Iran: Lage der Christen im Iran spitzt sich zu


(Isfahan/​ Frank­furt) Pastor Hamid Shafiee und sei­ne Frau Reyha­neh Agha­ja­ri sind am 28. Febru­ar in Isfa­han von Geheim­dienst­mit­ar­bei­tern fest­ge­nom­men wor­den. Die Inter­na­tio­na­le Gesell­schaft für Men­schen­rech­te (IGFM) berich­tet wei­ter, daß die Behör­den Infor­ma­tio­nen dar­über, war­um und wo das Ehe­paar gefan­gen gehal­ten wird, verweigern.

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Pastor Shafiee und sei­ne Frau sind vor etwa 15 Jah­ren vom Islam zum Chri­sten­tum über­ge­tre­ten und bereits mehr­fach von den Behör­den schi­ka­niert wor­den. Nach Anga­ben der IGFM kön­nen nach dem in der Isla­mi­schen Repu­blik Iran gel­ten­den Recht Män­ner, die vom Islam abfal­len, hin­ge­rich­tet wer­den. Frau­en droht zwar im Iran dafür nicht die Todes­stra­fe, sie kön­nen aber zu lebens­lan­ger Haft ver­ur­teilt und täg­lich zu den fünf isla­mi­schen Gebets­zei­ten aus­ge­peitscht wer­den. Pastor Shafiee lei­te­te eine ört­li­che Haus­ge­mein­de ehe­ma­li­ger Mus­li­me. Bei der Durch­su­chung sei­nes Hau­ses beschlag­nahm­ten die Geheim­dienst­be­am­ten Bücher, Mobil­te­le­fo­ne, CDs, meh­re­re Bibeln in Far­si aber auch ande­res per­sön­li­ches Eigen­tum des Ehe­paa­res, wie gerahm­te Wand­bil­der. Die Ehe­frau des Pastors wur­de bei der Ver­haf­tung von den Beam­ten miß­han­delt und verprügelt.

Bereits am 2. Febru­ar war in Isfa­han der Pastor der Assy­risch-Evan­ge­li­schen Gemein­de Ker­mans­hah, Wil­son Issa­vi, ver­haf­tet wor­den und galt danach tage­lang als „ver­schwun­den“. Die Ehe­frau Issa­vis, Made­lei­ne Naza­nin, berich­te­te jetzt, daß ihr Mann in der Haft gefol­tert wur­de und sich in einem bekla­gens­wer­ten Zustand befän­de. Nach Anga­ben eines Beam­ten wird Pastor Issa­vi in Isfa­han gefan­gen gehal­ten. Ihm wird vor­ge­wor­fen, Mus­li­me bekehrt und getauft zu haben. Ihn erwar­ten „Pro­zeß und Hinrichtung“.

Von den rund 70 Mil­lio­nen Ein­woh­nern des Iran gehö­ren heu­te noch ca. 100–250.000 den tra­di­tio­nel­len christ­li­chen Min­der­hei­ten an. Nach Anga­ben der IGFM ist die Zahl ehe­ma­li­ger Mus­li­me, die vom Islam zu Chri­sten­tum über­ge­tre­ten sind und ein­zeln oder in Unter­grund­ge­mein­den im Iran leben, unbe­kannt. Sie wird aber eben­falls auf meh­re­re Tau­send geschätzt.

Seit der isla­mi­schen Revo­lu­ti­on im Jahr 1979 bis heu­te wur­den und wer­den zum Chri­sten­tum über­ge­tre­te­ne ehe­ma­li­ge Mus­li­me ohne Anga­be von Grün­den ver­haf­tet, ohne Kon­takt zur Außen­welt in Haft gehal­ten, miß­han­delt und gefol­tert. Vie­le Apo­sta­ten wur­den und wer­den von Ange­hö­ri­gen staat­li­cher Orga­ni­sa­tio­nen, wie den Basij und den „Wäch­tern der Isla­mi­schen Revo­lu­ti­on“ (Pas­dar­an) ein­ge­schüch­tert, ange­grif­fen und miß­han­delt, meh­re­re gel­ten nach Ver­haf­tung als „ver­schwun­den“, so die IGFM.

In der Isla­mi­schen Repu­blik Iran wer­den neben dem Islam nur Chri­sten, Juden und Zoro­a­strier als Reli­gi­ons­ge­mein­schaf­ten offi­zi­ell aner­kannt, wenn auch mit stark ein­ge­schränk­ten Rech­ten in ver­schie­de­nen Rechts­be­rei­chen. Dazu gehört eine Rei­he von Ein­schrän­kun­gen bei der Reli­gi­ons­aus­übung. Auch wur­den in den ver­gan­ge­nen Jah­ren meh­re­re Kir­chen geschlos­sen oder in der Aus­übung der Got­tes­dien­ste stark eingeschränkt.

Alle ande­ren Reli­gio­nen sowie Reli­gi­ons­lo­sig­keit sind de fac­to ver­bo­ten. Beson­ders stark ver­folgt wird die rund 150–300.000 Mit­glie­der zäh­len­de größ­te nicht­mus­li­mi­sche Min­der­heit des Iran, die Baha’i, die prak­tisch recht­los sind. Selbst die isla­mi­sche Min­der­heit der Sun­ni­ten darf in Tehe­ran kei­ne Moschee eröffnen.

(PM/​ JF)

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