Blasphemiegesetz: Forderung Papst Benedikts XVI. macht tiefe Spaltung Pakistans sichtbar


(Laho­re) Die Auf­for­de­rung Papst Bene­dikts XVI. an Paki­stan, das berüch­tig­te Anti-Blas­phe­mie­ge­setz abzu­schaf­fen, mach­te die tie­fen Spal­tun­gen in der paki­sta­ni­schen Gesell­schaft sicht­bar. Die Füh­rer radi­ka­ler isla­mi­scher Grup­pen het­zen die Mas­sen auf und kla­gen den Papst an, „die gan­ze Welt in einen töd­li­chen Krieg“ trei­ben zu wol­len. Lia­quat Baloch, Gene­ral­se­kre­tär von JI bezeich­ne­te die Aus­sa­gen des Pap­stes als „ver­rückt“, weil sie die „Sicher­heit der Chri­sten in Paki­stan gefähr­den“ wür­den. Baloch beton­te, daß der Mör­der des Gou­ver­neurs des Pun­jab, Mum­taz Qadri, die Unter­stüt­zung „der gesam­ten Nati­on“ genie­ße. Rechts­an­wäl­te, die erklär­ten, „geehrt und stolz“ dar­auf zu sein, ihn vor Gericht ver­tei­di­gen zu kön­nen, ver­si­cher­ten, daß er bald wie­der frei sein werde.

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Jede Ände­rung des Geset­zes wird von ihnen „kate­go­risch“ zurück­ge­wie­sen. Das Blas­phe­mie­ge­setz wird auch von einer Grup­pe jun­ger Rechts­an­wäl­te ver­tei­digt, die sich selbst als „libe­ral“ bezeich­nen, die aber immer radi­ka­le­re isla­mi­sti­sche Posi­tio­nen ein­neh­men. Ihr Vor­sit­zen­der Rao Abdur Rahe­em grün­de­te das Inter­net­fo­rum: „Bewe­gung zum Schutz der Wür­de des Propheten“.

Von Regie­rungs­sei­te schließt Mini­ster­prä­si­dent You­saf Raza Gila­ni „kate­go­risch“ jede Ände­rung des Geset­zes aus und wird dar­in vom Mini­ster für reli­giö­se Ange­le­gen­hei­ten, Khurs­heed Shah, unterstützt.
Meh­re­re isla­mi­sche Gelehr­te „warn­ten“ die Chri­sten des Lan­des davor, auf einer Ände­rung des Geset­zes zu beharren.

Den­noch gibt es auch mode­ra­te isla­mi­sche Stim­men, die der Rede des Pap­stes Bei­fall zoll­ten. Mullah
Meh­fooz Ahmed erklär­te, die „Mei­nung“ des Pap­stes zu schät­zen und daß es Zeit sei, „die Reli­gi­ons­frei­heit zu för­dern“. Er unter­stüt­ze die Abschaf­fung des Blas­phe­mie­ge­set­zes, weil es “ für per­sön­li­che Kon­flik­te miß­braucht“ werde.

Gestern wur­de bekannt, daß im Pun­jub Muham­mad Sha­fi (45) und sein Sohn Muham­mad Aslam (20), bei­de Mos­lems, von einem Gericht wegen Belei­di­gung des Islam zu lebens­lan­ger Haft ver­ur­teilt wur­den. In Wirk­lich­keit soll der eigent­li­che Grund ein Streit mit einem ande­ren Mos­lem sein, der die bei­den Män­ner anzeig­te. Der Fall wur­de ange­heizt durch den Umstand, daß die Kon­tra­hen­ten unter­schied­li­chen Rechts­schu­len des sun­ni­ti­schen Islam, Deo­ban­di und Barel­vi, angehören.

Gegen die fort­schrei­ten­de „Isla­mi­sie­rung“ Paki­stans ergriff auch Bila­wal Bhu­t­to Zar­da­ri, der Vor­sit­zen­de der Regie­rungs­par­tei Stel­lung. Er bezeich­ne­te jene als „wirk­li­che Blas­phe­mi­ker“, die die Ermor­dung des Gou­ver­neurs des Pun­jub, Taseer, fei­ern. Bila­wal Bhu­t­to Zar­da­ri ist Sohn der ehe­ma­li­gen Mini­ster­prä­si­den­tin Bena­zir Bhu­t­to und des der­zei­ti­gen Staats­prä­si­den­ten Zardari.

Indes übte Shehr­ba­no Taseer, die Toch­ter des ermor­de­ten Gou­ver­neurs Kri­tik an der Regie­rungs­par­tei Paki­sta­ni­sche Volks­par­tei (PPP). 2008 habe sie die „Revi­si­on“ jener Berei­che ange­kün­digt, die Ursa­che für sozia­le und reli­giö­se Kon­flik­te sind, doch „unter dem Druck reli­giö­ser isla­mi­scher Grup­pen gegen die Begna­di­gung von Asia Bibi wur­de das Pro­gramm von Par­tei und Regie­rung umgestoßen“.

Msgr. Rufin Antho­ny, Bischof von Islam­abad-Rawalpin­di, bestä­tig­te gegen­über Asia­news, daß sich die paki­sta­ni­sche Regie­rung „unter star­kem Druck“ reli­giö­ser Par­tei­en befin­de und „beim Blas­phe­mie­ge­setz eine Kehrt­wen­de um 180 Grad“ voll­zo­gen habe. Inner­halb der PPP gebe es star­ke Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten, so der Bischof.
Die „ein­zi­ge Klar­heit“ bestehe dar­in, so der mos­le­mi­sche Intel­lek­tu­el­le Bab­ar Ayaz, daß es „kei­ne vol­le Demo­kra­tie gibt“. In Ein­klang mit Papst Bene­dikt XVI. beton­te auch er, daß die „vol­le Reli­gi­ons­frei­heit“ not­wen­dig sei, „weil man nicht ande­ren den eige­nen Glau­ben auf­zwin­gen kann.“

(Asianews/​Giuseppe Nar­di, Bild: Asianews)

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