(Sao Paolo) In Brasilien wurde ein Karmel gegründet, der sich der Tradition verbunden fühlt. Das Karmelitenkloster der Karmeliteneremiten entstand in der brasilianischen Diözese Braganca Paulista im Bundesstaat Sao Paolo. Der Karmel zelebriert ausschließlich im alten Ritus der katholischen Kirche, um genau zu sein, im alten karmelitischen Ritus, wie er bis zur Liturgiereform in Gebrauch war.
Es handelt sich um eine Gründung diözesanen Rechts mit dem Namen Eremiten der Allerseligsten Jungfrau vom Berg Karmel. Die Karmeliten berufen sich auf das Motu proprio Summorum Pontificum und erhielten vom zuständigen Diözesanbischof die Zustimmung, den alten karmelitischen Ritus zu neuem Leben zu erwecken. Prior des Klosters ist Pater Tiago de Sao Jose mit dem Salvem Liturgia folgendes Interview führte, das auszugsweise in deutscher Sprache wiedergegeben wird:
Sie zelebrieren die Liturgie im karmelitischen Ritus. Welche Gründe haben die Karmeliteneremiten dazu bewogen?
Der Hauptgrund ist folgender: Es ist nicht möglich, sich mit den ersten Karmeliten zu identifizieren, die die ursprüngliche Regel befolgten, wenn wir nicht dieselbe Liturgie feiern, obwohl die Liturgie zentraler Teil unseres Leben ist.
Verwenden die Beschuhten Karmeliten, auch Karmeliten von der alten Observanz (OCarm) genannt, und die Unbeschuhten Karmeliten (OCD) noch den alten Ritus, zumindest gelegentlich?
Die Unbeschuhten Karmeliten gaben den eigenen Ritus bereits mit der Herausgabe des karmelitischen Missale nach dem Konzil von Trient 1585 auf. Die Beschuhten Karmeliten bewahrten den Ritus des Heiligen Grabes zu Jerusalem bis 1971. Seit jenem Datum dürfen sie ihn nicht mehr feiern, nicht einmal gelegentlich, so die Entscheidung des Generalkapitels. Sie sagen, daß der alte Ritus ungeeignet gewesen sei für ihre Pfarrseelsorge. Nachdem wir keine Pfarreien haben, aber in Klöstern leben, ist der alte Ritus ideal für uns.
Können Sie uns einige Besonderheiten des Ritus nennen?
Eine Besonderheit liegt darin, daß der Psalm des Introitus vom Priester still gebetet wird. Die ersten Worte nach dem Beginn sind: Confitemini Domino quoniam bonus, quoniam in saeculum misericordia eius. Dieser Satz führt in die Auferstehungsliturgie ein, weil der Ritus am Heiligen Grab in Jerusalem entstanden ist. Unter anderem bereichert der Ritus um mehr als 50 Kreuzzeichen, die auf verschiedene Weise ausgeführt werden und unterstreicht damit die Kraft der Ereignisse am Kalvarienberg.
Wie haben Sie den Ritus gelernt? Existieren noch die liturgischen Bücher und Rubriken?
Das Missale selbst enthält die Rubriken. Wir konnten die Filmaufnahme einer Heiligen Messe aus den frühen 60er Jahren sehen, die uns half, einige feierliche Momente der Liturgie zu verbessern.
Welches sind die Früchte dieser Liturgie im Kloster und für die Gläubigen, die das Kloster besuchen?
Meine priesterliche Spiritualität ist erheblich vertieft worden, seit ich seit Oktober des Vorjahres diesen Ritus zelebriere. Gleiches gilt für die anderen Brüder, in denen eine verstärkte Verinnerlichung festzustellen ist. Auch bei den Gläubigen durften wir zahlreiche geistliche Früchte feststellen.
Verwenden Sie auch den alten römischen Ritus, die heutige außerordentliche Form des römischen Ritus? Und den neuen römischen Ritus, die ordentliche Form?
Wir zelebrieren nur den karmelitischen Ritus, auch Ritus des Heiligen Grabes genannt, und dies vollständig auf Latein.
Die Heilige Messe wird versus Deum zelebriert?
Wir sind es gewohnt, es so zu nennen, aber die eigentliche Ausrichtung ist versus orientem, das heißt Richtung Osten. So feierte die Urkirche die heilige Eucharistie. Viele wollen die Beteiligung der Gläubigen verbessern, indem sie sich zu den Menschen drehen. Die Kirche hat diese Form jedoch nie gekannt. Die Predigt erfolgt Richtung Volk. Das Heilige Opfer wird Richtung Gott Vater dargebracht, mit dem Volk, „durch Christus, in Christus und mit Christus“.
(salvemliturgia.com/GN, Bild: salvemliturgia)