Chrysostomos II. erinnert an Regensburger Rede: „Islam muß auf Gewalt verzichten“


(Vatikan/​Nikosia) Chry­so­sto­mos II., Pri­mas der ortho­do­xen Kir­che Zyperns besuch­te Papst Bene­dikt XVI. im Vati­kan. Zypern gilt nach Jeru­sa­lem als älte­ste christ­li­che Gemein­schaft, gegrün­det vom Apo­stel Bar­na­bas. Unmit­tel­bar nach dem Audi­enz erklär­te er gegen­über der Pres­se: „Der Besuch hat einen zen­tra­len Grund: ein­mal mehr um Hil­fe zu bit­ten. Die Bit­te rich­tet sich an den Papst und durch ihn an die euro­päi­sche Gemein­schaft, damit sie end­lich etwas für die Chri­sten wie uns unter­nimmt, die gezwun­gen sind, wie alle Chri­sten im Nahen Osten, unter einem Mili­tär­re­gime zu leben, die hin­ter einer demo­kra­ti­schen Fas­sa­de aus­schließ­lich dar­auf abzielt, alles zu islamisieren.“

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Zypern erleb­te 1974 einen tür­ki­schen Erobe­rungs­feld­zug. Anka­ra konn­te die Nord­hälf­te der Insel unter sei­ne Kon­trol­le brin­gen. Durch ille­ga­le Sied­lungs­po­li­tik, mit der Tür­ken aus Ana­to­li­en auf Zypern ange­sie­delt wur­den, wo bis dahin grie­chisch-ortho­do­xe Zyprio­ten leb­ten, ver­sucht die Tür­kei voll­ende­te Tat­sa­chen zu schaf­fen. „In Euro­pa mei­nen vie­le, die Tür­kei sei ein demo­kra­ti­scher Staat, der sogar bereit sei, Mit­glied der Euro­päi­schen Uni­on zu wer­den. Ich sagen die­sen Leu­ten: Macht eure Augen auf! Kommt nach Zypern und schaut euch unse­re zer­stör­ten Kir­chen an, die zu Stäl­len umge­wan­delt wur­de. Nie­mand darf dort mehr die Hei­li­ge Mes­se zele­brie­ren. Nie­mand darf in sein Haus zurück­zu­keh­ren, aus dem er ver­trie­ben wur­de. Ist das Demo­kra­tie?“, so Erz­bi­schof Chry­so­sto­mos II.

Der ortho­do­xe Pri­mas von Zypern zeig­te sich erfreut, daß Papst Bene­dikt XVI. über die schwie­ri­ge Lage der Chri­sten auf Zypern bestens infor­miert war und füg­te hin­zu: „Wenn er könn­te, wür­de er die Stim­me erhe­ben.“ Chry­so­sto­mos II. erklär­te die­se Aus­sa­ge wie folgt: Der Papst „weiß, daß feu­ri­ge Erklä­run­gen lei­der nicht viel nüt­zen. Er weiß, daß man nicht immer sagen kann, was man denkt. So hilft er uns wie es ihm mög­lich ist. In sei­ner Regens­bur­ger Rede von 2006 war er sehr klar: Der Islam muß auf Gewalt ver­zich­ten. Er muß dar­auf ver­zich­ten, den Namen Got­tes zu benut­zen, um sei­nen reli­giö­sen Haß zu recht­fer­ti­gen. Um Miß­ver­ständ­nis­sen vor­zu­beu­gen: Ich ken­ne die mei­sten Füh­rer der ver­schie­de­nen isla­mi­schen Gemein­schaf­ten des Nahen Ostens und der größ­te Teil sind Per­so­nen mit gesun­dem Men­schen­ver­stand. Ich fra­ge mich aber: Sind sie imstan­de die Gewalt­tä­ti­gen im Griff zu behal­ten? Sind sie imstan­de die Haß­pre­di­ger ruhig zu hal­ten, die – ob es ihnen gefällt oder nicht – Teil ihrer Gemein­schaf­ten sind?“

Pao­lo Roda­ri ver­mu­tet, daß der Besuch des Erz­bi­schofs in Rom nicht zufäl­lig erfolg­te, wäh­rend west­li­che Kampf­flug­zeu­ge unter NATO-Kom­man­do und mit UNO-Man­dat in Liby­en ein­grei­fen. „Meist begrün­den west­li­che Staa­ten Mili­tär­ak­tio­nen mit dem Schutz der Men­schen­rech­te. So war es im Irak und in Afgha­ni­stan.  War­um drän­gen die­sel­ben Staa­ten, die so betont die Demo­kra­tie expor­tie­ren wol­len – ohne es natür­lich zu einem Krieg kom­men zu las­sen – nicht auch die Tür­kei zu einer Richtungsänderung?“

„Sie haben unse­re Häu­ser besetzt, unser Land geteilt. Die Kolo­ni­sten beset­zen alles, auch die Häu­ser der zyprio­ti­schen Tür­ken, denen 1974 erlaubt wur­de, in ihren Häu­sern zu blei­ben, als die grie­chi­schen Zyprio­ten ver­trie­ben wur­den. Es ist eine gro­ße Unge­rech­tig­keit, die den Islam zu einer gründ­li­chen Gewis­sens­er­for­schung ver­an­las­sen soll­te. Der Islam ist im Vor­marsch und erobert immer mehr Ter­rain. Auf Zypern sind wir die­ser Bedro­hung weit mehr aus­ge­setzt, als ihr. Es ist aber ein Pro­blem, das ganz Euro­pa betrifft“, so Erz­bi­schof Chry­so­sto­mos II. nach sei­nem Besuch bei Papst Bene­dikt XVI.

(Palaz­zo Apostolico/​Giuseppe Nar­di, Bild: Palaz­zo Apostolico)

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