15 Kardinäle beraten hinter verschlossenen Türen über Vatikanfinanzen


(Vati­kan) Papst Bene­dikt XVI. will die Finan­zen des Vati­kans neu ord­nen. Dazu rief er fünf­zehn Kar­di­nä­le zusam­men, die heu­te und mor­gen hin­ter ver­schlos­se­nen Türen bera­ten wer­den. Die Pur­pur­trä­ger aus aller Welt befas­sen sich mit den Bilan­zen des ersten Halb­jah­res 2011 und haben zu prü­fen, ob sich die bereits voll­zo­ge­nen per­so­nel­len Neu­be­set­zun­gen an der Spit­ze der vati­ka­ni­schen Finanz­in­sti­tu­tio­nen bewährt haben. Teil der Bera­tun­gen wer­den auch die vom Papst für die kom­men­den Wochen beab­sich­tig­ten Ernen­nun­gen in den zustän­di­gen Dik­aste­ri­en sein. Dazu gehört vor allem die Ernen­nung eines neu­en Gou­ver­neurs, dem die Ver­wal­tung der Vati­kan­stadt untersteht.

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Die fünf­zehn Kar­di­nä­le tagen unter dem Vor­sitz von Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Tar­cis­io Ber­to­ne, von Kar­di­nal Atti­lio Nico­ra, Prä­si­dent der vati­ka­ni­schen Finanz­auf­sicht, Kar­di­nal Vel­asio De Pao­lis, Prä­si­dent der Prä­fek­tur für die wirt­schaft­li­chen Ange­le­gen­hei­ten und Kar­di­nal Gio­van­ni Lajo­lo, dem amtie­ren­den Gouverneur.

Die Finan­zen des Vati­kans befin­den sich bei guter Gesund­heit. Dazu tra­gen vor allem die Vati­ka­ni­schen Muse­en bei, die seit drei Jah­ren von Anto­nio Pao­luc­ci gelei­tet wer­den. Das Ziel des Hei­li­gen Stuhls ist es aber, die Finan­zen von die­ser Abhän­gig­keit von den Muse­en unab­hän­gig zu machen. Des­halb beschloß der Papst eine Rei­he von Neu­be­set­zun­gen. Im wei­te­ren Sinn zählt dazu auch die Beru­fung von Kuri­en­erz­bi­schof Fer­nan­do Filoni an die Spit­ze der Pro­pa­gan­da Fide. Filoni, zuvor die rech­te Hand im Staats­se­kre­ta­ri­at, soll die Finan­zen des Dik­aste­ri­ums, das welt­weit für mehr als die Hälf­te aller Diö­ze­sen zustän­dig ist, sicher und trans­pa­rent führen.

Die Ernen­nung einer neu­en Spit­ze für die Vatik­an­bank IOR (Insti­tut für die reli­giö­sen Wer­ke) wird unmit­tel­bar erwar­tet. Die vati­ka­ni­sche Bank, die jedoch kei­ne Staats­bank ist, wird von einem Prie­ster gelei­tet, dem ein Lai­en­prä­si­dent als Bank- und Finanz­ex­per­te zur Sei­te steht. Die­se Auf­ga­be erfüllt der­zeit von Etto­re Got­ti-Tede­schi. Die Vatik­an­bank wur­de wie­der­holt in Zusam­men­hang mit Geld­wä­sche und undurch­sich­ti­gen Geld­trans­ak­tio­nen gebracht und ist ein belieb­tes Objekt atem­be­rau­ben­der Ver­schwö­rungs­theo­rien. 2010 hat­te die Staats­an­walt­schaft Rom die Gel­der des IOR im Rah­men ande­rer Ermitt­lun­gen ein­ge­fro­ren. Der­glei­chen geschah nicht ein­mal, als in den 80er Jah­ren gegen Paul Casi­mir Mar­cin­kus ermit­telt wur­de. 2003 hat­te der Ober­ste Gerichts­hof Ita­li­ens ent­schie­den, daß das IOR unter ita­lie­ni­sche Zustän­dig­keit fal­le. Papst Bene­dikt XVI. han­del­te sofort, um Trans­pa­renz zu schaf­fen. Ein neu­es vati­ka­ni­sches Finanz­ge­setz wur­de erlas­sen und eine Finanz­auf­sichts­be­hör­de geschaf­fen, der Kar­di­nal Nico­ra vor­steht. Da sich die Ver­dachts­mo­men­te nicht erhär­te­ten und die neu­en Bestim­mun­gen die inter­na­tio­na­len Auf­la­gen für Finanz­trans­pa­renz erfül­len, gab die Staats­an­walt­schaft die Gel­der wie­der frei.

Die Finan­zen des Vati­kans, die lan­ge Zeit im roten Bereich lagen, wur­den schritt­wei­se saniert und sind nun leicht posi­tiv. Der neue Lei­ter der Pro­pa­gan­da Fide scheint nach sei­ner Ernen­nung dem Papst die Beru­fung des der­zei­ti­gen Nun­ti­us für Ita­li­en, Msgr. Giu­sep­pe Ber­tel­lo, zum neu­en Gou­ver­neur nahe­ge­legt zu haben.

Die deli­ka­ten Per­so­nal­fra­gen wer­den heu­te und mor­gen beim Tref­fen der fünf­zehn Kar­di­nä­le eine wich­ti­ge Rol­le spie­len. Unter ihnen befin­den sich Kir­chen­män­ner, die aus ver­schie­de­nen Grün­den in finan­zi­el­len Fra­gen Gewicht haben. Dar­un­ter sind Män­ner, die dem Papst in beson­de­rer Wei­se ver­bun­den sind, wie Kar­di­nal Joa­chim Meis­ner von Köln und Kar­di­nal Jor­ge Libera­to Uro­sa Savi­no von Caracas.

Text: Palaz­zo Apostolico/​Giuseppe Nardi
Bild: Palaz­zo Apostolico

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