Patriarchen des Ostens wollen den Papst wählen – Rechtssitz im Kardinalskollegium gefordert


(Vati­kan) Die der­zeit in Rom tagen­de Bischofs­syn­ode für den Nahen Osten ver­sam­melt neben den latei­ni­schen Bischö­fen die­ser Welt­ge­gend auch die Bischö­fe der 23 Ost­kir­chen, die mit Rom uniert sind, sich also in vol­ler Ein­heit mit der katho­li­schen Kir­che befin­den, aber eige­ne Riten haben. Neben den zahl­rei­chen exi­sten­ti­el­len Pro­ble­men der oft klei­nen christ­li­chen Gemein­schaf­ten in mehr­heit­lich isla­mi­schen Staa­ten, brach­ten die Patri­ar­chen und Bischö­fe auch Wün­sche mit nach Rom, die sie in die­sen Tagen dem Papst vortragen.

Anzei­ge

Bischof Var­tan Wal­dir Bog­hos­si­an, der Apo­sto­li­sche Exarch der arme­nisch-katho­li­schen Kir­che für Latein­ame­ri­ka erhob die For­de­rung, daß die Patri­ar­chen der katho­li­schen Ost­kir­chen auf­grund ihrer Stel­lung als Väter und Ober­häup­ter von Kir­chen sui iuris, die gemein­sam mit der latei­ni­schen Kir­che in der katho­li­schen Kir­che die Katho­li­zi­tät bil­den, ipso fac­to Mit­glie­der des Kar­di­nals­kol­le­gi­ums und damit im Kon­kla­ve Wäh­ler des Pap­stes sein soll­ten, ohne die Not­wen­dig­keit, dafür den latei­ni­schen Titel eines Kar­di­nals ver­lie­hen zu bekom­men. Aus dem­sel­ben Grund soll­ten sie auch pro­to­kol­la­risch vor den Kar­di­nä­len gereiht sein.

Soll­te Papst Bene­dikt XVI. die­sem Wunsch ent­spre­chen, bekä­men die Patri­ar­chen der unier­ten Kir­chen des Ostens Anspruch auf einen Rechts­sitz im höch­sten und exklu­siv­sten Kreis der katho­li­schen Kir­che. Es wäre aber noch viel mehr: Es wür­de die zen­tra­le Grund­re­gel des Kon­kla­ves ver­än­dert. Seit einem Jahr­tau­send wäh­len aus­schließ­lich Kar­di­nä­le den Papst. Die­se wie­der­um wer­den ein­zig vom regie­ren­den Papst kre­iert, der in sei­ner Ent­schei­dung völ­lig frei ist. Das exklu­si­ve päpst­li­che Beru­fungs­recht wird von einer Rei­he von Oppor­tu­ni­tä­ten ein­ge­schränkt. Tra­di­tio­nell sind eine Rei­he von Erz­bi­schofs­sit­zen mit der Kar­di­nals­wür­de ver­bun­den. Am Prin­zip ändert dies aber nichts. Bis­her gibt es im Kir­chen­recht kei­ne Form der Ein­schrän­kung bei der Ernen­nung von Kar­di­nä­len. Dies wäre in Zukunft der Fall, soll­ten die Patri­ar­chen der katho­li­schen Ost­kir­chen auto­ma­tisch mit ihrer Wahl auch zu Mit­glie­dern des Kar­di­nals­kol­le­gi­ums auf­stei­gen. Die Patri­ar­chen wer­den inner­halb der jewei­li­gen ori­en­ta­li­schen Kir­chen gewählt und vom Papst nur mehr bestä­tigt und damit anerkannt.

Wei­ters for­der­te Bischof Bog­hos­si­an von Rom auch die Auf­he­bung der ter­ri­to­ria­len Juris­dik­ti­on der Kir­chen der ori­en­ta­li­schen Riten. Inner­halb der katho­li­schen Kir­che ist ledig­lich die latei­ni­sche Kir­che gren­zen­los. Die Zustän­dig­kei­ten der Ost­kir­chen sind ter­ri­to­ri­al umris­sen. Exarch Bog­hos­si­an unter­strich sei­ne For­de­rung auch mit Blick auf die Öku­me­ne: „Die voll­stän­di­ge Juris­dik­ti­on über die eige­nen Gläu­bi­gen auf allen Kon­ti­nen­ten wäre für die getrenn­ten Brü­der die kon­kre­te Vor­weg­nah­me der vol­len Einheit.“

In die­sel­be Rich­tung dräng­te der liba­ne­si­sche Bischofs Guy-Paul Nou­ja­im, der an Papst Johan­nes Paul II. erin­ner­te, der eine „neue Form“ der Aus­übung des päpst­li­chen Pri­mats anreg­te, die die Mis­si­on der Kir­che nicht beschä­di­ge und an den kirch­li­chen For­men des ersten Jahr­tau­sends anknüpft, die den Chri­sten trotz ihrer ritu­el­len Ver­schie­den­heit erlaubt, sich voll­kom­men zu Hau­se zu füh­len. Die mit Rom unier­ten Kir­chen des Ostens wün­schen sich von Rom eine Stär­kung der Com­mu­nio. Kon­kret bedeu­tet das für sie, daß sie mehr Zustän­dig­kei­ten für ihre Patri­ar­chen for­dern und das Recht, den Papst wäh­len zu können.

(Palaz­zo Apostolico/​Giuseppe Nar­di, Bild: Palaz­zo Apostoilico)

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!

 




 

2 Kommentare

  1. Mei­ne lie­ben Brü­dern und Schwe­stern in Christo.
    Wenn die Katho­li­kos-Patri­ar­chen der katho­li­sche Ost­kir­che mehr Macht inner­halb der Katho­li­sche Kir­che erhal­ten, dann wür­de die Hl. Katho­li­sche Kir­che kei­ne Skan­dal­kir­che sein. Die Hl. Väter der Katho­li­sche Ost­kir­che wür­de die Katho­li­sche West­kir­che wie der Don Camil­lo Taroc­ci auf­räu­men. Wir müs­sen mehr für die Katho­li­kos-Patri­ar­chen beten und unterstützen.
    Gelobt sei Jesus Christus.

Kommentare sind deaktiviert.