Großbritannien: Euthanasie soll Organspende-Problem lösen – Bioethiker plädiert für Tod von Wachkoma-Patienten zwecks Organentnahme


(Lon­don) Die Trans­plan­ta­ti­on des Organs eines Ver­stor­be­nen ist für vie­le Men­schen die letz­te Hoff­nung aufs Über­le­ben. Welt­weit herrscht jedoch ein Man­gel an Spen­der­or­ga­nen, auch in Groß­bri­tan­ni­en. Nach einem ethisch gut begrün­de­ten inter­na­tio­na­len Kon­sens gel­ten Men­schen dann als tot, wenn das gesam­te Gehirn voll­stän­dig und irrever­si­bel erlo­schen ist („Hirn­tod“).

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Einem poten­zi­el­len Organ­spen­der dür­fen erst dann Orga­ne ent­nom­men wer­den, wenn der Hirn­tod end­gül­tig fest­ge­stellt wur­de. Wach­ko­ma­pa­ti­en­ten fal­len nicht dar­un­ter. Doch nun plä­die­ren der bri­ti­sche Bio­ethi­ker Juli­an Savu­les­cu, Ethik­pro­fes­sor an der Oxford Uni­ver­si­ty, und sein Mit­ar­bei­ter Domi­nic Wil­kin­son für einen radi­kal uti­li­ta­ri­sti­schen Ansatz: Um die Zahl und Qua­li­tät der Orga­ne für Trans­plan­ta­tio­nen zu maxi­mie­ren, soll­te in Zukunft Eutha­na­sie an Wach­ko­ma-Pati­en­ten, irrever­si­bel Bewußt­lo­sen und Ter­mi­nal­pa­ti­en­ten auf Inten­siv­sta­tio­nen mög­lich sein.

So könn­te man in Groß­bri­tan­ni­en jähr­lich an ca. 2.200 wei­te­re, drin­gend benö­tig­te Spen­der­or­ga­ne gelan­gen, schrei­ben sie in Bio­e­thics. Ihr Argu­ment: Inten­siv­me­di­zin ist teu­er, mit dem recht­zei­ti­gen Abbruch von lebens­er­hal­ten­den Maß­nah­men bei Ter­mi­nal- oder Wach­ko­ma­pa­ti­en­ten könn­ten Orga­ne für ande­re Pati­en­ten geret­tet wer­den, die sonst „ver­geu­det“ wür­den. Ter­mi­nal­pa­ti­en­ten soll­ten der akti­ven Ster­be­hil­fe für Organ­spen­den („Organ Dona­ti­on Eutha­na­sia“) noch bei Bewußt­sein zuge­stimmt haben. Wach­ko­ma-Pati­en­ten wären auch eine beach­tens­wer­te Organ­quel­le, ihren Zustand defi­nie­ren die Autoren als rein vege­ta­tiv und irreversibel.

Sie geben zu, daß die Umset­zung die­ses Vor­schlags eine Revo­lu­ti­on des medi­zi­ni­schen Ethos bedeu­ten wür­de, wonach es Ärz­ten immer ver­bo­ten war, Men­schen zu töten. Doch wenn dadurch „auch nur ein ein­zi­ges Leben geret­tet wer­den könn­te“, wäre die­se Vor­gangs­wei­se gerecht­fer­tigt. Töten, um Leben zu retten?

Es sei erschreckend, daß die­se radi­kal uti­li­ta­ri­sti­sche Logik immer salon­fä­hi­ger wer­de, sagt Susan­ne Kum­mer, stell­ver­tre­ten­te IMA­BE-Geschäfts­füh­re­rin. Die Nut­zung des Men­schen, der im Sta­di­um des Embry­os für For­schungs­zwecke zer­stört wer­den darf, soll nun offen­bar kon­se­quent auch am Lebens­en­de durch­ge­setzt wer­den: „Der über­zäh­lig pro­du­zier­te Embryo, den nie­mand mehr will, der Ster­ben­de, den nie­mand mehr braucht: Bei­de sol­len noch ‚für irgend­et­was gut sein’ und Teil einer Heils­in­du­strie wer­den“, kri­ti­siert Kum­mer und betont: „Kei­ne noch so gut gemein­te Inten­ti­on, kein noch so erha­be­ner Zweck kann jemals das Mit­tel der Tötung heiligen.“

(IMABE)

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