Ägypten: Christenmörder freigesprochen


(Assiut/​ Frank­furt) Ein Gericht in der ägyp­ti­schen Stadt Assi­ut sprach ver­gan­ge­ne Woche vier Mus­li­me frei, die wegen des Mor­des am 19. Okto­ber 2009 an dem 61 Jah­re alten Chri­sten Farouk Attal­lah ange­klagt waren. Nach Anga­ben der Inter­na­tio­na­len Gesell­schaft für Men­schen­rech­te (IGFM) wei­ger­te sich der Rich­ter, die Aus­sa­gen von Bela­stungs­zeu­gen zu berücksichtigen.

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Tat­mo­tiv für den Mord an Farouk Attal­lah war eine sexu­el­le Bezie­hung zwi­schen sei­nem Sohn Roma­ny und einem mus­li­mi­schen Mäd­chen, Hag­ger Has­souna. Nach­dem es vier Mit­glie­dern der Fami­lie des Mäd­chens nicht gelang, den geflo­he­nen Sohn Roma­nys aus­fin­dig zu machen, sol­len sie statt sei­ner den Vater ermor­det haben. Die Mör­der feu­er­ten 31 Kugeln auf den Kopf des Opfers ab, bevor sie ihn auf dem beleb­ten Dorf­markt­platz in Attaleen nahe Dai­ro­ut, 13 Kilo­me­ter süd­lich von Kai­ro, ent­haup­te­ten. Der tote Kör­per wur­de dann, beglei­tet von Sie­ges­ru­fen, durch die Stra­ße gezo­gen. Die Ver­haf­tung der Täter am 24. Okto­ber 2009 ent­fach­te gewalt­tä­ti­ge Aus­schrei­tun­gen mus­li­mi­scher Ägyp­ter gegen die Kop­ten in Dai­ro­ut. Läden, Apo­the­ken und Häu­ser in christ­li­chem Besitz wur­den geplün­dert und ange­zün­det, berich­tet die IGFM.

Nach Anga­ben der IGFM wag­te eine Rei­he von Augen­zeu­gen nicht, in dem Mord­fall aus­zu­sa­gen – aus Angst vor Rache der Fami­lie der Täter. Das Gericht berück­sich­tig­te aber auch die Aus­sa­gen der vor­han­de­nen Bela­stungs­zeu­gen nicht. Dazu gehör­te auch ein mus­li­mi­scher Ägyp­ter, der durch die Schüs­se ver­letzt wurde.

In Ägyp­ten sind ca. 10 Pro­zent der über 70 Mil­lio­nen Ein­woh­ner Kop­ten. Sie wer­den von der mus­li­mi­schen Mehr­heit in Gesell­schaft, Beruf und kul­tu­rel­lem Leben syste­ma­tisch dis­kri­mi­niert. Immer wie­der kommt es auch zu gewalt­sa­men Über­grif­fen, ver­ein­zelt auch zu Pogromen.

(PM/​ JF)

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