(London) Die englische Königin Elisabeth II. zeigt sich besorgt über die päpstliche Konstitution Anglicanorum Coetibus, mit der Papst Benedikt XVI. den traditionsverbundenen Anglikanern den Weg für die Rückkehr in die katholische Kirche ebnet. Jenen Gruppen, die zeitgeistige Entscheidungen der anglikanischen Weltgemeinschaft nicht mittragen wollen. Die Königin ist auch Oberhaupt der Kirche von England wie ihre Vorgänger, seit König Heinrich VIII. im 16. Jahrhundert die Einheit mit Rom zerbrach. Die Königin legte bei ihrer Krönung das feierliche Gelöbnis ab, den reformierten Glauben sowie die Rechte und Privilegien des anglikanischen Klerus zu bewahren. Die päpstliche Entscheidung betrifft sie daher unmittelbar.
Damian Thompson vom The Daily Telegraph weiß zu berichten, daß die Queen „unglücklich“ über den römischen Schritt sei, der einen Aderlaß an Klerus und Gläubigen, der ohnehin blutarmen anglikanischen Gemeinschaft bedeuten könnte. Die Königin sei zwar keineswegs zufrieden, mit der anglikanischen Öffnung für praktizierende Homosexuelle zu Priestern zu weihen, die unweigerlich auch die Öffnung für die gleichgeschlechtliche „Ehe“ derselben bis hin zu solchen Bischöfen nach sich ziehen werde. In der anglikanischen Welt dürfte die Königin des Inselreiches jedoch der Low Church am nächsten stehen.
So schickte Elisabeth II. den Lord Chamberlain, den höchsten Beamten des königlichen Hofes zum katholischen Erzbischof von Westminister, Vincent Nichols, um Informationen über die päpstliche Konstitution einzuholen. Msgr. Nichols wurde von Papst Benedikt XVI. vor zehn Monaten als Nachfolger von Kardinal Cormac Murphy‑O’Connor zum Primas von England berufen. Die Begegnung zwischen dem Lord Chamberlain und dem Erzbischof fand bereits im November des Vorjahres statt, wie der Sprecher des Erzbistums bestätigte. Die Königin, so Thompson, habe diese „klärende“ Initiative direkt und ohne Einbeziehung „ihres“ Primas und Erzbischofs von Canterbury gesetzt.
In diesen Tagen halten sich die katholischen Bischöfe von England und Wales zum Ad limina-Besuch in Rom auf. Am 1. Februar sprach der Papst mit ihnen über die Konstitution. Er forderte sie auf, „bei der Anwendung der Apostolischen Konstitution Anglicanorum Coetibus großzügig zu sein, und jene Gruppen von Anglikanern zu unterstützen, die wünschen, in die volle Gemeinschaft mit der katholischen Kirche einzutreten“. Benedikt XVI. fügte hinzu, er sei „überzeugt, daß diese Gruppen, wenn sie herzlich empfangen und aufgenommen werden, ein Segen für die gesamte Kirche sein werden“.
(Daily Telegraph/GN)