Thomas von Aquin und die tiefere Intepretation in der Glaube und Vernunft ineinandergehen


Lie­be Brü­der und Schwestern!

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Nach eini­gen Kate­che­sen über das Prie­ster­tum keh­ren wir heu­te wie­der zu dem gro­ßen The­ma der letz­ten Jah­re zurück: christ­li­che Den­ker aus Alter­tum und Mit­tel­al­ter. Wir waren im hohen Mit­tel­al­ter bei Bona­ven­tura und Alber­tus Magnus ange­kom­men. Heu­te möch­te ich über den größ­ten mit­tel­al­ter­li­chen Den­ker spre­chen, den hei­li­gen Tho­mas von Aquin, und zwar zunächst über sein Leben. Sei­ne Leh­re wer­den wir in den näch­sten Kate­che­sen beden­ken. Tho­mas stamm­te aus Mit­tel­ita­li­en, er wur­de 1224 oder 1225 in Roc­casec­ca, unweit der berühm­ten Abtei Mon­te­cas­si­no, gebo­ren. Ver­schie­de­ne Völ­ker, so die Lan­go­bar­den und die Nor­man­nen, wie zuvor schon die Grie­chen und die Römer, haben in die­sem Land­strich im Lau­fe der Jahr­hun­der­te Spu­ren ihrer Kul­tur hin­ter­las­sen. Zur Zeit des hei­li­gen Tho­mas stand das Land unter der Herr­schaft der Stau­fer, einem schwä­bi­schen Adels­ge­schlecht. Die Klö­ster und Orden waren, wie wir heu­te sagen wür­den, mul­ti­kul­tu­rell und ver­mit­tel­ten eine gro­ße Uni­ver­sa­li­tät des Wis­sens. Dort ist Tho­mas mit den Kir­chen­vä­tern bekannt gewor­den. Er ging dann an die neu­ge­grün­de­te Uni­ver­si­tät Nea­pel, die Kai­ser Fried­rich II. von Schwa­ben gegrün­det hat­te, und lern­te dort den bis­her fast unbe­kann­ten gro­ßen grie­chi­schen Phi­lo­so­phen Ari­sto­te­les ken­nen, des­sen neu ent­deck­tes Werk eine Fas­zi­na­ti­on außer­ge­wöhn­li­cher Art aus­üb­te. Er hat aber noch ein ande­res Fas­zi­no­sum gefun­den, näm­lich neben der gro­ßen Phi­lo­so­phie des Ari­sto­te­les die neue geist­li­che Bewe­gung der Pre­di­ger­brü­der, der Domi­ni­ka­ner. In die­sen Orden ist er ein­ge­tre­ten. Das galt als eher pro­le­ta­risch und wur­de von sei­nen Eltern zunächst nicht gedul­det. Er muß­te nach Hau­se zurück­keh­ren. Erst als er voll­jäh­rig gewor­den war, konn­te er sei­nen Plan ver­wirk­li­chen und sich defi­ni­tiv dem Pre­di­ger­or­den anschlie­ßen. Der Orden schick­te ihn dann nach Paris an die damals bedeu­tend­ste Uni­ver­si­tät. Dort traf er Alber­tus Magnus, den gro­ßen Theo­lo­gen, der sein Leh­rer und Freund wur­de. Die­ser war zugleich ein gro­ßer Aus­le­ger des Ari­sto­te­les, so daß sie sich in die­sem Inter­es­se getrof­fen haben. Damals kam eine unge­heu­re gei­sti­ge Aus­ein­an­der­set­zung in Gang, vie­le inter­pre­tier­ten Ari­sto­te­les gegen das Chri­sten­tum. Mit die­ser neu­en Ratio­na­li­tät schien das Chri­sten­tum über­holt zu sein. Tho­mas, zusam­men mit Alber­tus Magnus, hat eine tie­fe­re Inter­pre­ta­ti­on gefun­den, in der Glau­be und Ver­nunft inein­an­der­gin­gen, Ari­sto­te­les und das Chri­sten­tum mit­ein­an­der in Ein­klang stan­den und so eine neue Peri­ode christ­li­cher Kul­tur sich eröff­ne­te. Tho­mas von Aquin hat am Ende sei­nes Lebens, etwa ein hal­bes Jahr vor sei­nem Tod, auf­ge­hört zu schrei­ben. Er hat eine Art Visi­on gehabt, in der er sag­te, plötz­lich begrif­fen zu haben: Alles was er geschrie­ben habe, kom­me ihm nur wie Spreu vor ange­sichts der Grö­ße des­sen, was er schau­en konn­te. So woll­te er nicht mehr schrei­ben. Aber es ist uns auch ein Dia­log des hei­li­gen Tho­mas bekannt, eine zwei­te Visi­on, die gleich­sam die erste ergänzt und aus­gleicht. Er bete­te in Nea­pel in einer Kir­che vor dem Gekreu­zig­ten und hör­te den Gekreu­zig­ten sagen: »Tho­mas, du hast gut geschrie­ben über mich. Was willst du dafür?« Und er ant­wor­te­te: »Nur dich allein.« Das soll auch unse­re Ant­wort sein. Wir möch­ten nicht irgend etwas, wir wol­len Chri­stus ken­nen­ler­nen und sei­ne Lie­be. Tho­mas ist dann auf dem Weg zum Kon­zil von Lyon in Foss­a­no­va, hier in Lati­um, 1274 gestorben.

Von Her­zen hei­ße ich alle deutsch­spra­chi­gen Pil­ger und Besu­cher will­kom­men. Vom hei­li­gen Tho­mas von Aquin ler­nen wir, was an Chri­stus glau­ben heißt. Glau­ben bedeu­tet, sich vom Licht der Wahr­heit Got­tes umfan­gen zu las­sen, die unse­rem Leben die vol­le Bedeu­tung, den Wert und den Sinn ver­leiht. Ver­su­chen auch wir unse­ren Mit­men­schen das Licht des Glau­bens zu brin­gen. Der Geist Got­tes gelei­te euch auf allen euren Wegen!

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