­ten heu­te in Jor­da­ni­en eine Uni­ver­si­tät eröff­nen, daß der Staat uns die Erlaub­nis erteil­te, ist ein Zei­chen der Wert­schät­zung für unse­re Arbeit“, sag­te der latei­ni­sche Patri­arch Fouad Twal. „Das Patri­ar­chat und damit die katho­li­sche Kir­che, ist seit 1849 mit Schu­len in Jor­da­ni­en ver­tre­ten. Heu­te sind es mehr als 100 mit mehr als 70.000 Schü­lern, die allen offen ste­hen, Chri­sten wie Mos­lems“, so der Patriarch.

Um das Ange­bot zu ver­voll­stän­di­gen, woll­te bereits der Vor­gän­ger von Kar­di­nal Twal, Patri­arch Michel Sab­bah eine Uni­ver­si­tät schaf­fen. „Wir wer­den allen eine aka­de­mi­sche Aus­bil­dung auf höch­stem wis­sen­schaft­li­chem Niveau bie­ten“, so der Patri­arch. Unter den Imma­tri­ku­la­tio­nen zeich­net sich bereits ein star­ker Zulauf aus ande­ren ara­bi­schen Staa­ten ab, so vor allem aus den Staa­ten am Per­si­schen Golf. „Wir wol­len durch die Kul­tur ein Kli­ma der Ehr­lich­keit und der Offen­heit für den ande­ren schaf­fen“, so Kar­di­nal Twal. „Wie alle wis­sen, fehlt es im Nahen und Mitt­le­ren Osten nicht an Schu­len des Extre­mis­mus und des Has­ses. Die Uni­ver­si­tät ist unse­re Ant­wort dar­auf. Eine aka­de­mi­sche Stät­te, an der die Eli­ten von mor­gen aus­ge­bil­det wer­den für eine ruhi­ge­re und offe­ne­re Gesell­schaft“, so Twal.

Die neue katho­li­sche Uni­ver­si­tät in Jor­da­ni­en öff­net gera­de ihre Pfor­ten, da der anfäng­li­che Enthu­si­as­mus der Chri­sten des Nahen Ostens über den „ara­bi­schen Früh­ling“ einer weit­ver­brei­te­ten Angst gewi­chen ist vor einer isla­mi­sti­schen Wel­le, die über die Staa­ten hin­weg­rollt und zum Sturz nicht nur der Dik­ta­tu­ren, son­dern auch der gemä­ßig­ten Regime füh­ren könn­te. Patri­arch Twal bemüht sich um Opti­mis­mus: „Ich hof­fe wei­ter­hin auf den ara­bi­schen Früh­ling. Ich hof­fe nur, daß es tat­säch­lich ein Früh­ling sein wird und nicht ein Herbst wird, wo alles ver­dorrt. Die Wahr­heit ist, daß wir alle ins Lee­re sprin­gen. Alle wis­sen offen­sicht­lich genau, was sie ändern wol­len, doch nie­mand weiß, was wirk­lich kom­men wird. Wer wird letzt­lich die­sen ‚Früh­ling‘ anfüh­ren? Das ist mei­ne wirk­li­che Sor­ge. In Tune­si­en und Ägyp­ten drän­gen sich ideo­lo­gi­sche Grup­pen vor, die anfangs mit den Ver­än­de­run­gen nichts zu tun hat­ten, nun aber die Gele­gen­heit nüt­zen wol­len. Mit der neu­en Uni­ver­si­tät wol­len wir auch in die­sen wich­ti­gen Fra­gen des aktu­el­len Daseins Ant­wor­ten geben“, so der Partriarch.

Die Ame­ri­ka­ni­sche Uni­ver­si­tät von Mad­a­ba wird sie­ben Fakul­tä­ten haben. Mit dem aka­de­mi­schen Jahr 2011/​2012 star­ten 18 Stu­di­en­zwei­ge. Koope­ra­tio­nen gibt es bereits mit acht Uni­ver­si­tä­ten in den USA, Ita­li­en und Ungarn.

Text: Vati­can Insider/​Giuseppe Nardi
Bild: Vati­can Insider

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