30 Jahre Ein-Kind-Politik der Volksrepublik China ohne Rechtsgrundlage? – Jurist verklagt die Regierung


(Peking) Wird in Chi­na seit 30 Jah­ren durch ein dik­ta­to­ri­sches Regime ohne jeg­li­che Rechts­grund­la­ge ein Feld­zug gegen das Leben geführt? Die seit 30 Jah­ren staat­li­che erzwun­ge­ne Ein-Kind-Poli­tik erfol­ge im rechts­frei­en Raum. Dies ist der Stand­punkt eines ehe­ma­li­gen chi­ne­si­schen Uni­ver­si­täts­pro­fes­sors für Rechts­wis­sen­schaf­ten. Er ver­klag­te die chi­ne­si­sche Regie­rung, nach­dem er von der loka­len Pekin­ger Fami­li­en­pla­nungs­kom­mis­si­on mit einer Geld­stra­fe von 240.000 Yuan (umge­rech­net rund 28.000 Euro) belegt wur­de, weil er und sei­ne Frau ein zwei­tes Kind bekom­men haben. Dies berich­tet die Glo­bal Times.

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Die Stra­fe wur­de von der Behör­de als „sozia­le War­tungs­ge­bühr“ aus­ge­ge­ben, weil ein zwei­tes Kind eine gegen das Volks­wohl gerich­te­te Bela­stung dar­stel­le. Die Höhe der Stra­fe ent­spricht dem neun­fa­chen durch­schnitt­li­chen Ein­kom­men in der chi­ne­si­schen Haupt­stadt. Yang Zhiz­hou wur­de zudem von sei­ner Stel­le als außer­or­dent­li­cher Pro­fes­sor für Rechts­wis­sen­schaf­ten an der Jugend­uni­ver­si­tät für Poli­tik­wis­sen­schaf­ten ent­bun­den, weil er gegen die Ein-Kind-Poli­tik des kom­mu­ni­sti­schen Regimes ver­sto­ßen habe.

Der Rechts­wis­sen­schaft­ler ver­klag­te nun die Pekin­ger Fami­li­en­pla­nungs­kom­mis­si­on, da es „kein Gesetz gibt, das chi­ne­si­sche Paa­re auf ein ein­zi­ges Kind ein­schränkt“, so Zhizhou.

Die offi­zi­el­le Ein-Kind-Poli­tik, die mit Geld- und Haft­stra­fen seit 30 Jah­ren der chi­ne­si­schen Bevöl­ke­rung auf­ge­zwun­gen wird, habe kei­ne recht­li­che Grund­la­ge, so der Stand­punkt des Juri­sten. „Obwohl Chi­nas Bevöl­ke­rungs- und Fami­li­en­pla­nungs­ge­setz ein Paar ermun­tert, nur ein Kind zu haben, exi­stiert kein expli­zi­tes Ver­bot“, schrieb Zhiz­hou laut Glo­bal Times in sei­nem Blog. „Es gibt kei­ne Geset­ze und kei­ne rechts­gül­ti­gen Bestim­mun­gen, die fest­schrei­ben, daß es unge­setz­lich oder gar straf­bar sei, meh­re­re Kin­der zu haben.“

Der Rechts­an­walt von Zhiz­hou, Zhou Ze, ver­trat vor Gericht den Stand­punkt, daß die Stra­fe nach dem Ein­kom­men der Eltern zu berech­nen sei. Da der Jurist aus sei­ner Posi­ti­on an der Uni­ver­si­tät ent­fernt wur­de, ver­die­ne er der­zeit ledig­lich 100 Yuan im Monat. Das ent­spricht unge­fähr 11,5 Euro.

Offi­zi­el­le Sta­ti­sti­ken der chi­ne­si­schen Regie­rung bele­gen, daß durch die Ein-Kind-Poli­tik des Regimes die Abtrei­bungs­ra­te eine der höch­sten in der Welt ist und Abtrei­bung beson­ders bei jun­gen, unver­hei­ra­te­ten Frau­en weit ver­brei­tet ist.

So nahm die Zahl der offi­zi­ell genann­ten Abtrei­bun­gen von 7,6 Mil­lio­nen im Jahr 2007 auf 9,2 Mil­lio­nen im Jahr 2008 zu. Selbst staat­li­che Medi­en gehen davon aus, daß die tat­säch­li­che Zahl bei 13 Mil­lio­nen lie­gen könn­te. Das ent­spricht der geschätz­ten Gesamt­zahl der chi­ne­si­schen Opfer des Zwei­ten Welt­krie­ges (Sol­da­ten und Zivi­li­sten) von 1937 – 1945.

Die Asso­cia­ted Press berich­te­te, daß eini­ge Krank­häu­ser und Abtrei­bungs­kli­ni­ken Pekin­ger Stu­den­ten regie­rungs­sub­ven­tio­nier­te Preis­nach­läs­se für Abtrei­bun­gen anbie­ten und die­se in den offi­zi­el­len Ver­laut­ba­run­gen der Uni­ver­si­tät bewor­ben wer­den. AP zitier­te Zhou Angin, den Lei­ter einer Abtrei­bungs­kli­nik in Xi-an: „Die gesell­schaft­li­che Ableh­nung eines außer­ehe­li­chen Kin­des ist in unse­rer Gesell­schaft wesent­lich grö­ßer als die einer Abtreibung.“

Nach 30 Jah­ren der Ein-Kind-Poli­tik befin­det sich in der Volks­re­pu­blik Chi­na die natür­li­che Aus­ge­gli­chen­heit zwi­schen den Geschlech­tern in einer deut­li­chen Schief­la­ge zugun­sten der Män­ner. Im Zeit­raum 2000 bis 2005 wur­den in Chi­na auf 100 Mäd­chen 121 Jun­gen gebo­ren. Durch den Ein-Kind-Zwang wer­den bevor­zugt Mäd­chen Opfer der vor­ge­burt­li­chen Kindestötung.

(LifeSiteNews/​Giuseppe Nar­di, Bild: infiniteunknow)

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