Liebe Brüder und Schwestern!
Heute möchte ich über den heiligen Petrus Canisius sprechen, der auch zweiter Apostel Deutschlands genannt wird. Er wurde am 8. Mai 1521 in Nimwegen, in den heutigen Niederlanden, geboren. Während seines Studiums an der Kölner Universität stand er mit mehreren tief gläubigen Menschen der sogenannten devotio moderna in engem Kontakt. Nach geistlichen Exerzitien unter der Führung des seligen Peter Faber, einem der ersten Gefährten des heiligen Ignatius von Loyola, trat er in den Jesuitenorden ein. Im Alter von 25 Jahren wurde er zum Priester geweiht und nahm bereits ein Jahr später als Theologe des Augsburger Bischofs am Konzil von Trient teil. In Bologna wurde er zum Doktor der Theologie promoviert und kehrte mit dem Segen Papst Pauls III. nach Deutschland zurück. Als er noch in Rom an den Gräbern der Apostel betete, hat er in einer Vision das geöffnete Herz Jesu gesehen, und der Herr versprach ihm für seine Aufgabe ein geistliches Gewand, das aus drei Teilen gewoben war: aus innerem Frieden, Liebe und Ausdauer. Mit diesen drei Kräften hat er versucht, die Kirche in Deutschland zu erneuern. Petrus Canisius ging zunächst als Professor nach Ingolstadt – die Vorgängeruniversität der Universität München – und wirkte dann im Zuge der katholischen Erneuerung als Lehrer und Prediger in Dillingen, Innsbruck, Wien, Prag und Fribourg in der Schweiz, wo er jeweils Jesuitenkollegien gründete. Große Beachtung verdient sein schriftstellerisches Werk. Er hat drei Ausgaben des Katechismus geschaffen – für Kinder, Schüler und Studenten – und in klarer und ganz unpolemischer, von der Schrift und den Vätern her inspirierter Weise Fragen und Antworten formuliert, in denen das Ganze des Glaubens zum Vorschein kommt, und er hat damit Generationen im Glauben geprägt. Noch zu seinen Lebzeiten sind 200 Auflagen seines Katechismus erschienen, bis zum 19. Jahrhundert wurden weitere Hunderte von Auflagen gedruckt. So ist er wirklich der Erneuerer der Katechese und damit des Glaubensbewußtseins in der Kirche in Deutschland geworden. Im Alter von 76 Jahren starb er in Fribourg nach einem überaus erfüllten Leben. Papst Pius XI. hat ihn dann 1925 zum Kirchenlehrer erklärt.
Mit Freude grüße ich die deutschsprachigen Pilger und Besucher. Wie der heilige Petrus Canisius wollen wir stets die Wahrheit suchen und für sie eintreten, um so unsere innere Freundschaft mit Christus zu vertiefen und zu verlebendigen. Dies ist ja das Herzstück und die Mitte seines Lebens gewesen: die Freundschaft mit Christus, dessen offenes Herz er gesehen hat, von dem er sich aufgefordert fühlte, aus den Wassern des Lebens zu trinken, die von Ihm kamen. Dies ist die Mitte, von der wir Christen leben, und dies ist die Mitte, von der her die Kirche immer wieder erneuert werden kann. Euch allen wünsche ich einen gesegneten Aufenthalt in Rom.