Informationen und Zahlen über die Heilige Inquisition


Das Klischee von der Spanischen und der Römischen Inquisition
Das Klischee von der Spanischen und der Römischen Inquisition

Die Inqui­si­ti­on ins­ge­samt, die Spa­ni­sche Inqui­si­ti­on ganz beson­ders, las­sen noch heu­te erschau­dern. Sie gilt als abschrecken­des Para­de­bei­spiel einer gna­den­lo­sen Ver­fol­gungs­be­hör­de, die Unschul­di­ge hin­rich­ten ließ. Fried­rich Schil­ler im Don Car­los, Fjo­dor Dosto­jew­ski in Die Brü­der Kara­ma­sow, Bert Brecht in sei­nem Leben des Gali­lei schu­fen in ihren lite­ra­ri­schen Wer­ken mit schrift­stel­le­ri­scher Frei­heit das, was man heu­te Fake News nen­nen wür­de. Dar­aus ent­stand ein eben­so ver­brei­te­tes wie fal­sches Geschichts­bild. Die Wirk­lich­keit der Inqui­si­ti­on sieht näm­lich deut­lich anders aus.

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Die Spa­ni­sche Inqui­si­ti­on hat in den Jah­ren 1540 bis 1700 ins­ge­samt 44.674 Urtei­le gefällt. Die Akten sind erhal­ten und die Archi­ve unter­sucht wor­den. Es han­delt sich um einen Zeit­raum von immer­hin 160 Jah­ren. Der Amts­be­reich der Spa­ni­schen Inqui­si­ti­on umfaß­te nicht nur Spa­ni­en, son­dern auch die König­rei­che Sar­di­ni­en, Sizi­li­en, Nea­pel sowie die rie­si­gen Vize­kö­nig­rei­che in Ame­ri­ka, die Phil­ip­pi­nen und wei­te­re Überseegebiete.

Von den Ver­ur­teil­ten wur­den ins­ge­samt 826 Per­so­nen hin­ge­rich­tet. Im Ver­gleich dazu haben die Kom­mu­ni­sten und die mit ihnen in der Volks­front ver­bün­de­ten Anar­chi­sten, Sozia­li­sten und Links­ra­di­ka­len im Spa­ni­schen Bür­ger­krieg in nur sechs Jah­ren allein mehr als 7.000 Prie­ster und Ordens­leu­te ermordet.

Die anti­s­pa­ni­sche und anti­ka­tho­li­sche Pro­pa­gan­da Eng­lands und der Nie­der­lan­de in der frü­hen Neu­zeit, die in pro­te­stan­ti­schen Krei­sen ande­rer Län­der und dann vor allem von den Auf­klä­rern über­nom­men und ver­brei­tet wur­de, schuf ein Kli­schee von der Inqui­si­ti­on, die sie sprich­wört­lich mach­te. Im Ver­hält­nis dazu wir­ken die Opfer­zah­len „beschei­den“. Da sie mit dem kol­lek­ti­ven Kli­schee von der „bösen“ Inqui­si­ti­on nicht über­ein­stim­men wol­len, wird ver­sucht, die Haupt­ak­ti­vi­tät der Spa­ni­schen Inqui­si­ti­on auf die Früh­pha­se von 1480 – 1530 zu verlegen.

Rich­tig dar­an ist, daß sich die Inqui­si­ti­on in die­ser Pha­se fast aus­schließ­lich mit Con­versos und Moris­cos befaß­te, also Juden und Mus­li­men, die zum Chri­sten­tum kon­ver­tiert waren. Aller­dings las­sen sich für die­se Pha­se kaum kon­kre­te Bele­ge für Hin­rich­tun­gen fin­den. Das Bild von der blut­rün­sti­gen und will­kür­li­chen Hin­rich­tungs­ma­schi­ne­rie läßt sich auch damit nicht bestä­ti­gen. In der Tat hät­ten sol­che Hin­rich­tun­gen der Poli­tik der zwei Optio­nen wider­spro­chen, die von den spa­ni­schen Kro­nen in die­sem Zeit­raum betrie­ben wur­de: Bekeh­rung oder Aus­wan­de­rung. Der Groß­teil der bei­den Grup­pen hat­te sich für die Aus­wan­de­rung entschieden.

In der Lite­ra­tur wird viel­fach auf ein könig­li­ches Dekret von 1527 ver­wie­sen, laut dem sich „alle Mus­li­me“ des König­rei­ches Ara­gon zum Chri­sten­tum zu bekeh­ren hat­ten. Die Rede ist von „Zwangs­be­keh­run­gen“. In Wirk­lich­keit bezeich­net das Dekret ledig­lich den Anspruch der Glau­bens­ein­heit. Die Recon­qui­sta war im König­reich Ara­gon bereits Anfang des 13. Jahr­hun­derts zu Ende gegan­gen, also 300 Jah­re vor dem Dekret. 1527 gab es im König­reich schon lan­ge kei­ne Mus­li­me mehr gegen die Zwang aus­ge­übt wer­den hät­te können.

Im protestantischen Nürnberg gab es mehr Hinrichtungen als von Spanischer und Römischer Inquisition zusammen

Einem ver­zerr­ten Geschichts­bild ent­spricht auch ein dunk­le Vor­stel­lung von der Römi­schen Inqui­si­ti­on. Auch dazu kon­kre­te Zah­len: Die Römi­sche Inqui­si­ti­on ließ zwi­schen 1542 und 1761 exakt 97 Per­so­nen hin­rich­ten, wobei die mei­sten sich schwe­rer Ver­bre­chen schul­dig gemacht hat­ten, die auch nach heu­ti­gen Straf­ge­setz­bü­chern mit der Höchst­stra­fe geahn­det würden.

Zum bes­se­ren Ver­gleich: In etwa dem­sel­ben Zeit­raum wur­den durch welt­li­che Straf­ge­rich­te allei­ne in der pro­te­stan­ti­schen Stadt Nürn­berg 939 Men­schen hin­ge­rich­tet, mehr als von der Spa­ni­schen und der Römi­schen Inqui­si­ti­on zusammen.

Das Ver­fah­ren der Inqui­si­ti­on war rechts­tech­nisch gese­hen ein sehr gro­ßer Fort­schritt. Zu die­sen Zei­ten han­tier­te man im deut­schen Recht noch mit Got­tes­be­wei­sen. Beim Inqui­si­ti­ons­pro­zeß muß­te dem Ange­klag­ten der Vor­wurf und die Zeu­gen mit­ge­teilt wer­den und er konn­te sich so wirk­sam ver­tei­di­gen. Die mei­sten Urtei­le lau­te­ten auf ein geist­li­ches Buß­werk, wie zum Bei­spiel Durch­füh­rung einer Wall­fahrt oder Tra­gen eines Kreu­zes. In erster Linie war die Inqui­si­ti­on ein pasto­ra­les Anlie­gen. Pro­zes­se wur­den immer mit Pre­dig­ten begon­nen, eine Beich­te führ­te meist zum Frei­spruch. Inhaf­tier­te hat­ten spe­zi­el­le Rech­te einer guten Ver­sor­gung und durf­ten, wenn sie es sich lei­sten konn­ten, sogar ihr Per­so­nal mitnehmen.

Und die Hexen­ver­bren­nun­gen? Die Päp­ste haben dies strikt abge­lehnt, die Inqui­si­ti­on hat prak­tisch kei­ne Hexen­pro­zes­se durch­ge­führt und im 17. Jahr­hun­dert, wo beson­ders in den pro­te­stan­ti­schen Gebie­ten nörd­lich der Alpen eif­rig die Feu­er brann­ten, über­haupt kei­nen Hexen­pro­zeß durch­ge­führt. Die Schät­zung der Opfer beläuft sich für Deutsch­land auf etwa 25.000 Frau­en. Im Ver­gleich dazu wird die Zahl der Hexen­ver­bren­nun­gen in Spa­ni­en auf ins­ge­samt 300 und bei­spiels­wei­se im katho­li­schen Irland auf zwei geschätzt.

Die oft kol­por­tier­te Zahl von 9 Mil­lio­nen Opfern stammt übri­gens von SS-Chef Himm­ler, der damit die anti­ka­tho­li­schen Refle­xe för­dern woll­te. Tat­säch­lich hat sei­ne Recher­che-Grup­pe nicht mehr als 30.000 Opfer auf­fin­den können.

Anläß­lich der Cal­vin-Hul­di­gun­gen in der Pres­se darf dar­an erin­nert wer­den, daß sich Genf beson­ders her­vor­tat, wo die Hexen als Pest­ver­brei­ter gal­ten. Auch Mar­tin Luther war ein Befür­wor­ter der Hexen­pro­zes­se. Hier ein Aus­zug aus sei­ner Pre­digt vom 6. Mai 1526:

„Es ist ein über­aus gerech­tes Gesetz, daß die Zau­be­rin­nen getö­tet wer­den, denn sie rich­ten viel Scha­den an, was bis­wei­len igno­riert wird, sie kön­nen näm­lich Milch, But­ter und alles aus einem Haus steh­len… Sie kön­nen ein Kind ver­zau­bern… Auch kön­nen sie geheim­nis­vol­le Krank­hei­ten im mensch­li­chen Knie erzeu­gen, daß der Kör­per ver­zehrt wird… Scha­den fügen sie näm­lich an Kör­pern und See­len zu, sie ver­ab­rei­chen Trän­ke und Beschwö­run­gen, um Haß her­vor­zu­ru­fen, Lie­be, Unwet­ter, alle Ver­wü­stun­gen im Haus, auf dem Acker, über eine Ent­fer­nung von einer Mei­le und mehr machen sie mit ihren Zau­ber­pfei­len Hin­ken­de, daß nie­mand hei­len kann … Die Zau­be­rin­nen sol­len getö­tet wer­den, weil sie Die­be sind, Ehe­bre­cher, Räu­ber, Mör­der … Sie scha­den man­nig­fal­tig. Also sol­len sie getö­tet wer­den, nicht allein weil sie scha­den, son­dern auch, weil sie Umgang mit dem Satan haben.“

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