Liturgische Erneuerung durch Rückkehr zur Kontinuität – Kirche von morgen wird „anders“ sein


von Giu­sep­pe Nardi

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Nach einer ersten Lek­tü­re der Instruk­ti­on Uni­ver­sae Eccle­siae scheint deren Haupt­ziel und Sinn offen­sicht­lich und klar. Es han­delt sich um Anwei­sun­gen zugun­sten einer noch wei­te­ren Ver­brei­tung des alten Ritus, die dar­auf abzie­len, die Hür­den und Hin­der­nis­se zu besei­ti­gen, die durch eine fal­sche und teils auch unfreund­li­che, ja manch­mal sogar feind­se­li­ge Les­art des Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum ent­stan­den sind.

Eben­so klar ist die Absicht Papst Bene­dikts XVI., von Pater Lom­bar­di, dem Lei­ter des vati­ka­ni­schen Pres­se­am­tes bei der Vor­stel­lung unter­stri­chen, den Gegen­satz zwi­schen der ordent­li­chen und der außer­or­dent­li­chen Form zu überwinden.
So erklär­te der Hei­li­ge Vater vor weni­gen Tagen am 6. Mai vor dem 9. Inter­na­tio­na­len Lit­ur­gie­kon­greß, daß es sein Ziel sei, die bei­den For­men zu „ver­söh­nen“, weil dies ein wich­ti­ger Schritt für die Ver­söh­nung der Kir­che sei.

Dar­auf zielt erstens die Beto­nung ab, daß es nur „einen“ römi­schen Ritus gib und zielt zwei­tens der Fol­ge­schritt ab, der die ordent­li­che und außer­or­dent­li­che Form sub­stan­ti­ell völ­lig gleich­stellt. Nach dem Wil­len des Pap­stes gibt es letzt­lich kei­ne wirk­li­che „lit­ur­gi­sche Hier­ar­chie“ mehr zwi­schen den bei­den For­men, kei­ne Vor­rang mehr für die eine, kei­ne Nach­rei­hung mehr für die ande­re. Die Rich­tung dahin ist jeden­falls deut­lich vor­ge­ge­ben. Eine enor­me Ent­wick­lung, bedenkt man, daß der Ritus bis 1988 gänz­lich und bis 2007 noch zum größ­ten Teil ver­femt und mar­gi­na­li­siert, teils sogar in eine sek­tie­ri­sche Nähe gerückt war.

2007 folg­te die Rück­ho­lung mit der For­mel von der ordent­li­chen und der außer­or­dent­li­chen Form. Die Instruk­tio­nen gehen noch wei­ter und heben zwar nicht alle Gren­zen in sei­ner Anwen­dung auf, schaf­fen aber die völ­li­ge Gleich­wer­tig­keit. Nie­mand kann mehr behaup­ten, die alte Form sei nur gedul­det oder ein „histo­ri­sches“ Anhäng­sel des neu­en Form. Der soge­nann­te „triden­ti­ni­sche“ Ritus ist unaus­lösch­bar in den Schoß der Kir­che zurück­ge­kehrt. Um so irra­tio­na­ler erschei­nen rück­blickend die Jahr­zehn­te sei­ner Ver­drän­gung. Dies zu beto­nen, liegt dem Papst fern, da er die lit­ur­gi­schen Schrit­te „zur Ver­söh­nung“ und nicht zur Spal­tung setzt.

„Nicht sel­ten setzt man in übler Absicht Tra­di­ti­on und Fort­schritt gegen­ein­an­der. In Wirk­lich­keit ergän­zen sich die bei­den Kon­zep­te: Die Tra­di­ti­on ist eine leben­di­ge Rea­li­tät, des­halb ent­hält sie auch das Ele­ment der Wei­ter­ent­wick­lung, des Fort­schritts. Anders aus­ge­drückt führt der Tra­di­ti­ons­fluß auch sei­ne Quel­le in sich und strebt der Mün­dung zu.“ Die Tra­di­ti­on, das zeich­net sie aus, ist kon­sti­tu­tiv mit ihrer Quel­le ver­bun­den. Sie ist aber nicht sta­tisch und war es auch zu kei­ner Zeit, son­dern fließt ihrem Ziel zu. Der Papst for­dert daher wört­lich: „voll­kom­me­ne Treue zur rei­chen und kost­ba­ren lit­ur­gi­schen Tra­di­ti­on und der vom Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil gefor­der­ten Reform, nach den Grund­sät­zen von Sacro­sanc­tum Con­ci­li­um und den Aus­sa­gen des Lehramts“.

Die Instruk­tio­nen stel­len wei­te­re Schrit­te dar, die wie­der­um so ange­legt sind, daß die Erneue­rung der Lit­ur­gie damit nicht abge­schlos­sen ist. Die Prie­ster­se­mi­na­re wer­den auf­ge­for­dert, die Semi­na­ri­sten und damit künf­ti­gen Prie­ster auch im alten Ritus aus­zu­bil­den. Das bedeu­tet auf dem Papier die Grund­stein­le­gung zu einer tat­säch­lich „biri­tu­el­len“ Kir­che. Wenn­gleich der Begriff im Sin­ne des Pap­stes nicht prä­zi­se ist.  Es bedeu­tet in Wirk­lich­keit, daß die Kir­che der Zukunft wesent­lich eine Kir­che der lit­ur­gi­schen Kon­ti­nui­tät im Ritus aller Zei­ten sein wird. Die Bischö­fe sind nicht durch Sank­tio­nen gezwun­gen, die­ser Auf­for­de­rung zu fol­gen. Die Instruk­tio­nen schaf­fen aber den Rah­men, in dem alle Bischö­fe guten Wil­lens im Gehor­sam der Auf­for­de­rung des Pap­stes fol­gen kön­nen und das wird sicher die Mehr­heit tun. Die (letz­ten) Wider­stän­de auch von Bischö­fen aus dem deut­schen Sprach­raum erwei­sen sich mehr und mehr als das stör­ri­sche War­ten auf den rich­ti­gen Zug am fal­schen Bahnhof.

Man kann also mit Fug und Recht sagen, daß Bene­dikt XVI. die Kir­che umbaut. Er tut es auf die ihm urei­gen­ste Art und Wei­se der Über­zeu­gungs­ar­beit und der Kon­ti­nui­tät, die in lit­ur­gi­schen Din­gen jeden Bruch und jeden schrof­fen oder auch nur über­gro­ßen Schritt ablehnt. Der ein­schrän­ken­de Umstand, daß Diö­ze­sen nicht (ohne Son­der­er­laub­nis) im alten Ritus wei­hen dür­fen, weist dar­auf hin, daß wei­te­re Schrit­te fol­gen wer­den. So wie die biri­tu­el­le Aus­bil­dung an sich schon eine neue Eigen­dy­na­mik aus­lö­sen wird, wie ja auch das Motu pro­prio eine Eigen­dy­na­mik zur Fol­ge hatte.

Uni­ver­sae Eccle­siae ent­spricht wohl dem, was Wohl­mei­nen­de sich erwar­tet und erhofft haben. Es wird auch wei­ter­hin Brem­ser geben. Es wird auch jene geben, denen jeder Schritt „zu wenig weit“ geht. Aller­dings ist der Spiel­raum der Brem­ser wie der Kri­ti­ker wei­ter ein­ge­schränkt wor­den und mit der Erhö­hung der Päpst­li­chen Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei zur ent­schei­dungs­be­fug­ten Beru­fungs­in­stanz wur­de eine veri­ta­ble Durch­set­zungs­be­hör­de geschaffen.

Tat­sa­che ist, daß Papst Bene­dikt XVI. die Kir­che „neu“ baut, in dem er in einer Art Bogen wie­der auf die gera­de Linie bringt, was aus der Spur gera­ten ist. Es ist kei­ne Rück­kehr, weil es in der Geschich­te nie eine Rück­kehr gibt (der Tra­di­ti­ons­fluß fließt). Es ist in Bogen­form das Wie­der­ein­schwen­ken auf den eigent­li­chen Weg, den Weg der Kontinuität.

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