Europarat: Ärztliche Gewissensfreiheit soll beschnitten werden – Straßburger Vorschlag sieht Mithilfe bei Abtreibung in staatlichen Einrichtungen zwingend vor


(Straß­burg) Ein Aus­schuß der Par­la­men­ta­ri­schen Ver­samm­lung des Euro­pa­ra­tes greift die ärzt­li­che Gewis­sens­frei­heit mas­siv an. Er will Regeln für Ärz­te fest­schrei­ben, die eine Behand­lung aus Gewis­sens­grün­den ver­wei­gern, berich­tet das Deut­sche Ärz­te­blatt (online, 22. 06. 2010). In dem Straß­bur­ger Ent­wurf, der sich an die 47 Euro­pa­rats-Mit­glied­staa­ten rich­tet, heißt es, die Medi­zi­ner soll­ten ver­pflich­tet wer­den, unter Umstän­den ihre Gewis­sens­grün­de zurück­zu­stel­len. Es müs­se ein Gleich­ge­wicht zwi­schen dem per­sön­li­chen Recht auf Gewis­sens­ent­schei­dun­gen und dem Recht der Pati­en­ten auf die gesetz­lich zuläs­si­ge Ver­sor­gung in ange­mes­se­ner Frist geben. Der Straß­bur­ger Ent­schlie­ßungs­ent­wurf nennt Schwan­ger­schafts­ab­bruch und Ster­be­hil­fe als Kon­flikt­fel­der zwi­schen Ärz­ten und Pati­en­ten. In öffent­li­chen und staat­li­chen Ein­rich­tun­gen wie etwa Kli­ni­ken soll­te der Arzt des­halb sei­ne Gewis­sens­pro­ble­me in die­sen Fra­gen hint­an­stel­len, for­dert der Text.

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Die­se Debat­te wur­de bereits im Früh­jahr 2009 in den USA los­ge­tre­ten. Kri­ti­ker spre­chen von einer dro­hen­den Form von Des­po­tis­mus, wenn im Gesund­heits­we­sen Beschäf­tig­te gezwun­gen wären, sich gegen ihr Gewis­sen an einer Abtrei­bung oder an Eutha­na­sie betei­li­gen müs­sen. Da es sich hier­bei um kei­ne Heil­be­hand­lun­gen han­delt, fal­len sie außer­dem gar nicht in den Bereich der ärzt­li­chen Pflicht zur Hil­fe­lei­stung. Nicht das Heil, son­dern der Wil­le des Pati­en­ten ste­he über allem, der Arzt habe sich ihm zu beu­gen. Die­se Argu­men­ta­ti­on wer­de von Abtrei­bungs- und Eutha­na­sie­lob­by­isten als Instru­ment ver­folgt, ihre Inter­es­sen durch­zu­set­zen. Sie stel­le aller­dings ein gro­bes Unrecht gegen das Men­schen­recht auf Gewis­sens­frei­heit dar, unter­strich der Bio­ethi­ker José Lopéz Guz­mán von der Uni­ver­si­tät Navar­ra in einem Arti­kel im Fach­jour­nal Ima­go Homi­nis (Gewis­sens­vor­be­halt im Gesund­heits­we­sen und die euro­päi­schen Gesetz­ge­bun­gen, 2008; 15: 101–119).

Wenn man eine Fach­kraft zur Mit­ar­beit an einer von ihr als Gewis­sens­be­la­stung emp­fun­de­nen Hand­lung zwingt, so stellt das für sie eine Instru­men­ta­li­sie­rung sei­tens eines Sek­tors der Gesell­schaft dar, das heißt, daß die Gemein­schaft von der Per­son zu ihrem Nut­zen Besitz ergreift. Die Gewis­sens­frei­heit einer Per­son zu miß­ach­ten sei ein Angriff auf ihre Wür­de, stell­te Lopéz Guz­mán klar. Der im Gesund­heits­aus­schuß der Par­la­men­ta­ri­schen Ver­samm­lung ver­ab­schie­de­te Ent­wurf soll im Herbst im Ple­num der Euro­pa­rats-Par­la­men­ta­ri­er bera­ten werden.

(IMABE)

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