(Saratow) Vor einigen Wochen wande sich Clemens Pickel, Bischof des Bistum Sankt Clemens, schriftlich an den Föderalen Sicherheitsdienst um die Rehabilitation von Pfarrer Nikolaus Kraft zu erreichen. Das schreibt der Bischof in seinen Blog Katholisch in Südrußland. Pfarrer Nikolaus Kraft wurde verurteilt wegen „konterrevolutionärer Machenschaften“, erschossen noch vor dem 03.04.1921.
Gestern bekam das Bistum den Bescheid über die Rehabilitierung. Interessant ist, wie aus dem Schreiben der Staatsanwaltschaft hervorgeht, daß er bereits vor viereinhalb Jahren am 06.02.2006 aufgrund des „Gesetzes der Russischen Föderation über die Rehabilitierung der Opfer politischer Repression“ vom 18.10.1991 rehabilitiert wurde. Aber erst auf die Anfrage des Bistums wurde dies bekannt, vorher interessierte sich keiner dafür.
Nikolaus Kraft wurde am 6.12.1875 in der deutschen katholischen Gemeinde Kleinliebental bei Odessa geboren. Nach Abschluß des Priesterseminars in Saratow empfing er am 5. Mai 1899 die Priesterweihe. Als Neupriester arbeitete er in seiner Heimatgemeinde Kleinliebental, später in Christina (Ukraine) Von 1910 bis 1921 war er Pfarrer in Mariental (Wolgagebiet) und leitete während dieser Zeit den deutschen katholischen Jugendverein. 1921 wurde er als „Leiter der aufständischen Bauernverbände“ verhaftet. Ein eigens nach Mariental angereistes „Revolutionäres Gerichtstribunal auf Rädern“ verurteilte ihn und 270 deutsche Kolonisten zum Tode. Josef Keßler, der letzte Bischof der Diözese Tiraspol (mit Bischofssitz in Saratow) schreibt über ihn folgendes: „Er war das erste priesterliche Opfer des Wolgagebiets … Zu je dreißig Mann wurden die Verurteilten über den Fluss in der Richtung zum Lemberg geführt und unweit desselben im Dunkel der Nacht … mit Maschinengewehren niedergemäht… Man warf sie … in die tiefe Grube nebenan.“ (aus: Zeugen für Christus, hrsg. Helmut Moll im Auftrag der DBK, Schöningh, 2000, S. 936)
(CP/ JB)