(Istanbul) Die türkische Partei der Nationalistischen Bewegung organisierte gestern ein islamisches Massengebet in einer ehemaligen Kirche-Moschee. Die MHP führte das Freitagsgebet in der ehemaligen christlichen Kathedrale von Meryemana inmitten der Ruinen der mittelalterlichen armenischen Stadt Ani nahe der Grenze zum heutigen Armenien durch. Die Aktion soll eine „Antwort“ sein, weil die Regierung Erdogan den griechisch-orthodoxen und den armenischen Christen jeweils eine außerordentliche Erlaubnis erteilte, in einer ehemaligen Kirche eine Heilige Messe zu zelebrieren.
Die Entscheidung der türkischen Regierung, Armeniern und Griechen die Feier eines Gottesdienstes in zwei historischen Kirchen zu erlauben, stieß auf heftige Kritik sowohl von radikalislamischer als auch nationalistischer Seite. Die MHP stellte ihrerseits den Antrag, in der Kirche-Moschee von Ani das Freitagsgebet abhalten zu können. Die alte armenische Kathedrale wurde 1064 von Sultan Alparslan in eine Moschee umgewandelt. Im Laufe der Jahrhunderte folgten mehrere Neuweihen als christliche Kirche und ebensoviele Umwandlungen in eine Moschee.
Rund 5000 Personen sollen am Freitagsgebet teilgenommen haben. Die Regierung erklärte, „nicht glücklich“ über die Entscheidung zu sein. Cihan Pacaci, der Generalsekretär der Nationalistenpartei erklärte Richtung Regierung: „Wie könnte es die Regierungspartei wagen, uns das Freitagsgebet zu verweigern, aber den Christen religiöse Praktiken in Akdamar und Sumela erlauben?“
Am 15. August konnte der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. im ehemaligen Kloster von Sumela in der Provinz Trapezunt eine Heilige Messe zelebrieren, während den Armeniern am 19. Septemebr die Feier einer Heiligen Messe in der Heiligkreuzkirche auf der Insel Akdamar im Vansee erlaubt wurde. Beide Gottesdienste führten zu heftigen antichristlichen Protesten nationalistischer Kräfte in der Türkei, die sich auch gegen die Regierung richteten, die eine entsprechende Sondererlaubnis dazu erteilt hatte.
(Asianews/GN, Bild: Asianews)