(Washington) Am ordenseigenen Studienhaus der amerikanischen Provinz des Dominikanerordens wird künftig auch der alte Ritus des Dominikanerordens unterrichtet. Konkret wird die Priesterausbildung des Ordens birituell erfolgen und die Kandidaten werden auch auf die Zelebration der Heiligen Messe im alten dominikanischen Ritus vorbereitet.
Die Entscheidung erfolgt parallel zum Eintritt von 21 Kandidaten in das Noviziat des Dominikanerordens, der größten Zahl seit 40 Jahren.
Auf der Internetseite der Ordensprovinz wurde ein Video veröffentlicht, das zur Ausbildung der Priesteramtsanwärter dient und von einer anderen Ordensprovinz zusammengestellt wurde.
Der Dominikanerorden gehört zu den wenigen Ordensgemeinschaften der katholischen Kirche, in denen sich ein eigenständiger Ordensritus erhalten hat, der wie alle Diözesan- und Ordensriten zur römischen Ritusgemeinschaft gehört. Ordensriten unterscheiden sich in der Regel lediglich durch wenige Eigenheiten vom römischen Ritus, sind jedoch Zeugen der zweitausendjährigen Ritusgeschichte.
Der dominikanische Ordensritus entwickelte sich als Variante des römischen Ritus, wie er zur Zeit der Ordensgründung im 13. Jahrhundert in Gebrauch war. Im Jahr 1256, zur Zeit des seligen Humbert von Romans, des fünften Ordensmeisters, wurde er in 14 liturgischen Büchern (darunter Missale, Graduale, Antiphonar, Brevier) festgeschrieben.
Es handelt sich um den Ritus, den die Heiligen Vinzenz Ferrer, Albertus Magnus und Thomas von Aquin täglich zelebrierten. Bis zum Jahr 1965 blieb er faktisch unverändert.
In der Konstitution Sacrosanctum Concilium des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Heilige Liturgie heißt es, daß das „heilige Konzil“ in Treue zur Tradition, alle „rechtmäßig anerkannten“ Riten gleich an Würde und Recht anerkennt. Das Konzil forderte dazu auf, diese Sonderriten zu bewahren und in jeder Hinsicht zu fördern.
Stattdessen verschwand der auf den Ursprung des Ordens zurückgehende Ordensritus nach dem Konzil völlig und wurde durch den Novus Ordo ersetzt. Dies geschah im Namen eines fiktiven Konzils aber im offenen Widerspruch zum offensichtlich längst vergessenen Konzil.
Die Dominikaner ersuchten bereits 1969, ihren Ordensritus aufgeben und den neuen römischen Ritus feiern zu dürfen. Bis dahin zelebrierten Dominikaner ausschließlich ihren ordenseigenen Ritus. Jene Ordensmitglieder, die weiterhin im alten Ritus zelebrieren wollten, bedurften einer ausdrücklichen Erlaubnis durch den Ordensmeister oder zumindest eines von ihm delegierten Provinzoberen.
Nun kehrt der alte Ordensritus zurück. Neben liturgisch monolithisch erscheinenden Orden, die den alten Ritus ablehnen, wie der Jesuitenorden, gibt es offenere Orden, in denen verschiedene liturgische Strömungen bestehen. Dazu zählt auch der Dominikanerorden, in dem das Spektrum von der holländischen Provinz (die sogar die Laienmesse propagiert) über die italienische (wo der Provinzobere Pater Barile sich gegen das Motu proprio Summorum Pontificum von Papst Benedikt XVI. stemmte) bis zur englischen und nun auch amerikanischen Ordensprovinz, die sich gegenüber der liturgischen Tradition öffnen. Eine beachtliche Entwicklung seit dem Jahr 2001, als Timothy Radcliffe als Ordensmeister abtrat, der das Ende des Zölibats und die Zulassung von Homosexuellen zum Priestertum propagierte.
(Summorum Pontificum Observatus/GN, Bild: op-stjoseph)
Zuschriften
Ihr Artikel enthält eine Reihe grundlegender Fehler!
Eigene Ordensriten hat es nie gegeben, also auch keinen der Dominikaner. Unter Ritus verstehen wir die Gesamtheit von Kult, Tradition und Theologie! Damit entfällt auch Ihr Hinweis auf die Konzilsaussage von der Gleichwertigkeit der Riten in diesem Zusammenhang.
Die Dominikaner und andere Orden hatten lediglich eigenständige Liturgien, die, wie Sie richtig bemerken, geringfügig von der römischen Liturgie abweichen. Die eigenständige Liturgie der Dominikaner ähnelt weitgehend der portugiesischen Liturgie von Braga, dem Sitz des Primas von Portugal. Hier sprechen wir allerdings von einem ursprünglich eigenständigen Ritus, von dem nur die Eigenständigkeit der Liturgie übrig geblieben ist, wie bei den anderen abendländischen Riten auch, wie in Mailand (ambrosianischer Ritus) und Toledo (mozarabischer Ritus). Der gallikanische Ritus (Lyon/Lugdunum), Sitz des Primas von Gallien, ist weitestgehend verschwunden und wird z. Zt. von einer orthodoxen Gruppe wieder belebt, die allerdings nur die hl. Messe so feiert, das Stundengebet entspricht dem römischen Vorkonziliaren.
Jörg Guttenberger, Köln