Wir sind fast sieben Milliarden. Wir hätten neun sein sollen.


von Colin Mason und Ste­ven W. Mosher

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Colin Mason, Pres­se­spre­cher des Popu­la­ti­on Rese­arch Insti­tu­te (PRI) in Front Roy­al, Vir­gi­nia (USA), und Ste­ven W. Mos­her, Vor­sit­zen­der des Insti­tuts ver­faß­ten bereits im ver­gan­ge­nen Jahr eine denk­wür­di­ge Mah­nung zu den Berich­ten über das Anwach­sen der Welt­be­völ­ke­rung auf sie­ben Mil­li­ar­den Menschen. 

Die Zahl der Erden­be­woh­ner ver­setzt die Medi­en in Auf­ruhr. Gegen Ende die­ses Jah­res oder spä­te­stens am Beginn des kom­men­den – ein genau­es Datum gibt es nicht – wird es auf der Welt zum ersten Mal in der Geschich­te gleich­zei­tig sie­ben Mil­li­ar­den Men­schen geben.

Für die pro­gres­si­ven Mei­nungs­ma­cher eine Gele­gen­heit, um Tin­ten­strö­me zu verschütten.

Natio­nal Geo­gra­phic räum­te bereits das gan­ze Jahr hin­durch einer kri­ti­schen Bewer­tung des demo­gra­phi­schen Wachs­tums brei­ten Raum ein, und löste damit unzäh­li­ge Arti­kel, geschnie­gel­te Film­chen und Foto­re­por­ta­gen aus, die beun­ru­hi­gen sol­len, über die angeb­lich wegen einer „Über­be­völ­ke­rung“ unmit­tel­bar bevor­ste­hen­den Kata­stro­phen. Und die Alarm­be­reit­schaft zahl­rei­cher Orga­ni­sa­tio­nen ist bereits auf Panik total eingestellt.

Sogar auf einer kürz­lich abge­hal­te­nen Tagung der Ame­ri­can Asso­cia­ti­on for the Advance­ment of Sci­ence, wur­de – nach­dem man jeg­li­che wis­sen­schaft­li­che Objek­ti­vi­tät bei­sei­te gelegt und sich die „Müll-Wis­sen­schaft“ zu eigen gemacht hat­te – das übli­che Getö­se gegen das expo­nen­ti­el­le Welt­be­völ­ke­rungs­wachs­tum und des­sen Aus­wir­kun­gen auf die Umwelt ange­stimmt. So kam es, daß sich nur weni­ge Stun­den nach Abschluß der Tagung im Inter­net Schock-Schlag­zei­len wie ein Flä­chen­brand ver­brei­te­ten. Yahoo News behaup­te­te, daß der Pla­net 2050 „unkennt­lich“ sein könn­te. Die Tages­zei­tung Tehe­ran Times frag­te sich besorgt, ob die Mensch­heit eine Bevöl­ke­rung von mehr als 10 Mil­li­ar­den Men­schen ver­kraf­ten wer­de kön­nen. Der Tages­zei­tung scheint völ­lig ent­gan­gen zu sein, daß die Gebur­ten im Iran wegen der von den Aya­tol­lahs gewoll­ten staat­li­chen Ste­ri­li­sa­ti­ons­kam­pa­gnen nied­ri­ger ist, als nötig wäre, um das der­zei­ti­ge Bevöl­ke­rungs­ni­veau zu halten.

Das Popu­la­ti­on Rese­arch Insti­tu­te sieht die Sache anders. Wäh­rend sich die Welt­be­völ­ke­rung im ver­gan­ge­nen Jahr­hun­dert ver­vier­fach­te, bedeu­te­te die Bevöl­ke­rungs­zu­nah­me stets auch Wachs­tum der Pro­spe­ri­tät und des Wohl­stan­des. Heut­zu­ta­ge sind die Men­schen rei­cher, gesün­der und bes­ser aus­ge­bil­det denn je. Zudem nimmt die Zahl der Men­schen, die in Armut leben, wei­ter ab.

Was uns also wirk­lich besorgt für die Zukunft ist nicht eine zu gro­ße Kin­der­zahl, son­dern eine zu klei­ne. Die Geburts­ra­ten sind näm­lich in allen Kon­ti­nen­ten ein­ge­bro­chen. Die Welt­be­völ­ke­rung wird sich also nicht nur nie mehr ver­dop­peln, viel­mehr ist es sehr wahr­schein­lich, daß sie nicht ein­mal mehr groß die Acht-Mil­li­ar­den-Mar­ke über­schrei­ten wird.

Ohne die Abtrei­bung hät­ten wir natür­lich die Acht-Mil­li­ar­den-Gren­ze erreicht.

Schlim­mer als jeder pri­mi­ti­ve Volks­stamm haben wir moder­nen Men­schen die schlech­te Ange­wohn­heit ent­wickelt, unse­re eige­ne Nach­kom­men­schaft umzu­brin­gen und dies mit einem beein­drucken­den Rhyth­mus zu tun.

Wie der vor kur­zem ver­öf­fent­lich­te Bericht des Alan Gutt­ma­cher-Insti­tuts besagt, wer­den jähr­lich welt­weit 42 Mil­lio­nen Abtrei­bun­gen durch­ge­führt. Gleich­zei­tig teil­te der Bericht 2011 die­ser Plan­ned Paren­thood-Ein­rich­tung mit, daß die Zahl der Abtrei­bun­gen in der Ver­gan­gen­heit sogar noch höher war. „Zwi­schen 1995 und 2003 ging die Zahl der Abtrei­bun­gen welt­weit von 46 Mil­lio­nen auf unge­fähr 42 Mil­lio­nen zurück. Welt­weit endet in etwa eine von fünf Schwan­ger­schaf­ten mit Abtreibung.“

Doch der sprin­gen­de Punkt ist, daß wir in Wirk­lich­keit nicht wis­sen, ob die­se Zah­len zuver­läs­sig sind. Letzt­lich hat das Gutt­ma­cher Insti­tut kei­ne Mög­lich­keit von vie­len Staa­ten siche­re Sta­ti­sti­ken zu erhal­ten, in denen die Abtrei­bungs­ra­te sehr hoch ist. Allein die chi­ne­si­sche Regie­rung zwingt den Frau­en des Lan­des zwi­schen 10 und 14 Mil­lio­nen Abtrei­bun­gen im Jahr auf. Die Gesamt­zahl der welt­wei­ten Abtrei­bun­gen könn­te deut­lich höher sein als die von der oben genann­ten Quel­le geschätz­ten 42 Millionen.

Neh­men wir jedoch an, daß die Anga­ben des Gutt­ma­cher-Insi­ti­tuts im gro­ßen und gan­zen kor­rekt sind und ver­su­chen wir eine ein­fa­che Rech­nung. Bei einem Rhyth­mus von 40 Mil­lio­nen Abtrei­bung im Jahr, bräuch­ten wir ledig­lich 25 Jah­re, um eine Mil­li­ar­de Men­schen zu eliminieren.

Da das Abtrei­bungs­ge­schäft so rich­tig bereits um 1960 ein­setz­te, bedeu­tet das, daß wir bis heu­te mehr oder weni­ger bereits das Dop­pel­te die­ser Zahl aus­ge­löscht haben, das heißt rund zwei Mil­li­ar­den unge­bo­re­ne Menschen.

Den­ken wir dar­über nach.

Im Lau­fe eines hal­ben Jahr­hun­derts, wur­den ein­fach und ohne Fan­fa­ren­klang in den Städ­ten wie in den nor­mal­sten Dör­fern, und in Dut­zen­den von Staa­ten rund um den Glo­bus, etwa zwei Mil­li­ar­den Kin­der getö­tet. Kin­der, die namen­los star­ben, häu­fig ohne daß jemand um sie wein­te und nur manch­mal als sol­che erkannt.

Das 20. Jahr­hun­dert war gewalt­tä­tig in allen nur erdenk­li­chen For­men. 37 Mil­lio­nen Men­schen wur­den wäh­rend des Ersten Welt­kriegs getö­tet. Mehr als 60 Mil­lio­nen star­ben im Zwei­ten. Sechs Mil­lio­nen Juden und wei­te­re sechs Mil­lio­nen Katho­li­ken kamen in Hit­lers Ver­nich­tungs­la­gern ums Leben. 20 Mil­lio­nen wur­den durch die sowje­ti­schen Behör­den getö­tet. 65 Mil­lio­nen wur­den von der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei Chi­nas eli­mi­niert und wei­te­re 42 Mil­lio­nen ver­hun­ger­ten beim von Mao gewoll­ten „Gro­ßen Sprung nach vorn“. Und so weiter.

Doch alle die­se Zah­len ver­blas­sen ange­sichts der unver­gleich­ba­ren Zahl der Kin­der, die in die­sem letz­ten hal­ben Jahr­hun­dert getö­tet wurden.

Das ist das unge­heu­re demo­gra­phi­sche Ereig­nis, das wirk­lich ent­schei­dend ist. Wäh­rend die Mensch­heit sich also vor­be­rei­tet, wahr­schein­lich im Früh­jahr die Geburt des sie­ben­mil­li­ard­sten Kin­des die­ser Welt zu fei­ern, wäre es ange­bracht, Zeit für eine Gedenk­mi­nu­te für die Mil­li­ar­de oder zwei Mil­li­ar­den Kin­der zu fin­den, die den Mes­sern der Abtrei­ber zum Opfer gefal­len sind und noch immer fallen.

Requie­scant in pace – Laß sie ruhen in Frieden

(Über­set­zung von Giu­sep­pe Nar­di, Bild: 40days​for​li​fe​.com)

 

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