(Rom) Unter dem Titel „Angriff gegen Ratzinger. Anschuldigungen und Skandale, Prophezeiungen und Komplotte gegen Benedikt XVI.“ veröffentlichten zwei der bekanntesten italienischen Vatikanisten, Paolo Rodari und Andrea Tornielli, ein gemeinsames Buch. Es erschien im Piemme-Verlag und ist seit Mittwoch in allen Buchhandlungen Italiens erhältlich.
Das Buch ist eine umfassende Untersuchung über die ersten fünf Jahre des Pontifikats von Papst Benedikt XVI. und ihre Hintergründe. Die beiden Autoren sehen den Papst konzentrierten Angriffen ausgesetzt und untersuchen die Rolle, die dabei von der „internationalen Presse“ gespielt wird. „Auffallend“ sei, so die Autoren, der Zeitplan der Angriffe auf den Papst, die jeweils nach wichtigen vatikanischen Entscheidungen einsetzten. Die Autoren spüren auf, wer, wann und warum den Papst ins (mediale) Visier nahm. Paolo Rodari, um dessen erstes Buch es sich handelt, ist aufmerksamer Beobachter des Vatikans und für Kirchenfragen bei der Tageszeitung Il Foglio, die vor allem durch ihren Chefredakteur Giuliano Ferrara bekannt ist. Andrea Tornielli ist seit Jahren Vatikanist der Mailänder Tageszeitung Il Giornale. Beide Autoren betreiben eigene Blogs im Internet.
Auf 300 Seiten breiten die Autoren eine Reihe von bisher unveröffentlichten Dokumenten und Zeugnissen aus, die die Hintergründe der „Krisen“ erhellen, die das Pontifikat Benedikts XVI. kennzeichnen.
Das Buch entstand im Zuge der jüngsten Skandalwelle, rund um fleischliche Sünden von einzelnen Priestern. Auf die Anklagebank wurde jedoch der Papst gezerrt, wie es bereits andere Male („zu viele Male“, wie Rodari schreibt) in den vergangenen fünf Jahren geschehen war: die Kritik und die Polemiken rund um die berühmte Regensburger Rede; der aufsehenerregende Rücktritt des eben erst ernannten Erzbischofs von Warschau, Msgr. Stanislaw Wielgus, wegen seiner Kollaboration mit dem Geheimdienst des ehemaligen kommunistischen Regimes in Polen; die Angriffe wegen der Veröffentlichung des Motu proprio Summorum Pontificum, mit dem der alte Ritus der katholischen Kirche rehabilitiert wurde; die Aufhebung der Exkommunikation der vier Lefebvre-Bischöfe der Priesterbruderschaft St. Pius X., die mit der Ausstrahlung eines aufgezeichneten Fernsehinterviews zusammenfiel, das einer dieser Bischöfe einer schwedischen Fernsehanstalt gegeben hatte und in dem er die Existenz von Gaskammern im Dritten Reich leugnete; die diplomatische Krise wegen der Papstworte über Präservative am ersten Tag seiner Afrikareise; der verzweigte Skandal des sexuellen Kindesmißbrauchs durch Priester, der Gefahr läuft, einen Schatten auf die letzten Jahre des Pontifikats von Johannes Paul II. zu werfen.
„Von Sturm zu Sturm, von Polemik zu Polemik mit der Wirkung, die Botschaft Benedikts XVI. zu ‚anästhetisieren‘, um sie in das Klischee des ‚rückwärtsgewandten Papstes‘ pressen zu können und damit seine Bedeutung zu entschärfen“, schreiben die beiden Autoren über ihr Buch. „Damit will man vor allem Aufbrüche und Öffnungen vergessen machen, die Ratzinger in den ersten fünf Jahren seines Pontifikats zu großen Themen eingeleitet hat.“ Ziel der Angriffe sei die Schwächung der katholischen Kirche und der Autorität und des Ansehens des Papstes. Dabei seien Gruppen und Kräfte am Werk, die wenig miteinander verbinde, die jedoch ein gemeinsamen „Feindbild Papst“ hätten.
Die Autoren schreiben, daß der Papst über ausgezeichnete Mitarbeiter verfüge und widerlegen damit eine stereotype Kritik von den angeblich ungeeigneten Mitarbeitern. Allerdings sei der Papst in wichtigen Momenten „objektiv allein“. Die Mitarbeiter würden nicht ausreichend dafür sorgen, daß die Stimme des Papstes richtig gehört wird.
Das Buch sei geschrieben worden, um verständlich zu machen, was ein Kardinal zu den Autoren sagte: „Die einzige wirkliche Sache, die man Ratzinger nicht verzeiht, ist, daß er zum Papst gewählt wurde.“
Attacco a Ratzinger. Accuse e scandali, profezie e complotti contro Bendetto XVI., Verlag Piemme, 322 Seiten, Preis € 18,00
Giuseppe Nardi